[
In Antwort auf #85210]
Hallo zusammen!
das mit dem Flader war einer der Punkte, die ich meinte, als ich schrieb, dass ein Restaurator das besser könnte.
Das Originalfurnier war recht hübsch gewählt und besteht nur aus zwei Teilen. In dem reparierten Bereich geht die Schnittfläche in die Tangentiale über. In meinem Furnierstück läuft die Schnittfläche noch nicht ganz in die Tangentiale.
Da habe ich mich sehenden Auges für entschieden: Ich hatte zwei Sorten Furnier zur Verfügung, einmal das verwendete Furnier, das sehr robust ist, und zum anderen eines mit passenderer Optik, das aber mechanisch nicht so belastbar war.
Mit meiner Entscheidung bin ich im Nachhinnein sehr zufrieden, denn das empfindlichere Furnier wäre mir bei meiner unbeholfenenen Verarbeitung wohl komplett auseinandergeflogen und hätte mich zum Nervenzusammenbruch getrieben.
Ich habe das Furnier so verarbeitet:
- Tischplatte vorgewärmt mit Heißluftgebläse
- Furnier beidseitig mit Wasser eingesprüht
- Knochenleim aus dem Babyglaswärmer auf die Fläche gepinselt
- Exakt zugeschnittenes Passtück eingesetzt
- Überschüssigen Leim mit Furnierhammer rausgeschoben
Das hat auf Anhieb erstklassig geklappt.
Zumindest fast! An einer Stelle, ziemlich an der Kante zur Tisch-Mitte hin, wölbte sich eine längliche Beule von etwa 3 cm Länge.
An dieser Stelle hätte ich die Sache erstmal gut sein lassen sollen, und die Beule am nächsten Tag bearbeiten sollen. Habe ich aber nicht, und so nahm das "Unglück" seinen Lauf. Ich kam so in die Lage, die besonders gute Reparaturfähigkeit von Tierleim-Verleimungen zu testen!
Ich dachte mir, ich mache das mal warm mit dem Bügeleisen. Problem: Ich habe keine Ahnung von Bügeleisen. Aus dem Ding kam unten plötzlich Dampf raus! Das Furnier löste sich spontan auf einer Bügeleisen-großen Fläche vom Tisch, und klebte dafür am Bügeleisen. Dann habe ich etwas sinnvolles getan, nämlich erstmal Schluß gemacht. Nur noch den angelösten Teil ganz gelöst, und das war es erstmal.
Am nächsten Tag habe ich dann den Schaden mit neuem Leim usw. gut repariert bekommen, allerdings war das Furnier in dem angelösten Bereich breiter geworden, und musste etwas schmaler gemacht werden. Das habe ich dann wieder auf den nächsten Tag verschoben. Dann hat es wieder ganz passabel gepasst.
Das Bügeleisen kann auch ohne Dampf, und mit Backpapier klebt auch nichts fest.
Die ganze Furniererei wäre einfacher gewesen, wenn ich eine komplette Fläche mit Überstand hätte furnieren wollen. Das Einpassen ist deutlich problematischer, weil das Furnier durch Feuchtigkeitsaufnahme dazu neigt, in die Breite zu wachsen, was in seinem Ausmaß aber nicht so leicht im Vorwege zu kalkulieren ist.
Letztenendes hat die Sache aber ganz gut geklappt. Wenn man etwas Übung hat, geht das sicher auch ganz flott von der Hand.
Also zusammenfassen betrachtet:
- Tierleim ist prima
- Backpapier ist nützlich
- Wenn es fast perfekt ist, erstmal aufhören
- Es lohnt sich, Furnieren zu lernen!
Das nächste Projekt steht schon an: Beim Zusammenbau eines fertigen Mitnahme-Möbels habe ich etwas verwechselt, und kann mir durch Furnieren eines Teil das Zerlegen und Herausziehen vieler Tackerklammern sparen - los gehts!
Grüße in die Runde,
Bob