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Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstellen

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 00:07
von Ralph Bauer

Moin, moin ...

Ich möchte gerne einen Steg über meinen Gartenteich setzen. Leider gibt´s bezahlbare Längen im Baumarkt nur bis ca. 3m Länge – alle Andere ist Sondermaß und kostet ein Schweinegeld (bis zu 1.000,00 €).

Dummerweise muss das Teil aber 4m lang sein. Also ... selbst ist der Mann. Bilinga Beplankungsholz liegt bereits auf Halde und für die erforderlichen Leimholzbögen habe ich 10mm dicke Kieferholzleisten beschafft (die natürlich noch wetterfest gemacht werden müssen). Das Material hat mich bislang ca. 120.00 € incl. VA-Schrauben gekostet – ist also noch moderat.

Meine Vorstellung von der Fertigung zweier Leimholzbögen sieht ungefähr so aus:

Ich montiere in Abständen von ca. 30cm Abstandshalter auf einen Vierkantbalken die einen Kreisbogen mit einem Stich von um und bei 30cm beschreiben.
Dann befestige ich die erste Leiste auf diesem Abstandshalter, nehme wasserfesten Holzleim, pinsele die Leiste fett mit Leim ein und lege die nächste Leiste darauf die ich dann mit Leimzwingen fixiere. Danach kommt die nächste Leiste usw. usw.

Ich hab´ das noch nie gemacht. Funktioniert das überhaupt so? Hat vielleicht jemand einen schlauen Vorschlag wie ein Leimholzbogen mit Hausmitteln herzustellen ist (4m Länge, 12cm Höhe, 10cm Breite, 30cm Stich).

Ich bin für jeden Vorschlag dankbar der über meinen Horizont hinausgeht und mich in meinem „jugendlichen“ Leichtsinn wieder auf Bodenhaftung bringt.

Gruß – Ralph Bauer



Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 14:19
von Andreas Meisel

Servus Ralph

Im Prinzip wird das mit der Verleimerei schon funktionieren, du solltest nur bedenken, dass du sehr große Leimfläche einstreichen musst und die 'offene' Zeit von Leim meist so mit ca. 15 min begrenzt ist!!

Ganz was anderes: soll dein Steg auch begehbar sein??,- da erscheinen mir zwei Bögen mit 10/12 cm und 4 m Spannweite äußerst knapp!!!! Außerdem ist es wichtig, die Bögenenden horizontal unverschieblich (Bogenschub) zu lagern, sonst kann es zu einem sog. Querzugbruch (aufreißen des Querschnittes in Faserrichtung) kommen . . .

Solltest du wider erwarten mit einem Querschnitt von 10/12 durchkommen, könnte ich mir auch vorstellen, diesen aus einem entsprechend breiten, wenn möglich gebogenem (schon vom Stamm her) Pfosten mit der Bandsäge herauszuschneiden. Das wäre halt viel weniger Arbeit, und mit etwas Glück findest du schon einen passenden Pfosten . . .

Schöne Grüße, ANDI


Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 15:58
von Ralph Bauer

Hallo Andi,

vielen Dank für die Antwort. Unter statischen Gesichtspunkten habe ich die Angelegenheit noch gar nicht betrachtet. Als Anhaltspunkt diente mir die klassische Baumarktware die ähnlich dimensioniert ist (allerdings bei nur 3m Spannweite).

Nun ist mein letzter Physikunterricht schon eine Weile her sodass ich nicht in der Lage wäre die korrekten Dimensionen zu berechnen. Kann man das irgendwo im Netz nachlesen?

Zu dem Hinweis des Querzugbruches (aufreißen des Querschnittes in Faserrichtung). Dadurch dass ich einen LEIMHOLZ-Bogen herstelle dachte ich das Problem zu umgehen. Ich könnte mir viel eher vorstellen das ein aus einer Bohle geschnittenes Stück diesbezüglich aufreißen kann.

Trotzdem ist die Idee mit der Bandsäge gar nicht so schlecht. Mein Nachbar hat da noch so ein 3x2m Teil in seinem Schuppen stehen. Ob sie allerdings noch geht weiß ich nicht – na ja ... Jugend Forscht.

Da stellt sich dann aber auch die Materialfrage. Wer weiß wo man eine 50/10cm 4m lange Bohle beziehen kann? Direkt im Sägewerk?

Gruß
Ralph



Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 17:12
von Armin Dreier
[In Antwort auf #99899]
Hallo Ralph,

Deine Idee funktioniert gut. Du solltest aber zur Sicherheit die einzelnen Leisten verstiften. Nachdem Du also das erste Paar zusammengeleimt hast, bohrst Du im Abstand von vielleicht 30cm schräge (!) Löcher durch die Leisten und schlägst Rundleisten hinein die Du vorher mit Leim bestrichen hast. Die fungieren dann wie Holznägel. Der Überstand der Holznägel wird entfernt. Dann kannst Du die nächst Lage draufleimen, usw.

Am Ende musst Du alles GUT imprägnieren. Wenn Du's biologisch machen möchtest empfiehlt sich eine Mischung aus Leinöl und Bienenwachs (dann aber alle 2 Monate nachbehandeln). Ansonsten würde ich in diesem Fall (Ausseneinsatz) handelsübliche Holzschutzchemie empfehlen und dann möglichst dick einkleistern.

Denn merke: wasserfest kann ein Leim vielleicht schon sein aber auf die Dauer nicht witterungsfest. Ohne guten Schutz könntest Du sonst nach 2 Jahren die Einzelteile aufsammeln.

Gruß
Armin




Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 17:56
von Stefan Wagner

Hallo Ralf!

Trotzdem ist die Idee mit der Bandsäge gar nicht so schlecht.


Aus mehreren Gründen würde ich trotzdem davon abraten.

Grund 1: Der Faserverlauf eines gesägten Bogens ist für ein tragendes Teil mehr als ungünstig. Bei den geplanten 10cm Trägerhöhe und 30cm Stich erzeugst Du einen Träger mit schräg stehender Faser an den am stärksten belasteten Stellen. Das schert im schlimmsten Falle einfach ab.

Grund 2:
Da stellt sich dann aber auch die Materialfrage. Wer weiß wo man eine 50/10cm 4m lange Bohle beziehen kann? Direkt im Sägewerk?

Du würdest überproportional viel Geld für einen Balken zahlen, bei dem Du anschließend mehr als (geschätzt) 60% in Abfallholz verwandelst.

Der Ansatz mit dem Leimbinder erscheint mir aus "allgemeiner Ingenieurserfahrung" der einzig zielführende. Und immerhin wird diese Technik reichlich für Tragwerke verwendet.

Generell halte ich es für durchführbar, allerdings wirst Du, allein schon der Sicherheit wegen, um etwas Vorarbeit nicht herumkommen.

Zur Dimensionierung wirst Du aber einen Statiker oder zumindest einen erfahrenen Zimmermann brauchen. Da Du den Fertigungsprozess und die Selektion der Ausgangsmaterialien nicht so exakt fahren kannst, wie es ein Fachbetrieb kann, wirst Du mit höherer Sicherheit arbeiten, also stärker dimensionieren müssen.

Der Leim muß ausreichend belastbar und witterungsfest sein. Klasse D3 dürfte das mindeste sein. In Frage kämen z.B. PUR-Leime oder aber auch Epoxidharze, die gern im Bootsbau verwendet werden.

Zur Fertigung: Im Bootsbau wird für gebogene Decksbalken gern folgende Technik genutzt: Auf einer Bauplatte wird die Innenkontur des Trägers mit Klötzen aufgebaut. (Die Klötze werden mit der Bauplatte verschraubt.) Über diese Form werden die Lamellen des Trägers mit Zwingen in Form gebracht und verleimt. Die Form (Platte und Klötze) müssen die auftretenden Biegekräfte aushalten können!
Plane ausreichend Helfer ein!

Zusammenfassung: Es ist machbar, braucht aber Sorgfalt und Überlegung. Immerhin baust Du eine Brücke.

Viel Erfolg!

Stefan


Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 19:26
von Andreas Meisel
[In Antwort auf #99901]
Hallo!

Unter dem Gesichtspunkt des Faserverlaufes hab ich die Geschichte mit dem gesägten Bogen noch nicht überlegt, nur bin ich davon ausgegangen, dass du einen Pfosten nimmst, der bereits etwas gekrümmt ist. Ganz einfach deswegen, weil der Baumstamm es auch war . . . Wenn du sowas finden willst, kann ich dir nur raten bei einigen Sägewerken nachzufragen. Die dürften solche, für gewöhnliche Zwecke nahezu unverwendbare Stücke nicht allzu teuer abgeben (hoffe ich halt,- hab selbst einmal Eschenpfosten bekommen, die auf 3m um ca. 20 bis 40 cm gekrümmt waren,- ideal für Gartenmöbel !)

Punkto Querzugversagen hab ich mich wohl etwas undeutlich ausgedrückt: nur wenn der Bogen bei den Auflagern horizontal nicht fixiert/abgestützt ist, kann und wird der Träger wahrscheinlich auf Querzug versagen.

Bezüglich Querschnittsabmessungen könntest du folgendermaßen vorgehen (stark vereinfacht da nur für gerade Einfeldträger gültig, aber (meist) auf der 'sichern Seite'):

erforderliche Höhe: H = Wurzel aus ( 3 * q * l² * 100 / ( 4 * b * 1,4 * 0,85 ))
q . . . gleichmäßig verteilte Last pro Träger in kN pro lfm (1 kN = 100 kg, würde selbst nicht unter 2,5 ansetzen!)
l . . . Stützweite in Meter, also 4 (in der Formel zum Quadrat zu nehmen)
b . . . Querschnittsbreite in cm, muss man wählen zB. 10
die 1,4 ist die zulässige Biegespannung für S13 = gutes Bauholz (ÖN B4100)
traust du deinem Holz nicht, dann setze '1' ein.
0,85 deshalb, weil die Träger frei bewittert sind (= 15% Abminderung)

Da dürfte dann zB. ein ca. 10/16-er herauskommen . . .

Ich habe alle erforderlicher und maßgeblichen Formeln/Nachweise eingesetzt und umgeformt, trotzdem: STARK VEREINFACHTE ANNAHME!!
- der Träger könnte sich noch zu stark durchbiegen
- der Träger könnte infolge gehen zu schwingen beginnen (Gleichschritt bringt allerdings nahezu jeder Brücke zum Einsturz!)
- der Träger muß seitlich ab einem B/H- Verhälnis von 1/4 auf Kippen untersucht werden!

Willst du einen wirklich wirtschaftlichen Träger ohne irgendwelchen Unsicherheiten (Schwingen etc.), dann frag bitte einen Statiker!!

Hoffe dass ich weiterhelfen konnte und von keinem Bauingenieur gelyncht werde . . .

ANDI


Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 20:27
von Dietrich
[In Antwort auf #99904]
Hallo Ralph,

eine Idee hätte ich auch, allerdings benötigt sie umfangreiche Vorbereitungen.

Wenn ich das Teil bauen müsste, würde ich eine zweischalige Form aus dicken OSB-Platten bauen, die folgendermaßen aussieht: man stelle sich einen Doppel-T-Träger vor, der allerdings über 3 stehende Verbindungsflächen verfügt, diesern von der Größe her ausreichend dimensionierten, aus den OSB-Platten gefertigten Träger, in der gewünschten späteren Balkenform, längs aufschneiden.
Die dabei entstehenden jeweils 3 Schnittflächen, mit einem 15mm dicken OSB Streifen (lässt sich über die Länge biegen), abdecken/befestigen. Diese beiden Streifen haben nun die Form des gewünschten Balkens. Eines der Teile auf einer weiteren Platte, die an der Unterseite mit Leisten verstärkt wird, liegend befestigen. Die mit Leim bestrichenen Bretter, können nun angelehnt werden, wenn Diese komplett, 2. Form anlegen und erst mal mit einigen Ratschenspanngurten beiziehen, anschließend viel Schraubzwingen ansetzen und anziehen bis Wasser kommt:-)
Einen Tag sollte die Konstruktion so aushärten, bevor entspannt wird.

In den anschließenden Wochen, kann die Einheit für den Bau von weiteren "Brückenbalken" genutzt werden, die das Verhältnis zur Teichbauenden Nachbarschaft ungeheuer verbessert:-)

Gruß Dietrich


Re: Anzahl der Zwingen nicht vergessen

Verfasst: Do 15. Apr 2004, 21:58
von Jörg Ed. Hartge
[In Antwort auf #99899]
Ich will ja nicht entmutigen, aber an dieser Stelle möchte ich auch an die Beitragsfolge von Anfang Januar mit dem Betreff "Pressdruck beim Leimen - Anzahl der Zwingen" erinnern. Dort gab es recht fundierte Hinweise zu dem Thema.

Bei einer Leimfläche von 10 cm Breite und 4 m Länge ergibt sich danach eine stolze Anzahl von größenordnungsmäßig 50 bis 80 anständigen Zwingen, um genügend Pressdruck zu erzeugen, wenn´s eine gut Verleimung werden soll...

Gruß
Jörg


Re: Große Leimholzbögen (für Teichbrücke) herstell

Verfasst: Fr 16. Apr 2004, 16:02
von Johannes Tuschy
[In Antwort auf #99899]
hallo ralph, ich hab sowas schon häufiger gemacht. der logistische aufwand ist erheblich. besonderen aufmerksamkeit ist der leim. meiner ansicht kannst du nur seewasserfesten bootsleim verwenden. der der fa. bindan ist sehr zu empfehlen. er härtet 2 tage aus. beiallen anderen leimen mußt du damit rechnen das der bogen ein bißchen zurückkommt. aber achtung in dem leim ist alles drin was gut und giftig ist.kennst du das buch über den vergleich von deutschen und jap. holz verbindungen. da steht auch was über bögenbrücken in deutschland drin.die diskussion über statik finde ich reichlich hochgestochen.bei solchen sachen sollte man sich für die stärken an ein treppenbaubuch halten.die erfahrung die darin steht reicht. viel erfolg j.tuschy


Re: Anzahl der Zwingen nicht vergessen

Verfasst: Fr 16. Apr 2004, 18:15
von Stefan Wagner

Bei einer Leimfläche von 10 cm Breite und 4 m Länge ergibt sich danach eine stolze Anzahl von größenordnungsmäßig 50 bis 80 anständigen Zwingen, um genügend Pressdruck zu erzeugen, wenn´s eine gut Verleimung werden soll


Deswegen nehmen die Bootsbauer gern Epoxidharz. Das benötigt keine derart engen Fugen und dementsprechend keinen so hohen Anpressdruck. (Bei Laminaten aus Starkfurnier und Harz werden oft rostfreie Tackerklammern als vorübergehende Befestigung verwendet, das reicht tatsächlich aus.)

Grüße

Stefan