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Schere einstellen und fixieren (Bild)
Verfasst: Fr 6. Feb 2004, 21:37
von Berthold Cremer
Nun habe ich eine Frage zu einer Schere. Sie ist zwar kein Holzbearbeitungswerkzeug, aber da es Scheren ja auch bei FeineWerkzeuge gibt, ist die Frage hier vielleicht doch in Ordnung. Ein Handwerkszeug ist sie auf alle Fälle.
Ich habe ein große alte Tuchschere bekommen. Sie ist 40 cm lang!! Nachdem ich sie entrostet hatte, machte sie einen ganz passablen Eindruck. Auch habe ich sie geschärft, so dass sie jetzt auch wieder prima schneidet.
Dennoch habe ich ein Problem: Die Schraube, mit der die beiden Teile zusammengehalten werden, löst sich ständig. Wie kann ich am besten die Schraube fixieren? Ich kann eine Kontermutter drauf setzen, das sieht aber nicht so toll aus, weil die Mutter zu dick ist und ich eine ganz flache Mutter dafür bräuchte. Aber eine flache Mutter aus Bronze mit 3/8 Zoll Withworth Gewinde zu bekommen ist nicht so einfach.
Kann man die Mutter auch irgendwie anders arretieren?
Gibt es einen Anhaltspunkt, wie stramm eine Schere schließen muss?
Danke!
Gruß
Berthold


Re: Schere einstellen und fixieren (Bild)
Verfasst: Fr 6. Feb 2004, 23:49
von Peter Sternischer
Hallo Berthold,wie stramm die Schere schließen muß kann ich Dir leider nicht sagen, ich würde die Mutter mit einem/mehreren Tropfen Schraubensicherung (Loctite) stillstellen, Du mußt ja nicht gleich die "Hochfeste" nehmen.
Gruß Peter Sternischer
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 02:11
von Hutmacher Beat
Guten Tag Berthold,
Nach meinen kürzlichen Ausführungen zu meinem Namen und meinem Beruf, hab ich jetzt doch etwas Mühe, hinter dem Zaun zu halten, hat ja letztlich beides etwas mit einer Schere zu tun. Also, zu deiner Errungenschaft lässt sich vieles sagen;
Es handelt sich der Grösse und Schwere nach, um einen sogenannten "Zweihänder". Deshalb Zweihänder, weil man mit dieser Schere wirklich schweres Material schneidet und hierbei beide Hände benötigt. Die Rechte Hand greifft in den Griff, die Linke liegt mit der Hand-Innenseite vorne, hinter dem Spitz, auf dem oberen Blatt der Schere und drückt zusätzlich nach unten. Auf diese Weise lassen sich schwerste Sachen wie Teppich, Fiber-Karton etc. schneiden.
- Vorausgesetzt, die Schere ist für diesen Zweck auch wirklich geschliffen und eingestellt! Damit sind wir beim nächsten Punkt:
- Der Schliff - : Es macht sehr wohl einen Unterschied, wie die Schere geschliffen ist, bzw. für was ich sie benütze. Papier, Haare, Teppich usw. bedingen einen entsprechenden Schliff. Ähnlich wie bei Holzbearbeitunswerkzeugen, da brauch ich also nicht weiter drauf einzugehen. Dazu vielleicht noch das: Mein Zweihänder ist auf knapp 45° geschliffen und schneidet so, schwerstes Material!
- Die Schraube - : Erfüllt zwei Funktionen. Zum einen hält sie natürlich die beiden Teile zusammen. Zum Zweiten hat sie die Aufgabe die Schere auf dem Tisch in eine handliche Position zu "stellen". Das bedeutet: Lege ich meinen Zweihänder auf die Unterkante und kippe sie zudem auf die Schraube, so "steht" sie in einem Winkel von ca. 60° geneigt, auf dem Tisch. Somit ist sie in bester Greif-Position. Das bedingt wiederum eine spezielle Schraube, die nicht dem entspricht, was an Deiner Schere montiert ist. Will sagen; ich hab die Vermutung dass diese Schraube nicht das Original-Teil ist. Die Schraube(n), muss also eine gewisse Grösse, bzw. Länge haben. An meiner sind welche mit gedrehten Köpfen, beidseitig baugleich und 28.5 mm lang!
- Einfachste Lösung - : Tu Dir einen Gefallen, geh zu einem Messerschmid und lass Dir die entsprechende Schraube montieren! So wie ich Dich verstehe, hast Du die Schere ums Schwatzen bekommen. Find ich toll, wenn man davon ausgeht, das ich die meinige, Modell Nogant, # 30, 37 cm lang und über 925 gr schwer, vor Jahren günstig gekauft habe, für CHF 100.00. Damals war die DM vermutlich so um die 80 Rp. Die grossen Dinger sind also einigermassen rar, wenigstens bei uns. Also, gib ein paar Euro aus und Du hast zwei Propleme weniger. Und zudem Deine Freude, weil die Schere richtig hergerichtet ist. Wenn kein Messerschmid greifbar ist, so kann Dir auch ein "Isiger" (Metallberufe) weiterhelfen.
- Die Einstellung - : Die Schere soll möglichst dicht schliessen, dass heisst: Beim langsamen zumachen sollten sich die beiden Schneiden mit leichtem Druck berühren, allerdings ohne die konvexe Biegung der Blätter aufzudrücken. Die Schere darf also so nicht klemmen oder harzen. Sie muss noch leichtgängig sein. Probier das mit verschiedenen Scheren aus, Du wirst spüren was ich meine, Du kannst mit einiger Übung sogar etwas über die Güte der Schere und des Schliffs sagen. Kann sein, dass die Schere in bester Schneid-Einstellung auf dem Gelenk, also an der Schraube etwas wackelt. Macht nichts, mit Material dazwischen hebt sich das auf. Wichtig ist die günstigste "Schneid-Trimmung".
- Wenn dann alles stimmt - : Trag Sorge zu diesem Instrument, wie zu Deinen Holz-Werkzeugen, so schnell finden sich die nicht mehr!
Mit ein paar Fotos hätte sich die Sache kürzer darstellen lassen, aber wenn man nicht hat?
- Ein gutes altes Werkzeug, ist wie ein gutes Pferd; es will angespannt und gebraucht werden -
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 09:11
von Boris Ritscher
Hallo Beat,
ich bin echt baff. Ein Beitrag den ich abgespeichert habe, und wohl demnächst einiges davon anwenden werde.
Vielen Dank
Boris
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 14:01
von Berthold Cremer
Hallo Beat!
Vielen Dank für deine qualifizierte Antwort! Du verstehst ja wirklich etwas von Scheren.
Nun wird die Schere ja immer interessanter.
Die Schere habe ich für 5 Euro über ebay gekauft. Sie wurde als alte schwere Tuchschere angeboten. Aber sie war sie sehr vorrostet. Sie hat eine Gesamtlänge von 38 cm und wiegt 1050 Gramm.
Mit einer Hand ist sie tatsächlich nur schwer zu bedienen, allerdings liegt sie sehr gut in der rechten Hand. Siehe Foto. Doch kann ich sie mit einer Hand nicht voll öffnen.

Ich glaube schon, dass es die original Schraube ist, denn sieh hält die Schere tatsächlich in einer günstigen Position, wenn sie auf dem Tisch liegt (funktioniert in auf beiden Seiten). Siehe Foto.

Außerdem passt sie mit dem Vierkant so gut zur Schere. Übrigens sind auch auf beiden Scherenteilen und der Schraube die Nummer 6 oder 9 eingeschlagen. Sonst hat die Schere leider keine Beschriftung.

Vielleicht versuche ich doch die Schraube mit Loctite zu fixieren.
Mit Sicherheit werde ich die Schere gut behandeln.
Gruß
Berthold
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 14:41
von Christof Hartge
[
In Antwort auf #98450]
Endlich mal was kompetentes zu Scheren! Danke schön. Sag mal, gibt es zum Thema "Scheren" noch mehr Ressourcen im Netz, auch wie man sie schärft?
Viele Grüße, Christof.
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: Sa 7. Feb 2004, 18:49
von Klaus Kleinekorte
Hallo Berthold,
wenn sich die Schraube leicht verstellt, dann würde ich etwas Teflonband in das Gewinde eindrehen. So macht man es doch auch zum Dichten bei Schraubgewinden z.B. für Wasserleitungen. Das hat den Stopp-Effekt den Du anscheinend benötigst und ist nicht so endgültig wir Loctite. Zudem auch jederzeit noch verstelltbar, aber hat schwergängiger.
Gruß
Klaus
Re: Zweihänder-Schere - einstellen und fixieren
Verfasst: So 8. Feb 2004, 04:32
von Hutmacher Beat
Guten Tag alle zusammen,
Bin doch einigermassen erstaunt, über die Reaktionen und Fragen aufgrund des Beitrags von Berthold. Versuche mal, die ausgesprochenen und unausgesprochenen Fragen der Reihe nach zu beantworten:
- Tuchschere - : Diese Bezeichnung kann schon richtig sein. Vor der Einführung von elektrischen Scheren, (sieht in etwa aus wie eine Stichsäge mit Bodenplatte und zwei Messern, oder auch wie eine Bandsäge, etwas abstrakt gesagt) wurden auch schwere Scheren für Schneider, z.B. Uniform-Schneider usw. hergestellt.
- Bedienbarkeit - : Ist klar kann man die Schere, wie auf erstem Bild, von Berthold ersichtlich, schlecht handhaben, die Schere liegt beim Gebrauch immer mit der Unterkante auf dem Tisch auf. Und die "Spannweite" der Schere ist einfach zu gross, um sie mit einer Hand zu öffnen, und mit Material dazwischen, dieses schneidend, auch wieder zu schliessen! Stösst man aber mit einigermassen geöffneter Schere gegen das zu schneidende Material, bedient die Schere, wie in meinem vorherigen Beitrag erläutert, sieht die Sache anders aus.
- Schraube, an und für sich - : Nach dem dritten Bild zu schliessen, darf man mit grosser Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass die Schraube original ist. Eine Möglichkeit ist allerdings für mich noch denkbar: Die Originalschraube ist ersetzt worden, weil sich ein früherer Besitzer, (man bedenke dass solche Scheren den Erst-Besitzer meist übelebten) an der grossen Schraube gestört hatte und diese einfach gekürzt hat, weil man je nach Kurfe des Schnittes und je nach Beschaffenheit des Materials, halt schon mal mit der Schraube am Material hängen blieb. - Dafür spricht immerhin der Umstand, dass die Schraube aus Bronze und nicht wie üblich aus Eisen ist. Wenigstens müsste man dem Reparierenden schon ein Kompliment machen, weil er die Schraube auch wieder korrekt gezeichnet hätte. Wohl mit der Idee, dass bei anderer Gelegenheit, z.B. Demontage zum schleifen, wieder klar ist, dass diese Schraube zu dieser Schere gehört.
- Schraube, fixieren - : Loctite ist wohl eine Möglichkeit. Dazu kann ich nichts sagen, weil ich's aus persönlicher Erfahrung nicht kenne. - Zweite Möglichkeit wäre die Idee von Klaus, Teflonband, da stimm ich ihm voll zu. - Dritte Möglichkeit: Probiers mit 1-2 Tropfen Nagellack, hab ich bei anderer Gelegenheit schon gemacht, ist auch gut und davon hat jede Frau im Haus.
- Scheren im www - : Dazu kann ich nur soviel sagen: Im Zusammenhang mit Messern, Leder, Werkzeugen und diverser Handelswaren bin ich oft im Netz, habe aber in diesem Zusammenhang die Schere immer nur als Werkzeug oder als Handelsware angetroffen. Nie aber als eigenständiges Thema ausserhalb einer industriellen Produktion. Für Scheren interessieren sich halt warscheinlich schon nur Leute ernsthaft, die beruflich eine brauchen. Zudem; es gibt möglicherweise mehr, ich sag mal Hobby-Messermacher, als wirklich gelernte "Schneidwerkzeugmechaniker". Ist, glaub ich, offiziell, die aktuelle Berufsbezeichnung in Germany. Ich kenn einige. Aber ich hab noch keinen gesehen, der sich für Scheren interessiert. Betrachtet man auch noch die Billig-Scheren die allenthalben angeboten werden und die das Gelbe vom Ei sein sollen, versteht man das.
- Meine persönliche Haltung - : Seit ich meinen ersten Halbmond besitze, und das ist schon einige Jahre her, gehe ich mit allen Sattler-Schneidwerkzeugen zum Spezialisten, also zum Messerschmid. Der hat seinen Beruf gelernt, so gut wie ich den meinen. Er hat das Wissen, das Können und die Erfahrung, die ich mir auf diesem Gebiet nicht erarbeiten könnte! Mit meinem jetzigen arbeite ich schon über 12 Jahre zusammen. Zu bester Zufriedenheit. Der Mann fertigt mir überdies jedes Spezialmesser, oder macht einen Umbau, wie nur ich ihn besitze. Und letztlich profitieren wir fachlich beide voneinander. Herz, was willst Du mehr? - Zugegeben, seit mir ein Freund, seine grosse Tormek geschenkt hat, "weil sie zu langsam sei", fange ich allmählich an, mich an "alten" Stechbeiteln, Hobelmessern und Drehstählen zu versuchen. Aber dabei wird's wohl bleiben.
Mit besten Grüssen aus der Schweiz,
Beat Hutmacher