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Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: Sa 1. Nov 2003, 21:12
von Friedrich Kollenrott

Hallo Freunde des Hobels!

Ich geniere mich fast ein bißchen, dieses Thema anzusprechen.
Nun hoble ich seit Jahren mit wachsender Begeisterung und durchaus gutem Erfolg. Trotzdem weiss ich nicht, ob es sinnvoll ist, den Hobel beim Rückweg anzuheben und dann neu auf das Holz zu setzen. Oder ist es ohne jeden Nachteil, ihn beim Zurückziehen über das Holz gleiten zu lassen? (ist ja viel bequemer, aber was sagt die Schneide dazu?)

Gibt es dazu gesicherte Erkenntnisse ? Hat das mal jemand wirklich untersucht?

Friedrich




Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: So 2. Nov 2003, 13:08
von Stefan Picker

Hallo!
Mir hat mal ein alter Tischlermeister beigebracht, dass man den Hobel leicht auf die seitliche Kante kippt und dann auf dem Holz zurückzieht.
Bei ihm habe ich auch die "schmerzliche" Erfahrung gemacht, dass man einen Hobel niemals auf die Klinge stellt. Nach dem er mich das vierte Mal aufgefordert hatte, den Hobel immer auf die Seite zu legen, machte beim fünften Mal die Erfahrung mit einem Kantholz auf meinen Hintern! Das ist jetzt 15 Jahre her und ich lege nie (und wirklich nie) einen Hobel auf die Klinge!
Nur als kleine Anekdote nebenbei.
Gruß, Stefan


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: So 2. Nov 2003, 16:47
von Christof Hartge

Hallo Friedrich,
ich habe auch schon mal davon gehört, aber mich nie dran gehalten. Sicher kann man sich denken, dass die Klinge durch das zurückziehen auch abgenutzt wird, aber ich glaube, dass jeder Stoß die Klinge soviel mal mehr abnutzt, als der Zug, dass es gar nichts bringt, die Abnutzung durch das Zurückziehen vermindern zu wollen.
Aber vielleicht ist es auch eine Stilfrage, keine Ahnung.
@ Hobel auf die Seite: Da kann man, wenn man unbedingt will und kein Kantholz fürchten muß, auch gegenteiliger Meinung sein: An die offene Klinge kann man mit dem Winkel stoßen, man kann sich daran verletzen, was weiß ich. Ich glaube diese Handlungen sind eher Ausweis einer Zugehörigkeit, zum professionellen Tischlerkreis nämlich, als sachlich begründet.

Viele Grüße, Christof.


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: So 2. Nov 2003, 20:08
von Bernhard Dirr
[In Antwort auf #96505]
Hallo Hobler,

meine Meinung und Erfahrung: wenn man den Hobel beim Zurückziehen weder anhebt noch seitlich kippt, dann kann es ab und zu einen Span wieder aus dem Spankasten ziehen, und der kann unter die Schneide des Eisen kommen. Der nächste Stoß gelingt dann nicht oder nur einseitig. Zugegeben: manchmal hat man (ich) einfach ein etwas besseres Gefühl für die Lage des Hobels, wenn man ihn nicht abhebt.

Gruß,
Bernhard


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: So 2. Nov 2003, 21:35
von Johannes Thiele
[In Antwort auf #96505]
hi friedrich,
in meiner lehre habe ich mit als erstes gelernt, daß ein hobel niemals auf irgendeine fläche gestellt wird. auf der hobelbank kann man die nicht benötigten hobel schräg in der banklade abstellen, so daß die eisen keinen kontakt zur bank erhalten. und sonst: immer auf die seite! unser alter tischler hat dann gesagt: immer auf die leite sechen, äh...auf die seite lechen. dies war ein kurzer abriß sächsisch!
gruß aus leipzig.
johannes


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: So 2. Nov 2003, 21:37
von Johannes Thiele
[In Antwort auf #96505]
ich vergaß: durch leichtes kippen beim zurückziehen des hobels werden auf jeden fall die sohle und das eisen geschont.
johannes


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: Mo 3. Nov 2003, 19:40
von Siegrist Michel

Hallo Stefan,

"Bei ihm habe ich auch die "schmerzliche" Erfahrung gemacht, dass man einen Hobel niemals auf die Klinge stellt. Nach dem er mich das vierte Mal aufgefordert hatte, den Hobel immer auf die Seite zu legen, machte beim fünften Mal die Erfahrung mit einem Kantholz auf meinen Hintern! Das ist jetzt 15 Jahre her und ich lege nie (und wirklich nie) einen Hobel auf die Klinge!"

Dank für den Tip ;-)

mal sehen, ob er bei unserem neuen Azibi wirkt! ;-))

Beim hobeln (Japanischer Kanna) ziehe ich den Hobel auf mich zu, hebe in leicht an, und ziehe in wieder auf micht zu. (Steht auch irgendwo in Todates Buch) Wenn ich fertig bin mit hobeln lege ich den Hobel auf die Seite, wenn möglich ein wenig abgelegen. Das mit den auf die Seite legen kommt wohl daher, dass wenn man auf dem Bau ist (da ist meistens Sand, Kies ,usw. auf dem Boden) wenn man den Hobel mit Schwung ablegt, kann es sein, dass man dabei Spitter von der Klinker sprengt!

mfg Michel

PS: Das mit dem Azibi war natürlich nur ein Scherz, sonst bekomme ich wieder ein "Was ist den dir für eine Laus über die Leber gekrochen" - Antwort über!
Wen ich wohl damit gemeint habe??? ;-)

nicht für ungut Dyonisos


Danke! das beruhigt mich!

Verfasst: Di 4. Nov 2003, 09:24
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #96505]
offenbar gibt es eine klare begründete Lehrmeinung darüber, ob der Hobel angehoben werden muss, nicht. Dann kann ich so weitermachen wie bisher.
Und was das Ablegen auf der Seite angeht: Das ist offenbar jedem beigebracht worden, mir übrigens auch.

Friedrich


Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: Mi 5. Nov 2003, 08:40
von Berthold Cremer
[In Antwort auf #96505]
Hallo Friedrich!
Oft sind es die ganz banalen Fragen, die einen manchmal stutzig werden lassen. Und mir geht es auch so, daß ich mich manchmal nicht traue eine "dumme" Frage zu stellen. Doch gibt es sicher viele, die sich freuen, wenn sich endlich jemand traut die Frage zu formulieren.

Doch nun zum Thema:
Ich habe mir angewöhnt den Hobel beim Zurückziehen grundsätzlich anzuheben. Jedesmal wenn ich den Hobel dann neu ansetze, kann ich ihn neu in die gefühlte Waagerechte bringen. Wenn ich das nicht machen würde, hätte ich Sorge, daß ich eine nicht ganz waagerechte Fläche oder Kante nur noch weiter in die Schieflage hobeln würde. Dadurch könnten sich Ungenauigkeiten summieren. Um die Hobelsohle brauchst Du dir sicher keine Sorge zu machen, weil du ja Metallhobel verwendest.

Wenn ich einen Hobel aus der Hand lege, lege ich ihn grundsätzlich auf die Seite um das Messer nicht zu beschädigen. Ausnahme: Wenn ich während einer Arbeit ständig verschiedene Hobel verwende, lege ich mir kleine Holzleisten von etwa 10 x 10 mm quer in die Beilade. Dann kann ich die Hobel so abstellen, daß nur die vorderste Kante auf der Leiste steht. Dadurch kann ich eine Menge Hobel in der Beilade unterbringen und ich spare Platz auf der Hobelbank, weil ein liegender Hobel mehr Platz braucht als ein stehender.

weiter gutes Hobeln
Berthold



Re: Hobel anheben? Oder nur zurückziehen?

Verfasst: Sa 8. Nov 2003, 21:00
von Jörg Ed. Hartge
[In Antwort auf #96505]
Auch ich ziehe den Hobel in unveränderter "Arbeitsstellung" zurück. Da schließlich ich mich Christofs Einschätzung an: beim Vorstoßen werden Sohle und Klinge um ein Vielfaches mehr belastet, so dass die Lebensdauerverkürzung beim schleifenden zurückziehen kaum ins Gewicht fällt. Und das Anheben würde ich mindestens für sehr unergonomisch halten - bei einer Rauhbank kann ich es mir schon fast überhaupt nicht vorstellen.

Zum Ablegen: ich habe deswegen nie ein Kantholz zu spüren bekommen und auch keinen despotischen Lehrmeister gehabt - aber auch ich lege meine Hobel auf der Bank oder in der Lade immer auf der Seite ab und mein zwölfjähriger Sohn tut das (meistens) auch. Begründung: auf der Bank liegt während der Arbeit alles mögliche rum: Stemmeisen, Feile, Hammer, Winkel. Dabei ist eine ganze Menge scharfkantiges Metall. Wie schnell hat man sich da aus Unachtsamkeit eine Macke in Schneide oder Sohle gehauen. Vor dem Kontakt der Schneide mit der Bankoberfläche habe ich weniger Bedenken.

Wenn der gute Hobel allerdings nach getaner Arbeit auf seinen festen Platz in die Werkezéugschublade kommt steht er auf der Sohle, da hier das Risiko von oben nicht besteht. (Allerdings habe ich mir schon immer mal vorgenommen, das Auflager so zu gestalten, dass die Schneide frei liegt.)

Gruß
Jörg