Hilfe für Hotzenplotz

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
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Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Freunde,
ich habe einen Schleifstein geschenkt bekommen:


Er führte ein einsames Dasein hinter einer Scheune. Wenn jetzt der Hotzenplotz in meinen Garten käme, könnte er gleich seine sieben Messer schärfen. Meinen Jungs wird der Stein deshalb gefallen.

Allerdings ist er in einem ziemlich rostigen Zustand. Hier die Kurbel:


Und die Kegelräder:


Erstaunlicherweise sind die Kurbel und der Stein noch gut beweglich. Aber alle Metallteile sind furchtbar rostig. Das Becken hat ein Loch, daß sicher mal mit einem Stopfen verschlossen war. Der Stein selber läuft unrund. Es graut mir davor alles auseinandernehmen zu wollen und dabei möglicherweise mehr zu beschädigen als gut zu machen. Es würde mir ja genügen den Rost zu stoppen und alles abzuschmieren. Kann mir jemand eine gute Vorgehensweise verraten?

Viele Grüße, Christof.


Thomas Jacobi
Beiträge: 327
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Thomas Jacobi »


Hallo Christoph

Du bist mir einen Schritt voraus. Ich habe mir einen Stein besorgt wie den Deinen und muss mir nun das Drumrum konstruieren. Ich wuerde mal ganz banausenhaft alles Metallene mit Entrosterspray ueberall vollspruehen und dann aehnlich wie die Disstonsverjuengungskur fortfahren (mit etwas weniger Perfektionismusanspruch):
Rasierklingenschaber, evtl Drahtbuerste, Stahlwolle. Schliesslich wenn Dein Qualitaetsanspruch Frieden mit den ermuedeten Bizepsen geschlossen hat auf das trockene Gestell mit feinem Oelspray drueber und Lager und Uebersetzungen satt mit Maschinenfett voll.
Dann wuerde ich noch auf dem Schrott ein wenig Material auflesen und ein zweites Becken drueber montieren aus dem ein Schlauch mit Hahn direkt einen Strahl Wasser auf den Stein rieselt. Ein Schwaemmchen das oben auf dem Stein streift und durch das das Wasser laeuft garantiert dass die gesamte Breite des Steines immer feucht ist. Sobald Dein Stein gut vollgesogen ist kannst Du ihm mit einem harten Stahl, Keramik oder was Dir sinnvoll erscheint langsam die Unwucht austreiben. Hierfuer solltest Du Dir ebenfalls eine stabile Auflage (plus Zusatzhalterungen) konstruiert haben die Du ohnehin fuer verschiedene Schleifzwecke als sinnvoll erachten wirst (Stechbeitel, Hobelmesser, Messer, Aexte, etc). Berichte ueber das Endergebnis, vielleicht kann ich mir von Dir gute Verbeserungstipps holen.
herzlichst,
Thomas Jacobi

Carsten Rödiger
Beiträge: 139
Registriert: Fr 26. Okt 2018, 16:39

Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Carsten Rödiger »


Wow,

um ein bißchen Auseinandernehmen wirst Du nicht drumrumkommen, denn um die Innenseite der Wanne zu reinigen/konservieren, mußt Du den Stein mit Lagern abschrauben. Wahrscheinlich sind die Schrauben festgerostet, nur mit WD40 wirst Du das nicht loskriegen; mach die schrauben richtig warm, so kurz unter Rotglut und lass sie wieder abkühlen.
VORSICHT: alles was nicht Blech, Schraube oder Rundmaterial ist, ist Gußeisen und das ist gegenüber raschen Temperaturschwankungen sehr empfindlich.
Du hast 6-kant-Muttern, aber 4-kant-Schrauben, wahrscheinlich Zoll-Gewinde.
Es gibt eine neue Rostgrundierung auf Isocyanacrylat-Basis (ja ich weiß das ist giftig, aber wenigstens nur bei der Verarbeitung, danach nicht mehr so), der ist ganz gut, mit dem habe ich auch meinen Hobel und die Bandsäge behandelt.
Wenn aller Rost fettfrei ist und kein loser anhaftender Rost da ist, und Du den Stein gut in Plastikfolie eingepackt bekommst (das der nix abkriegt)und sich Stein und Kurbel wirklich noch gut drehen, dann würde ich den Rost mit diesem Rostgrund behandeln (der trocknet in etwa 1 Stunde und braucht dazu Luftfeuchtigkeit), dann normal grundieren und 1x Decklack. Dazu brauchst Du den Schleifstein nicht auseinanderbauen.
In der Wanne solltest Du nicht ständig Wasser stehen haben; das gammelt, weicht den Stein auf und Du müßtest für diesen Bereich Unterwasserfarbe nehmen.
NACH den Malen alle Lager und alle Teile, die keine Farbe abbekommen haben abschmieren (Kettenfett ist ganz gut dafür)
2 Problemstellen sehe ich:
Die Stellen zwischen Holzbeinen und Eisenwanne, hier würde ich mit dem Rostgrund sehr großzügig sein, auch mit der Grundierung. Willst Du die Beine malen oder ölen ? ich würde ölen, auch hier an der Stelle sehr großzügig.

Du brauchst eine neue Schleifauflage.

Irgendwann war hier im Forum mal die Sprache von einem Naturschlefscheibensteinbruch, vielleicht brauchst Du ja mal eine Neue...

Cheerio,
Carsten

Jürgen z.H.

Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Jürgen z.H. »


Ein klasse Ding. Ich habe nur einen alten Schleifstein ohne den Antrieb. Dafür einen Handantrieb in diese Art zu bauen erschien mir allerdings zu aufwendig.

Ich würde die Maschine zerlegen. Dann alle Lagerstellen verschließen und die Sachen zu einem Sandstrahler bringen, der sich mit Restaurierungen auskennt. Gerade das Blech verlangt Vorsicht, man kann durch die Wahl des falschen Granulats regelrecht Löcher ins Blech schießen. Die Kegelräder würe ich mit einer Messingbürste entrosten und eventuell mit feiner Stahlwolle glätten. Bei der geringen Drehzahl sollte es nicht auf den letzten Rostpickel ankommen. Vielleicht solltest Du über eine Kapslung der Kegelräder nachdenken. Das Wasser des Schleifsteins hat nichts in der Verzahnung zu suchen. Umgekehrt kann das Fett, dass in die Verzahnung gehört, ins Schleifwasser gelangen. Beides ungewünscht.

Die Lagerböcke enthalten vermutlich Gleitlager. Meistens sind da Bronzehülsen eingepresst. Wenn da Rost drin ist und die Wellen angegriffen sind, müssen die Wellen nachgedreht und die Lagerflächen poliert werden. Anschließend dreht man eine neue Bronzebuchse und reibt die auf den gewünschten Innendurchmesser auf. Nur bei leichter und spielfreier Lagerung wirst Du einen einwandfreien Rundlauf erreichen und das Abdrehen des Steins gelingen. Nur dann rumpelt der Stein nicht beim Schleifen. Sowohl Dein Kraftaufwand als auch das Schleifergebnis hängen von der Lagerung ab.

Ob der Aufwand gerechtfertigt, ist hängt von der geplanten Verwendung ab. Mich wundert, dass da nicht schon längst Geranien drin wachsen. Die meisten Schleifsteine hat dieses Schicksal ereilt.

Jürgen

Stefan Wagner
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Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Stefan Wagner »

[In Antwort auf #102018]
Erst einmal meinen Glückwunsch zu dem Fund.

Unter Umständen ist das elektrolytische Entrosten, das auf Wolfgang Jordans Werkzeugseiten beschrieben ist, ein sinnvollerer Weg. Ich befürchte, du wirst sonst an maßhaltigen Stellen zuviel Material verlieren.

Eventuell ist ja eine Kombination mehrerer Verfahren sinnvoll.

Gruß

Stefan


Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von Dietrich »


Hallo Christof,

bei den Eisenteilen würde sich eine Entrostung mit Ortho-Phosphorsäure anbieten, sie löst sehr schnell Rost, aber nur langsam Eisen!

Frag mal in der Apotheke, die haben kleinere Gebinde, evtl. halben Liter 75%ig, dann eine 5 %ige Lösung herstellen, darin die Eisenteile einlegen, die Eisenteile werden, wenn der Rost an ist grau, lässt man sie länger drin wirds dunkelgrau bis schwarz.
Nach Trocknung kann normal überlackiert oder nur geölt werden.

Gruß Dietrich


MaxS
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Re: Hilfe für Hotzenplotz

Beitrag von MaxS »


Prinzipiell empfehle ich auch das auseinander bauen. Sonst kriegst du da nie den ganzen Rost weg und einen sauberen Rundlauf hin. Entrosten würde ich mit zitronensäure. Das hört sich vielleich lustig an, ist aber völlig ernst gemeint! Bei Phosphorsäure wird der Rost in Eisenphosphat umgewandelt, hier ist es Eisencitrat. Beides ist Rosthemmend, da es eine kleine schicht bildet. die zitronensäre kriegst du als brösel oftmals im Supermarkt oder der drogerie in der Putzmittelabteilung. dieses Pulver in wasser mit ziehmlich hoher kozentration lösen und die Einzelteile dann über nacht darin baden. am nächsten morgen müsste der rost dann weg sein, dann mit viel wasser abspülenn abbürsten und dan am besten galvanisch verzinken.

ich würde dazu raten. eine wasserwanne aus kunstoff zu machen, vielleicht die wände 20mm dick, und den boden 8mm. zuerst die beider seite mit band- oder stichsäge zuschneiden, dann das 8er material drüberbiegen mit heisluftgebläse, dann schraublöcher vorbohren, evtl. mit m-Gewinde( wie es dir passt), danach die kanten mit silikon beschmieren, dann mit edelstahlschrauben seko (egal ob spax-s von abc oder mit imbus-m-gewinde, wenn du ein gewinde geschnitten hast ) verschrauben. Wenn das silikon trocken ist und du reichlich verwendet hast, müsste die wanne dicht sein. sinnvoll wäre auch ein wasser-ablasshahn.

es wäre sicher das gescheiteste, wenn du einen massiven rahmen aus stahl{vielleicht mit füßen} schweißen (lassen) würdest, an den dann sowohl die wanne befestigt wird, als auch die werkzeugauflage (auch aus stahl). Selbstverständlich alles verzinkt.

das wäre dann die Premium - Lösung, aber sicher auch die beständigste.

MfG

Maximilian Schreiegg

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Dankeschön und zwei Fragen

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #102018]
Erstmal herzlichen Dank für alle Antworten. Eine Fülle von Möglichkeiten tut sich da auf. Frage bleiben mir aber noch:

Die Schrauben werde ich mit WD 40 behandeln. Aber wenn sie sich dann nicht lösen, wie weiter? Erhitzen habe ich gelernt hilft, aber die Schrauben stecken doch fast immer in Gußteilen oder im Blech?

Vorausgesetzt ich habe die Schrauben lose: Elektrolyse wollte ich immer mal ausprobieren. Ich habe mir Wolfgangs Anleitung durchgelesen und mich gefragt: Wie wird der Soda-Bottich gegen Stromschlag gesichert? Da fließen immerhin 2 Ampere. Ist das nicht ein bißchen gefährlich?

Am meisten Sorgen bereiten mir aber diese enorm verrosteten Schrauben. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen.

Viele Grüße, Christof

Jürgen z.H.

Re: Dankeschön und zwei Fragen

Beitrag von Jürgen z.H. »


entweder elegant mit dem Muttersprenger knacken oder schlicht aufflexen. Dann einfach neue.

Andreas N.
Beiträge: 652
Registriert: Do 20. Feb 2014, 19:13

Re: Dankeschön und zwei Fragen

Beitrag von Andreas N. »


Eine Gute Möglichkeit zur Rostentfernung ist Natronlauge welche nur den Rost löst aber nicht das Eisen ,eine leicht Alkalische Lösung ist auch als Kühlwasser gut - erhöte Kühlwirkung, verbesserte Gleitreibung, Rost Vermeidung (z.B mit Soda).
Schöne Grüße
Andreas

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