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Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Do 9. Okt 2014, 17:38
von Rolf Richard
Aktuell verarbeite ich gerade Acrylglasplatten, die auch gebohrt werden müssen.
Mit normalen Gewindebohrern (Metall) gehts zwar auch, aber die Sache ist risikobehaftet. Eine der Platten ist mir prompt geplatzt, als der Bohrer sich in das Material zog (oder sich das Material in den Bohrer) und es verdrehte.
Am Wochenende sind mir dann die Acrylglasbohrer beim Hausherrn untergekommen, die eher wie eine halbierte Pfeilspitze ausschauen. Die Grössen 3, 4 und 5mm wurden bestellt und ausprobiert. Mit einem kleinen Akkuschrauber bei ziemlich niedriger Drehzahl von weniger als 200 U/min. Im ersten Moment denkt man, die Bohrer greifen nicht, das ist aber schnell vorbei. Danach gibts bei leichtem Druck kontinuierlichen Fortschritt, ohne dass sich der Bohrer ins Material zieht. Das Bohrloch ist ausgesprochen sauber.
Weil ich Polycarbonat öfter als Acrylglas verarbeite, habe ich die Bohrer auch an diesem Material getestet. Makrolon reagiert auf die normalen Spiralbohrer oft recht giftig. Da es sehr zäh ist, brechen die Späne schlecht und es kann vorkommen, dass das Material in den Bohrer gezogen wird, auf die Spirale aufsteigt. Das gibt unschöne Bohrlöcher und ist auch nicht ganz ungefährlich. Eigentlich muss man Makrolon festspannen, wenn man es spanend bearbeiten möchte (Gilt auch für die Oberfräse, bei der es sonst zu üblen Rückschlägen neigt.).
Auch hier das gleiche Bild wie beim Acryl. Erst wenig Reakion, dann ein zügiges Vorwärtskommen. Sehr saubere Bohrung. Aufgrund des zähen Materials besteht beim Durchbohren keine Ausrissgefahr, im Gegenteil, es bildet sich ein kleiner Materialkragen rund um die Bohrung. Den kann man einfach mit einem scharfen Messer entfernen. Was auffällt: Die Späne brechen kaum, werden als lange Spiralen nach oben ausgeworfen.
Bohrer mit 3, 4 und 5mm Durchmesser
Entsprechende Testbohrungen in 6mm starkem MakrolonGruss
Rolf
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Do 9. Okt 2014, 19:30
von Ulrich W
Hallo Rolf
interessant - die sehen aus wie Gravurstichel.
Mit welcher Drehzahl hast du gebohrt?
Schöne Grüße
Ulrich
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Do 9. Okt 2014, 21:15
von Rolf Richard
Mit welcher Drehzahl hast du gebohrt?
Geschätzt und nicht gemessen: Weniger als 200 U/min.
Gruss
Rolf
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Mo 13. Okt 2014, 20:40
von Konrad Holzkopp
Guude,
Evonik als Hersteller gibt auch Tipps zu spanenden Bearbeitung von Acrylglas:
http://www.plexiglas.de/sites/dc/Downloadcenter/Evonik/Product/PLEXIGLAS-Sheet/Verarbeitungsrichtlinien/332-3-Bearbeitung-und-Montage-PLEXIGLAS-Hi-Gloss.pdfIch befolge deren Tipp mit der Verwendung von Stufenbohrern.
Guten Durchblick! J.
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Mo 13. Okt 2014, 21:05
von Rolf Richard
Hallo Justus,
danke für den Hinweis - die Publikation kannte ich schon.
Scheint so, als wären die üblichen Spiralbohrer ein Problem. Das lösen diesen Spatelbohrer. Hier gibt es kein Aufsteigen des zu bohrenden Materials auf die Spirale und damit auch kein Verkanten und somit keine Bruchgefahr.
Zwischenzeitlich habe ich noch einiges mehr gebohrt. Das Ergebnis war immer einwandfrei und man hatte nie das Gefühl, es könnte etwas schief gehen.
Gruss
Rolf
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren
Verfasst: Do 16. Okt 2014, 17:22
von Walter Daum
[
In Antwort auf #77875]
Hallo
Guter Tipp mit den Bohrern !!
Bohrt man die Löcher dann noch mit tropfenweiser Zugabe von Petroleum werden die Bohrlöcher schön transparent !!
Klappt mit normalen Spiralbohrern auch .
LG Walter Daum
Re: Erfahrungsbericht: Acrylglas bohren ***Moderie
Verfasst: Sa 18. Okt 2014, 07:27
von RockinHorse
Man kann zum Bohren von Acrylglas JEDEN handelsüblichen Spiralnutbohrer verwenden, wenn er für diesen Zweck durch Schleifen RICHTIG hergerichtet wurde - nichts anders stellt Evonik mit den Bohrern an, die dort bezogen werden können. Eine ähnlich Problematik gibt es z. B. beim Bohren von Kupfer, da kann es sogar lebensgefährlich werden.
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