Hallo Holzwerker,
beim Bau unserer neuen Küche haben wir uns in den Unterschränken für den Einbau von Schubladen entschieden. Während der Planung haben wir uns dazu entschieden, dass das Frontenbild unserer Schubladen über den Geschirrspüler fortgesetzt werden soll.
Die eine der beiden Zeilen sollte so aussehen:

Da es nur ungeteilte Türen gab, habe ich Schubladenfronten zu einer geteilten Front zusammengesetzt, die dem Schubladenlayout entspricht. Wichtig war mir, dass dabei die Steifigkeit nicht allzusehr leiden soll.
Ich habe mir also Alu-T-Profile besorgt. Diese bieten gegenüber Rundstäben (z.B. Gewindestangen oder Stiften) und Flacheisen eine hohe Biegesteifigkeit senkrecht zum Steg bei geringem Gewicht. Aluminium war in meinem Fall bereits ausreichend. Zum Einsetzen der Profile wurden in die ausgerichteten Schubladenfronten mit der Tauchsäge zwei dünne Schnitte gesägt. Die Stegbreite der T-Profile war 1,5mm und die Schnittbreite meines dünnsten Blattes ca. 1,6mm. Die Dicke der Front lag bei ca. 19mm, die Tiefe der Schlitze bei ca. 12mm. Die Fronten kommen aus einem schwedischen Einrichtungshaus und sind HPL-beschichtete MDF-Platten.

Um die Nuten, die durch das eintauchende Blatt flacher werden, bis zur Eintauchkante auszuschaben, habe ich mir ein kleines Hilfsmittel angefeilt, mit dem es wunderbar ging.

In die entstandenen Nuten, die zu meinem Erstaunen trotz dem verwendeten 12Z WZ-Blatt recht ausrissfrei waren, wurden dann die T-Profile eingesetzt, deren Stege ich etwas abgesetzt habe, so dass die Nut von der Oberseite des Profils vollständig verdeckt wird.


Dann habe ich 15min Epoxy-Laminierharz, das etwas dünnflüssiger als Epoxy-2K-Kleber ist, in die Nuten gefüllt und die T-Profile eingesetzt. Das Harz habe ich für schmales Geld vom Modellbauladen. Ich kann nur empfehlen, keine Kleber oder Harze beim Baumarkt um die Ecke zu kaufen, denn die Preise in Relation zur Verpackungsgröße sind dann doch eher hoch. Die Viskosität des Harzes war etwa zwischen Sirup und Honig, lief hervorragend in die dünnen Schlitze herein. Das dünnflüssige Harz hat noch den Vorteil, dass es im Vergleich zu zähem Kleber tiefer in das MDF der Fronten eindringen kann. Dann wurden die Profile eingesetzt. Die Kapillarwirkung hat den schmalen Raum zwischen Profil und Platte schön ausgefüllt. Ich habe das vorher an einem Teststück probiert um die richtige Harzmenge zu bestimmen. Austretendes Harz wurde abgenommen. Natürlich wurden zwischen den Fronten zuvor zu den Schlitzen der Schubladenschränke passende Abstandhalter eingesetzt sowie alle Teile durch Schutzfolie vor herauslaufendem Harz geschützt. Das ganze habe ich kräftig verspannt und 24h aushärten lassen. Damit die Aluprofile nicht zwischen den Frontteilen durchscheinen, habe ich diese zuvor an den sichtbaren Stellen mattschwarz lackiert. Damit sind sie praktisch unsichtbar.

Nach der Aushärtung habe ich die Folie in den Spalten mit einer Sonde herausgezogen und die verbundene Front konnte montiert werden. Die Steifigkeit war nicht wesentlich geringer als bei einer durchgehenden Platte und durch das niedrige Profil konnte die Tür wie gewünscht schön flach aufgesetzt werden. Da es sich um eine Maschine mit Schleppscharnier handelt (80cm Fronthöhe), habe ich die Griffe mit Senkschrauben befestigt, so dass nichts hängen bleiben kann.


Das ganze habe ich noch für den Spülbeckenschrank nebenan gemacht, hier habe ich aus dem Schubladenboden das Profil entsprechend ausgefeilt, dass die Front und der Schubladenboden dicht schließt. Des Weiteren habe ich Versteifungen aus dem Zubehör für die Blum Tandembox hinten in der Schublade verschraubt, damit die beladene Schublade durch die lange Front nicht so nachgibt. Das Ergebnis gefällt uns und funktioniert sehr gut.

Vielleicht hilft dieser kleine Tipp weiteren Holzwerkern!
Grüße,
Marco