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Schellack Verarbeitung

Verfasst: Do 15. Jul 2004, 18:11
von Lars Vieten

Liebe Leute,

ich habe einen Becher natuerlichen Schellack in kleinen Blaettchen gekauft, um meine Moebel aufzuarbeiten. Man sagte mir, dass der Schellack in Spiritus loeslich sein im Verhaeltnis 1 zu 2,5. Ich habe das ganze letzte Woche angeruehrt, aber bisher noch keinerleiErgebnis, der Schellack loesst sich einfach nicht auf. Weiss jemand, ob dies der gute und richtige Weg ist, oder wie erhaelt man die besten Ergebnisse, wenn man seine Moebel mit Schellack bearbeiten will?

Wuerde mich ueber eine Antwort freuen,

Lars Vieten


Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Do 15. Jul 2004, 19:16
von reinhold

hallo,
ich nehme mal an, dass Sie 2,5 Teile Spiritus und 1 Teil Schellack genommen haben ?
Dann müsste sich das Ganze auflösen.
Also entweder ist das kein Schellack, oder es ist kein Alkohol (Spiritus).
Gruss
reinhold


Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 08:52
von Oliver Montue

...oder der Schellack ist schon zu alt. Im Zweifelsfall würde ich das Zeug wegkippen und mir frischen Schellack besorgen. Lieber etwas mehr ausgeben und wachsfreien nehmen, dafür dann aber auch keinen Ärger damit haben.

Beste Grüße,
Oliver


Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 09:53
von reinhold

hallo Oliver,
ich möchte einfach mal nachfragen, Du schreibst : "der Schellack ist schon zu alt."

Zu alter Schellack soll laut Literatur nicht mehr aushärten und klebrig bleiben. Soviel ich weiss, gilt das nur für angerührten Schellack. Trockener Schellack scheint nicht oder sehr, sehr langsam zu altern. Ich verwende immer noch Blätterschellack, den ich vor ca 15 Jahren gekauft habe, in England und kiloweisse (ich war ein bisschen blöd). Ich habe noch nicht gemerkt, dass er nachgelassen hätte.

Ich nehme allerdings keinen Brennspiritus zum Anrühren, sondern medizinischen Alkohol. Ist etwas teurer,aber nicht so giftig. Oder wenigstens nur so giftig, wie Alkohol halt ist. Und es gibt keinen Grauschleier, den man bei Spiritus manchmal erhalten kann.

Ich habe noch nie gehört, dass Schellack durch Altern unlösbar wird. Ich habe schon sehr alten Schellack mit Brennspiritus von Möbeln gewaschen und er löste sich sehr leicht auf.
Wenn Lars aus einm englischsprachigen Land käme, hätte ich auf die alte Verwechslung von Spiritus mit White Spirit getippt. Und darin ist Schellack tatsächlich nicht löslich. (Lars schau mal nach, was auf der Flasche steht)

viele Grüsse
reinhold


Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Fr 16. Jul 2004, 10:57
von Oliver Montue

Hallo Reinhold,

ich habe von dem Phänomen nur gelesen, es aber noch nicht erlebt. Das ist sicher eher unwahrscheinlich, aber in Betracht zu ziehen, wenn der Alkohol ok ist. Auf jeden Fall sollte man den Ansatz erst mal auf einem Probestück verwenden, bevor man sich das Projekt versaut.

Bis dann,
Oliver


Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Do 28. Aug 2008, 16:47
von Daniela
[In Antwort auf #101289]
Hallo Lars,
bin ebenfalls auf der Suche nach einer Antwort.
Falls Du schon informiert bist, melde Dich bitte per Mail.
Liebe Grüße
Daniela



Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Fr 29. Aug 2008, 07:20
von Marcus Nohr

Hallo Daniela,

die Forensuche (besonders nach den Beiträgen von Ottmar) brigt Dir da schon einige Informationen.

Wenn weitere Fragen bestehen, diese am besten etwas Konkreter stellen und beschreiben was Du mit dem Schellack tun möchtest. Schellackpolituren kenne ich zwar nur theoretisch, die sind aber recht komplex und scheinen einiges an Übung zu erfordern.
Ich benutze Schellack bisher zum behandeln von Einlegeböden im Kleiderschrank. Da reicht ein Auftragen mit Pinsel oder Ballen, was sehr unkompliziert ist.

Viele Grüße

Marcus



Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Fr 29. Aug 2008, 23:07
von garfilius

Hallo,

mein Schellack löst sich auf, das ist nicht mein Problem. Ich tippe auch darauf, dass es kein Alkohol ist.
Meine Frage bezieht sich auf das Mischngsverhältnis. Ich habe mir bei Dick die DVD mit dem Film über Schellackpolitur besorgt. Dort wird Schellack und Alkohol 1:5 angesetzt. Zum Auftragen wird diese Mischung nochmal rund 1: 5 mit Alkohol verdünnt. Homöopathisch ist diese Verdünnung noch nicht, aber damit kriege ich doch kaum Material aufgetragen, um Schichtdicke aufzubauen.
Könnt ihr dieses Mischungsverhältnis bestätigen?

Gruß
Gero




Re: Schellack Verarbeitung

Verfasst: Sa 30. Aug 2008, 12:56
von Hans Bos

Hallo Gero,

Für dich nachgelesen in Jeff Jewitt und Tage Frid. Sie sprechen meist von "1 lb cut" und "2 lb cut". Das bedeutet 454 gr bis 908 gr (abhängig welcher Schicht im Politur oder "Schellack padding") in 1 gallon (Am) = 3,785 liter. Also zwischen 1:3,3 und 1:6,6 (Gewicht) sollte richtig sein, oder etwa 1:4 bis 1:8 (kg/liter). Die spezifische Masse von Ethanol ist etwa 0,79 kg/liter.

Dick muss sich also irgentwie irren oder du hast sie falsch interpretiert.

TF empfielt noch nur richtigen denaturierten Ethanol zu verwenden weil der übliche angefarbte Spiritus zu einer Graufarbung im Holz führen kann. Ja, noch etwas aus meinem petrochemischen Hintergrund: "white spirit" ist wohl in der ganzen Welt der üblichen Namen für eine schmale Fraktion aus geeignetem Erdöl zwischen Naphtha und Gasoil, und ist mehr bekannt als Terpentine. "White spirit" steht auch auf meine Flaschen hier. Wie schon gesagt, es würde nie Schellack auflösen.

Hoffentlich hilft dieses dich etwas weiter.

Schöne Grüsse aus Holland,

Hans Bos




Re: Schellack Anwendung Politur

Verfasst: Sa 30. Aug 2008, 18:00
von Ottmar

Hallo Forumsfreunde,

Der Schellackanteil in der Alkoholloesung ist vom Verwendungszweck abhaengig. Als Streichschellack, benutze ich 250 gr/L fuer die Polierzwecke benutze ich 100gr/L.

Schellack kann nicht dick aufgetragen werden, Streichschellack, soll gut Ausfliessen wie Wasser, evtl muss ein Verzoegerungsmittel zugemischt werden, damit die Pinselstriche ausfliessen (etwas langsamer Trocknet).

Zum Ansetzen/Mischen, ich erwaerme den Spiritus im Wasserbad und ruhre loeffelweise die Schellackflocken ein, so dass sich keine Kruste am Boden bilden kann, hat sich der gesamte Schellack geloest, fuelle ich die notwendige Menge Alkohol auf und filtriere die Loesung.

In wenigen Worten, laesst sich die Schellackpolitur nicht erklaeren.

Ich sehe den Aufbau/Zusammensetzung des Ballens als Voraussetzung fuer den Erfolg. Mit dem angepassten Druck wird aus dem Ballen die notwendige Menge Schellack auf die Flaeche gebracht.

Ich starte mit dem Abdichten des Poliergrundes mit erhitztem Leinoelfirnis. Mit einer schwachen Lackloesung beginne ich das Fuellen der Poren mit Bims, damit erreiche ich dass die einzelnen Bimskoernchen mit Schellack durchtraenkt werden, nur so sind diese spaeter nicht als weisse Punkte sichtbar. Die Grundpolitur waehle ich staerker, hier verwende ich Bims als Schleifmittel, mit dem wachsenden Aufbau der Deckpoliturschicht verringere ich die Bimsmenge bis Null. Nun beginnt das Auspolieren die dabei verwendete Staerke, laesst sich nicht beschreiben, Ich starte mit der 100 gr Loesung, jetzt kommt das total verwirrende, diese Loesung verduenne ich mit Alkohol oder verstaerke diese mit der Zugabe von Schellack aus der 250gr/L Mischung.

Ich habe gelernt, wie ich mit Schellack eine vorzeigbare Obeflaeche erreichen kann, bin kein Experte in Schellackpolitur, durch die seltene Nachfrage muss ich mich immer wieder neu einarbeiten.

Eine Praktikantin welcher ich vor einigen Jahren die Schellackpolitur zeigte, ist mir neidlos angemerkt, ueberlegen. Sie hat auf meine Methode aufbauend sich eine eigene Methode erarbeitet und hat sich hier einen Namen gemacht, im Auffrischen/Neupoliern.

Damit moechte ich sagen genauso wie beim Geigenspiel, Sophie Ann Mutter hat eine andere Grifftechnik als. z. B. Jasha Haifez, beide erfreuen die Zuhoerer mit der Kreation wundervoller Klaenge.

Hier hilft nur einer vernuenftigen Anleitung zu folgen und Ueben...Ueben.....Ueben.

Leider wird in der Absicht etwas erklaeren zu wollen, in der Schellackpolitur viel Verwirrung gestiftet. Rueckblickend moechte ich sagen, dass mehr falsches als Nachvollziehbares ueber die Schellackpolitur geschrieben wurde/wird, das gilt sowohl hier in den USA als auch in D.

Ich machte von dem Augenblick an Fortschritt, als ich aufhoerte nach besseren einfacheren Loesungen/Techniken zu suchen.

Wenn man einmal erkannt hat, wie die Schellackpolitur vor sich geht, ist es relativ einfach, der Rest ist das sammeln von Erfahrungen und Ueben.

Hoffentlich habe ich euch nicht noch mehr verwirrt!

@ Hans Bos, ich bin zwar nicht mehr auf dem neuesten Stand der Vorschriften in D, bezueglich vergaelltem Alkohol=Brennspiritus. Seit ca 1960, werden in D dem Brennspiritus keine den Lichtbrechungsfaktor veraendernden, noch krebsverdaechtige Vergaellungsmittel zugesetzt. White Spirit, ist wenn man die ANSI Daten mit den DIN Daten vergleicht mit Testbenzin identisch. Leider wird in de englischen Literatur white Spirit fuer alles moegliche und leider oft falsche verwendet.
Freundliche Gruesse aus California nach Holland.

Als Gedankenanstoss

mfg

Ottmar