Nuthobel im praktischen Einsatz
Nuthobel im praktischen Einsatz
Hallo allerseits,
gestern sind zwei alte Nuthobel bei mir eingetroffen, die ich natürlich sofort ausprobieren musste. Eine gute Gelegenheit, den Ruf dieses Forums als "Hobelforum" zu festigen und gleich ein paar Fragen anzuschließen.
Die Eisen waren erwartungsgemäß in einem erbarmungswürdigen Zustand. Mit Hammer (das 3mm war völlig verbogen), Feile (das 7mm hatte eine halbrunde Fase auf der einen Seite und eine zweite Fase auf der Spiegelseite, da musste Material weg), 240er Nassschleifpapier, 1000er und 6000er Wasserstein und ein paar Stunden Arbeit war an die alten, laminierten Eisen aber wieder eine sehr schöne Schneide zu zaubern. Auf dem 3mm-Eisen ist übrigens "..acier forged" zu lesen. Weiss jemand, was sich dahinter verbirgt?
Nach der üblichen Einstellarbeit und einigen Versuchen hiess es dann auch einfach nur noch "sssssssst" und es entstand ruckzuck eine saubere Nut mit schönem glatten Boden im Fichtenholz, solange ich einen großen Bogen um die Äste machte. Macht Spass!
Da habe ich natürlich gleich eine Frage zur Anwendung: Mit einem solchen alten Nuthobel lassen sich ja nur durchgehende Nuten hobeln (richtig?), wie geht man denn jetzt z.B. vor, wenn man Nuten für Schubladenböden in Front und Seiten hobelt (wozu ich ihn angeschafft habe)? Leimt man in die Nutenden wieder Stücke ein oder gibt es da eine schönere Möglichkeit? Ich kann mir auch vorstellen, an einem Ende mit dem Hobel "einzutauchen" und das Nutende mit dem Stemmeisen nachzuarbeiten, was mir aber wegen des flachen "Tauchwinkels" unpraktisch zu sein scheint. Nimmt man den Nuthobel typischerweise auch für die Rahmennut (Rahmen und Füllung)?
Viele Grüße
Stefan
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Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
Hallo Stephan
Acier ist franzoesisch und heisst Stahl, forge (mit accent aigu auf dem e)= geschmiedet, und fondu gegossen, sprich jeweils Schmiede- oder Gussstahl
"Acier fondu" ist die Entsprechung des englischen "cast steel", und deutschen "Gussstahl"
Einen Stempel "Schmiedestahl" habe ich noch auf keinem alten Werkzeug in keiner Sprache gesehen, wuerde mir aber auch nicht anmassen zu behaupten dass es sowas nicht gibt.
Eckhardt der Sammler, was sagst Du?
zur Verwendung in Rahmen oder Blindnuten bin ich leider ueberfragt, habe selber nur einen Stanley-Combi von dem ich naiv dachte dass er die Antwort auf viele Anwendungsbereiche sei, er hat mich nicht ueberzeugt, ist mehr ne Spielerei als ein "gescheites" Werkzeug.
Sonst habe ich noch einen Satz Nut und Feder Profilhobel mit dem ich sehr zufrieden bin. Ist zwar nicht verstellbar tuts aber fuer viele Anwendungen.
Freundlich,
Thomas aus Athen
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Re: Nuthobel im praktischen Einsatz
Hallo Stefan!
Der Nuthobel kann nur durchgehende Nuten hobeln.
Trotzdem kann man, wenn man geschickt ist, mit einem Nuthobel auch die Nuten für Schubladenboden hobeln.
Wenn die Schubladenfront verdeckt gezinkt wird, sollte die Nut für den Boden zwischen den Zinken sein. Dann kann man auch die Schwalben der Seitenteile durchgehend nuten und man wird die Nut nicht sehen. Am hinteren Teil der Schublade sieht man die Nut auch nicht. Das Rückenteil der Schublade ist ja schmaler und der Boden wird von hinten eingeschoben.
Habe auch schon alte Nuthobel gehabt. Oft besteht dabei das Problem, daß die Hobelsohle nicht plan ist. Dann muß man mit der Feile die Hobelsohle richten. Der Nuthobel von Ulmia hat den Vorteil, daß die Hobelsohle aus einem Stück besteht und sich daher nicht so leicht verformt, wie eine zweigeteilte Sohle.
Viel Spaß mit dem Nuthobel beim Schubladenbau.
Gruß
Berthold
Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
"Acier ist franzoesisch und heisst Stahl, forge (mit accent aigu auf dem e)= geschmiedet"
Das ist es, eindeutig. Dieses Eisen ist übrigens wie erwähnt zweilagig.
Viele Grüße
Stefan
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Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
Habe selber eine Schwaeche fuer die alten zweilagigen frz. Gusstaehle, kenne besonders die von Peugeot. Herrlich schaerfbar und gute Schnitthaltigkeit. Stehen den englischen in nichts nach. Habe noch keinen Kanna um mit den Japanern zu vergleichen.
Aber bald.
Gruesse,
Thomas
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Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
Hallo Stefan,
mich würde interessieren, was sonst noch auf dem Eisen und auch auf dem Hobel steht. 'Acier forgé' habe ich bisher noch nie gesehen.
Gruß, Wolfgang
Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
Hallo Wolfgang,
in der Mitte des Eisens sind noch vier kleine Quadrate eingeprägt. Ansonsten sind Hobel und Eisen ohne jede Beschriftung, die Machart entspricht weit gehend dieser: http://www.holzwerken.de/museum/molding/nut1.phtml
Bei dem Hobel mit dem beschrifteten Eisen sind die Vertiefungen für die "Kontermuttern" aber nicht im Anschlag sondern im Hobelkörper. Sonst ist alles wie allgemein üblich. Wenn ich jetzt eine Digiknipse hätte...
Viele Grüße
Stefan (muss heute noch zum Holzhändler)
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Re: ACIER FORGE ODER FONDU ?
[In Antwort auf #95535]
Hallo Stephan, hallo Thomas,
habe mir alle meine französischen Hobel angesehen, bei mir gibt es nur acier fondu.
Mit Nuthobeln stellt man eigentlich nur durchgehende Nuten her.
Hier zwei Beispiele:
http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/zuege/zuege.html
http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/tueren/tueren.html
Viel Spaß beim Nuten
Gruß, Eckhard
Hallo Stephan, hallo Thomas,
habe mir alle meine französischen Hobel angesehen, bei mir gibt es nur acier fondu.
Mit Nuthobeln stellt man eigentlich nur durchgehende Nuten her.
Hier zwei Beispiele:
http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/zuege/zuege.html
http://www.altes-handwerkzeug.de/holzw/projekte/tueren/tueren.html
Viel Spaß beim Nuten
Gruß, Eckhard
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Re: Nuthobel im praktischen Einsatz
[In Antwort auf #95534]
Hallo Stefan,
ich würde einfach die Schubladenfront aufdoppeln, dann muss ich mir über Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von Nuten keine Sorgen machen.
Auch würde ich den Boden nur in die Seitenteile einnuten und Vorder- und Hinterteil so dimensionieren, dass die Unterkante mit der Nut der Seitenteile bündig ist. Somit liegt der Boden auf der Unterseite von Vorder- und Hinterteil auf und kann dort mit Nägeln, Klammern oder Schrauben befestigt werden. Front aufdoppeln und die Lade ist fertig.
Herzliche Grüße
Christian
Hallo Stefan,
ich würde einfach die Schubladenfront aufdoppeln, dann muss ich mir über Sichtbarkeit/Unsichtbarkeit von Nuten keine Sorgen machen.
Auch würde ich den Boden nur in die Seitenteile einnuten und Vorder- und Hinterteil so dimensionieren, dass die Unterkante mit der Nut der Seitenteile bündig ist. Somit liegt der Boden auf der Unterseite von Vorder- und Hinterteil auf und kann dort mit Nägeln, Klammern oder Schrauben befestigt werden. Front aufdoppeln und die Lade ist fertig.
Herzliche Grüße
Christian
Re: ACIER FONDU !
[In Antwort auf #95541]
So, wieder daheim habe ich nochmal genau nachgeschaut. Wirklich "forgé"? Hmm... ziemlich unleserlich, da immer noch reichlich korrodiert. Also nochmal mit Schleifpapier ran und, was soll ich sagen? Ihr hattet natürlich recht. Da steht Acier Fondu. Und dabei war ich mir ganz sicher ;-).
Viele Grüße
Stefan
So, wieder daheim habe ich nochmal genau nachgeschaut. Wirklich "forgé"? Hmm... ziemlich unleserlich, da immer noch reichlich korrodiert. Also nochmal mit Schleifpapier ran und, was soll ich sagen? Ihr hattet natürlich recht. Da steht Acier Fondu. Und dabei war ich mir ganz sicher ;-).
Viele Grüße
Stefan