Während meines Englandurlaubs dieses Jahr hatte ich nicht nur Gelegenheit, außerordentlich schöne Städte und Landschaften in Südengland zu genießen, sondern habe auch einige Werkzeuge mitgebracht. Leider konnte ich nur einen der vielen Händler aufsuchen, die auf meiner Liste standen. Aber ich kann mich nicht beklagen.
Für mich günstig gelegen war Pennyfarthing Tools in Salisbury in der Nähe von Stonehenge. Meine Familie ist zum Glück eine ganze Weile respektvoll auf Abstand geblieben, während ich mindestens fünfmal den Laden durchstreift habe. Nicht, daß ich nichts gefunden hätte. Aber ich mußte mich zurückhalten, soo groß war das Wohnmobil nun auch wieder nicht. Schließlich habe ich mich für einen englischen Grundhobel, auch Granny's oder Old Woman's Tooth genannt, und einen hübschen Profilhobel von Tyzack entschieden. Und natürlich habe ich dem Ladenbesitzer sagen müssen, daß ich aus der deutschen Werkzeug-Diaspora komme und sein Laden mir wie ein Paradies vorkommt.




Den nächsten Werkzeugladen an der Südküste in Colyton (The Tool Box) habe ich leider nur von außen gesehen, weil wir an einem Sonntag vorbeikamen.
Am Ende der Reise haben wir noch einen Abstecher nach Sheffield gemacht, wo ich Simon Barley, einen Sägensammler und -kenner besuchen wollte. Er ist wie ich Mitglied bei der englischen Tool and Trades History Society (TATHS) und schreibt an einer Doktorarbeit über die Sägenhersteller in Sheffield. Daß er und seine Frau ausgesprochen nett sind und wir in dem schönen Haus mit dem riesigen Garten freundlich aufgenommen wurden, war an sich schon ein Erlebnis. Aber mich hat natürlich vor allem die Holzwerkstatt und die mehr als 500 Sägen in seiner Sammlung beeindruckt. Simon erzählte unter anderem, daß alte Sägen sehr billig seien in England, und er oft ein Bündel von fünf Stück kaufen müsse, um eine für ihn interessante Säge
zu bekommen. Gut, daß er mir zwei seiner Disstons mitgeben konnte;-) (beide D-8, Längsschnitt, 22 bzw. 26 Zoll). Und auch eine Schränkzange hatte er zuviel.



Das Highlight dieses Besuchs war aber ein Abstecher zu Ken Hawley, dessen Sammlung ein eigenes Haus im Besitz der Universität füllt ( The Hawley Project ). Mr. Hawley ist Präsident von TATHS und seine Sammlung wegen ihrer Einzigartigkeit weithin berühmt. Er interessiert sich nicht so sehr für die fertigen Werkzeuge als für ihre Herstellung. Und so zählen die Ausstattungen ganzer Arbeitsplätze der Sheffielder Sägen- und Hobelhersteller zu seinem Inventar. Und er versucht, das Wissen der wenigen noch lebenden Arbeiter in Filmen festzuhalten. Seine Freude an der Materie und sein Humor machten seine kleine private Führung zu einem besonderen Erlebnis.
Und jetzt träume ich davon, mal ganz alleine nach London zu fliegen, mir dort einen Mietwagen zu nehmen und mir all das in Ruhe anzuschauen, was ich dieses Mal verpaßt habe.
Gruß, Wolfgang