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Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Do 10. Jul 2003, 15:03
von Christof Hartge

Hallo Freunde,
mein Vorrat an Auro Bienenwachs geht langsam zu Ende und ich denke daran, mir mein Wachs diesmal selber anzurühren. im Handel fand ich die Qualitäten "reines Bienwachs", der Farbe nach gelblich sowie "gereinigtes Bienenwachs", der Farbe nach weißlich und angeblich frei von Peroxiden und Verunreinigungen. Was ist empfehlenswert, für eine Holoberfläche ? Wer kannt sich näher aus ?

Viele Grüße, Christof.


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Do 10. Jul 2003, 16:21
von reinhold ege

hallo,
ich bekomme mein Bienenwachs (gelb) direkt vom Imker. Ist preiswert, wenn man so grosse Klumpen nimmt, wie er sie an die Aufkäufer weitergibt. Es ist immer gut, einen Imker zu kennen. Kontaktanbahnung über den nächsten Imkerverein - siehe Internet. Die Leute sind in der Regel sehr nett. Mein Imker sagt, dass weisses Wachs chemisch behandelt wird.
Weiterverarbeitung bei mir : schmelzen (Wasserbad), was oben schwimmt, abschöpfen. Das geschmolzene Wachs vorsichtig abgiessen, damit das, was am Boden liegen bleibt, nicht aufgerührt wird. Man kann auch durch ein Tuch abseihen. Ich fülle dann so kleine Tupper-Formen mit ca 1/2 Pfund Wachs, weil ich nicht gerne aufgearbeitetes Wachs lagere. Das Rohwachs kann man gut in Tupper lagern.
Zur Verarbeitung als Oberflächenbehandlung bei Drechselgegenständen habe ich zwei Lösungen : einmal an der Maschine anlaufen lassen und über Reibungshitze abschmelzen. Die andere Methode dürfte auch für Möbel funktionieren : 1/2 Pfund Wachs im Wasserbad erhitzen, 1/4 bis die Hälfte der Menge Carnauba-Wachs zugeben (je mehr Carnauba desto härter) und dann etwa die gleiche Menge Balsam-Terpentin einrühren. Dabei besteht etwas Feuergefahr, also nicht rauchen und den Abzug laufen lassen. Wer es umweltmässig nicht so eng sieht, kann auch Reines Terpentin-Öl nehmen, aber bitte kein Terpentin-Ersatz, der könnte wirklich gesundheitsschädlich sein. Die Masse hat abgekühlt etwa die Konsistenz von hartgewordener Margarine oder wie das altmodische Bohnerwachs aus der Dose. Im Laufe der Zeit dunstet das Terpentin aus, also in dichtem Behälter (Blech oder Glas) aufbewahren - Tupper ist nicht dicht genug.
Zur Verarbeitung dünn auftragen. Bei Bedarf am nächsten oder übernächsten Tag ein zweiter Auftrag. Erst dann polieren, wenn Terpentin grösstenteils verdunstet ist. Riechprobe.
Manufactum würde schreiben : ein Geruch wie aus Kindertagen, der süchtig machen könnte nach mehr.....
gruss
reinhold


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Do 10. Jul 2003, 16:36
von Oliver Montue

Hallo Reinhold,

im Prinzip habe ich das genauso gemacht wie Du, mit der Ausnahme, daß ich Terpentinersatz genommen habe. Das Terpentin (egal in welcher Form) dient ja als 'Lösungsmittel' und soll das Wachs weicher und somit leichter verarbeitbar machen. Beim Auftragen verdunstet es und nur das Wachs bleibt zurück. Ist es dann nicht egal, was verdunstet? Ich habe ehrlich keine Ahnung von den Unterschieden und habe einfach das Einfachste genommen.

Es soll schon Situationen gegeben haben, wo man mich mit einem Heißluftfön (zum Farbe abbrennen) gesehen hat, mit dem ich Wachs verflüssigt habe um es aufzutragen. Wenn man kein Terpentin beifügt, kann man Wachs auch gut für Leder verwenden, wobei dieses dann hart bleibt (z. B. bei Messerscheiden besser als Öl).

Bis dann,
Oliver


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Fr 11. Jul 2003, 16:05
von reinhold ege

Terpentinersatz besteht u.a. aus aromatischen Verbindungen wie Toluol und Testbenzin. Bei längerem Einatmen kann es zu Reizerscheinungen, Bauchschmerzen, Übelkeit, Erregungszuständen und Bewusstlosigkeit kommen. Betroffen sind Nervensystem und Lungen.
Terpentinöl wird durch Destillation von verschiedenen Kieferarten gewonnen. Es kann eingeatmet zu Kopfschmerzen führen, bei längerer Einwirkung, z.B. bei Malern, zu Hautausschlägen und Überempfindlichkeit. Quelle W-D.Rose : Wohngifte, Baubiologisches Handbuch.
Beide Lösungsmittel sind also nicht ohne Bedenken. In derartigen Zweifelsfällen greife ich immer zu einem natürlichen Mittel, in diesem Fall dem Terpentin, bzw. der Edelform Balsamterpentin, das riecht auch angenehmer.
Wer auf so was nicht so achtet, kann selbstverständlich Terpentinersatz nehmen und spart damit ca 50 % .
Gruss
reinhold


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Fr 11. Jul 2003, 16:20
von Oliver Montue

Hallo Reinhold,

vielen Dank für die Information. Wer also schon Terpentinersatz genommen hat, muß also die Mixtur nicht wegwerfen, sondern kann sie offen stehenlassen, damit der Terpentinersatz verfliegt (im Freien). Anschließend kann man dann Balsamterpentin einfüllen.

Nochmals Danke,
Oliver


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Fr 11. Jul 2003, 17:49
von Christof Hartge
[In Antwort auf #95618]
Lieber Reinhold, lieber Oliver,
vielen Dank für eure Tips. Morgen werde ich einen Menschen treffen, der auch Imker ist, da will ich doch mal sehen, ob ich ein Pfund bekomme.

Auch zu den Lösungsmitteln habe ich eine Frage: Bei Ellinor Schnaus fand ich auch Alkohol als Lösungsmittel. Spricht gegen die Verwendung von Spiritus etwas? Außer vielleicht dem etwas anstößigen Geruch. Alkohol als Lösungsmittel kann ja eigentlich nicht so giftig sein.
Umgekehrt, was sind die besonderen Eigenschaften des Terpentins, abgesehen von seiner Veträglichkeit ?

Eben stelle ich meine ersten Wachsflächen her die mit einer Leimtränke grundiert wurden. Es sieht ganz so aus, als würde ich das dem Ölen vorziehen. Die Wachsflächen die ich jetzt bekomme, werden jetzt so gut, daß man leider kleinste Fehlerchen sieht, ich überlege schon ob ich das ganze wieder mit Stahlwolle wieder mattiere.

Viele Grüße, Christof.


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Sa 12. Jul 2003, 13:24
von Bernhard Dirr

Hallo,

mit Spiritus wäre ich sehr vorsichtig. Je nach Art der Vergällung stinkt das Zeug auch noch nach Jahren, selbst wenn der Alkohol schon völlig verdunstet ist. Ich finde nur selten Spiritus, der anständig riecht.

Was mich interessieren würde: Bei den Amerikanern sieht man immer wieder "odeurless mineral spirits", also meines Erachtes eine Art geruchloses Benzin. Liege ich da richtig, und wo bekommt man sowas?

gruß,
Bernhard


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: So 13. Jul 2003, 11:44
von Christof Hartge

Danke Bernhard, das bringt mich wieder ein Stück weiter. Verwendbar wäre also allenfalls reiner Alkohol aus der Apotheke und der wäre einwenig teuer.

Viele Grüße, Christof.


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Do 24. Jul 2003, 21:16
von Volker Weg
[In Antwort auf #95617]
hallo ihr holzwürmer
hier ein rezept aus dem buch Restaurieren von Möbeln von ellinor schnaus-lorey
habe selbst gute erfahrung gemacht.

15 g bienenwachs, 10 g carnaubawachs, 100 g terpentinöl
im wasserbad wachse schmelzen lassen und öl zugeben.
nach dem erkalten mit einem lappen auftragen und mit der bürste polieren


Re: Bienwachs rein /gereinigt

Verfasst: Di 20. Jan 2004, 12:00
von Klaus Kaufmann

Nach langem Suchen nach rezepten für einen Wachsauftrag für Möbel bin ich endlich hier gelandet. Ich hatte mich schon kundig gemacht und mir Bienenwachs bsorgt. War nicht so teuer, mit Versandkosten ca. 12 Euro. Jetzt suche ich nach einem geeigneten Lösungsmittel und bin hier fündig geworden. Aber: Meine Suche nach Terpentin brachte mich auf zwei Begriffe: reines Terpentinöl und Terpentinbalsam. Meine Recherche nach den Unterschieden brachte mich nicht weiter, außer, daß reines terpentinöl etwa 8-mal so teuer ist, wie Terpentinbalsam (günstigstes Angebot 6 Euro/liter). Was also soll ich nehmen? Wenn ich reines terpentinöl verwende, dann wird mein Wachs in etwa so teuer, wie gewerblich hergestelltes.
Gebt Ihr mir einen Rat?

Klaus Kaufmann