Flachwinkel- Einhandhobel Record / Veritas
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 00:35
von Friedrich Kollenrott
Ich habe einen Vergleich zwischen den Flachwinkel- Einhandhobeln von Record und Veritas angestellt. Ihr findet ihn als Word- Datei unter:
http://hometown.aol.de/Ingridundfritz/vergleich_60+1_2_040424.doc(ist mein erster Versuch, hier etwas mit einer URL zu posten, ich hoffe es klappt)
Friedrich
Re: Kann das Dokument nicht öffnen
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 07:33
von Christof Hartge
Hallo Friedrich,
ich habe das Dokument erfolgreich auf meinem Rechner. Aber Word 97 erzählt mir, es könne es nicht öffnen.
Viele Grüße, Christof.
Re: Kann das Dokument nicht öffnen
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 09:51
von Friedrich Kollenrott
Hallo Christof,
das ist in einer neueren Word- Version geschrieben. Ich schick dir's in rtf, das müsste gehen
Friedrich
Re: Flachwinkel- Einhandhobel Record / Veritas
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 14:40
von Detlef Fallisch
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In Antwort auf #100115]
Hallo Friedrich,
ich habe Word2000 auf meinem PC, aber öffnen kann ich das Dokument auch nicht. Am einfachsten wäre es, wenn Du das Word-Dokument in eine PDF-Datei umwandelst, denn den Acrobat Reader hat wahrscheinlich jeder auf seinem PC.
Gruß Detlef
Re: Kann das Dokument nicht öffnen
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 15:37
von Rainer
Hallo
ich habe Word2003 auf dem PC und kann es auch nicht öffnen.
Mfg
Rainer
Friedrichs Hobelvergleich hier lesbar
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 16:23
von Dieter Schmid
Friedrich Kollenrott:
Vergleich zweier Flachwinkel- Einhandhobel April 2004
Was ist ein Einhandhobel, wozu ist er gut?
(ich möchte den Begriff Blockhobel vermeiden, denn der sagt eigentlich nichts mehr aus). Ein solcher Hobel ist kleiner und leichter als ein richtiger Hobel. Er hat keine oder keine vollwertigen Griffe für beide Hände und wird vorzugsweise einhändig geführt. Man kann darum nur wenig Kraft einsetzen, und der Hobel ist besonders geeignet für Arbeiten wie
Anfasen, Kanten brechen, Abrunden
Hirnholz in kleinen Dimensionen, typisch: Überstehende Zinken bündig abhobeln
Generell für Teile, die mit links (auf der Hobelbank) festgehalten werden, in der rechten Hand der Hobel
Anpassarbeiten weit weg von der Hobelbank.
Bei aller Vielseitigkeit kann der Einhandhobel einen richtigen Zweihandhobel aber nicht ersetzen, er ist zu klein und zu leicht. Zweihändig schafft man mehr und arbeitet auch genauer.
Mein Einhandhobel ist sicher einer der Hobel, die ich am häufigsten brauche, möglicher weise der meistgebrauchte überhaupt.
Hochwertige eiserne Einhandhobel sind oft als Flachwinkelhobel ausgeführt, also das Eisen typisch unter 12° gebettet, Fase nach oben, Maulweite über Schiebeplatte einstellbar. Wenn man sich erst einmal an das verkehrt herum eingebaute Eisen gewöhnt hat, sieht man eigentlich keinen Grund mehr, einen solchen Hobel überhaupt noch anders zu bauen. Es gibt auch Hobel, die mit Fase oben aber einen größeren Bettungswinkel (z.B. bei Veritas ein dem unten beschriebenen Modell entsprechender, aber mit 20°) gebaut werden. Warum das? Keine Ahnung.
Flachwinkelhobeln haben den besonderen Vorteil, dass durch eine Variation des am Eisen angeschliffenen Keilwinkels ihr Verhalten an unterschiedliche Anforderungen angepasst werden kann. Darüber ist anderswo schon viel geschrieben worden, hier soll der Hinweis genügen.
Ich vergleiche im folgenden meine beiden Flachwinkel- Einhandhobel:
(beide mit 41 mm Eisenbreite, 12° Bettungswinkel)
a) Record 60 ½. Seit etwa 8 Jahren im Gebrauch und auch schon mal von der Hobelbank gefallen, das muss man dem Exemplar zu Gute halten. Ich bin außerdem nicht sicher dass er völlig identisch ist mit den zuletzt produzierten! Preis z. Zt: bei Dieter 79,50 plus Versand.
b) Veritas 60 ½. Erst ein paar Wochen im Gebrauch, direkt bei Lee Valley in Kanada gekauft. Preis 99 US-$ + Versand + MwSt + Zoll. Ich hatte Glück: Das Päckchen ist einfach so bei mir angekommen, der Zoll hats wohl übersehen. Der Versand hatte 12,50 $ gekostet.
(Bilder: beide Hobel)
Die entsprechenden Hobel anderer Fabrikate (Lie- Nielsen, Stanley) kenne ich nur von Bildern.
Der Record war mal einer meiner ersten Eisenhobel, damals fand ich ihn eindrucksvoll präzise. Später fiel mir negativ auf: Der Einstellmechanismus ist ziemlich klapprig, eine Querverstellung des Eisens wäre auch wünschenswert (wenn auch nicht unbedingt erforderlich) und der Hobel verstellt sich leicht wenn mit Kraft eingesetzt
Ich habe mir einen neuen Blockhobel schenken lassen, weil ich mit dem Record nicht so ganz zufrieden war, weil ich eine Schwäche für schöne Hobel habe und weil ich auch mal einen Veritas- Hobel ausprobieren wollte.
Erster Eindruck vom Veritas:
Der Hobel ist unglaublich schön verarbeitet. Alles (wirklich alles) sehr sauber, sehr präzise, geradezu liebevoll. Ein typisches Detail: Die oberen Kanten der geschliffenen Seitenflächen sind nach dem Schleifen ganz leicht abgerundet (was ich bei dem Record irgendwann selbst gemacht hatte, um die unangenehm scharfe Kante zu entfernen). Ein Handschmeichler! Wirkt noch teurer als er ist. Das Eisen war sehr sauber und perfekt plan geschliffen. Der Hobel ist ziemlich schwer (lt. Küchenwaage 800g anstelle 650g des Record).
Für den Veritas wird übrigens eine Aufrüstung angeboten, ein größerer Holzknopf vorn und ein angeschraubter Kugelgriff zum Schieben hinten, so dass er dann richtig zweihändig benutzt werden kann, wie ein kleiner Putzhobel. Und es gibt auch eine verstellbare Führung zum Hobeln von 45°- Fasen, die anstelle der Schiebeplatte eingesetzt werden kann. Ich habe diese Zusatzausstattungen nicht.
Wesentliche Unterschiede beider Hobel, von vorn nach hinten:
Maulverstellung mit Schiebeplatte:
Der Record hat die auch bei anderen Fabrikaten zu findende primitive Feineinstellung mit einer Blechkulisse, die aber ganz gut funktioniert. Beim Veritas ist sie weggelassen, es passiert beim Verstellen sehr leicht, dass man mit der Platte gegen die Schneide stößt. Ärgerlich!
Eisen:
Das Eisen des Record ist 2,1 mm dick, das (sauberer gefertigte) des Veritas 3,2 mm. Ob das in der Funktion einen Unterschied macht, bezweifle ich. Sicher ist: Das Veritas- Eisen ist aufgrund seiner Dicke mühsamer zu schärfen. Veritas gibt an, es sei A2- Stahl, bei Record wird es wohl der dort übliche Tungsten (Wolfram)- Vanadium- Stahl sein, in beiden Fälle steht nichts drauf. Einen Standzeitvergleich kann ich mangels systematischer Untersuchung nicht anbieten. Aber über beide Eisen kann man nicht klagen.
Eisenjustierung: Hier findet sich der größte Unterschied.
Beim Record bewegt man mit Drehknopf und Spindel einen primitiven aus Blech gepressten Schieber, der mit einer Nase in eine der Nuten des darüber liegenden Eisens eingreift. Die Einstellung hat viel Umkehrspiel (toten Gang) und wirkt klapprig. Eine Querverstellung des Eisens gibt es nicht, man muss bei nicht allzufest angezogener Spannschraube das Eisen an seinem hinteren Ende nach links oder rechts drücken bzw. mit einem leichten Hammer dagegen klopfen. Nicht elegant, aber funktioniert durchaus, weil Flachwinkelhobel hinsichtlich der Quereinstellung des Eisens sehr tolerant sind, das liegt an dem kleinen Bettungswinkel. Die korrekte Parallelstellung der Schneide zur Sohle lässt sich (bei beiden Hobeln) sehr gut an einem gleichmäßigen Lichtspalt zwischen Schiebeplatte und Schneide erkennen.
Der Veritas hat eine kombinierte Verstellung vom Norris- Typ. Die Spindel hat ein Differentialgewinde (zwei Gewinde unterschiedlicher Steigung hintereinander). Die feststehende (größere) Spindelmutter ist drehbar gelagert, die bewegliche hat einen Zapfen, mit dem sie in eine Bohrung im darüber liegenden Eisen eingreift. So wird durch Drehen der Spindel das Eisen vor und zurück verstellt, durch seitliches Schwenken der Spindel erfolgt die Querverstellung. Bemerkenswert ist ein kleines Detail: Das Eisen wird unmittelbar hinter der Schneide durch zwei kleine Stiftschrauben (Madenschrauben, am besten gleich mit Loctite sichern, das sind zöllige Winzigteile!!) zentrisch gehalten, ohne dass dadurch die Einstellungen behindert werden. Dadurch ist die Lage das Eisens nach Wiedereinbau sehr gut definiert und die Quereinstellung bewirkt tatsächlich eine Schwenkung vorn am der Schneide und nicht irgendwo. Das Spiel der Spandickeneinstellung ist angenehm klein, die Querverstellung leider nicht besonders feinfühlig. Trotzdem: Eine ganz erhebliche Verbesserung gegenüber dem Record!
Kappe und Eisenanpressung:
Die obenliegende Kappe dient der Anpressung des Eisens (vor allem vorn dicht hinter der Schneide) und liegt beim Hobeln in der Hand, hier wird geschoben.
Beim Record ist die Kappe ein recht grobes lackiertes Gusseisenteil. Die Spannschraube liegt vor der Wölbung der Kappe und wird von oben betätigt, sie ist schlecht zugänglich. Die Kappe und das Hobeleisen neigen dazu, sich beim Hobeln schrägzustellen.
Der Veritas hat eine Kappe aus Aluminium, die absolut perfekt gestaltet, bearbeitet und lackiert ist. Die Spannschraube wird über ein großes, leicht zu betätigendes Rändelrad unterhalb der Kappe bewegt. Über einen beweglichen Teller wird das Eisen ohne jedes Verkanten auf die obere Fläche der feststehenden Spindelmutter gepresst und damit auch der Einstellmechanismus perfekt blockiert. Hier bewegt sich beim Hobeln nichts, absolut nichts. Die Anpressung vorn geschieht ganz dicht hinter der Fase des Eisens. Zusammen mir dem dickeren Eisen holt der Veritas so alles heraus, was für die gewünschte starre Führung des Eisens günstig ist.
Sonstiges:
Der Veritas ist aus Sphäroguss (also unzerbrechlich), der Record aus Grauguss. Davon merkt der Benutzer aber nichts; der Bruch beim Fall von der Hobelbank ist wohl eher hypothetisch. Interessanter ist die durchweg viel genauere Fertigung des Veritas. Die Seitenflächen sind tatsächlich exakt im rechten Winkel zur Sohle, beim Record nicht.
Gebrauch:
Einem Span sieht man nicht an, welcher Hobel ihn geschnitten hat. Will sagen: Natürlich kann man mit beiden Hobeln letztlich das gleiche Ergebnis erreichen. Aber der Veritas ist angenehmer zu benutzen. Er ist nicht nur besser einstellbar (und hält diese Einstellung). Er passt auch perfekt in die Hand, und diese bessere Griffigkeit plus höhere Masse bewirkt, dass er auch etwas gößere Teile, kleine Äste in der Fläche u. Ä. schafft. Mit den höheren Seitenflächen eignet er sich auch besser zum Einsatz auf der Seite liegend (zum Bestoßen und ähnlichen Arbeitsgänge).
Es soll aber auch nicht verschwiegen sein, dass bei manchen Arbeitsgängen beispielsweise dem Hobeln von Fasen an kleinen Teilen, wobei die Schnittkräfte sehr klein sind- die grosse Masse des Hobels bei der erforderliche Hin- und Herbewegung eher lästig ist.
Resumee:
Der Hersteller bezeichnet den Veritas als besten Hobel seiner Art auf dem Markt, und zwar: hands down, also etwa: Ganz souverän. Das kann ich nicht überprüfen, halte es aber für möglich. Ich würd ich mir wieder wünschen, keine Frage. Und, da der Record nach dem Ende seines Herstellers nun wohl aus Dieters Programm verschwindet: Es wäre schön, wenn man dann den Veritas dort bekommen könnte. Ich denke, er ist eine interessante Ergänzung auch für alle, die ansonsten auf hölzerne Hobel schwören.
Tut mir leid- hier Bild 1 *MIT BILD*
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 20:09
von Friedrich Kollenrott
Es tut mir leid, ich hatte mir nicht klargemacht, dass wegen der verschiedenen vorliegenden Word- Versionen Schwierigkeiten auftreten musten. Vielen Dank an Dieter, dass er sich die Mühe gemacht hat, den Text lesbar einzustellen. Ich versuche jetzt doch noch, die beiden dazugehörigen Bilder einzustellen.
Hier Bild 1 (das zweite kommt getrennt, sonst wirds mir zu kompliziert)
Record links, Veritas rechts.

und hier Bild 2 *NM - Ohne Text* *MIT BILD*
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 20:11
von Friedrich Kollenrott
Re: Friedrichs Hobelvergleich hier lesbar
Verfasst: Sa 24. Apr 2004, 22:32
von Christian Aufreiter
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In Antwort auf #100121]
Hallo, Friedrich,
vielen Dank für deinen gelungenen Erfahrungsbericht. Ich denke, dass ich mir in absehbarer Zeit wieder einen Hobel kaufen muss. Lee Valley wird sich bei dir bedanken;-)
Herzliche Grüße
Christian
Re: Friedrichs Hobelvergleich hier lesbar
Verfasst: So 25. Apr 2004, 14:42
von Christof Hartge
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In Antwort auf #100121]
Hallo Friedrich,
Vielen Dank für deinen ausführlichen Testbericht.
"Der Hobel ist unglaublich schön verarbeitet. Alles (wirklich alles) sehr sauber, sehr präzise, geradezu liebevoll."
Das ist es woran man erkennt, daß dies Hobel für Liebhaber ist. Diese Marktorientierung würd ich mir auch für den deutschen Markt wünschen.
"die Querverstellung leider nicht besonders feinfühlig. Trotzdem: Eine ganz erhebliche Verbesserung gegenüber dem Record!"
Tjä, das scheint ein Problem zu sein, dem sich die werkzeugbauer noch widmen dürfen.
"die grosse Masse des Hobels bei der erforderliche Hin- und Herbewegung eher lästig ist."
Das Massenargument habe ich sowieso noch nie verstanden. Entweder ein Hobel schneidet oder er schneidet nicht.
" Ich denke, er ist eine interessante Ergänzung auch für alle, die ansonsten auf hölzerne Hobel schwören."
Das sehe ich genauso und mein Geburtstag ist noch sooo weit.
Viele Grüße, Christof.