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Werkzeug zum Einlassen von Flachdübeln

Verfasst: Do 4. Mär 2004, 16:14
von Jürgen Stephan

Lt. Bauanleitung für einen Bauernschrank werden dort u.a. Flachdübel verwendet. Das sind spitz-ovale Holzscheiben, vielleicht 5 oder 10 mm dick, die in diesem Fall die Eckverbindung zwischen dem waagerechten Schrankunterteil und den senkrechten Seitenwänden stabilisieren soll.

Gibt es ein spezielles Werkzeug, mit dem man eine passgenaue Nut zur Aufnahme des Flachdübels herstellen kann, oder fräst man eine durchgehende Nut, in welche die Flachdübel eingeleimt werden?

Wo liegt der Vorteil gegenüber einem Rundholzdübel?



Re: Werkzeug zum Einlassen von Flachdübeln

Verfasst: Do 4. Mär 2004, 17:21
von Bettina Brinkmeier

Hallo Jürgen,

ja, es gibt sogenannte Flachdübelfräsen für teuer Geld. Man kann auch nuten an der Tischfräse. Wenn man beides nicht hat und auch kein Geld investieren möchte ist die andere Lösung die mit den Dübeln. Über Vor-und Nachteile beider Verbindungen scheiden sich die Geister. Stabil sind beide Verbindungen und so einen Bauernschrank kann man auch mit Dübeln zusammenbauen. Fakt ist das man bei Dübeln genauer arbeiten muss.

Bettina


Re: Werkzeug zum Einlassen von Flachdübeln

Verfasst: So 7. Mär 2004, 16:06
von Herbert S.

Hallo Jürgen
Mittlerweile werden die Flachdübelfräsen von verschiedenen Firmen angeboten. Früher hatte die Fa.Lamello das Monopol, da von ihr dieses Gerät entwickelt wurde. Aus diesem Grund heißen die Geräte im Sprachgebrauch auch Lamello-Fräsen.
Bei verschiedenen Arbeiten sind die Lamello-Dübel dem Dübel im Vorteil, weil sie ganz einfach ein geringes Verschieben in der Längsachse verlauben. Die Höhe ist durch den Anschlag der Fräse vorgegeben und kann verändert werden.

Bringe ich die Dübellochbohrungen mit einer Langlochbohrmaschine ein, so ist auch hier die Höhe genau vorgegeben , doch hier muß ich auch auf ein genaues Längsmaß achten, da eine Längenverschiebung bei einem Dübel nicht möglich ist.

Das Problem bei Dübelbohrungen ist ganz einfach das freihändige Bohren der Löcher mit der Handbohrmaschine. Eine gewisse Ungenauigkeit ist hier eigentlich vorbestimmt. Dübellochbohrungen werden von einem Profi nie mit der Hand eingebracht.
Mittlerweile wird von der Fa. Mafell ein Duo-Dübler angeboten, welcher 2 Bohrungen gleichzeitig einbringt. Nicht schlecht das Gerät, werde es mir auf der Schreinermesse in Nürnberg wahrscheinlich zulegen.

Gruß Herbert


Re: Werkzeug zum Einlassen von Flachdübeln

Verfasst: So 7. Mär 2004, 18:05
von Bettina Brinkmeier

Hallo,

das Problem mit den Dübellöchern und der Handbohrmaschine ist wahr. Kleine Abhilfe schafft eine Bohrlehre, die man auch schnell selber machen kann. Einfach ein Stück Hartholz nehmen, auf Breite schneiden und zwar so das es der Dicke des zu dübelnden Brettes entspricht. Dann Löcher an der Ständerbohrmaschine bohren auf die Hirnholzseite des Brettes nageln und bohren. So hat der Bohrer eine gerade Führung und verläuft nicht.

Bettina


Re: Werkzeug zum Einlassen von Flachdübeln

Verfasst: Sa 13. Mär 2004, 20:23
von Guido Henn
[In Antwort auf #99162]
Hallo Jürgen,

was Bettina und Herbert schon zu Flach- und Runddübeln gesagt haben ist völlig richtig und ich möchte eigentlich nur ein paar wie ich finde ganz wichtige Sachen noch ergänzen:

Erstens ist die Leimfläche eines Flachdübels (Lamellos) größer, als bei einem Runddübel. Stell dir zum Beispiel eine Eckverbindung aus 19 mm Plattenmaterial vor. Ein Runddübel (z.B. ø 8 mm) kann in die Fläche nur max. 15 mm tief eingebohrt werden, der Rest geht ins Stirnolz des anderen Bretts, so dass lediglich eine kurze Fläche von 8 mm die Ecke hält. Bei einem Flachdübel Größe 20 sieht das schon ganz anders aus. 12 mm tief und 56 mm breit ragt der 4 mm starke Flachdübel in jedes Brett hinein. Besonders bei Gehrungen ist der Vorteil eines Flachdübels noch größer, selbst wenn du sogenannte Winkeldübel benutzt.

Zweitens wenn du einen Flachdübel in Wasser legst wirst du feststellen, dass dieser von den ursprünglichen 4 mm schnell auf 5 mm Dicke aufquillt. Ein wichtiger und gewünschter Effekt, da sich so auch bei Leimzugabe (also auch einer Flüssigkeit) der Dübel fest in die zuvor gefräste Nut presst. deshalb sollten Flachdübel auch unbedingt trocken und einigermassen temperiert gelagert werden, sonst lassen sie sich evtl. nicht mehr in den 4 mm Schlitz stecken - feuchte Garage oder Keller ist nix für Flachdübel. Gute Flachdübel werden daher auch in einer verschweisten Kunststofffolie geliefert.

Drittens gibt es von der Fa. Knapp (www.knapp.verbinder.com) wirklich hervorragende selbstspannende Verbinder extra für diese Flachdübelnuten, bei denen keine Zwingen zum Spannen benötigt werden. Ist besonders hilfreich wenn man z.B. ein 45/135 Grad Eckregal mit einer ebenso verlaufenden Tür versehen möchte und eigentlich nur mit Schablonen und Klebeband mehr schlecht als recht etwas zustande bringt. Die Knapp-Verbinder sind echt genial - kann ich nur wärmstens empfehlen!

Viertens auch wenn die Maschinen auf den ersten Blick recht teuer sind (das Preisgefüge hat nun mal der Erfinder Lamello vorgegeben) wirst eine solche Anschaffung niemals bereuen. Aus meiner Erfahrung als Kursleiter (u.a. für Flachdübel :-) ) kann ich dir versprechen, dass Flachdübeln - weil es so unheimlich einfach und schnell geht - fast süchtig macht! Also Vorsicht ;-) !!!

Bei den Maschinen gibt es auch durchaus günstigere Alternativen als die Original-Lamello, die zwar was die Qualität angeht unschlagbar ist, aber trotzdem immer noch keinen Anschlag besitzt, den man im schräggestellten Zustand nach oben und unten bewegen kann. Das können z.B. die Kress (309 EUR) und alle baugleichen Anschläge (AEG, Atlas Copco, Mafell, Würth) und die Flachdübelfräse der Fa. DeWalt (ELU) ca. 330 EUR. Kauf dir aber bitte nicht die Billig-Flachdübelmaschinen für 69 EUR aus den Baumärkten, denn auf Dauer ist das teures Lehrgeld - es soll ja schließlich auch Spaß machen.

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen.

Gruß Guido