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"Der praktische Tischler" - lohnt sich's?

Verfasst: Di 17. Feb 2004, 22:37
von Jörg Ed. Hartge

Weiter unten wurde schon mal das alte Fachbuch von Walde: "Der praktische Tischler" aus dem Jahr 1906 lobend erwähnt. Ich möchte hier nochmal die Frage stellen: Lohnt sich die Anschaffung, wenn man den Spannagel schon hat?

Der Reprint kostet 45,- €, ein gut erhaltenes Originalexemplar wird über das ZVAB etwa zwichen 80,- und 230,- € angeboten, was immerhin eine gewisse Beliebtheit vermuten lässt.

Wer hat das Werk gelesen und kann etwas (möglichst im Vergleich zum Spannagel) dazu sagen?

Gruß
Jörg




Re: "Der praktische Tischler" - lohnt sich's?

Verfasst: Mi 18. Feb 2004, 07:36
von Putmans, Jean

Hallo Jörg,

ich habe mir eine ganze Reihe von Tischler-Büchern angeschafft, auch den Spannagel, auch den Praktischen Tischler.
Der Praktische Tischler wendet sich eigentlich an den damaligen Fachtischler, was zur Folge hat, dass Walde davon ausgeht, dass der Leser alle grundlegenden Fertigkeiten des Tischlers schon beherrscht, also findet man eigentlich kaum etwas, was dem gegenwärtigen Freizeittischler, der mit Handwerkzeugen arbeitet, wirklich auf die Sprünge hilft, es sei denn, man ist an hitosricshne Arbeitsmethoden interessiert.
Wenn ich nicht gerne Tischler-Bücher sammeln würde, würde ich auf jeden Fall den Praktischen Tischler nicht kaufen.

Gruss,
Jean Putmans



Re: "Der praktische Tischler" - lohnt sich's?

Verfasst: Mi 18. Feb 2004, 09:11
von Wolfgang Jordan

Ich wollte eigentlich schon seit Tagen auf deine Frage antworten, Jörg, gut daß du nochmal fragst.

Ich sehe das genauso wie Jean. Wenn man den großen und den kleinen Spannagel hat, ist man für alles gerüstet. Im Walde nimmt die Bautischlerei, also Türen, Treppen usw. einen relativ großen Raum ein. Und die dargestellten Möbel stammen aus einer früheren verschnörkelten Epoche, die nicht so ganz mein Fall ist. Wenn man sich allerdings dafür interessiert, ist man mit dem Walde besser dran.

Gruß, Wolfgang


Re: "Der praktische Tischler" - lohnt sich's?

Verfasst: Mi 18. Feb 2004, 14:33
von Detlef Fallisch

Hallo Wolfgang,

wenn Dich neuere Bücher interessieren, dann versuch es mal mit "Das Meisterstück Formen und Konstruktionen" von Ulrich Müller. Erschienen im DVA Verlag. Das Buch war zwar nicht billig, aber dafür gibt es neben den Schwarz-Weiß Bildern richtig bemaßte technische Zeichnungen zu den Meisterstücken.

Die Techniken der Bearbeitung und Herstellung werden dort nicht erläutert. Das Buch soll einfach als Quelle zur Inspiration gelten.

Gruß Detlef


Re: ... also dann wohl eher nicht.

Verfasst: Mi 18. Feb 2004, 22:02
von Jörg Ed. Hartge

Danke für die Hinweise. Dann ist es wohl so, wie meistens bei Handwerksliteratur aus dieser Zeit: Vor dem Krieg wurde das Wissen um die Arbeitstechniken praktisch ausschließlich direkt vom Meister und Gesellen auf den Lehrling, um es ausnahmsweise auf neudeutsch auszudrücken, durch "learning by doing" weitergegeben. Bücher dienten wohl eher als "Mustervorlage" für die, die's schon konnten.

Erst später und dann mit dem "dualen Ausbildungssystem" spielte auch die verschulte Wissensvermittlung durch Bücher eine nennenswerte Rolle. So finden sich dann erst etwa ab der Kriegszeit Bücher wie "Der junge Schreiner" in denen auch erklärt wird, wie es gemacht wird.

Also wird mein Vorurteil wieder bestätigt, dass die für Holzwerker ergiebigste Zeit für Fachliteratur in den 40er bis 50er Jahren liegt, da in dieser Zeit das Thema zum einen ingenieurwissenschaftlich aufgearbeitet wurde und man gleichzeitig noch der festen Meinung war, dass ein ordentlicher Handwerker zunächst eine gründliche klassische handwerkliche Ausbildung haben müsse eher er sich mit den bereits aufkommenden Maschinen beschäftigt. Spannagel ist das beste Beispiel dafür.

Gruß
Jörg




Re: ... also dann wohl eher nicht.

Verfasst: Mi 18. Feb 2004, 22:56
von Christof Hartge

Oder die ganz alten Bücher. Wie F. W. Mercker, "Der Tischler". Das ist zwar auch ein Buch für Fortgeschrittene, aber man erfährt eine ganze Menge über Niveau und Spezialhobel zu Zeiten als es noch keine Maschinen gab. Unbedingte Empfehlung. Außerdem ist es eine unerschöpfliche Fundgrube für den der sich auf das schwierige Feld der Proportionen und Gesatltung wagt.

Viele Grüße, Christof.