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wieder mal Schellack

Verfasst: Di 9. Mär 2004, 13:36
von reinhold

hallo,
in Mercks Warenkunde von 1920 (Vertrieben durch Manufactum)habe ich folgenden Beitrag zum Schellack gefunden, könnte hier auch interessant sein :

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Schellack (Gummilack, Lackharz, lat. Lacca, Gummi lacca, frz. Gomme laque, engl. Lac) ist das Erzeugnis einer kleinen roten Schildlaus (Tachardia lacca, Coccus lacca, Coccus fica), die in Ostindien auf verschiedenen Bäumen und Sträuchern, namentlich auf Schleicheria trijuga, Anona squamosa, Butea frondosa, Croton lacciferus, Ficus- und Urostiqua-Arten lebt. Die Tiere, die an den von ihnen befallenen Stellen dicht gedrängt rund um den Zweig sitzen, schwellen nach der Befruchtung blasenförmig zu Erbsengröße auf, füllen sich mit Eiern und einer lebhaft roten Flüssigkeit und umgeben sich mit der harzigen, allmählich erhärtenden Masse, welche das Tier wie eine Kapsel völlig einschließt. Hiermit ist der Lebenslauf des Muttertieres abgeschlossen, die junge Brut aber, die aus den Eiern hervorgeht, nährt sich von dem roten Safte und bahnt sich nach ihrer völligen Entwicklung einen Weg ins Freie. Die verlassenen Wohnungen, die in größeren Massen dicht geschlossene, rauhe Borken bilden, werden mit den Zweigen abgebrochen und liefern den Stocklack (lat. Lacca in ramulis seu baculis, frz. Laque en bâtons, engl. Stick-Lac), mit dessen Einsammlung sich die Bewohner verschiedener Gegenden Ostindiens, besonders am Ganges, beschäftigen. Der Stocklack bildet rauhe, außen braunrötliche Röhren oder Bruchstücke von solchen, oft mit noch ansitzendem Zweigstücke, ist leicht zerbrechlich auf dem Bruch glänzend und enthält im Inneren die zahlreichen Brutzellen, die teils leer sind, teils noch roten Farbstoff enthalten. Je nach der Herkunft zerfällt diese Rohware in mehrere Sorten, unter denen die von Siam, eine sehr dunkelfarbige, braune oder schwärzliche und an Farbstoff reiche am höchsten, die bengalische, farbstoffarme, daher gelbe oder gelbrötliche am wenigsten geschätzt wird. Beim Abklopfen von den Zweigen zerfällt der Stocklack in Körner, den sog. Körnerlack (lat. Lacca in granis, frz. Laque en grains, engl. Seed-Lac). Beide enthalten den Lac dye genannten Farbstoff des Sch., der für die meisten Zwecke durch Ausziehen mit schwacher Lauge entfernt werden muß. Die entfärbte Masse wird dann in wurstförmigen Säcken vorsichtig erwärmt, der austretende geschmolzene Lack auf Metallblech gestrichen, von dem es in der bekannten dünnblättrigen Form als Sch. lemon oder orange abspringt. - Außerdem kommen noch Knopfschellack, Blut-Rubin- oder Granat-Schellack in den Handel, welche direkt, ohne Entfernung des Farbstoffs, durch einfache Auswahl aus dem Stocklack hergestellt werden und kleine, meist runde, wenig durchscheinende, hellbraune bis braunrote Tafeln von sehr glatter Oberfläche und reiner Masse bilden. - Sch. ist eine natürliche Mischung verschiedener Harze, insgesamt etwa 90 %, und enthält außerdem noch mehr oder weniger Farbstoff und etwas Wachs. Weingeist löst ihn in der Kälte unter Hinterlassung des Wachses, heißer Weingeist nimmt auch von diesem etwas auf, das sich aber beim Erkalten wieder ausscheidet. Die trübe Lösung kann durch Filtrieren geklärt werden. In Benzin ist Schellack selbst unlöslich, während die Wachsmasse dadurch zur Lösung gebracht wird. Zur Entfernung der für einige Zwecke störenden Wachs- und Farbmasse wird der Sch. bisweilen noch weiter raffiniert, zuerst mit Lauge erhitzt, dann mit Eau de Javelle entfärbt und mit Säuren ausgeschieden und in Form von Stangen oder Zöpfen als gebleichter Sch. (Lacca alba depurata in bacillis, frz. Laque purifié, engl. Purified lac) in den Handel gebracht. Die verschiedenen Schellacksorten werden vielfach zur Herstellung von Lacken, namentlich Spirituslacken und Polituren, benutzt und geben einen schnell trocknenden, schön glänzenden Überzug. Durch Zusatz von Teerfarbstoffen oder anderen Farben erhält man die farbigen Spirituslacke. Außerdem wird Sch. zu Siegellack und in der Feuerwerkerei zu den rauchschwachen Buntfeuern verwandt. Gepulverter Schellack findet entweder für sich, oder in Verbindung mit anderen Harzen, als Kitt, Verwendung. Die beim Aufkochen von Sch. mit alkalischer Boraxlösung erhaltene leimartige Masse, die nach dem Trocknen einen wasserdichten Überzug bildet, führt als Steife für Hutmacher den Namen Wasserfirnis. Mit Teerfarben und anderen Farben gefärbt, ergibt sie die sog. Lederappreturen. - Ein als Lacca in tabulis bezeichnetes schellackartiges Gummi soll sich auch aus Fouquiera splendens, der in Nordamerika am Rio grande heimischen Ocotillapflanze, gewinnen lassen. - Die Versendung des Schellacks aus dem Ursprungslande Ostindien geschieht meist über Kalkutta, nach London und Hamburg, in Kisten von etwa 70 kg, die mit Sackleinwand bedeckt sind. Zum Nachweise der häufigen Verfälschungen durch Kolophonium und andere Harze behandelt man den Sch. mit Benzin, worin er, abgesehen von den geringen Wachsmengen, unlöslich ist.