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Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Do 20. Mär 2014, 06:40
von Julia

Hallo ihr lieben,

ich habe gerade so viel Zeit, da habe ich mal meine ersten Erfahrungen mit der DML305 und dem Drechseln aufgeschrieben. Ich wünsche viel Spass beim Lesen!


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Do 20. Mär 2014, 08:35
von PeterF

Hallo Julia,
da haste Dir aber eine Menge Arbeit mit der Dokumentation, deren Link ich nach
Aufsetzen der Lesebrille problemlos fand, gemacht. Auch wenn mir die Herange-
hensweise an das Hobby etwas fremd ist, drücke ich Dir und uns die Daumen, daß
Drechseln das ist, was Dir Freude bereitet. Daß Du bald - wie ich - zum Kreis der
unblutigen Anfänger gehörst. Zwar fühle ich mich als Modell aus dem letzten Jahr-
hundert etwas fremd inmitten der verschiedensten 'Projekte', die heutzutage vom
Zaun gebrochen werden. Aber das ist sicher ok, und 'ghört so'. Viel Spaß beim
Hobby...

PeterF



Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Do 20. Mär 2014, 08:58
von HelmutWolff

". Zwar fühle ich mich als Modell aus dem letzten Jahr-
hundert etwas fremd inmitten der verschiedensten 'Projekte', die heutzutage vom
Zaun gebrochen werden"
Moin, Peter!
Meinst Du damit den spiralisierten Zaunpfahl, den hier kürzlich jemand verlinkt hat?
Könnte ich nachvollziehen... ;-)
Gruß,
Helmut


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Do 20. Mär 2014, 09:03
von PeterF

> Meinst Du damit den spiralisierten Zaunpfahl, den hier kürzlich jemand verlinkt hat?

Der ist doch nur zum Winken...


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 01:06
von Uwe Hehl
[In Antwort auf #76266]
Hallo Julia,

zunächst meinen Glückwunsch zur neuen Maschine und zum Entschluss zu drechseln.
Ich habe mit der gleichen Maschine angefangen und es nicht bereut. Allerdings muss ich
Dich warnen, Du hast Dir sicherlich nicht das günstigste Hobby ausgesucht. Im Laufe der Zeit
wirst Du feststellen, dass es eine ganze Menge an interessantem aber leider auch teurem Zubehör
gibt. Noch einen Tipp: wenn Du nach einem Drechselfutter suchst, schau Dir mal das hier an:

http://www.starbond-europa.de/product_info.php?products_id=1944&osCsid=e0641ba302d5d1c43050e5e9ac1de6bc

Bei Fragen einfach mal dort anrufen, Dir wird sehr kompetent geholfen. Ein Backenfutter kann für Anfänger ziemlich
gefährlich werden und kostet in vernünftiger Qualität auch so viel wie Deine Maschine. Schau auch mal bei Holzwerken TV
in Youtube rein. Dort gibt es einige sehr lehrreiche Videos von Martin Adomat, die mir zu Anfang gut geholfen haben.

Du solltest Dich auch auf jeden Fall im Drechsler-forum.de anmelden. Dort gibt es viele Tipps und viele nette
Drechsler, die Deine Fragen beantworten.

Also nicht entmutigen lassen, immer an die Sicherheit denken und vieeeel Spaß beim Drechseln.

Gruß

Uwe


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 07:17
von reinhold
[In Antwort auf #76266]
Hallo Julia,

herzlichen Glückwunsch zum Drechsler-Start.
Es ist eine wunderschöne Beschäftigung, die ein breites Anwendungsspektrum hat.
Ich selbst drechsle seit 1981.

Ich möchte die Aussage von Uwe Hehl etwas relativieren:
Ja, es gibt irrsinnig viel Zubehör und ja, man kann sehr viel Geld dafür ausgeben.

Richtig ist: Du brauchst den ganzen Schnickschnack nicht !

Tatsächlich brauchst Du sehr wenig Werkzeuge, aber mit diesen solltest Du lernen, im Schlaf zu drechseln. Das geht nur durch Übung. Ungefähr ein dutzend sorgfältig ausgewählter Drechslereisen brauchst Du wirklich. Auf den Rest kannst Du verzichten.
Dazu einen Drei- oder Vierzack und einen mitlaufenden Körner zum Einspannen beim Langholzdrechseln und ein mittleres Einschlagfutter für fliegendes Drechseln.

Für Querholzdrechseln reicht zum Einspannen eine gute Planscheibe.

Teure Vierbackenfutter sind nicht notwendig. Darüber hinaus haben sie den Nachteil, dass sie die gestalterische Freiheit einengen.

Überlege mal : jahrtausendelang haben die Drechsler ohne die ganzen Zubehör-Pakete gedrechselt und wunderschöne Arbeiten hergestellt. Erst in den letzten zwanzig/fünfundzwanzig Jahren haben Hersteller und Händler die Hobby-Drechsler als lohnende Zielgruppe entdeckt und werfen seither Zubehör um Zubehör auf einen bereitwillig zahlenden Markt.
Wenn man den Leuten oft genug erzählt, dass man mit Zubehör "XYZ" schnelle Ergebnisse erzielt, mühelos arbeitet , ein besserer Drechsler ist und dazu "Fun" hat, dann glauben sie das irgendwann und kaufen das teure Zeug.
Hersteller und Händler verdienen nichts, wenn sie dem Drechsler die Wahrheit sagen: ein guter Drechsler wird man nur durch Üben, Üben, Üben oder anders ausgedrückt durch Drechseln, Drechseln, Drechseln.

weiterhin viel Erfolg!
reinhold




Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 07:52
von HelmutWolff

Moin, Reinhold!
Dein Beitrag ist so gut, dass er eigentlich im Drechslerforum über der Sponsorenliste stehen sollte!
Gruß,
Helmut


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 09:42
von Julia

Üben üben üben. Ja, das denke ich auch und darauf habe ich mich mental auch schon eingestellt. Eine Frage: Billige Kanthölzer aus dem Baumarkt zurechtgesägt sind doch sicherlich eine günstige Möglichkeit, mit den Messern umgehen zu lernen, oder? Oder sollte ich lieber gleich etwas besseres, also härteres Holz nehmen?
Und danke für die netten Worte :) Ich freue mich schon sehr darauf, loszustarten im neuen Haus :)


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 09:55
von Ingo Groth

Hallo Julia!
Zunächst einmal Herzlichen Glückwunsch und viel Spaß mit Deiner neuen Maschine!
Ich habe Deinen Text noch einmal gelesen und möchte noch ein paar Gedanken dazu schreiben.
1. mach Dir mal keine Sorgen über Späne und Staub im Spindelkasten. Die Abdeckung ist zu Deinem Schutz da. Sehr schnell wirst Du auch Teile auf Maß drehen wollen. Dafür benutzt Du einen Meßschieber (mit dem Ringfinger an der Schraube des Meßschiebers) der von Hinten an das Werkstück geführt wird. Oder, Du hast ein Teil fertig und willst es an der laufenden Bank abstechen - beide Male greifst Du über den Spindelstock und hast die Maschine sozusagen "unterm Arm". Da schützt die Riemenabdeckung vor Berührung.
2. Die Umdrehungszahlen: Die Bedienungsanleitung hat zwar Recht - und Du wirst sehr schnell merken dass die Umfangsgeschwindigkeit am Rand sehr hoch ist und die Mitte sich "kaum dreht". Aber Grundsätzlich gilt beim Drechseln: So langsam wie möglich! Die hohen Drehzahlen sind nur zum Schleifen und Polieren - oder für extrem dünne Teile. Die Engländer sehen das natürlich völlig anders! Auf Vorführungen geben die zu das sie zu Hause mit viel höheren Drehzahlen arbeiten. Aber bitte: Runter mit der Drehzahl!
Damit bin ich bei Punkt 3: Du schreibst die Handauflage sei Dir zu kurz...ich finde sie viel zu lang (wie bei allen englisch beeinflussten Maschinen). Du solltest Dich entscheiden ob Du "englisch" drechseln möchtest, d.h. mit der Hand unter der Handauflage. Die Finger zeigen nach oben und halten das Eisen mit den Spitzen. Oder willst Du "Deutsch" Drechseln., d.h. mit der Hand über dem Eisen. Der Handballen führt das Eisen (So habe ich das noch in der Lehre gelernt - und mich mühevoll umgewöhnt). Die Handauflage ist eher eine "deutsche". Die Auflage soll so nah wie möglich an das rotierende Werkstück (wo nehmen die immer diese 13mm her??). Lass Dir vom Metaller um die Ecke ein einfaches "T" aus Rundmaterial zusammenschweißen. Die "Deutsche" Handauflage ist m.E. für einen Anfänger nix!
In jedem Fall muß auch diese Handauflage viel mehr "poliert" sein. mache sie mit feinem Schleifpapier richtig glatt und gewöhne Dir sofort an, immer einen Kerzenstummel an der Bank zu haben. Damit reibst Du die Auflage regelmäßig ein.
4: Wirf Dein Silikonspray aus der Werkstatt! Das Silikon ist nachher ÜBERALL! Nimm erst einmal einfaches und billiges Nähmaschinenöl (Du brauchst kein Gleitbahnöl kaufen....)!
5. Die Maschine ist zu klein und schwach gebaut um die Mitnehmer nur "reinzudrücken". Die Aufnahme für Mitnehmer und Körnerspitze bitte gut Vorbohren. Die erste leidvolle Erfahrung hast Du ja schon gemacht.
6. Kaufe Dir bitte ein klappbares Visier als Gesichtsschutz. Diese sind zwar etwas teurer aber lose Äste können wie Geschosse ins Gesicht fliegen - auch in die Augen. Sobald Du anfängst die schönen Harthölzer zu drehen, wirst Du nicht mehr ohne Visier auskommen!
7. Besorge Dir Holzreste beim Schreiner. Wenn Du ihm sagst dass Du drechselst bekommst Du mit Sicherheit Reststücke Buche / Esche / Eiche usw.. Die schmeißt er sonst nur in die Heizung.
mache Dich darauf gefasst das der Schreiner Deine Telefonnummer haben möchte - der braucht nämlich hin-und wieder mal einen Drechsler...
8. Drucke Dir Reinholds Antwort aus und hänge Sie über Die Drechselbank.

Versuche mal einen erfahrenen Drechsler in Deiner Nähe zu finden. Die Tips die Du da in einer Stunde bekommst sind mehr wert als tausend Bücher (oder diese unsäglichen youtube-videos von Leuten die es selbst nicht beherrschen - da dreht sich mir der Magen beim zuschauen um).
Ich hoffe, mein Text war verständlich und nicht zu ermüdend...
Viele Grüße


Re: Erfahrungen eines Neulings an der Drechselbank

Verfasst: Fr 21. Mär 2014, 10:19
von Ingo Groth

Hallo Julia noch einmal.
Da hat sich Deine Antwort mit meiner "Schreibe" überschnitten...
Du wirst im örtlichen Baumarkt meist nicht fündig. Buche wird das einzige sein. Kiefer lässt sich schön drehen, ist aber für den Anfang eher frustrierend (meine Meinung).
Weichhölzer müssen ja schön geschnitten werden und Schleifpapier ist nicht angebracht.
Von Fichte / Tanne lasse bitte ganz die Finger - das ist nichts zu Drechseln und macht jede Menge Frust.
Also zum Schreiner oder Holzhändler: Die sind alle nett und haben Kirsche, Buche, Eiche, Erle, Esche und vielleicht ein Reststück Ahorn für Dich. Meist umsonst oder für ganz wenig Geld. Du brauchst ja nur kleine Stücke. Oder den "Abfall" vom ablängen.
"Gute Drechsler" zahlten noch nie für ihr Holz - sie hielten ihre Augen offen: Suche nach Goldregen, Haselnuss, Nußbaum, Ahorn usw. und lerne es geduldig zu trocknen. Ich weiß , am Anfang hilft einem das nichts, man hat immer noch kein Holz...und will anfangen...hmm.
Gutes Gelingen