Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

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Thomas Matuschak
Beiträge: 251
Registriert: Di 4. Jun 2013, 22:44

Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Thomas Matuschak »


Hallo,
ich habe nun gestern meine erste 57mm Buche-Bohle in Lamellen aufgesägt. Mit dem Längsschnittblatt ist meine Einhell mit Ihren 2200 Watt erstaunlich gut damit zurechtgekommen. Keine Brandstellen.
Nur ein Keil war teilweise notwendig, wo zuviel Spannung im Holz war.

Nun ein paar Fragen:
- Soll ich die Lamellen vor dem Weiterverarbeiten nochmal trocknen lassen? Das Holz hat mehr als 10 Jahre zum Trocknen im Freien gelegen.
- Was wäre denn die optimale Feuchte vor dem Weiterverarbeiten...? Vielleicht besorg ich mir doch lieber noch ein Meßgerät (reicht da so ein 30€-Gerät??)
- Zum Aushobeln: Soll ich die Lamellen vor dem Verleimen komplett 4-seitig aushobeln oder reicht es, die beiden Leimkanten zu Hobeln, dann zu verleimen und dann erst die großen Flächen abzurichten und auf Dicke zu hobeln? Es geht mir nur
darum, weniger Material zu verlieren.

- Für meine Kirschholztischplatte: Wie breit würdet Ihr die Lamellen schneiden? Die Endstärke wird wohl so bei 22mm liegen mit dem 30er Holz, das ich habe. Ich denke, je breiter, desto schöner. Will mir aber keine Probleme mit Verzug einhandeln.

Danke und Gruß,
Thomas


Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

- Soll ich die Lamellen vor dem Weiterverarbeiten nochmal trocknen lassen? Das Holz hat mehr als 10 Jahre zum Trocknen im Freien gelegen.


Tja, weniger als 15% Holzfeuchte erreichst Du bei Lagerung im Freien normalerweise nicht. Das ist für Möbelbau eigentlich zu hoch, kommt natürlich auf die Umgebung an, in der das Möbel später stehen wird.Du solltest mindestens auf 10 - 12 % runter. Lagere das Holz also bspw. einige Zeit in der trockenen, geheizten Werkstatt.

Wolfgang

Eddy Ilg
Beiträge: 269
Registriert: Di 15. Apr 2014, 16:14

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Eddy Ilg »


Hallo Thomas,

Wenn du ein wirklich schönes Leimbild haben möchtest musst Du alle 4 Seiten hobeln.

Gruß,

Eddy



sepp schick
Beiträge: 429
Registriert: So 9. Sep 2012, 16:09

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von sepp schick »

[In Antwort auf #74803]
Hallo der Tischler welcher bei uns einmal 2 Haustüren angefertigt hat ,hat die Bohlen in 6 cm Latten aufgetrennt und diese dann einige Wochen in der Werkstätte gelagert damit dieses die Spannung verlieren und erst dann gehobelt und verleimt.

mfg Sepp


Konrad Holzkopp
Beiträge: 1749
Registriert: Do 2. Nov 2017, 12:23

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Konrad Holzkopp »


guude,

"Nun ein paar Fragen:
- Soll ich die Lamellen vor dem Weiterverarbeiten nochmal trocknen lassen? Das Holz hat mehr als 10 Jahre zum Trocknen im Freien gelegen.-
--------> unbedingt nachtrocknen. Außenlagerung bringt 14 - 18% holzfreuchte, das ist für innen zu viel. 6 - 8% sollten es sein.
Gerade Buche, in Deinem fall warscheinlich auch noch ungedämpft, arbeitet stark. (Wie auch Kirsche!) ich kenne die billigen Wassermesser nicht, aber mit der "Darrprobe" geht es genau und fast kostenlos. kommt ganz auf Deine Leimfähigkeiten und die Qualität des Holzes an. Mit einer geeigneten Maschinenausstattung lässt sich direkt der Sägeschnitt verleimen. meine Abneigung gegen das zerraspeln von Schnittholz zu Lamellenholz mit industriellem Charme habe reichlich diskutiert,
sollte das Material trocken sein (was es ohnehin zu sein hat!) empfehle ich es vor dem verleimen zu "filetieren".

gut Holz! J.

Tom B.
Beiträge: 417
Registriert: Mi 20. Mär 2019, 14:18

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Tom B. »

[In Antwort auf #74803]
Schönen guten Abend Thomas,

neben den schon angebrachten Punkten möchte ich noch folgendes anbringen:

Es ist auch wichtig, dass sich das Holz nach dem Auftrennen setzen / entspannen kann.

Ich mache es meist so, dass ich das Holz (nachdem ich es einige Zeit; das können bis zu 9 Monate wie bei der Hobelbank sein) im geheizten Keller zwischenlagere, dann auftrenne. Nachdem es aufgetrennt worden ist, gebe ich dem Holz meist noch 1 - 2 Tage Zeit. Es kommt - immer wieder, nicht immer - vor, dass ein noch beim Auftrennen gerades Holz dann wieder krumm wird. Machst Du das nicht und das Holz krümmt sich, verlierst Du beim anschließenden Hobeln - wieder - Stärke.

Wegen den 4 Seiten hobeln. Im ersten Schritt hobele ich nur die Leimkanten. Vorarbeiten mit der Maschine, dann mit der Hand. Auf die Dicke bringe ich die Bretter im ersten Schritt - grob - mit der Maschine um die Enddicke dann nach dem Verleimen mit der Hand zu machen. Die Schritte hierzu habe ich in meinem Blog (Hängeschrank / Frontbrett & Hobelbank / Platte) gezeigt.

Herzliche Grüße

Tom

Thomas Matuschak
Beiträge: 251
Registriert: Di 4. Jun 2013, 22:44

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen *LINK*

Beitrag von Thomas Matuschak »


Mal ein Zwischenstatus:
Habe mein erstes Buche-Leimholzbrett verleimt. Dabei habe ich die Lamellen nach dem Sägen 2 Wochen in der Garage trocknen lassen.
Dann habe ich jede zweite Lamelle vor dem Verleimen umgedreht. Entspricht dem Muster ganz unten auf Seite 3 in Heiko Rechs Anleitung:

http://www.heiko-rech.de/download/pdf/herstellung_von_leimholz.pdf

Leider hat sich das Brett anschließend doch leicht gewölbt. Ich hab es auch schon eine Weile im Keller stehen - die Schüsselung scheint
leider nicht zu verschwinden.

Nun frage ich mich was ich hätte anders machen können...

Gruß,
Thomas



Wolfgang Kueter
Beiträge: 532
Registriert: Mi 26. Jul 2017, 12:16

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Wolfgang Kueter »


Hallo,

Du hättest kaum etwas anders machen können. Allenfalls die Holzfeuchte genauer kontrollieren. Lagere das verleimte Holz eine Weile unter den Feuchtigkeitsbedingungen, die am Standort herrschen werden und schiebe es vor der Verarbeitung zu einem Möbel nochmal über den Abricht- und durch den Dickenhobel.

Wolfgang

Michael Abraham
Beiträge: 263
Registriert: So 6. Jan 2019, 11:57

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Michael Abraham »

[In Antwort auf #74803]
Hallo Thomas,

es ist fast alles gesagt, finde auch, gerade (krumme) bei Buche, das Holz nach dem Auftrennen im Bestimmungsort zu lagern, zu trocknen. Ungemein wichtig ist auch die Parallelität der Bohlen. Sie dürfrn auf gar keinem Fall am Ende, auch nicht minimal schmaler sein; dann wird die Platte nach dem Leimen krumm. Also beim Abrichten je weitere man in die Mitte kommt mehr Druck machen, zum Ende hin wieder nachlassen. Beim Leimen die Zwingen in der Mitte stärken anziehen als am Rand. Die Platte steht. Habe dies mehrfach so angewended nachdem die erste Buchenholzplatte krumm wurde. Tipp eines Schreinermeisters der heute 103 wäre...

hau rein wenn der Tisch noch die Weihnachtsgans tragen soll.

Grüße Michi, denn Schreiner beuen Tische feiner

Johannes M
Beiträge: 1640
Registriert: Di 21. Jul 2020, 09:09

Re: Vom Schnitt zum Leimholz - ein paar Fragen

Beitrag von Johannes M »


Hallo Michael,

da muß ich aber heftig widersprechen. Die Bretter die verleimt werden sollen, müssen keinesfalls parallel besäumt sein. Die Kanten müssen lediglich gerade sein. Das ist ja gerade das interessante an der von Justus so schön "filetieren" genannten Methode, um aus mehreren nichtparallelen Brettern eine schöne Platte zu machen.

Es grüßt Johannes

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