Bauplan für Truhe gesucht

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Bernhard Dirr
Beiträge: 91
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Bernhard Dirr »


Hallo Holz-Freunde,

gleich vor weg: Sorry, der Beitrag geht nicht ausschließlich um Handwerkzeug, aber ist da sehr eng dran. Und wo sonst sollte ich das loswerden, wenn nicht hier?

Ich möchte nämlich gerne für meine kleine Tochter eine Truhe schreinern, wo sie all das aufbewahren können soll, was Ihr wichtig ist und war. So als kleine Schatzkammer auch für die Zukunft. Ich denke an eine Größe von 100*50*50 cm, Material Kirsche 25mm. Vielleicht sogar mit ein bisschen Innenleben (Schublade, Geheimfach..).

Meine Bitte ist, ob vielleicht schon jemand hier so was gebaut hat und vielleicht sogar einen Bauplan oder Photos davon hat. Im Internet ist nur sehr wenig brauchbares zu finden, auch die sonst so umfangreiche Linkliste von Wolfgang Jordan ist an dieser Stelle sehr "übersichtlich".

Ich denke an eine Plattenkonstruktion mit Schwalbenschwanzzinkung. Ist mir augenblicklich sympathischer als eine Rahmen/Füllung-Konstruktion. Mit umlaufendem Sockel, ebener Deckel (also nicht gewölbt). Am liebsten mit Holzscharnier. Abgesehen vom Zurichten der Bretter (dazu fehlt mir bei einem so großen Projekt die Zeit) soll die Konstruktion so sein, dass sie mit Handwerkzeugen zu machen ist.

Ganz gute Anregungen habe ich schon aus dem Toolbox-Buch von Jim Dolpin (so heisst er, glaub ich).

Jetzt ist es natürlich keine wirkliche Höchstleistung, sich den Plan für so eine Truhe auszudenken. Ich hab selbst auch schon einfache Werkzeugkisten gebaut. Trotzdem wäre ich froh, wenn ich einfach ein paar Ratschläge bekäme.

Zum Beispiel hierzu: Es ist wohl nicht denkbar, ein einziges Kirsch-Brett in der notwendigen Breite von ca 50 cm zu bekommen. Aus wieviel Einzelbrettern soll man das sinnvoll fügen? Ist es besser, die komplette "Kiste" zu bauen und dann aufzutrennen? Hat das schon jemand von Hand getan? Ist die Materialstärke von 25mm passend? Wenn ich die Richtung des Holzes (so wie auch bei einer Schublade) umlaufend wähle, was ja eigentlich logisch und selbstverständlich ist, sind dann bei der Größe der Truhe schon Schwierigkeiten mit fest verleimtem Deckel und Boden zu erwarten? Oder sollte ich hier dann doch besser mit einer Füllung arbeiten? Was haltet Ihr von einem "Stülpdeckel", vielleicht genau so groß wie der Sockel?

Mir fallen sicher noch jede Menge Fragen ein, aber fürs erste ist das schon eine Menge. Würde mich sehr über Tipps freuen, und wünsche schon mal ein schönes holziges Wochenende!

Gruß,
Bernhard

PS: In ein paar Tagen kommt mein Sohn auf die Welt. Der soll die gleiche Truhe bekommen, aber aus Eibenholz. Hab noch keine Idee, wo ich Eibe bekommen kann....


Christian Aufreiter
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Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Christian Aufreiter »


Hallo Bernhard,

im Vorhinein herzlichen Glückwunsch zur Geburt deines Sohnes!

Einen konkreten Ratschlag habe ich nicht für dich, allerdings habe ich beim Bau meiner Werkzeugkiste ein paar Erfahrungen gemacht. Ich habe die Kiste aus zwei Teilen gebaut (Kiste plus Deckel) und muss gestehen, dass die beiden Teile nicht bündig und schön aufeinander passen. Ok, bei einer Werzeugkiste kann ich damit leben, aber bei einem richtigen Möbel würde ich versuchen, das zu vermeiden. Ich traue mir nicht zu, eine aus "einem Stück" gefertigte Kiste mit der Handsäge auseinanderzusägen, was nicht heißen muss, dass das grundsätzlich unmöglich ist. Aber ich kann das mit Sicherheit nicht.

50 x 50 x 100 cm, aus 25 mm Kirsche, uU mit Innenausbau - deine Kiste wird auf jeden Fall enorm schwer!
Alleine kann man die - nicht zuletzt aufgrund der Größe - kaum tragen!

Herzliche Grüße

Christian

Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Ausprobieren

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Berhard,
bei allen Plänen, die man so finden kann, der genau passende wird schwer zu finden sein. Geht mir bei meinen Projekten immer so.
Slebr ausprobieren ist gleich eine Schulung darin, was die Kunst des Möbelkonstrierens eigentlich ausmacht.
Nun aber ins einzelne:
Korpusaufbau durch Zinken: Die Maserung muß quer laufen, denn es wird ja immer Hirnholz zu Langholz gezinkt. Um Fügen kommst du bei 50 nicht herum. Wie oft du fügst hängt eigentlich nur von den Dimensionen deiner Bretter und ästhetischen Fragen ab. Ich schätze mal so drei, eher 4 Fugen werden es wohl werden. Wenn es dir gelingt, die Maserungen symmetrisch oder fortlaufend anzuordnen, dann erhält dein Kleinmöbel genau jenen handwerklichen Kick, der es vom industriellen Möbel unterscheidet. Bei Zinkung spielen die Proportionen eine außerordentliche Rolle für die optische Wirkung. Darüber würde ich an deiner Stelle lieber drei- als viermal nachdenken. Wiley Horne hat zu diesem Thema sehr interessante Dinge im Badger Pond aufgeschrieben. ich will mal schauen, ob ich das für dich auftreiben kann. Interessiert mich auch selber.
Einen Sockel bietet sich bei Zinkenbauweise an. Das kann in seiner Grundform ein Rahmen sein der durch Zapfen oder Zinken verbunden ist, auf den die Kiste aufgesetzt wird und durch Dübel verbunden wird. Der Sockel kann nach Geschmack geschweift werden.
Der Deckel sollte in irgendeiner Form auf den Sockel optisch antworten. Ein Deckel der sich mittels einer Falz über den Korpus legt (Stülpdeckel ?) böte da gute Möglichkeiten.
Der Boden kann bei diesen Dimesionen nicht verleimt werden. Du kannst ihn eine Nut legen. Eine Nut hat aber ein Problem: Du brauchst blind endene Nuten, oder du bekommst in deinen Korpus acht Löcher an den Austrittstellen der Nuten. Vier davon kannst du vermeiden in dem die zwei Nuten genau auf den Grund zwischen zwei Zinken zulaufen und so unsichtbar bleiben. Bei den anderen vier gibt es folgende Lösungen. Man fertigt blind endene Nuten an. Das geht mit Streichmaß und Stemmeisen erstaunlich schnell. Oder man macht die Nuten doch durchlaufend und verschließt das ganze nachträglich mit einem keilförmigen Holz, nicht so elegant geht aber auch gut und kann praktisch unsichtbar sein.
Zum Deckel: Wenn er sich über den Korpus legen soll mittels Falz, ist Rahmen und Füllung Konstruktion praktisch vorgegeben. Du kannst ihn auch stumpf auflegen, dann bieten sich Gratleisten an.
Soll der Deckel aus dem Zinkenkorpus geschnitten werden, muß der Deckel wieder eingenutet werden. Außerdem mußt du dann deinen Sägefähigkeiten einigermaßen sicher sein.
Ich will es doch noch nachtragen: 50 cm Zinken ist auch nicht ohne. Für deine Kiste wäre auch die Stollenbauweise denkbar. Dann würden vier kräftige Stollen das Grundelemt der Kiste bieten, in die Füllungen "eingehängt" werden,. Ich persönlich würde diese Konstruktion vorziehen, zumal dann, wenn noch so etwas wie ein Geheimfach etc. dazu kommen soll. Je glatter die Außenhat, desto schwieriger wird es solche Dinge zu verstecken.

Für alle grundsätzlichen Fragen der Konstruktion von Möbeln ist für mich der Spannagel unverzichtbar. Kann ich dir nur empfehlen.

Viele Grüße, Christof.

Oliver Montue
Beiträge: 124
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Oliver Montue »

[In Antwort auf #95195]
Wie wäre es mit einem geteilten Schiebedeckel, also beide Hälften werden von den Schmalseiten in eine Nut eingeschoben. Der Deckel wird leichter und somit für Kinder handhabbar, nicht kann mit einem lauten Knall runterkrachen und ein paar Kinderfinger böse verletzen und die Baukosten werden gesenkt. Ein weiterer Vorteil dieser Konstruktion ist, daß die oberen Kanten abgerundet werden können, was die Verletzungsgefahr weiterin reduziert.

Könnte man den Boden nicht anders befestigen als in Nuten? Wenn man vier Bretter verzinkt in eine offene Kastenform, sollte man doch am unteren Ende Leisten aufleimen können, die dann den Boden halten. Bzw. man macht einen Rahmen mit eingenutetem Boden der eingeleimt wird. Diese Nuten können dann einfach und schnell mit dem Nuthobel gefertigt werden.

Ich würde auch frühzeitig ans Finish denken. Für den Innenraum eignet sich Schellack und auch für außen würde ich mir das überlegen. Ich habe ein paar Sperrholz-Spielkisten meinens Sohnen (5J und nicht ohne ;-) ) mit Schellack gestrichen und die sehen noch gut aus.

Viel Spaß,
Oliver

Christian Aufreiter
Beiträge: 2209
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Christian Aufreiter »


Wie wär's, wenn man die Kistenteile mit halbverdeckten Zinken verbindet, dann kann man die Nut für den Boden bedenkenlos durchfräsen, pardon, hobeln.
Der Boden muss ja nicht unbedingt 25 mm stark sein, überhaupt würde ich es in Erwägung ziehen, einen Sperrholzboden einzusetzen.
Olivers Idee mit dem Schiebedeckel finde ich gut, da sie das Verletzungsrisiko erheblich reduziert. Optisch finde ich einen konventionellen Deckel schöner, am besten würde mir ein gewölbter gefallen.

Herzliche Grüße

Christian

Berthold Cremer
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Vorschlag - Seemannstruhe *MIT BILD*

Beitrag von Berthold Cremer »

[In Antwort auf #95195]
Hallo Bernhard!

In einem alten Heimwerkerheft habe ich diesen Vorschlag für eine Truhe gefunden. Die Beschreibung ist etwa 4 Seiten lang. Dabei werden sie Seitenteile sichtbar zusammengedübelt. Kann auch recht dekorativ aussehen!

Mit eingeschobenen Deckeln habe ich auch schon gute Erfahrungen gemacht und auch Zinkungen von mehr als 40 cm stellen kein Problem da, wenn man sich Mühe gibt, sorgfältig zu arbeiten.

Übrigens kann ich mich erinnern, daß ich auch noch einen Artikel aus einer "Selbst ist der Mann" habe, in dem genau beschrieben wird, wie man eine Truhe mit gewölbtem Deckel baut. Ich glaube die hatte auch schräge Seiten. Wenn es Dich interessiert, dann melde Dich doch noch einmal, dann suche ich den Artikel heraus.

Gruß
Berthold



Dietrich
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Registriert: Mo 27. Okt 2014, 22:01

Re: Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Dietrich »

[In Antwort auf #95195]
Hallo Bernhard

Auch eine moderner aussehende Truhe macht was her.Eine offene Fingerzinkung ein unsichtbar innen eingenuteter Sperrholzboden,unten ein Stück der Truhe weggesägt bis auf die gezinkten Ecken(gleichzeitig die Truhenfüße)und ausgesägte Griffmulden im oberen Teil schräg ausgeführt und innen mit Aufdoppelung verschlossen machen die Truhenoberfläche wenn alle Kanten gefast o. gerundet werden glatt und elegant.Außerdem bleibt niemand hängen.
Die Oberfläche 2mal geölt und dann mit "O..." Bodenhartwachs poliert,sieht Spitze aus

Achso ,den dicksten Kirschbaum den ich habe sägen lassen maß 68 cm im Durchmesser und zeigte nach Trocknung erheblichen Wurf, so kamen nur noch 28 mm
Leistenstärke bei 35mm Dielenmaß und 8cm Leistenbreite heraus.
Weniger als 5 Leisten pro Breitenverleimung halte ich für schlecht machbar.
Zum Truhenbau alles Gute

Gruß Dietrich

Christof Hartge
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Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Re: Bauplan für Truhe gesucht

Beitrag von Christof Hartge »


Hallo Dietrich,
auch handabgerichtete Bretter sind offenbar nicht nur Zeitaufwand, sondern haben auch handfeste Vorteile. Ich denke dann käme man auch bei geworfenen Brettern leicht auf 20-25 cm Brettbreite.
Viele Grüße, Christof.

Christof Hartge
Beiträge: 1258
Registriert: Mi 27. Mai 2020, 19:50

Eingenutete Böden

Beitrag von Christof Hartge »

[In Antwort auf #95198]
Hallo,
natürlich kann man Böden auch anders machen, als sie einzunuten, der eingenutete Boden hat aber spezifische Vorteile. Hört euch mal folgende Überlegungen an:

Man legt den Boden in irgeneiner Weise stumpf in den Korpus ein: Und hält ihn durch Leisten, oder Dübel etc. Nachteil: Man sieht kleinste Ungenauigkeiten. Das Massivholz wird arbeiten und unter Umständen neue unschöne Lücken erzeugen.

Man setzt den Korpus in irgendeiner Weise stumpf auf den Korpus auf: Handwerklich schon viel leichter zu lösen. Es bietet sich an den Boden oder den Korpus etwas überstehen zu lassen, damit späteres Arbeiten des Holzes kein optisches Problem wird. Dennoch ist zwischen Boden und Korpus keine schlüssige Verbindung hergestellt, die dem Quellen und Schwinden des Korpus gerecht würde.

Der Boden wird eingenutet: Boden und Korpus können nach Befarf quellen und schwinden, es ist eine schlüssige und einigermaßen staubdichte Verbindung.

Wenn es Bernhards Geschmack mehr entgegenkommt eher einen Quader ohne viel Überstände etc. zu erzeugen, dann ließe sich die Nut auch recht tief einsetzen. Sodaß der Korpus zugleich den Sockel bildete. In diesem Fall muß der Deckel allerdings auch aus dem Korpus gesägt werden.

Viele Grüße, Christof.

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