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Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 10:49
von Oliver Montué

Als Holzwurm weiß man, daß Schärfen wesentlich ist und Hobeleisen und Stechbeitel rasiermesserscharf sein sollten. Zum Glück gibts ja Schleifführungen, die auch dem Anfänger bzw. Gelegenheits-Holzwurm ermöglichen effektiv zu schärfen.

ABER::: "Schatz, Du hast doch jetzt soviel Werkzeug und Schleifsteine! Kannst Du mir nicht mal meine Küchenmesser schärfen?" OOOPS!! Jetzt kommt die Stunde der Wahrheit: Wer von Euch kann ein Messer so gut schärfen, daß er sich damit die Arme rasieren kann? Also, wie macht Ihr das denn so?

Bis dann,
Oliver


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 12:27
von Thomas Jacobi

Die Kuechenmesser die ich regelmaessig scharf halte sind die japanischen Hocho etc, kann also lediglich ueber diese etwas aussagen. Und hier ist der Kummer nicht Schaerfen, was sich meinen Erfahrungen nach mit der "scary sharp" Methode leicht, schnell und zufriedenstellend bewerkstelligen laesst sondern die Notion des Pflegens und Achtens einer wirklich scharfen Klinge meiner Holden zu vermitteln.
Zwar schaetzt sie es inzwischen durch eine reife Tomate durchfahren zu koennen ohne dass die Haut sich unter der Schneide woelbt aber dass das nicht gut mit in der Spuele rumliegen lassen zusamenpasst weil die eine oder andere Carbonstahlklinge die Feuchtigkeit gar nicht mag und das an kantige Dinge schlagen die empfindlichen Schneiden misshandelt das ist schon schwieriger zu vermitteln.
Ab und an wie ein Falke im Sturzflug auf die Spuele zu hechten wo mich ein Qualitaetsmesser um Hilfe gerufen hat um es trocken zu wischen und in den Block im Schrank zurueckzustellen wo die Kurzen nicht rankommen hat mir den Ruf eines manisch Besessenen eingebracht. Dabei geb ich mir schon alle Muehe nicht ungeduldig und veraergert zu scheinen wenn ich wieder Scharten in einem vor kurzem gerichteten Messer entdecke. Last not least wiegt das schaerfste und schoenste Messer die Wahrung einer elementaren haeuslichen "Harmonie" nicht auf.

Also lieber wieder an die dicke Glasscheibe, ein Blatt Schleifpapier nach dem anderen auflegen, von grob auf fein bis hin zur 2000-er Koernung die ein weiteres Abziehen nach meinem Befinden unnoetig macht. Bliebe freilich fuer den Perfektionisten die Option etwa auf dem Riemen einen letzten Kick abzuziehen aber das 2000er hinterlaesst bereits eine spiegelnde Flaeche.
Die urspruengliche "scary sharp" Methode sieht vor mehrere Streifen verschiedener Koernungen auf der Glasscheibe aufzukleben, ich halte es fuer praktischer ein Blatt nach dem anderen aufzulegen, mit einer Hand festzuhalten und das Messer im spitzen Winkel in wiegender Bewegung mit geringem Druck ueber das Blatt wegzuziehen immer mit dem Ruecken voraus. Mit etwas Uebung gibt das ein sehr gutes Ergebnis ueber die ganze Laenge der Schneide hin. Die Glasunterlage gibt eine ebene, ausreichend grosse Flaeche, keine ungleichmaessige Steinabnutzung, Steinausrichten, Oel- und Wassergepansche faellt weg. Bin damit recht zufrieden.

Viel Spass und neugierig zu hoeren wie ihr das macht,
Thomas


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 12:43
von Oliver Montué

Hallo Thomas,

haben die japanischen Messer eine gerade Fase oder ist diese gewölbt? Bei geraden Fasen kann man ja ganz gut den Winkel halten, wenn sie komplett aufliegt, aber bei gewölbten Klingen ist dies nicht so einfach.

Bis dann,
Oliver


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 13:09
von Thomas Jacobi

Es gibt gerade und v-foermige. Auch bei letzteren empfinde ich was Du zu bedenken gibst nicht als Problem. Gleichmaessige lange Bewegungen mal die eine dann die andere Seite, mit freiem Auge konnte ich keine Aenderung des Schneidenprofils nach dem Schaerfen feststellen, vielleicht hasst Du auch andere Qualitaetsstandards..

freundlichst
Thomas


So mach' ich das jetzt...

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 13:58
von Oliver Montué
[In Antwort auf #93674]
Anders als Thomas hatte ich mit dem freihändig schärfen etwas mehr Probleme. Besonders wichtig ist das Einhalten des Schärfwinkels. Ich verwende zum Schärfen einen 1000/6000 Kombinationsstein (japanischer Wasserstein). Mein 'Opfer' waren erstmal Opinel-Taschenmesser, die glücklicherweise billig (6-9 Euro, je nach Größe) und dabei saugut sind.

Ich winkle den Schärfstein jetzt anstelle des Messers an, indem ich einen Keil unterlege. Das Messer drücke ich mit der Klinge flach auf die Tischplatte und packe den Griff so an, daß der Daumen obenauf liegt. Seltsamerweise, kann man dann die Hand verdrehen, aber man kommt immer wieder auf den richtigen Ursprungswinkel zurück. Bei der 1000er Seite fahre ich dann mit der Klinge bergauf, wobei man für die Spitze den Griff etwas anheben muß. Bei der 6000er Seite fahre ich aber lieber bergab und drücke zu Anfang noch mit der freien Hand etwas auf der Klinge nach. Zum Schluß immer leichter werden und als letztes nur noch sanft streicheln ;-). Einmal das Messer durch die Hirnholzseite eines Hartholzes durchziehen und dann kan man die Zeitung freischwebend schneiden, geknäultes Küchenpapier und natürlich sich von seiner lästigen Armbehaarung befreien. Bei Küchenmessern kann es aber sinnvoller sein bei der 1000er Körnung aufzuhören, da man damit einen agressiveren ziehenden Schnitt erhält. Bei Brotmessern (kein Wellenschliff9 kann die Schneide sogar noch mit der Feile bearbeitet werden, um so einen sägende Wirkung zu erzielen.

Also, macht Eure Frauen glücklich damit Sie Euch weiterhin eine Werkzeug-Budget genehmigen :-).

Beste Grüße,
Oliver



Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 15:43
von Oliver Montué

Hallo Thomas,

ich habe mich wohl unklar ausgedrückt. Auch ich spreche von einer V-förmigen Klinge, dabei sind die Flanken aber ballig und nicht gerade. Beim Schneiden liegt also nicht die gesamte Fläche auf sondern nur an zwei Punkten. Das ist insbesondere für spaltende Werkzeuge (Axt) gut. Ein Messer mit geraden Flanken (Flachschliff) ist zum Beispiel das berühmte Finnenmesser, bei dem die gesamte Fase beim Schärfen aufliegt. Deswegen läßt sich dieses Messer besonders leicht freihändig schärfen. Ballige Klingen liegen nicht vollflächig auf und liegen somit nicht stabil auf dem Stein. Deshalb finde ich diese schwieriger zu schärfen. Die weiter unten beschriebene Technik hilft mir dabei wesentlich. Sicherlich ist nicht jede Technik für jeden gleich erfolgreich, deshalb würde ich gerne auch von anderen hören, welche Tricks sie so verwenden.

Vielen Dank für Deine Hilfe,
Oliver


Re: So mach' ich das jetzt...

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 16:47
von Waldkohl

Lieber Oliver,
wenn Du Dir schon die Arme rasierst, damm nimm doch einen Rasierer. Bei regelmäßigem Wechsel der Klinge gibts da kaum Probleme.
Gruß Matthias


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 17:18
von Carsten Rödiger
[In Antwort auf #93674]
Hallo,

zunächst einmal ein Wort zu rostenden Messern; das ist eine Frage der Disziplin. Nach Beendigung JEDER Benutzung eines Hocho ist dieses abzuspülen, zu trocknen (vorzugsweise mit Küchenpapier um die Handtücher nicht zu zerschneiden) und leicht (!!) mit Speiseöl einzuölen.
Vielleicht ist das für mich selbstverständlich, da ich auch Iaido trainiere (die Kunst, das japanische Schwert zu führen), und KEINE Form ist beendet ohne "Chiburi", (das Schwert vom Blut saubermachen).
Vielleicht klingt das zu hart, aber ich meine, daß man ein Hocho bewußt benutzen muß, dazu gehört nicht nur die Benutzung, sondern auch die Pflege.
Wer sich durch ein Hocho nicht erziehen lassen möchte, sollte auch keins benutzen, außerdem gibt es recht gute Niro-Immitate.
Erst recht falsch ist es, von jemanden die Benutzung (und Pflege!!!) eines Hocho zu verlangen.
Doch zum Schärfen : Ich benutze japanische Wassersteine, die ich freihand (den Stein in der einen Hand unter dem tröpfelnden Wasserhahn, das Hocho in der anderen)über dem Spülbecken halte. Ich benutze einen Kombistein (1000/6000) von Sun-Tiger, auf der groben Seite halte ich das Hocho etwas flacher als auf der Feinen, und ich benutze die ganze Länge des Steines und nehme den Stein nur für die Hocho. In der Werkstatt habe ich andere Steine.
Mich mit dem Hocho zu rasieren ist nach jedem Schleifen möglich, nach öfterem Gebrauch nicht mehr (Ich schleife etwa alle 14 Tage).
Wir haben auch "normale" 2,95 Küchenmesser von ALDI, (meine Freundin benutzt die Hocho genauso "bewußt" wie ich), die ich auf die gleiche Weise, allerdings auf einem westlichen Kombistein unter dem tröpfelnden Wasserhahn schleife.
Rasieren kann ich mich mit diesen Messern nicht, aber frisch geschliffen gehen auch diese billigen Messer durch Tomatenhaut ohne sie zu kräuseln.
Das große Sushi-Messer ist durch die lange Klinge (250 mm)etwas schwieriger zu schärfen (auf meine Methode), da lege ich ein Holzbrett unter den Wasserhahn, lege den Stein darauf und schleife konventionell.

Cheerio,
Carsten


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 18:08
von Christof Hartge

Ich benutze die Wassersteine, die ich auch für meine Hobelmesser benutze: 300, 1000, 3000, 8000. Der 300 wird nur selten gebraucht. Meine Regeln sind
1.) Schärfe oft, möglichst bevor das Messer stumpf ist. Deshalb beginne ich mit meist mit dem 1000
2.) Mach dir nicht so viel Kummer um die Schneidenform: Hier wird viel geringere Präzision als bei einem Hobelmesser verlangt.
3.)) Ein gleichmäßiger Phasenwinkel ist allerdings wichtig. Allerdings ist eine eventuelle Rundung auch schnell wieder ausgeschliffen, viel schneller als bei einem Hobelmesser
4.) Ich benutze eine diagonal-wippende Bewegung zum Schärfen. Achte darauf nicht zuviel Kraft in die Hände zu legen. Das muß ganz gleichmäßig gehen.
5.) Schärfe bei hellem Tageslicht. Kleine Lichtreflexe auf der Schneide sind für mich der sicherste Anzeiger von Unschärfen.
6.) Schärfe nur bei ruhigem Gemüt, sonst wird es nichts. Ansonsten nimm lieber den Schrupphobel.

Viele Grüße, Christof.


Re: Messer schärfen

Verfasst: Mi 25. Sep 2002, 20:58
von Christian Aufreiter

Hi Oliver,

auf Rasiermesserschärfe habe ich meine Messer noch nicht gebracht, ich strebe das allerdings auch nicht an. Wie ich einmal gelesen habe, erfodert das Schneiden von Fleisch angeblich eine andere Schärfe als das Schneiden von Gemüse, wenn ich mich richtig erinnere, soll das Gemüsemesser schärfer sein.
Keine Ahnung was an dieser Theorie dran ist oder ob man als Hobbyholzwerker in der Lage ist, diese Unterschiede herauszuarbeiten, ich verwende jedenfalls seit einiger Zeit meine kleine Tormek und bin mit ihr und den Ergebnissen recht zufrieden.

Viel Erfolg beim Schärfen

Christian