Ein kleines, ganzes Projekt

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Patrick Kalleicher
Beiträge: 48
Registriert: Fr 23. Jul 2021, 09:22

Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Patrick Kalleicher »


Ein kleines, ganzes Projekt

Hallo, liebe Holzwerker!

In den letzten Tagen habe ich mich kurzerhand dazu entschlossen, ein kleines, ganzes Projekt zu starten ...
Ich habe die regionale Holzgroßhandlung besucht und mir eine schönes Stück Eiche ausgesucht. Ganze 3,9 m lang und (gut bemessene) 22 cm Breite mit einer Stärke von 27 mm. Nun gut, der Anfang war gemacht. Jetzt heißt es aus dem schönen Stück ein Möbel – oder besser gesagt, ein Regal werden zu lassen. Denn ich wollte ja den Platzmangel in meiner Espresso-Ecke endlich Abhilfe schaffen.
Also habe ich mich ans Werk gemacht und nach bestem Wissen und Gewissen mein Idee in die Umsetzung gebracht.

Erst ging es mal daran das Brett zu besäumen. Da ich mir das Brett, aus Transportgründen, in zwei Teile habe trennen lassen, hatte ich es etwas leichter beim Besäumen. Also kurzerhand die beiden 1400er Festool-Schienen miteinander verbunden und die TS 75 mit dem Panther-Blatt ausgestattet, die Schnitttiefe eingestellt und los.


Hier mal ein Bilder des längeren Teils – immer „noch“ 2,5 m lang.

Anschließens musste nach noch die zweite Kante besäumt werden. Da ich leider keine dieser schönen und schweren Präsisionskreissägen besitze, habe ich bereits vor einiger Zeit bei Festool zwei Schienen des MFT/3 als Ersatzteil geordert und diese an meiner EB Baukreissäge angebracht. Damit kann ich das Anschlaglinieal des MFT/3 mit der Zusatzklemmung als Parallelanschlag nutzen. Das funktioniert erstaunlich gut und präzise.

Hier mal ein Bild nach dem Parallelschnitt.


Danach habe ich die Bretter mit ca. 3 cm Übermaß auf Länge geschnitten und auf meiner Scheppach HM 1 abgerichtet und auf dicke gehobelt.

Hier ein Bild der gehobelten Bretter. Dank der 3 PS Abgabeleistung der kleinen Kombimaschine funktioniert auch das Dickenhobeln mit ca. 1 mm Spanabnahme sehr gut. Und dabei war die maximale Arbeitsbreite der Maschine nur 3 cm unterschritten.



Hier noch ein kleiner „Einwurf“:

Da ich die Scheppach leider ohne Absaugadapter erworben habe und ich meine, zugegebenermaßen nicht immer ganz aufgeräumte, Werkstatt nicht zustauben wollte und auch meine Gesundheit mir am Herzen liegt musste ich eine „schnelle Lösung“ für die Absaugung finden. Hier ein paar Bilder des „Einwurfs“.

Was macht man eigentlich immer mit diesen Weinpräsentkisten, nachdem die Flaschen geleert sind?



Klar – einen Absaugadapter!



Der ganze Adapter wird einfach auf das Auswurfbelich der Scheppach aufgesteckt und fertig. Den Schiebedeckel habe ich noch mit einer 12 Muliplexplatte verstärkt und im Inneren eine 0,5 mm starke PC-Platte eingelegt, sodass die ausströmenden Späne automatisch in Richtung Absaugung befördert werden. Funktioniert erstaunlich gut.

So, genug eingeworfen ....

Weiter ging es mit dem Parallelschneiden der Bretter und Kürzen auf Länge. Den Parallelschnitt habe ich wieder auf der TKS ausgeführt. Abgelängt wurde auf dem MFT/3.

Anschließend ging es an den ersten Schliff mit dem Exzenterschleifer. Danach ging es in die erste Anprobe. Ursprünglich wollte ich die Verbindungen mit Nut und Feder ausführen. Aber nach vielen Stunden mit dem wunderschönen Stück Holz habe ich – ehrlich gesagt – kalte Füße bekommen. Daher habe ich mich für Flachdübel entschieden.

Hier noch der Fotobeweis:



Nach dem Verleimen ging es an den Endschliff bis Korn 320. Da sag ich doch nur: "Spieglein, Spieglein ..."



Bevor es ans Ölen geht habe ich auf der Rückseite noch zwei Aufhänger eingefräst.
Nach der Trocknung zwei Löcher in die Wand und dann hing das gute Stück.
Ehrlich gesagt – ein weltklasse Gefühl!



So, der Anfang ist gemacht – was meine Projektbegleitung mit der Kamera (und Handy) angeht. Ich hoffe Euch auch in Zukunft mit ein paar kleineren Projekten „versorgen“ zu können. – Falls gewünscht ;-)
An alle aktiven Forumsteilnehmer: Nochmals vielen Dank für Eure Ratschläge, tollen Beschreibungen und den netten und freundlichen Ton. Bitte macht weiter so!!!!

Viele Grüße,

Patrick



Andreas Lev
Beiträge: 154
Registriert: Mo 3. Dez 2018, 17:48

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Andreas Lev »


Hallo Patrick,

vielen Dank für Deinen tollen Beitrag!

Ich finde es Klasse, dass Du von der Bohle bis zum fertigen Möbel die Arbeitsschritte dokumentiert hast und ...

... zusätzlich gleich noch Deine Lösungen in der Werkstatt (Anschlag an der Säge, Absaugadapter) gezeigt hast.

Herzlichen Dank!

Viele Grüße

Andreas

Helle

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Helle »


Hallo Patrick,

danke für deinen ersten Bericht und auch das Aufzeigen deiner Arbeitsschriite.

Es sieht auch schön und gefällig aus, aber ...

dir ist schon klar, das dein ganzes Gewicht an ein paar Lamellos hängt.
Eine Schwalbenschwanzverbindung an den Seiten mit Zugrichtung noch oben und unten und ein eingenuteter Boden mit nicht durchgehender Gradnut wäre die technisch bessere Lösung gewesen.

Lamellos sind für den schnellen Möbelbau und lösbare Verbindungen. Ich gebe ja zu, ich hätte das, wenn gedübelt, dann mit Runddübel (4 Stück / Seitenbrett), durchgeführt.

Das hat aber auch damit zu tun, das ich meinem MAFELL DuoDübler eine Betätigung geben muß und mein Lamellofräser ein Schattendarsein führt - ob ich jemals die 1000 Lamellos in der Kiste leer bekomme ???

Gruß, Helle



Patrick Kalleicher
Beiträge: 48
Registriert: Fr 23. Jul 2021, 09:22

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Patrick Kalleicher »


Hallo Helle,

vielen Dank für Deine Anregungen. Wie schon in meinem Beitrag beschrieben habe ich einfach kalte Füße bekommen. Ich werden in den nächsten Tagen einen einfachen Korpus als Monitoreröhung für einen Kollegen bauen. Als Material werde ich 18 mm Buche verwenden. Dort werde ich die die Oberfräse in Einsatz bringen und mich an einer ordentlichen Verbindung versuchen. Das Ergebnis werde ich hier kurz zeigen. Dann werden auch die zukünftigen Massivholz-Objekte traditioneller.

Viele Grüße,

Patrick


justus

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von justus »


guude,

"Sein ganzes gewicht " hängt glücklicherweise nicht an den lamellos! ;-))
wenn die regalaufhängung an den seiten angebracht ist, müssen die lamellos nur den jeweiligen boden mit inhalt tragen, bei richtiger verleimung 0 prob.
ich lasse bei solchen konstruktionen gerne die seiten oben und unten überstehen, die verbindungen egal ob dübel ouder lamellos- haben mehr vorholz und oben sind die buchstützen gleich integriert. auch sieht das ganze dann nicht so "kistig" aus.

gut holz! justus.

Helle

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Helle »


Hallo Justus,

"Sein ganzes Gewicht " hängt glücklicherweise nicht an den Lamellos! ;-))
wenn die Regalaufhängung an den Seiten angebracht ist, müssen die Lamellos nur den jeweiligen Boden mit Inhalt tragen


Du kannst hellsehen ?? Wenn ja, kannst du mir den Lieferanten deiner Glaskugel nennen. Wer sagt wo das Regal befestigt ist und wie somit die Last abgefangen wird.

Orginaltext Patrick: ... Bevor es ans Ölen geht habe ich auf der Rückseite noch zwei Aufhänger eingefräst.
Nach der Trocknung zwei Löcher in die Wand und dann hing das gute Stück ...


Das kann an den Seitenbrettern sein, kann aber auch im obersten Boden sein.

Nichts desto trotz, es ist sehr schön geworden, schlicht und denoch schick, es ist echtes Holz - damit über jeden Zweifel erhaben und jetzt kommt's - er hat die Bohlen nicht in Streifen verleimt ... ;^>

Die paar Tassen wird es aushalten und er wird nicht anfangen alte Gewichte zu sammeln und sie oben drauf zu präsentieren ...

Viele Grüße aus der Kurpfalz, Helle

Patrick Kalleicher
Beiträge: 48
Registriert: Fr 23. Jul 2021, 09:22

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Patrick Kalleicher »


Hallo Helle, hallo Justus!

Ich kann Euch beruhigen: die Aufhänger sind an den Seitenteilen angebracht. Aber danke für Euer Vertrauen ;-)

Viele Grüße,

Patrick


Helle

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Helle »


Hallo Patrick,

das hab ich mir schon gedacht - ich wollte halt nur Justus ein wenig sticheln, da er direkt davon ausgegangen ist ... ;^>

Massive Eiche, verleimt im Wohnraum - da kann nix schiefgehen. Hast du die Maschine darunter stehen? Der Wasserdampf macht halt viel kaputt - ein bißchen drauf achten.

Ansonsten, wie gesagt, auf zu neuem,

Gruß, Helle

Patrick Kalleicher
Beiträge: 48
Registriert: Fr 23. Jul 2021, 09:22

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Patrick Kalleicher »


Hallo Helle,

nein, die Maschine steht seitlich davon und die Dampfdüse ist dazu noch auf der anderen Seite der Maschine. Darunter steht nur die Kaffeemühle. Sollte also nicht so viel Feuchtigkeit abbekommen. Ich werde das ganze mal im Auge behalten. Darüber hinaus habe ich einen D3-Leim verwendet. Schließlich hängt das Regal ja in der Küche und da ist Feuchtigkeit immer ein Thema. Gespannter bin ich auf den Winter, wenn unser Kamin brennt. Wir werden es sehen ...

Viele Grüße,

Patrick


Olli Trappe
Beiträge: 412
Registriert: Sa 10. Mär 2018, 18:39

Re: Ein kleines, ganzes Projekt

Beitrag von Olli Trappe »

[In Antwort auf #69100]
Hallo Patrick,

ich danke Dir recht schön für Deine ausführliche Doku vom Schnittholz bis zum fertigen Regal. Ein schönes Stück Eiche hast Du da erwischt und gut in Szene gesetzt. Ich sehe da auch keine Probleme mit den Lamellos. Wenn Du beim Verleimen zügig gearbeitet hast, wird das gute Stück ewig und drei Tage halten.

Mit der temporär in der Küche vielleicht etwas erhöhten Luftfeuchtigkeit hat das Massivholz auch keine Probleme. Bei mir hängt nun seit fast 2 Jahren ein kleines Gläserschränkchen aus Buche ca. 50cm diagonal versetzt oberhalb des Kaminofens in der Küche. Direkt darunter steht noch eine kleine Kaffeemaschine. Die Holzfeuchte schwankt über die Jahreszeiten zwischen 10% im Sommer und unter 7% im Winter, alles gut. Früher hatte ich oft Ärger mit Verzug, weil das Massivholz zum Zeitpunkt der Verarbeitung nicht auf Wohnraum-Ausgleichsfeuchte getrocknet war. Dann habe ich mir ein hochwertiges Holzfeuchte-Messgerät gekauft und aklimatisiere mein Holz vor dem endgültigen Aushobeln im Wohnraum auf Ausgleichsfeuchte. Seitdem gibt es keine bösen Überraschungen mehr.

Mit einer Weinkiste kann ich an der Absaugung nicht dienen. Aber ich habe seit 2006 einen "hochkomplizierten" selbst gebastelten Adapter von 100mm auf 120mm am Absaugschlauch. Es handelt sich um einen 500g Joghurtbecher, bei dem ich den Boden herausgeschnitten habe.

Ich wünsche Dir gutes Gelingen bei Deinen folgenden Projekten.

Viele Grüße

Olli

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