Telefonschrank ist endlich fertig
Verfasst: Do 25. Nov 2004, 21:22
Endlich ist es soweit! Nach langer -man könnte auch sagen: viel zu langer- Bauzeit ist endlich mein Telefonschrank fertig geworden.
Es ist mein erstes Stück aus massivem Hartholz. Bis auf die Korpusrückwände und die Schubladenböden (sie sind aus Buchensperrholz) sind alle Teile aus massiver amerikanischer Kirsche bzw. Ahorn gefertigt. Bei der Tiefe der Korpusse und der Schubladen war ich durch den Standort stark eingeengt, denn der Schrank sollte auf keinen Fall vorstehen. Leider hat das zu recht kleinen Schubladenmaße geführt.
Die ursprünglich 32mm dicken Kirschholzbohlen habe ich zusammen mit dem Schreinermeister, der unsere Badezimmerschränke gemacht hat, in Wuppertal eingekauft. Die 3,5m langen Bohlen hat er dann einseitig besäumt und beidseitig auf Dicke (20mm) gehobelt. Diese Rohware habe ich dann weiter verarbeitet.
Die Fingerzinken wurden mit meinem modifizierten Lynns Jig auf der Kreissäge erstellt. (die später gekaufte Woodrat hätte mir hier sicherlich viel Zeit erspart).
Beim Bau der Korpusschubladen ist mir dann der erste Fehler unterlaufen. Da ich gerade meine präzisen Japansägen inklusive einer Schneidführung gekauft hatte, kam ich auf die geile Idee die Fingerzinken der Korpusschubladen von Hand zu fertigen.
Die Fingerzinken der Koprpuschublade sollten ursprünglich genau so aussehen wie die Fingerzinken der Schubladen für den Aufsatz (= 5mm).
Beim Fingerzinken von Hand lernte ich sehr schnell den Unterschied zwischen WOLLEN und KÖNNEN und Theorie und Praxis kennen. Hier kam der zweite große Fehler, denn ich hatte ALLE Schubladenfrontteile zu einem Block zusammen geklemmt und dann gesägt. Leider ging mein Versuch mit den handgezinkten Verbindungen völlig in die Hose und entsprach überhaupt nicht meinen Vorstellungen.
Das Ergebnis war eine mittlere Katastrophe, denn nun waren ALLE Schubladenfronten und Schubladenhinterstücke zu kurz.
Aber Not macht erfinderisch! Ich habe die handvergeigten Zinken abgesägt und das Schubladenvorderstück an beiden Seiten mit einem Ahornstück wieder auf das ursprüngliche Maß gebracht. Danach wurden -nun wieder auf der Kreissäge und mit der selbstgebauten Zinkenvorrichtung- die neuen, breiteren Zinken (10mm) geschnitten. Als ich die erste Schublade fertig hatte, gefiel mir das Ergebnis besser als das ursprünglich geplante Design, denn das rötliche Kirschholz ergab mit dem weißen Ahornholz einen prima Kontrast.
Um die massiven Bretter für die Türen und das oberste Brett gegen Verwerfungen zu schützen, habe ich dort Gratleisten mit Schwalbenschwanzführungen angebracht. Inzwischen hatte ich die Woodrat gekauft und so wurden die Gratleisten und die Nuten natürlich auf der Holzratte erstellt. Die einliegenden Türen haben übrigens ein besonders pfiffiges Schanier, denn sie sind um 180 Grad zu öffnen.
Leider ist mir bei dem Bohren der Grifflöcher dann ein weiterer Fehler unterlaufen. Weil ich die Türen im falschen Korpus abgestellt hatte, habe ich das Loch an der falschen Stelle gebohrt. (nun gut es war schon 23:00 Uhr, aber Fehler ist Fehler). Da ich keine Drechselbank habe, hat mich diese Reparatur einige Stunden beschäftigt. Ich wollte erst meinen Namen in den Pfropfen schnitzen und es als "besonderes Design" deklarieren, aber dann habe ich es doch gelassen.
Wie im unteren Foto zu erkennen ist, werden die Korpusschubladen über Buchenholzleisten die im Korpus eingenutet sind geführt. Die Nuten wurden mit der Woodrat gefertigt. Bei den Schubladen im Aufsatz habe ich komplett auf eine Führung verzichtet. Sie stehen einfach auf dem Boden.
Vor dem Auftragen des Hartöls wurden alle Teile von Hand geschliffen (100/150/280 Papier) und anschließend mit dem Ziehklingenhobel von Veritas nachbearbeitet. Auf diese Oberfläche wurde dann mit dem Handballen Hartöl aufgetragen (3 mal) und mit einem Leinentuch poliert. Das Öl hat das Holz sehr dunkel eingefärbt.
Fazit: Der Schrank ist zwar kein Meisterstück geworden und hat etliche Fehler die einem "richtigen Schreiner" sicherlich nicht unterlaufen wären. Aber dafür, daß es mein erstes Hartholzprojekt war, bin ich mit dem Ergebnis eigentlich ganz zufrieden. (man muss sich schließlich auch noch steigern können :-)
Gruß Detlef