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Sägelust
Verfasst: Do 19. Feb 2004, 12:41
von Andreas Hörmann
Hallo,
nach dem Studium von C. Hartges "Taming of the board" hat mich jetzt auch die Lust am Sägen "mit der Hand" gepackt. Wer kann mir eine erste Starthilfe an Tips über eine sinnvolle Erstausstattung an Sägen geben? Welche technischen Punkte sind zu beachten.
Danke für Eure Hilfe
Gruß
Andreas
Re: Sägelust
Verfasst: Do 19. Feb 2004, 13:52
von Philipp
Hallo Andreas,
endlich einmal eine einfach zu beantwortende Frage!
Mit den Sägen ist es wie mit den Hobeln, Zwingen, Stemmeisen und was weiß ich noch alles: man kann nie genug haben! Daher alles bestellen, was dir gefällt und was man irgendwie brauchen könnte! Flohmärkte entleeren und Nachbars Speicher durchforsten. Und sammeln, sammeln, sammeln (ich selbst stehe noch ganz am Anfang).
Naja, mal im Ernst: das hängt sehr von deinem Geschmack und deinen Vorlieben ab, beispielsweise ob du lieber japanisches oder europäisches Werkzeug magst. Ich habe fast nur Japanerzeugs und könnte dir da folgendes empfehlen:
- 1 Querkataba für tiefe Querschnitte
- 1 Längskataba für lange Schnitte längs zur Faser (gibt's leider nicht bei Dieter, ist aber ein seeehhr brauchbares Instrument)
- 1 feine Dozuki mit hohem Blatt für feine und tiefe Querschnitte
- 1 kleine Dozuki für gefühlsvolles und genaues Sägen, z.B. Schwalbenschwänze
Jetzt bist du schon ein kleines Vermögen los, dem du aber nicht hinterhertrauern wirst.
Mit der europäischen Gestellsäge probe ich derzeit, komme mit ihr aber noch nicht besonders gut klar. Das liegt aber garantiert NICHT an der Säge an sich, sondern bestimmt an mir!
Ferner: scharfe Klappsäge mit nicht zu kurzem Blatt für den Rucksack, damit du das ein oder andere Schätzlein im Walde nicht der Verrottung preisgeben mußt. Oder, wenn du dicker auftragen willst, eine große Bügelsäge.
Diesem Thema möchte ich auch meine Frage an die Gemeinde anhängen: wer hat Erfahrungen mit Dieters großer Längskataba (bzw. Dicks Pendat) gemacht und kann sie empfehlen? Das würde mich brennend interessieren.
Viel Spaß beim Bestellen und späteren Sägen
Philipp
Re: Sägelust
Verfasst: Fr 20. Feb 2004, 13:14
von Andreas Hörmann
Hallo Philipp,
danke für die Info, werde mich jetzt mal anhand Deiner Tips umschauen.
Gruß
Andreas
Re: Sägelust
Verfasst: Fr 20. Feb 2004, 14:40
von Christof Hartge
Hallo Andreas,
das mit der Quer und der Längskataba ist schon ein guter Tip. Nicht zu teuer, die Einstiegsmodelle, die es bei Dieter oder Dick gibt. So würde ich es heute auch noch einmal machen, würde ich japanische Sägen kaufen.
Die Dozukis würde ich weglassen. Für die allermeisten Arbeiten sind sie viel zu fein.
Stattdessen rate ich zu einer Gestellsäge mit Längs-Blatt samt passender Sägefeile und einer Schränkzange. Zugegeben die Gestellsäge braucht Aufmerksamkeit bis man sie im Griff hat, mehr als japanische Sägen. Dafür erweist sie sich dann aber auch als diesen ebenbürtig, manchmal sogar überlegen.
Und schließlich, wenn du erstmal richtig Spaß am Sägen hast wirf einen Blick auf die alten amerikanischen Fuchsschwänze und die Rückensägen.
Viele Grüße, Christof.
Re: Sägelust
Verfasst: Fr 20. Feb 2004, 19:05
von Andreas Hörmann
Hallo Chrstof,
worin liegen für Dich die Vorteile der Katabas im Vergleich zu den Fuchsschwänzen, die Du ja auch in Deinem Beitrag verwendet hast? Ist es vielleicht das Sägen auf Zug oder die andere Zahnform?
Gruß
Andreas
Re: Sägelust
Verfasst: Fr 20. Feb 2004, 20:54
von Christof Hartge
Hallo Andreas,
der Vorzug liegt schlicht darin, daß du für eine annehmbare Summe Geldes eine ordentliche Säge in den Händen hältst, die nicht weiter hergerichtet werden muß. Ich glaube, daß ist auch ein Grund, warum japanische Sägen so gepriesen sind: Man merkt überhaupt erstmal, was eine gute Handsäge zu leisten im Stande ist.
Aber: Ist man bereit sich auf das Schärfen einer Säge einzulassen, meine ich inzwischen, sind Gestellsägen und die alten Fuchsschwänze gleichwertig, wenn nicht in bestimmten Situationen besser. Man muß immer bedenken: Japanische Sägen sind für japanische Holzverbindungen und japanische Arbeitshaltungen entwickelt worden. Da besteht ein Zusammenhang zwischen Werkzeug, Verbindungen und Arbeitshaltung.
Das gleiche gilt für westliche Sägen: auch die sind optimal für typisch westliche Arbeitsweisen. Wenn du erstmal eine richtig hergerichtete Gestellsäge, Fuchsschwanz oder Rückensäge in der Hand gehalten hast, wirst du das ohne weiteres bemerken.
Die Gestellsäge hat für sich den Vorteil, daß sie günstig in guter Qualität produziert wird. Allerdings müssen die Sägeblätter nachgeschärft und der Schrank vermindert werden.
Richtig gute Fuchsschwänze gibt es nur gebraucht. Disston ist hier das Maß aller Dinge. Eine Einschränkung: Dieter hat die englischen Fuchsschwänze im Programm. Von denen habe ich noch keinen in der Hand gehabt. Vielleicht ist es mit denen ähnlich wie mit unseren Gestellsägen. Nachgeschärft wären sie vieleicht richtig gut.
Rückensägen gibt es gebraucht, aber auch in exzellenter Qualität von Eddie Sirotich und Lie-Nielsen. Diese Sägen sind dann so teuer wie die guten Japaner und ich persönlich meine, daß sie das auch verdient haben.
Persönliches Fazit: Ich benutze meine Dozuki und Ryoba nur noch für kleine Arbeiten ansonsten dürfen Gestellsäge & Co.ran.
Re: Sägelust
Verfasst: Sa 21. Feb 2004, 11:22
von Andreas Hörmann
Hallo Christof,
ich staune immer wieder über Deinen Wissens- und Erfahrungsschatz. Glaube, daß ich einfach einmal den Vergleich zwischen Japan und Europa heraussägen muß (sofern ich das schon kann). Werde mir also ein Einsteigermodell gemäß Philipps Ratschlag zulegen und mich nach einer gebrauchten Möglichkeit eines Fuchsschwanzes umsehen. Vor dem Schärfen habe ich noch viel Respekt, mal sehen wie es wird.
Der Aufwand ist es sicher Wert, nach einer längeren Zeit des vielen Staubs und Lärms haben mich Handwerkzeuge (nach endlich geglückter Ausprobe und Einsatz wirklich scharfer Hobel) als Alternative für viele Arbeitsgänge überzeugt. Ich freue mich auf das Sägen!
Gruß
Andreas
Re: Sägelust
Verfasst: Mo 23. Feb 2004, 14:38
von Carsten Rödiger
[
In Antwort auf #98855]
Hallo an alle Holzwürmer!
Hier meine Erfahrungen mit (Groß-)Kataba:
Ich habe zu Anfang die von DICK benutzt, nutzbare Länge 450 mm.
Ich will es gleich vorwegnehmen; um Baumstämme aufzusägen ist die VIEL ZU KLEIN !!! Es gibt von "magma-woodworking.de" (trotzdem die in Östereich sind) eine Kataba mit einer nutzbaren Länge von 790 mm, die ist ganz brauchbar.
Zuerst sind ALLE Schnittlinien auf ALLEN Seiten anzuzeichnen, also auf beiden Stirnseiten und auf beiden Längsseiten. Auf den letzteren ist der Kreidestrich der Schlagschnur nicht genug, man sollte etwa alle 10 cm den Strich mit einem Messer in die Borke einschneiden (vor allem an den Enden!!!) damit man den Strich unter dem vielen Sägemehl überhaupt noch sieht. Auch sollten die Sägeschnitte senkrecht angeordnet sein, das erleichtert die Arbeit ganz erheblich.
Die Sägeschnitte anzufangen ist einfach; die Zähne in Griffnähe sind kleiner, mit dehnen anfangen, immer wieder den Schnitt entlangpeilen und die Säge nach dem angezeichnetten Schnitt ausrichten.
Lagerung des Stammes: für das erste Drittel der Schnitte ist ein schwerer, verwindungssteifer Brennholzsägebock geeignet, auf dem der Stamm mit Gurten befestigt wird. Man sitzt davor auf einem Fußbänkchen und sägt (macht Spaß!!) Zum Problem wird die Einspannung beim Weitersägen; man kann den Stamm mit horizontalen Schnitten auf den Sägebock spannen und horizontal sägen, aber das ist total ungewohnt; ich habe mich damit nicht anfreunden können.
Man kann die Schnitte auch von beiden Seiten beginnen, dann hat man nur noch das mittlere Drittel, welches Probleme macht. Ich habe den Stamm dann mit Kanthölzern, Keilen, Gurten und Schraubzwingen auf der Hobelbank befestigt und zuendegesägt (improvisieren!!!). Wahrscheinlich ist meine Stammlänge 80-120 cm) genau in dem Bereich, wo das Befestigen schwierig ist, lange Stämme lassen sich leichter handhaben.
Ein paar technische Aspekte:
Stammdurchmesser sollte nicht mehr als 2/3 nutzbare Sägelänge betragen (bei 450mm langer Säge Durchmesser 300mm, bei 790mm Säge Durchmesser 500mm), sonst weicht man zu sehr vom geraden Schnitt ab (die ersten paar Jahre... :-)).
Die gesammte Sägelänge nutzen!!! (wie bei allen Sägen)
Das Ziehen muß kraftvoll geschehen, das zurückführen mit Gefühl, diese Sägen sind sehr dünn, da ist Vorsicht angesagt !!
Das Sägen dauert lange, vor allem bei einer Ahorn-Stammgabel (1x 45cm auf 2x 30cm).
Sorgfalt zahlt sich aus: jede Abweichung vom geraden Schnitt muß (mit der Hand !!!) abgehobelt werden.
Die Säge (gefeilt für Nadelholz!!!) ist anfangs sehr aggressiv, das gibt sich mit der Zeit, wenn sie langsam stumpfer wird, nachfeilen dann mit gröberem Keilwinkel.
Wie schreibt George Strut in seinem "The Wheelwrights Shop": wer immer einem Säger zugeschaut hat, wie der 1-zoll Bretter sägt, braucht kein Bild mehr von den fein aber langsam mahlenden Mühlen Gottes... :-)
Viel Erfolg,
es macht Spaß !!
Cheerio,
Carsten
Re: Sägelust
Verfasst: Mo 23. Feb 2004, 15:30
von Volker Hansen
hallo Andreas, ich besitze neben mehreren Gestellsägen auch eine Ryoba mit 240mm. Diese kleine und leichte Säge ist schnell zu meiner Lieblingssäge geworden. Christoph hat ja bereits erwähnt wie wichtig eine gute Säge ist und ich kann nur bestätigen: Es ist ein Vergnügen mit so einem schönen Werkzeug zu arbeiten.Es ist schon faszinierend mir welcher Leichtigkeit diese Säge arbeitet.
Eigentlich benötige ich meine Tischkreissäge nur noch zum besäumen und auftrennen. Die Gestellsägen benutze ich hautsächlich zum Ablängen. Aber meine Ryoba ist die NR. 1
Machst das Holz was Du bearbeiten willst zu Deinem Freund, brauchst Du mit Ihm kein Kämpfe mehr auszufechten!
Die richtige Säge, die zu Dir paßt, wird Dich schon finden.
Gruß Volker