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Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 13:06
von Thomas Weisenstein
Hallo,
ich möchte dieses Frühjahr mein Garagendach als Nagelbinderkonstruktion ausführen und stecke im Moment bei der Planung. Statik ist vorhanden, es soll bei einem Grundmaß (aussen) von 3,50 x 7,25 m und einer Dachneigung von knapp 25° insgesamt 4 Felder mit folgenden Dimensionen geben:
Ober- und Untergurt 6/10, Diagonalen 6/6, Vertikale 4/6
Die Verbindung möchte ich mit Lochblechen unterschiedlicher Abmessungen (Dicke 2 mm) und Anker-/Kammnägeln 4x40 herstellen. Die Nagelanzahl habe ich entsprechend den aus der Statik hervorgehenden Kräften mit Hilfe der DIN 1052 ermittelt (www.bmf.dk gibt hier Hilfestellung).
Jetzt stellte sich für mich die Frage nach dem Windrispenband. Nach etwas googeln stieß ich auf einen Beitrag hier im Forum vom vergangenen Jahr, in dem davon gesprochen wird, dass das Windrispenband (Stahl) entfallen kann, wenn (bei einem Sparrendach) die Untersicht der Sparren mit einem Unterdach (so eine Art Nut und Feder) verkleidet wird. Da ich auch vorhabe, die Unterseite der Untergurte mit OSB-Platten o.ä. zu verkleiden, frage ich mich, ob ich dann auch auf ein Windrispenband verzichten kann? Ausserdem steifen ja auch die Dachlatten für die Dacheindeckung (Betondachsteine oder Tonziegeln) die gesamte Konstruktion aus, oder?
Für Hilfe wäre ich dankbar.
Gruß
Thomas
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 13:11
von Thomas Weisenstein
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 15:09
von Peter Wifling
Hallo Thomas,
auf ein Windrispenband würde ich auf keine Fall verzichten, egal ob die Dachebene durch eine Scheibe ausgesteift ist oder nicht. Die 1052 verlangt einige konstruktive Regeln die bei einer aussteifenden Scheibe anzuwenden sind, z. B. Nagelanzahl je lfd. m, Nut u. Feder usw.
Die alleinige Aussteifung der Binderuntergurte bringt leider nicht den gewünschten Erfolg, da die Obergurtebenen, die durch Wind auf die Giebelseite und die Abtriebskräfte aus der Druckbeanspruchung beansprucht werden, ausgesteift werden müssen. Eine konstruktive Aussteifung durch die Dachlatten findet nicht statt; die stellen nur sicher, dass alle Binder zur gleichen Seite kippen.
Und warum die paar Euronen für das Band sparen? Beim Handwerkszeug legt man ja auch Wert auf Qualität.
In diesem Sinne
Peter
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 18:16
von Andreas Meisel
Hallo
Ich bin Bauingenieur- Student und kann daher nur zustimmen, was Peter schreibt!!
Schöne Grüße, Andi
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 18:28
von André Schwarz
Hallo Thomas,
ich kann hier Peter eigentlich nur zustimmen.
Bei wirklich großen Dächern (Supermärkte und ähnlichem) sind die Verhältnisse und die wirkenden Kräfte natürlich extrem größer. Dafür wurden richtige Vorschriften ausgearbeitet, wie die Aussteifung über gespannte Windrispenbänder, Verankerung an der Traufe und Rücklauf der Kräfte über genagelte Bohlen am First auszubilden ist. Für eine ordnungsgemäße Statik muss diese Aussteifung sogar rechnerisch nachgewiesen werden. Darüber gibt es ein Heft "Aussteifung von Nagelplattenbindern" vom Informationsdienst Holz, welches kostenlos bestellt werden kann.
Wie gesagt, für "große" Dächer. Bei deinem Garagendach kann man sich darüber streiten, ob sich der Aufwand lohnt. Da ich aber erkenne, dass du dich mit sowas beschäftigst (Anzahl der Kammnägel nachgerechnet), würde ich dir schon empfehlen, dass Rispenband einzubauen. Und wenn es eingebaut wird, dann auch richtig, d.h. als Kreuz auf jede Dachfläche (Lage der Fenster etc. beachten), das Band wirklich straff (!!) einbauen, pro Obergurt mindestens 2 Kammnägel sowie am First und an der Traufe 10 -12 Kammnägel. In die Endfelder gehört eigentlich ein Aussteifungsverband als eine Art Fachwerk, welches den äußersten und den 2. Binder fest miteinander verbindet. Und am First statt der obersten Dachlatte eine Bohle in Dachlattenstärke verlegt, die auch mit mindestens 2 100er Nägeln pro Obergurt vernagelt ist (vorher mit Dachdecker wegen Lattungsabstand zum First reden!).
Ich hoffe, dich nicht erschreckt zu haben, wie gesagt, ich persönlich hätte bei deiner Garage keine Angst, dass es nicht hält, aber du hast eben danach gefragt.
Viele Grüße, André
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Di 30. Mär 2004, 20:34
von Siegrist Michel
Hallo zusammen,
mich erstaunt, dass ihr euch über das Windrispenband solche Gedanken macht, wärend man über die Nagelbinderkonstruktion kein Wort hört!
Mir ist das System mit diesen Nagelblechen gänzlich unbekannt. Man spricht ja hier nicht von Nagelplatten die eingepresst werden (diese dürfen bei uns in der Schweiz nur ausgewisene Zimmereibetrieben durch führen) So wie ich das verstanden habe, soll Ober- Untergurt und Diagonal sowie Horizontal Stäbe sind auf der gleichen Ebene. Wie sieht den Knotenpunkten aus (Blechdicke, Nagelabstand, Nagelanzahl,..)
mfg Michel
PS: Wie passen 10-12 Kammnägel auf einen 6cm breiten Obergurt? Windrispenband breite 50mm!
PPS: Cool, die Herren Statiker wollen aus einer Garage ein grosses Eisstadion machen ;-)
mfg Michel
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Mi 31. Mär 2004, 10:16
von Peter Wifling
Hi Michel,
das mit den Lochblechen ist völlig legitim, die kann auch jeder verbauen im Gegensatz zu den Nagelblechen, die, wie Du richtig erwähnt hast, nur zertifizierte Betriebe einbauen dürfen.
Die 10 bis 12 Nägel müssen an First und Traufe nicht unbedingt auf die Oberseite der Obergurte geschlagen werden, man kann auch das Rispenband umschlagen.
Im übrigen: ob Eisstadion oder Hundehütte, Tisch, Bett, Stuhl oder sonstwas: jedes Teil steht und fällt mit der Eigenstabilität und viele Bauschäden entstehen nunmal durch mangelnde Aussteifung.
Das mit den Endfeldern von André scheint mir auch etwas zuviel des Guten, aber mit einem Rispenband würde ich schon mal ruhiger schlafen,
sagte der Herr Statiker zum Herrn Hochbauzeichner
Gruß Peter
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Mi 31. Mär 2004, 11:25
von Thomas Weisenstein
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In Antwort auf #99672]
Hallo Peter,
erstmal danke für die Antwort. Also, sparen will ich mir das mit dem Windrispenband, um die Kosten für ein Spanngerät zu sparen. Ich wurde halt abgeschreckt durch den in meinem 2. Beitrag verlinkten Thread. Ist eine "althergebrachte" Konstruktion mittels einer schräg verlaufenden Latte über alle Felder auf der Unterseite des Obergurtes noch zulässig (Wie in dem genannten Thread beschrieben)? Wenn ja, wäre das dann wohl die Konstruktion meiner Wahl.
Gruß
Thomas
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Mi 31. Mär 2004, 11:36
von Thomas Weisenstein
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In Antwort auf #99675]
Hi André,
nein, erschreckt bin ich nicht. Ich frage mich nur, ob das Resultat den zu treibenden Aufwand rechtfertigt... Wobei ich eher bestrebt bin ein wenig zuviel Sicherheit einzubringen als zu wenig :-).
Frage zum straffen Einbau des Windrispenbandes: Um das richtig zu machen, benötigt man ja ein (teures?) Spezialwerkzeug. Um diese Kosten zu sparen würde ich auf die in meinem 2. Beitrag verlinkte "althergebrachte" Lösung mit den Diagonal vernagelten Latten (Dimension Dachlatte?) auf der Obergurt-Unterseite ausweichen wollen. Wäre diese Lösung, wenn schon nicht dem derzeitigen Stand der Technik, so doch wenigstens aus konstruktiver (statischer) Sicht ausreichen?
Und dann zu dem Aussteifungsverband: Hmmm, ich stelle mir das als zusätzliche Diagonalverbindung (Stärke des Ober- bzw. Untergurtes) vor, also so eine Art Zick-Zack im 1. (oder letzten) Feld. Richtig? und das ganze sowohl in der Dachschräge (Obergurte) als auch zwischen den Untergurten (wie gesagt, in einem Feld). Habe ich das so richtig verstanden?
Gruß
Thomas
Re: Garagendach als Nagelbinder
Verfasst: Mi 31. Mär 2004, 11:39
von Thomas Weisenstein
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In Antwort auf #99677]
Hallo Michel,
also, wie weiter unten schon geschrieben ist dies eine zulässige Konstruktion in D. Vor allem ist sie kostensparend, und da ich eh schon nen Hals habe wegen des Schrägdachs, das mir der Bebauungsplan hier auch für die Garage voschreibt, will ich dieses halt so günstig (eher Preiswert) wie möglich halten. Und die Ausführung dürfte für den mittelmäßig begabten Heimwerker durchaus machbar sein, soweit ich das überschauen kann.
Gruß
Thomas