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Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: Fr 6. Sep 2013, 17:25
von Rolf Richard

Es wird immer wieder geschrieben, das Fräsen mit der frei geführten Oberfräse soll in den allermeisten Fällen gegen die Laufrichtung des Fräsers erfolgen, damit die Fräse ans Werkstück herangezogen wird. Man merkt das ja auch: Macht mans umgekehrt ist die Fräse nur schwer zu kontrollieren.

Im Oberfrästisch läuft ja der Fräser gegen den Uhrzeigersinn. Deshalb soll/muss man das Werkstück am Längsanschlag von rechts nach links führen.

Nun kann allerdings in diesem Fall die Maschine nicht an die Werkstückkante gezogen werden, sie ist starr montiert. Soll man jetzt annehmen, das Werkstück wird in den Fräser gezogen?

Ich habe mal den folgenden Versuch durchgeführt, um ein leicht konisches Brett auf exakte Breite zu schneiden. Da musste weniger als 1,5 mm abgenommen werden, an einem Ende nur ca. 0,3 mm:

Vorweg zum Photo: Zum besseren Darstellen wurde der Fräserschutz entfernt. Auch greift das Führungslager des Fräsers nicht, es ist oberhalb des Werkstücks positioniert. Staubabsaugung bei dieser Anordnung nach unten unter den Tisch.

Der Fräser wurde mittels Lehre auf den gewünschten Abstand zum Längsanschlag eingestellt, das Brett von links nach rechts durchgeführt, sonst arbeitet man bei dieser Anordnung im Gleichlauf und es würde einem eventuell das Werkstück mit Schwung durch die Werkstatt schmeissen. (Den Unfug hab ich anfangs auch mal gemacht - mea culpa!)

Das Fräsen verlief - Schiebestock im Einsatz - sehr einfach. Vom Ergebnis her gab es nichts auszusetzen. Erst im Nachhinein stellt sich die Frage, warum das Brett nicht gegen den Fräser abdriftet? Ist es vielleicht so, dass zwar die frei geführte Fräse ans Holz gezogen wird, das Holz aber eben nicht an den Fräser?

Wo liegt mein Denkfehler?



Gruss

Rolf




Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: Fr 6. Sep 2013, 17:46
von Johannes M

Hallo Rolf,

die Drift zum Fräser ist abhängig davon, wieviel Du auf einmal wegfräst. Bei weniger als 1/4 des Fräserdurchmessers ist diese Kraft sehr klein. Problematischer wird es, wenn das wegzufräsende Holz annähernd so breit ist wie der Fräserradius oder sogar breiter.

Es grüßt Johannes


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: Fr 6. Sep 2013, 18:51
von Rolf Richard

Hallo Johannes,

Danke für die schnelle Antwort!


die Drift zum Fräser ist abhängig davon, wieviel Du auf einmal wegfräst. Bei weniger als 1/4 des Fräserdurchmessers ist diese Kraft sehr klein.


Abgenommen wurde in dem Fall ja nur relativ wenig. Es geht nur ums Begradigen. Generell fräse ich auf dem Tisch lieber mit Fräsern von grösserem Durchmesser, Im Bild hats einen mit 19 mm Durchmesser.

Gruss

Rolf



Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: Fr 6. Sep 2013, 20:52
von Christof
[In Antwort auf #73990]
Wenn du das Brett wie auf dem Foto von links nach rechts führst (aber halt "hinter" dem Fräser), hältst du doch die "übliche" Fräsrichtung wieder ein und da Brett wird in den Fräser gezogen. Oder wo liegt jetzt mein Denkfehler? :-)

lg, Christof


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: Fr 6. Sep 2013, 22:14
von Rolf Richard

Wenn du das Brett wie auf dem Foto von links nach rechts führst (aber halt "hinter" dem Fräser), hältst du doch die "übliche" Fräsrichtung wieder ein und da Brett wird in den Fräser gezogen. Oder wo liegt jetzt mein Denkfehler? :-)

lg, Christof


Wenn das so wäre würde die Besäumung des Bretts vermutlich nicht gerade. Da auf die am Anschlag anliegende Seite Bezug genommen wird, darf das Brett eben nicht in den Fräser gezogen werden, sonst wird es schief.

Genau das ist nach meiner Erfahrung auch der Fall. Das Brett wird nicht an den Fräser gezogen.

Das erschliesst neue Anwendungen auf dem Frästisch.

Gruss

Rolf


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: So 8. Sep 2013, 12:35
von Udo
[In Antwort auf #73990]
Hallo Rolf,

ich glaube, dein Vorgehen ist nicht ungefährlich. Das Werkstück kann sich zwischen Anschlag und Fräser einklemmen. Vielleicht fliegt bei der Größe nicht unbedingt das Werkstück durch die Gegend, aber stattdessen eventuell Fräserteile (Anlaufring etc.).

Allzeit unfallfreies Arbeiten

wünscht

Udo


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: So 8. Sep 2013, 13:15
von Rolf Richard

Danke Udo

für die Anmerkung! Solche Hinweise sind immer wichtig. Man muss man sich bestimmt Gedanken machen, auch wenn sich etwas in der Art bisher nicht gezeigt hat.

Im Prinzip liegt keine andere Anordnung als bei einem Dickenhobel vor. Dort ist der Tisch der Anschlag und die Messerwelle rotiert oberhalb des Werkstücks. Das Holz befindet sich somit auch zwischen Anschlag und Werkzeug. Ok, es existiert eine Drehung um 90° von der Senkrechten in die Waagerechte.

Gruss

Rolf


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: So 8. Sep 2013, 14:51
von Walter Daum

Hallo
Man sollte diese Situation nicht mit dem Dicken vergleichen.
Immerhin haben wir beim Dickenhobel ja noch einen Druckbalken und Einzugswalze.

Gruß aus Wiedenbrück

Walter


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: So 8. Sep 2013, 15:00
von Rolf Richard

Hallo Walter,

veielen Dank für Deine Hinweise!

Andruckbalken = Andruckfedern? Scheint sozusagen der gleiche Job zu sein. Allerdings sind die Schnittkräfte ja sicher auf dem Tisch um eine ganze Grössenordnung geringer als in der Dickte.

Einzugswalze: Bräuchte man diese Funktion am Frästisch wirklich. Reicht nicht ein kontinuierlicher manueller Vorschub?

Gruss

Rolf


Re: Verständnisfrage Oberfrästisch

Verfasst: So 8. Sep 2013, 15:09
von Heiko Rech
[In Antwort auf #73990]
Hallo Rolf,

der Fräser arbeitet bei dieser Anordnung im Gegenlauf, zieht aber dein Werkstück vom Anschlag weg. Auf deinen Vergleich mit der Hobelmaschine bezogen musst du also mit Druckvorrichtungen dem entgegen wirken. Der große Unterschied zur Dickenhobelmaschine ist der, dass diese Mechanisch auf eine bestimmte maximale Spanabnahme begrenzt ist. Darauf musst du am Frästisch selbst achten. Siehe Beitrag von Johannes.

Ich würde dennoch nicht so arbeiten, da jeder kleine Wackler beim Fräsen eine Delle in der Kante bedeutet. Es scheint mir eher eine Notlösung zu sein.

Gruß

Heiko