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Knochenleim

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 11:37
von Klausbärbel

Ich habe wiedereinmal eine Frage.
Vor einigen Monaten bekam ich einen Beutel Knochenleim 1(Kg Granulat) geschenkt.
Rückblickend auf meine Kindheit erinnere ich mich, dass auf dem Werkstattofen unseres Dorfschreiners immer zwei ineinander gestellte Töpfe standen. Der äußere war gefüllt mit Wasser, der innere mit Leim. Ich denke das war Knochenleim.
Wird dieser Leim heute noch verwendet ?
Welchen Vorteil hat er gegenüber dem heute, auch von mir, verwendeten Weißleim ?



Re: Knochenleim

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 13:00
von Christof Hartge

Knochenleim ist eine tolle Sache. Wenn du mal die Suchfunktion benutzt wirst du viele tolle Tips rund um Knochenleim finden, die andere hier schon zum Besten gegeben haben.

Nur kurz die Vorteile: Klebung hält Jahrhunderte und ist trotzdem auch dann noch reversibel. Völlig ungiftig. Hohe Klebekraft. Eigenschaften veränderbar.

Die alten Leimtöfe sind für unsere Zwecke viel zu groß. Das beste wäre wohl ein Fläschenchenwärmer samt Fläschchen. Auf dem nächsten Kindersachenbasar werde ich sehen, daß ich einen kriege.

Viele Grüße, Christof.


Re: Knochenleim

Verfasst: Do 10. Jun 2004, 13:11
von Jörg Ed. Hartge

Liebe(r) Bärbel/Klaus(?),

ganz kurz zu Deinen Fragen:

1. Verwendung
Knochenleim wird noch immer, wenn auch nicht mehr von jedem Schreiner um die Ecke, verwendet. Hauptanwendung liegt im Instrumentenbau und bei Intarsienarbeiten. Für verschiedene Zwecke gibt es unterschiedliche Leimarten (Knochenleim, Hautleim, ...)

2. Wichtige Vorteile
Knochenleimverbindungen sind leicht beschädigungsfrei wieder lösbar (wichtig im Instrumentenbau). Knochenleim hat sehr schnell nach dem Zusammenfügen bereits eine gewisse Anfangsfestigkeit allein durch die Abkühlung (bedeutsam bei Intarsien/Furnierarbeiten, wenn man keine großflächige Presse hat).

Im Übrigen dürftest Du mit der Suchfunktion in diesem Forum noch eine ganze Menge weitere Details zu diesem Thema finden.

Gruß
Jörg


Re: Knochenleim

Verfasst: Fr 11. Jun 2004, 08:41
von reinhold
[In Antwort auf #100790]
hallo Klausbärbel,
auch ich bin Knochenleimfan, Natürlich nicht immer und überall. Aber überall da, wo es auf gute, solide Verbindungen ankommt. Probiere es einfach aus.

Nimm ein kleines Glasgefäss (oder makelloses Emailgefäss), denn bei Kontakt mit Eisen verändert sich der Leim. Gut geeignet sind die leeren Gläser von Baby-Nahrung oder Email-Kaffetassen. Gib so ca 3 gehäufte Esslöffel Granulat hinein, füge soviel Wasser hinzu, dass die Körner gut überdeckt sind und lass das ganze über Nacht stehen.
Dann im Wasserbad erhitzen auf ca 60 Grad. Denn über 80 Grad lässt die Klebkraft nach. Die Temperatur muss nicht gemessen werden , auf 5 Grad kommt es nicht drauf an. Gefühl reicht.
Den Leim öfters umrühren und durch Zugabe von etwas warmem Wasser auf die richtige Konsistenz einstellen. Das ist jetzt Erfahrungssache, aber man lernt es schnell, zumal auch zu dünner Leim noch ganz gut klebt. Der Leim sollte etwa so eingestellt sein, dass er vom Umrührstecken glatt abfliesst. Wenn er schnell und wässrig abfliesst, ist er zu dünn, wenn er klumpt, sollte noch etwas Wasser zugegeben werden.

Übrig gebliebenen Leim lässt man im Gläschen hart werden und etwas antrocknen. Ich empfehle nicht, das Gläschen zu verschliessen, denn dann kann sich Schimmel bilden. Der Leim kann jederzeit durch Erwärmen reaktiviert werden, eventuell muss noch Wasser zugegeben werden.

Ich habe einen recht hohen Verbrauch an Knochenleim, weil ich damit die Hirnholzenden von feuchten Stammabschnitten einstreiche (Packpapier drauf kleben), sie trocknen so besser und gleichmässiger als beim Versiegeln mit Wachs. Ausserdem nehme ich den Leim zum Aufspannen mit Packpapierzwischenlage und zum lösbaren Verkleben von geteilten Schmucksäulen, Halbschalen etc, beim Drechseln.

gruss
reinhold