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Zweite Fase an Putzhobeleisen: Geht!

Verfasst: Mo 1. Sep 2003, 22:38
von Friedrich Kollenrott

Ich habe mich seit einiger Zeit mit der Verarbeitung von Birkenholz herumgequält, aus dem ich die Einbauten von Küchenmöbeln anfertige. Während es sich erwartungsgemäß bei der Anfertigung von Schwalbenschwanzverbindungen, beim Bestoßen von Hirnholz u.Ä. sehr angenehm verarbeiten lässt, ist es beim Hobeln( wenn man nicht gerade ein ganz geradfaseriges Stück hat) eher unangenehm: Teilweise verblüffend hart, mit starker Neigung, beim Hobeln gegen die Faser einzureissen. Beim Putzen habe ich in einen alten 4er Stanley ein japanisches Samurai- Eisen eingesetzt, sehr scharf, mit Spanbrecher ganz dicht hinter der Schneide und engem Maul. Damit ging es einigermaßen.
Heute war ich es leid und habe einfach ausprobiert, was eine zweite Fase am Eisen bringt. Das ist nicht die Mikrofase unten (die das Abziehen der gesamten Fase erspart), sondern eine zweite Fase oben, an der Spiegelseite. In amerikanischen Foren wird sowas manchmal erwähnt.
Ich habe also ein altes Stanley- Eisen an der Fase wie immer geschärft (etwa 25 Grad, Mikrofase unter etwa 30 Grad) und dann eine zweite Fase von etwa 10 - 15 Grad von oben. Diese Fase ganz schmal, nur wenige zehntel Millimeter, sodass der Spanbrecher so sitzen bleiben kann wie üblich und außerdem das Eisen jederzeit problemlos wieder in den alten Zustand zurückversetzt werden kann.
Mit dieser Modifikation hat der Putzhobel einen Schnittwinkel von 45 + ca. 15 = ca. 60 Grad. Putzhobel mit einem unter 60 Grad gebetteten Eisen baut z. B. Steve Knight in Amerika für besonders schwierige Hölzer.
Wie verhält sich nun mein Stanley?
Bei sehr fein eingestelltem Eisen (sehr dünne Späne) unglaublich gut. Er reißt nirgends mehr eine Faser aus dem Holz, egal wie der Verlauf ist. Wo er gegen die Faser hobelt, bleibt die Oberfläche schlimmstenfalls matt, aber sie wird auch dort glatt und eben. Ein unglaublicher Unterschied, und das mit einem Hobel, der weder ein dickes Eisen noch einen besonders aufwendigen Spanbrecher hat. Natürlich läuft der Hobel schwerer, das war aber auch zu erwarten.

Ich kann jeden, der Probleme mit dem Putzen von schwierigem Holz hat, nur einen Versuch mit der zweiten Fase empfehlen, es ist wirklich ganz einfach. Oder hat schon jemend Erfahrungen damit?

Friedrich



Re: Zweite Fase an Putzhobeleisen: Geht!

Verfasst: Di 2. Sep 2003, 10:30
von Christof Hartge

Hallo Friedrich,
klingt eigentlich ganz einfach. Das Optimum wäre dann also, sich ein zweites Eisen hinzulegen, um für solche Situationen gewappnet zu sein. Ach noch eins: hast du es auch mal mit der Ziehklinge versucht? Je unbeugsamer die Hölzer werden, desto besser funktioniert oft die Ziehklinge. (Pockholz z. B., das widerlichste Hobelholz, das ich kenne, läßt sich mit der Ziehklinge abziehen, wie Plastik.)

Viele Grüße, Christof.


Re: Zweite Fase an Putzhobeleisen: Geht!

Verfasst: Di 2. Sep 2003, 13:04
von Friedrich Kollenrott

Hallo Christof,
ja, man sollte für solche Spielereien schon ein zusätzliches Eisen haben. Zur Ziehklinge: Da halten sich meine Erfahrungen in Grenzen, ich habe auch den Argwohn, dass man sich damit doch immer weiter von der Planheit der Fläche verabschiedet, die ich für die weitere Verarbeitung aber erhalten möchte. Ich glaube aber, dass man sich bei einem extremen Schnittwinkel am Putzhobel im Grunde der Funktionsweise eines Ziehklingenhobels annähert.
Besonders einfach kann man natürlich einen großen Schnittwinkel bei einem Flachwinkelhobel erzeugen. Nur, als Putzhobel habe ich den nicht, und mit einem Blockhobel kann man keine Fläche bearbeiten.

Friedrich