Hallo Franz,
auf Deine Frage:
Kann es sein, das wenn das so trockene Holz sich dann wieder mit Feuchtigkeit anreichert, es auch wieder zu ähnlichem Verhalten kommt, als wenn ich Holz trockne, also der Vorgang, den man gemeinhin mit "Holz Arbeitet" benennt?
kann man ein klares "ja" zur Antwort geben.
Holz nimmt
immer (also auch, wenn es 1000 Jahre "herumliegt") bei sich verändernder umgebender Luftfeuchtigkeit, Feuchte auf und gibt sie auch wieder ab. Dabei quillt und schwindet das Holz, es "arbeitet". Sofern der Baum, aus dem das Holz gewonnen worden ist, unter Wuchs"fehlern" gelitten hat, schlagen diese bei sich ändernder Feuchte im Vergleich zum Verarbeitungszeitpunkt, auch immer wieder durch.
Es ist ein Irrglaube, daß nach langer und meinetwegen auch schonender Trocknung ("abgelagertes" Holz) dieser Umstand aufhört.
Zum besseren Verständnis ein Beispiel:
- Du hast ein Brett im Sägewerk mit 30% Holzfeuchte erstanden;
- es hat ebene Flächen und ist gerade geschnitten;
- Du lagerst das Brett zur Trocknung bis auf 15% Feuchte;
- dabei stellt sich heraus, daß der Baum, aus dem das Brett geschnitten worden ist, ein drehwüchsiger war, weil Dein Brett nun verdreht ist. Laß`uns annehmen, daß Dein Brett nach rechts verdreht ist.
- Du bearbeitest das Holz, richtest es ab und hobelst es auf Dicke, so daß es wieder ebene Flächen hat. Maße sind nun 30 mm in der Stärke und 220 mm in der Breite, das Verdrehtsein ist beseitigt.
- Du baust das Holz in Deinem Wohnzimmer ein.
- weil die dort das Brett umgebende Luftfeuchte so ist, wie sie ist, trocknet das Brett recht schnell weiter herunter auf 6% Feuchte;
- ärgerlicherweise mißt es nun nur noch 29 mm in der Stärke und 215 mm in der Breite. Auch ist das Brett nun nicht mehr eben, sondern hat sich wieder verdreht, und zwar wieder nach rechts.
- weil diese Veränderungen aus irgendeinem Umstand untragbar sind, beschließt Du, das Brett auszutauschen und wieder auszubauen;
- du bist maßlos verärgert, das Brett fliegt in hohem Bogen aus dem Haus. Es bleibt einige Zeit im Freien liegen und wird auch beregnet.
- durch die nun wiederum veränderte Umgebeungsfeuchte nimmt das Holz sehr schnell wieder Feuchte auf;
- nach einer gewissen Zeit kommt es wieder auf 15 % Holzfeuchte, die Maße sind nun wieder 30 mm in der Stärke und 220 mm in der Dicke, die Verdrehung ist verschwunden.
- weil das Holz aber draußen und direkt bewittert herumliegt, nimmt es noch mehr Feuchte auf, sagen wir es besitzt nach einer weiteren Zeit 27% Holzfeuchte;
- die Maße sind nun 32 mm in der Stärke und 228 mm in der Breite, Verdrehung abermals vorhanden, diesmal aber nach links;
Ich hoffe, das Bespiel konnte den Umstand von Feuchteauf und -abnahme mit den zusammenhängenden Veränderungen der Holzmaße und -formen etwas verdeutlichen.
Möchte man möglichst wenig Veränderungen des Holzes hinnehmen, ist - neben einer guten Holzauswahl - die einzig nützliche Maßnahme, das Holz bis zur Verarbeitung auf den Feuchtegehalt zu trocknen, der sich am späteren Einbauort als Ausgleichsfeuchte einstellen wird. Aber auch in zentralbeheizten Räumen verändert sich die im Jahresverlauf.
Ob die Holztocknung in der Trockenkammer relativ schnell passiert oder in zehn Jahren an der Luft mit anschließender Weitertrocknung am Einbauort, spielt meiner Meinung keine Rolle.
Gruß, Andreas