Hallo Uwe,
erstmal Danke für die Hinweise zur Sicherheit. Zunächst zum Sägeblatt.
Auch steht das Sägeblatt sehr ungeschützt und starr im Raum. Vielleicht ist eine Abdeckung möglich.
Die Stichsäge hat ein Schnellwechselsystem. Man muss nur einen gut zugänglichen Hebel umlegen
und kann dann das Sägeblatt entnehmen bzw. wieder einsetzen. Meine Idee ist, das Sägeblatt
zu entfernen, wenn ich den Stichsägetisch gerade nicht brauche. Der Vorteil gegenüber einer
Abdeckung ist, dass beim Arbeiten mit der Kreissäge nichts im Weg ist, der Parallelanschlag
und das Werkstück können frei bewegt werden. Abgesehen davon wird der Stichsägetisch vermutlich
nicht permanent in der Erika installiert sein, sondern mein Frästisch. Falls sich in der Praxis
zeigt, dass das Entnehmen des Sägeblatts auf Dauer doch nicht so der Hit ist, ist eine Abdeckung
sicherlich sinnvoll. Mal schauen, das wird sich zeigen.
Zum Thema Nullspannungsschalter (oder Sicherheitsschalter, wie er auch genannt wird).
Ich habe während des Baus des Tisches über einen Nullspannungsschalter nachgedacht und
für mich entschieden, dass ich für einen Stichsägetisch für meinen Einsatzzweck in meiner
Umgebung keinen brauche. (jetzt bin ich auf die Reaktionen gespannt ;-))
Gleich eines vorweg:
Einen Nullspannungsschalter in einer Tischkreissäge oder in einem
Frästisch halte ich für Pflicht! Auch meinen Selbstbaufrästisch für die Erika habe
ich mit einem solchen Nullspannungsschalter ausgestattet.
Kurz zum Zweck eines Nullspannungsschalters (falls ein Mitleser nicht weiß was das
ist): Der Nullspannungsschalter verhindert, dass eine Maschine nach einem Stromausfall
selbständig wieder anläuft und dabei Personen zu Schaden kommen.
Zur Begründung, warum ich für mich entschieden habe, im Stichsägetisch kein solches
Sicherheitselement einzusetzen:
1) Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu einem Stromausfall kommt, während ich mit dem
Stichsägetisch arbeite, ist äußerst gering, da ich vermutlich nur auf wenige Betriebsminuten
im Jahr kommen werde (gefühlt 5 bis 10 Minuten übers Jahr verteilt). Außerdem liegt die
Leistungsaufnahme meiner Stichsäge nicht in einem Bereich, in dem ein Sicherungsautomat
anspricht, bloß weil gleichzeitig das Licht brennt und der Staubsauger läuft.
2) Als gelernter Elektriker schalte ich reflexartig sofort ein Gerät aus und ziehe den
Netzstecker, wenn es im Betrieb stehen bleibt.
3) In meiner Werkstatt bin ich üblicherweise alleine. Die Gefahr, dass sich weitere Personen
an der Maschine zu schaffen machen, während ich den Sicherungskasten aufsuche, ist gering.
Vom Sicherungskasten aus ist die Stichsäge auch noch einsehbar.
4) Und das ist jetzt der wichtigste Grund für meine Entscheidung: Die Schwere der
möglichen Verletzung. Eine Oberfräse und eine Kreissäge führen eine rotierende
Bewegung aus, die Leistung beträgt grob irgend etwas zwischen 1 und 2 kW. Die vom
der Schneide zurückgelegte Wegstrecke, die Schnittgeschwindigkeit und die dahinter
steckende Kraft sind enorm. Die Schneidflächen sind groß.
Beim Kontakt mit solchen Schneidwerkzeugen treten immer schwere Verletzungen auf. Ein "nur"
angeschnittener Finger, an dem ein gewisse Menge Fleisch fehlt, ist da noch als
"glimpflich verlaufen" zu bezeichnen. Da geht es schon eher um Finger ab, mehrere
Finger ab, Hand ab oder noch Schlimmeres, falls ein Kleidungsstück eingezogen wird.
Das Einziehen eines Kleidungsstückes oder das Abtrennen von Gliedmaßen halte ich bei
einer Stichsäge beim Szenario "Wiederanlauf nach Stromausfall" aufgrund dessen, dass die
Stichsäge keine Rotationsbewegung ausführt, die Schnittgeschwindigkeit geringer ist
und die Schneidfläche kleiner ist, für nicht möglich.
Falls jemand hier eine andere Einschätzung hat, würde mich diese interessieren.
Darum habe ich dann nach längerer Überlegung keinen Nullspannungsschalter eingebaut
und mir gesagt, "mit dem Restrisiko kann ich leben".
Nochmal, bei dieser Entscheidung sind sehr persönliche Faktoren eingeflossen wie
Auftretenswahrscheinlichkeit, mein Umfeld, mein Verhalten. Und schließlich die Schwere
einer möglichen Verletzung.
Bei anderen kann das völlig anders aussehen. Wenn jemand üblicherweise Geräte, die gerade
stehen geblieben sind, sich nahe an das Gesicht hält, um vielleicht sehen zu können, was
da kaputt gegangen sein könnte, würde ich einen Nullspannungsschalter als Pflicht sehen.
Auch wenn jemand sein halbes Arbeitsleben vor einem Stichsägetisch verbringt, würde ich
nicht auf dieses Sicherheitsplus eines Nullspannungsschalters verzichten, weil einfach die
Auftretenswahrscheinlichkeit eines Stromausfalls während der Arbeit mit dem Tisch größer
ist als bei mir.
Auch wenn sich üblicherweise weitere Personen im Bereich des Stichsägetisches aufhalten
(Arbeitskollegen) und vielleicht neugierig das Werkstück untersuchen, das ich gerade
bearbeitet habe bevor ich zum Sicherungskasten gelaufen bin, würde ich einen
Nullspannungsschalter vorsehen.
Auch wenn sich jemand aufgrund einer Krankheit keine Schnittverletzungen zuziehen sollte/darf
(z.B. Bluter), würde meine Entscheidung anders aussehen.
Ein weiterer Aspekt: Der Schalter meiner Stichsäge arretiert. Wenn man die Stichsäge von
Hand führt, ein Stromausfall eintritt und man die Stichsäge einfach so weglegt, dann läuft
das Ding am Ende des Stromausfalls an. Anders als bei einem Stichsägetisch sehe ich hier
die Gefahr, dass jemand versucht, die laufende Stichsäge vorm Fall von der Werkbank zu
retten. Meiner Meinung nach ist hier die Gefährdung höher als wenn die Stichsäge in einem
Tisch fixiert ist und dort wegen fehlendem Nullspannungsschalter anläuft. Trotzdem
sind Nullspannungsschalter beim Handbetrieb einer Stichsäge nicht üblich (ist mir zumindest
nicht bekannt, dass dem so wäre).
So. Jetzt habe ich in epischer Breite erklärt, warum ich für mich entschieden habe, keine
Nullspannungsschalter für den Stichsägetisch zu verwenden. Leider habe ich einen Aspekt
bisher nicht beachtet, der die Verwendung eines Nullspannungsschalters aber doch
notwendig macht. Darauf bin ich erst beim Schreiben dieser Doktorarbeit gekommen.
Danke dafür Uwe.
Ich hatte den obigen Text schon fertig als mir beim Kontrolllesen folgender Aspekt
in den Sinn kam, den ich - wie gesagt - bisher nicht berücksichtigt hatte:
Ich habe eine Stichsägetisch ins Internet gestellt, den sich jeder anschauen kann.
Vielleicht baut ihn sich jemand nach. Und verwendet auch keinen Nullspannungsschalter,
weil ich eben auch keinen verwendet habe. Nur, vielleicht wäre für denjenigen ein
Nullspannungsschalter angebracht, weil eine andere Situation vorliegt, derjenige sich
darüber aber nicht im Klaren ist.
Kurzum: Die Gründe für mich privat keinen Nullspannungsschalter zu verwenden mögen richtig sein,
aber durch die Veröffentlichung des Stichsägetisches ist er eben nicht mehr wirklich rein privat.
=>
Nullspannungsschalter dran!Ich werde die Doku entsprechend ergänzen. Schaden tut's nicht.
Viele Grüße
Christian