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Auf dem Weg zu einer Zinkensäge

Verfasst: So 13. Okt 2002, 15:19
von Christof Hartge

Hallo Leute,
ich hatte vor einigen Wochen angekündigt, einen Versuch zu starten, Längsschnittsägezähne im japanischen Stil selber zu feilen. Vorab: Es geht! Sägenmachen ist auch keine Hexerei. Hier nun ein erster Erfahrungsbericht:

Ausgangsmaterial: Die Rückseite eines "Turbocut" Gestellsägeblattes.
Werkzeug: Schieblehre, Winkelmesser, Reißnadel, Sägefeile (sehr fein), zwei Klemmsia-Zwingen, eine Somax-Schränkzange.

Profil: Die Sägezähne haben Winkel von 95° (steile Seite) und 127° (flache Seite). Zahnweite: zwischen 1,5 und 3 mm.

Ausführung: Auch das Feilen will geübt sein. Die ersten Zähne sahen noch etwas veunglückt aus. Der Sägefeile habe ich in der ersten Viertelstunde drei Riefen beigebracht. Diese sehr feine Feile ist sehr empfindlich. Nach einer Weile, weiß man aber, wie man sie beschädigungsfrei benutzen kann. Inzwischen habe ich die mittlere und feine Feile dazugekauft. Das bschleunigt die Arbeit erheblich.

Schrankweite: Auf der Somaxskala: 7. Dies hat sich als ein relativ grober Wert herausgestellt.

Schnittqualität: Hurra das eingespannte Sägeblatt von dem ungefähr 25 cm gefeilt waren hat nicht schlecht gesägt. Ein Vergleichstest mit einer fast neuen Ryoba von Bakuma in 3 cm starken Lärchenholz erbrachte folgendes. Ein 3,5 cm langer Schnitt wurde von der Bakuma mit 46 Zügen und mit meinem Gestellsägeblatt mit 48 Zügen bewältigt. Bei mehr Übung läßt sich dieser Wert sicher verbessern. Die Bakuma Dozuki kam im Längsschnitt mit 46 Zügen nur 8 mm weit. Der Schnitt der Gestellsäge war verlauffrei, aber grob. Die Schränkung erwies sich als zu stark. Für eine Zinkensäge, die kaum je mehr als 3 cm bewältigen muß, wird ein Wert auf der Somaxskala nahe 12 genügen. Wäre dagegen ein Blatt für lange und tiefe Schnitte vorgesehn wäre der Wert 7 gar nicht so schlecht.

Schnitthaltigkeit: Darüber kann ich noch nicht viel sagen. Auch wenn die Zahnspitzen nicht gehärtet sind scheint dennoch das Sägeblatt eine gewisse Härtung zu haben. Eine normale Eisensäge geht da kaum noch ran. Dennoch überlege ich, ob nicht gehärteter Federstahl ( erhältlich bei Stahl-Becker) ein besseres Ausgangsmaterial wäre. Da weiß ich aber nicht, ob der noch feilbar ist.

Weiteres Vorgehen: Meinem alten Dozuki-Blatt habe ich die Zähne ausgebrochen und das Blatt gerade gefeilt. Hier möchte ich eine Zahnweite zwischen 1,7 und 2 mm feilen und eine Schränkung von 11 ansetzten. Mal sehen, was es wird.

Viele Grüße, Christof.


Re: Auf dem Weg zu einer Zinkensäge

Verfasst: Mo 14. Okt 2002, 11:35
von Oliver Montué

Hallo Christof,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Bericht. Verstehe ich das richtig, daß Du verschiedene Zahnweiten verwendest 1,5 - 3 mm (-> 17-8 tpi). Die Schwankung geht von fein zu recht grob. Insofern ist der Vergleich mit einer Ryoba schwierig. Bei einer Zahnweite von 3mm, solltest Du sehr schnell und bei 1,5mm recht langsam sein. Bei einer reinen Zinkensäge sollte die Schränkung so gering wie möglich ausfallen, d.h. gerade soviel, daß sie nicht klemmt. Einige alte Sägen haben sich zum Rücken hin im Blatt verjüngt, was eine noch geringere Schrängung zuläßt. Insgesamt hört sich Deine Schilderung aber sehr vielversprechend an. Sägen feilen ist sicherlich keine Hexerei, aber ganz simpel ist es nun auch nicht. Insofern: Hochachtung!!!!

Apropos Zinkensäge und Gestellsäge. Frank Klausz hat wohl mal eine Technik vorgestellt mit einem Gestellsäge wo das Blatt in sich gedreht war. Ein Teil stand waagerecht ein anderer Teil senkrecht. Damit hat er sowohl die Flanken als auch den Grund der Zinken gesägt (für jeden Teil ein anderes Stück des Sägeblattes) Dies wurde für gröbere Arbeiten eingesetzt.

Beste Grüße,
Oliver


Re: Auf dem Weg zu einer Zinkensäge

Verfasst: Mo 14. Okt 2002, 12:31
von Christof Hartge

Die Zahnweite auf dem ersten Testblatt ist mit Absicht ziemlich gemischt, weil ich erstmal ein Gefühl für die verschiedenen veränderlichen Größen, die im Spiel sind, bekommen wollte.
Meine handgefeilten Zähne sind noch lange nicht so gleichmäßig, wie die maschinengefertigten. Die Zahnspitzen müssen aber sehr genau sein und die Schrankbreite muß gleichmäßig sein. Ob dagegen ein Zahn mal ein kleines bißchen größer oder kleiner ausfällt, hat nach meinen ersten Erfahrungen keinen so großen Einfluß.
Sicher wäre es gut, daß Blatt noch mal zu verjüngen. Aber da kommt Schmiedekunst ins Spiel. Ich stell mir das so ähnlich vor, wie eine Sense zu dengeln. Das ist leider jenseits meiner Fähigkeiten.

Die Zinkensäge - allerdings vom Typ Stichsäge - beschreibt auch Spannagel, leider ohne Abbildung. Er fügt ausdrücklich hinzu: Für gröbere Arbeiten.

Viele Grüße, Christof.


Zinkensäge (mit Bildern)

Verfasst: Mo 14. Okt 2002, 13:07
von Wolfgang Jordan
[In Antwort auf #93725]
Hallo Christof,

mich würde dein Vorgehen etwas genauer interessieren. Du schreibst zwar, welche Werkzeuge du benutzt, aber nicht wie. Hast du die Zähne vorher irgendwie angezeichnet oder einfach drauflos gefeilt. Welche Feile hast du da benutzt? Bei den angegebenen Winkeln muß sie wohl einen Winkel von 32 Grad gehabt haben. Wie hast du das Sägeblatt eingespannt? Ich hatte mich letztens mal an einer Gratsäge versucht und ziemlich häßliche Geräusche produziert.

Der Begriff 'Zinkensäge' irritiert mich auch etwas, weil er schon besetzt ist mit der Säge, die Oliver erwähnt. Ich habe in alten Büchern diese Abbildungen dazu gefunden:




Ich habe selbst zwei solcher Sägen auf Flohmärkten gefunden. Die Zinkensäge von Frank Klausz muß wohl ähnlich aussehen, aber an beiden Teilen Zähne haben, sodaß man Flanke und Boden direkt nacheinander sägen kann. Von Roy Underhill wird gesagt, er habe sich eine solche Säge aus einer Schweifsäge selbst gemacht, indem er das Blatt in der Mitte erhitzt und verdreht hat.

Gruß, Wolfgang


Re: Zinkensäge (mit Bildern)

Verfasst: Mo 14. Okt 2002, 16:04
von Christof Hartge

Vielen Dank für dein Abbild einer "echten" Zinkensäge. Ich kann mir aber nicht vorstellen, daß die Abfolge Feinsäge-Laubsäge-Stecheisen wesentlich langsamer ist. Womit auch gesagt sein soll, daß du mit der Terminologie völlig recht hast. Was ich mir bauen möchte, ist eine Feinsäge mit einer Längsverzahnung, die auf Zug ausgelegt ist. Nebenbei: Mir bleibt es rätselhaft, warum die Quersverzahnung auf unserem Markt so dominiert. Man braucht sie doch viel seltener, ich jedenfalls.

Zum Werkzeug: Ich benutze japanische Schärffeilen, die haben einen flachen Rhombusquerschnitt. Würde ich Querverzahnung benutzen, würden die Feilen zwei Flanken gleichzeitig feilen, bei der Längsverzahnung feile ich abwechselnd, die eine oder die andere Flanke und arbeite mich so zum Zahngrund vor.

Zum Anreißen: Alles bitte jetzt unter der Voraussetzung, dass ich gerade mal 25 cm Zähnchen gefeilt habe.
Ich stelle die Schieblehre z. B. auf 2 mm und halte sie mit der unteren Maulseite an den ersten oder den vorigen Riß und lege dann die feinste Feile, wie ein Messer an die vordere Maulseite. Schieblehre mit einer Hand wegnehmen und Feile einmal leicht über die Kante des Bleches ziehen. Auf diese Weise wird das ganze Blatt durchmarkiert. Mit einem Winkelmesser reiße ich dann die Flanken der Zähne an, immer so, daß die Nadel genau in der Feilenmarkierung landet. Nun spanne ich das Blatt so ein, daß die Kante gerade soweit herausscheit, wie es zum feilen nötig ist. Idealerweise hat man dazu eine Feilkluppe. Ich benutze eine Klemmsia-Zwinge, die ich mitsamt dem Blatt dann horizontal in die Vorderzange einspanne. Das ergibt eine angenehme Arbeitshöhe und funktioniert auch. Eine Anleitung für eine selbstgebaute Kluppe aus Holz gibt Spannnagel, in "Der junge Schreiner".

Viele Grüße, Christof.