Couchtisch - endlich fertig
Verfasst: Mo 1. Jul 2002, 11:09
Hallo,
gestern habe ich meinen Couchtisch endlich fertig renoviert. Er hat eine Erle-Massivholzplatte und Erle-Massivholz-Schubladenfronten. Er war lackiert und hatte im Laufe der Jahre Macken und Lackschäden abbekommen. Desweiteren wollte meine Frau einen dunkleren Holzton haben, damit er sich besser den restlichen Buchenmöbeln anpasst.
Entgegen dem Rat vieler Teilnehmer habe ich mich doch für Schellack entschieden. Der Reiz mit diesem Material zu arbeiten hat alles übertroffen. Ich habe entwachsten Blätterschellack in Rubin und Hell gekauft und mit Isopropyl-Alkohol aufgelöst (100ml 24gr). Der Schellack braucht ca. 5 Tage Zeit sich in dieser Alkoholart aufzulösen, soll dafür aber widerstandsfähiger gegen Wasser sein. Die Tischplatte habe ich mit Ziehklingen, Hobeln und Schleifpapier bearbeitet, die Schubladenfronten nur mit Schleifpapier. Fazit: Erle ist zu weich um mit der Ziehklinge ausrißfrei bearbeitet zu werden und auch der Hobel hatte Schwierigkeiten. Insofern ist die Tischplatte nicht perfekt geworden, da kleine Ausrisse noch vorhanden sind. Dafür ist die Maserung aber detailreicher und 'tiefer' als bei den Schubladenfronten. Folgende Theorie habe ich dazu: Maschinelles Hobeln zerquetscht das Holz und anschließendes Schleifen kann diesen Schaden nicht reparieren. Handhobel schneiden das Holz ohne es so stark zu quetschen. Anschließendes Schleifen schadet wenig, solange man durch die Körnungen geht und fein genug schleift. Zum Schluß mit Spiritus den Schleifstaub gut entfernen.
Bei einer Schubladenfront gab es einige dicke Dellen. Diese habe ich 'ausgebügelt'. Ein nasses Tuch wird auf das Holz gelegt und dann mit dem Bügeleisen gebügelt. Der Wasserdampf richtet die Holzfasern wieder auf. Das Tuch immer wieder naß machen und solange bügeln, bis die Dellen verschwunden sind. Anschließend muß nochmals geschliffen werden. Die Dellen sind hinterher 'SPURLOS' verschwunden.
Schellack kann man streichen oder mit dem Ballen auftragen. Ich finde, daß der Ballen besser geeignet ist. Ich habe ein festes Baumwolltuch gekauft und als Füllung Polierwatte verwendet. Beim ersten Mal, sollte man die Baumwolle nur mit Alkohol tränken und erst dann Schellack auf die Baumwolle geben. Der Ballen darf auf keinen Fall zu naß sein. Überschüssige Flüssigkeit auf Pappe ausdrücken. Der Ballen darf nie stehenbleiben sondern sollte zügig bewegt werden. Öl habe ich nicht benutzt. Wenn die Oberfläche anfing zu kleben, habe ich ich sie abtrocknen lassen. Ab und zu kann man zwischenschleifen, auf jeden Fall aber vor dem letzten Auftrag. Dazu möglichst feines Schleifpapier verwenden. Den letzten Schliff habe ich mit 1000er Körnung gemacht. Ich habe naß - mit Wasser - geschliffen. Da der Schellack eine Woche Zeit hatte den Alkohol auszudünsten war das kein Problem. Den Schleifrückstand habe ich einfach mit Küchenpapier entfernt und dann abschießend mit stark verdünntem Schellack noch mal drüberpoliert. Die ersten Schichten wurden mit Rubinschellack gemacht, um den Holzton abzudunkeln, die letzten mit hellem Schellack. Spätere Reparaturen kann man dann mit hellem Schellack machen, ohne den Farbton zu beeinflussen.
Die Platte war jetzt einige Wochen im Einsatz. Wasserschäden sind weniger das Problem sondern eher Kratzer. Ich hatte zwei dickere Kratzer (war wohl der Sohnemann ...) aber die lassen sich schnell und spurlos beseitigen.
Fazit: Für den, der Schellack selber reparieren kann, ist Schellack ein sehr interessantes Finish. Es ist wunderschön, trocknet schnell (Staub ist kein großes Problem), es ist absolut ungiftig (solange man den vergällten Alkohol nicht trinkt ;-) ) und man kann mit dem Farbton spielen. Seine Empfindlichkeit wird durch die einfache Reparatur wieder wettgemacht.
Bis dann,
Oliver