Meine Logosol PS 315
Verfasst: Fr 13. Jan 2012, 15:38
Liebe Freunde auf der lauten Seite,
im Sommer 2009 entschloss ich mich, meine Kity- Kreissäge, deren Genauigket oder besser mangelnde Genauigkeit mich nervte, durch etwas Besseres zu ersetzen. Es sollte eine richtige Formatkreissäge (also: Tisch links vom Blatt = Schiebenschlitten) sein. Da gibt es bei den engen Platzverhältnissen in meiner Werkstatt nicht viel Auswahl. Nachdem ich auf der Ligna 2011 sowohl eine Logosol PS 315 als auch Konkurrenzfabrikate (z.B. Felder) gesehen hatte, erschien mir die Logosol am robustesten und sagte mir am meisten zu, also habe ich sie bestellt, und zwar wegen des engen Raumes in der Ausführung mit kurzer Führungssäule für den Längsanschlag, die maximal 400mm Breite sind für mich genug. Außerdem, weil mir der serienmäßige SUVA- Schutz schrecklich unhandlich und breit vorkam (wie kann man damit z. B. schmale Leisten mit dem Schiebestock am Anschlag vorbeischieben?) und von mir auch hätte gekürzt werden müssen, habe ich eine Spaltkeilabsaugung bestellt, also den traditionell üblichen Schutz.
Die Säge wurde im Juli 2011 geliefert (leider mit der langen Führungssäule, aber das war wirklich kein Problem, die kurze wurde schnell nachgeliefert). Da stand sie nun auf dem Bürger steig. Glücklicherweise konnte ich den örtlichen Tischlermeister und Bestatter für den Transport in die Werkstatt engagieren, seine tragegeübten Mitarbeiter haben mir die Säge in die Werkstatt transportiert.
Die Maschine ist mordsmäßig schwer..... Der Prospekt sagt: 295 kg. Auf den Frachtpapieren stand (für die Maschine, auf Palette, mit dem standardmäßigen Zubehör): irgendwas weit über 300 kg, ich glaube 380.
Nun war sie also in der Werkstatt drin. Die vier Räder ohne Helfer an die Maschine zu bekommen (ich dachte: immer eine Ecke über die Palettenkante wuchten, aber schon bei der dritten ging das so nicht mehr) war ein beängstigender Vorgang, es ist aber alles gut gegangen.
Zur Maschine werden standardmäßig 3 Sägeblätter und eine Verbreiterung des Schlittens sowie eine Verlängerung des festen Tisches geliefert.
Montage der Führung für den Längsanschlag ist kein Problem. Alle Funktionselemente hängen an der dicken und sauber bearbeiteten Tischplatte, das ist schon gut gemacht.
Im Gebrauch ist die Säge ein Genuss. Die Anschläge, sowohl längs als auch Winkel, sind sehr stabil. Diese Maschine hält Maß und Winkel, da gibt es keine Probleme. Es gibt keine Schwingungen des Sägeblattes (wie bei meiner alten Kity), auch bei voller Schnittiefe ein sauberer, akkurater Schnitt.
Der Formattisch erscheint mir (ich habe keinen Vergleich) leichtgängig und ist sehr stabil, ein erkennbares Nachgeben unter Last gibt es nicht.
Die Maschine ist überhaupt äußerst solide gebaut. Der Tisch ist (in Grauguss) gegossen und gefräst, und unter die Führung des Schlittens gezogen, die justierbar auf 6 Stück M12- Schrauben steht. Das Sägeaggregat, mit einer kräftigen Rundsäulenführung, ist eine etwas ungewöhnliche Konstruktion: es ist an die gegossene Führung ein aus Blech gefertigter Kasten drangesetzt, der das zweite Lager der Sägewelle und den Motor trägt. Wenn man das so kann, spricht technisch nichts dagegen. Man hat sich bei Moretens (das ist der Hersteller, Logosol labelt um) offenbar auf gefräste Gussteile, abgelängte Strangpressprofile und lasergeschnittene, ggf. abgekantete unf geschweisste Blechteile konzentriert und das kann man auch gut. Die übliche Blechdicke an der Maschine (z.B. für das Gestell) ist übrigens 4mm, das ist schon sehr viel Eisen.
Nun muss man sich auch in Schweden strecken, wenn ein einigermaßen vernünftiger Preis erreicht werden soll, und das sieht man an einigen Stellen schon. Ganz deutlich bei den Verstellelementen: Eine aufgesteckte Kurbel, die auch noch zwischen Höhen- und Winkelverstellung umgesteckt wird, ist natürlich eine Sparausführung. Aber sie funktioniert gut. Ich hätte als Konstrukteur auch genau an der Stelle gespart, da fehlt eigentlich nicht wirklich etwas. Eine ärgerliche Kleinigkeit (da kommt bei mir ein Tick durch) Die Sternschraube, die den Tisch blockiert indem sie seitlich auf das Aluprofil drückt, ist eine handelsübliche (am Ende abgeschrotet, könnte man sagen) und gräbt sich hässlich in das Alu ein. Na ja, kann man eigenhändig verbessern und das habe ich auch gemacht...
Die mitgelieferte Spaltkeilabsaugung war ein oranges Monster, ich habe sie für bessere Zugänglichkeit unter Verzicht auf obere Absaugung durch einen hölzernen Eigenbau ersetzt. Der ist asymmetrisch, also relativ schmal rechts vom Blatt sodass auch schmale Stücke geschoben werden können.

Bild 1: Die Säge in meiner Werkstatt
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Also, zusammengefasst: Eine schöne Säge, ich bin zufrieden, sie kann und macht das was ich erwartet habe, und sie macht es gut.
Aber... ich möchte hier im Forum aber auch meine tiefen Seufzer nicht verschweigen. Drei Dinge gibt es da, die mich betrübten.
1. (das Einfachste und Lächerliche): Das Kabel. Die Maschine wurde mit einem fest angebauten nur 90 cm langen Kabel geliefert. Ungelogen. Mein Versuch, ein längeres Kabel einzubauen, war schon schwierig, weil man die Maschine ja nicht einfach mal auf die Seite legen kann. Es scheiterte dann daran dass die Kabelenden in der Maschine mit speziellen Kabelschuhen vercrimpt sind, sowas habe ich nicht. Also jetzt mit Verlängerungskabel, die immerhin doppeltfaustgroße Stecker- Kupplungs- Kombination liegt auf dem Boden neben der Maschine ;-(.
2. Der Längsanschlag Ich habe mich nicht getraut, das bei Logosol zu reklamieren, weil ich brüllendes Gelächter befürchtete, denn ich dachte mir das kann doch gar nicht sein und muss anders gehen (aber ich habe nicht herausgefunden wie).
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Bild 2: Das Rätsel mit dem Längsanschlag
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Also: Der Anschlag kann in 2 Positionen eingesetzt werden: Für höhere Stücke und für flachere . Er wird von zwei Zugankern gegen das kastenförmige Teil gezogen, das auf der Rundsäule geführt ist. An diesen Zugankern sind Nutmuttern und dafür entsprechende Nuten im stranggepressten Anschlag (Bilder oben links und rechts, der Anschlag zur veranschaulichung etwas nach hinten geschoben so dass ihn nur noch ein Zuganker hält).
In beiden Positionen muss doch der Anschlag auf dem Tisch aufliegen, oder? Tut er ja auf den Bildern auch. Tut er aber im Lieferzustand nicht, denn am Profil ist die Höhen der Nuten für beide Positionen unterschiedlich (Bild unten links). Ich musste die Durchgangsbohrungen für die Zuganker in Langlöcher umfeilen (unten rechts) jetzt geht es. Eigentlich kein Problem, aber kann das sein?
3. Die Befestigung des Spaltkeiles.
Dies ist nun irgendwas in Richtung Pfusch in der Konstruktion oder Fertigung oder Montage, glücklicherweise auch behebbar.
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Bild 3: Die Spaltkeilbeefestigung
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Der Spaltkeil ist justierbar wie sich das gehört. Er sitzt in einem Block, der mit einer M12- Inbus- Schraube auf eine Planfläche am Sägeaggregat gezogen wird. Diese Inbusschraube ist zur radialen Verstellung durch ein Langloch gesteckt. (Bild oben links)
Auf der Rückseite ist dieses Langloch zu einem breiteren Schlitz erweitert. Die Breite entspricht der Schlüsselweite der Mutter, die dort sitzt und in die die Inbusschraube gedreht wird. Soweit, so gut.
Nun ist aber dieser breite Schlitz leider sehr flach. Zwei mm, schätze ich (ich kriech da nicht rein zum Nachmessen) Die Mutter ist selbstsichernd (mit Polyamidring), versucht also mitzudrehen, und sie ist am Sechskant stark angefast, wie das bei solchen Muttern ist. Folge: Schon im Lieferzustand war der Seckskant vermackt, wohl durch Ungeschicklichkeit des Monteurs, und die Mutter wurde gar nicht mehr am Drehen gehindert (Bild oben rechts)
Ich habe die Mutter durch eine nicht selbstsichernde ersetzt, die ich an einem Ende soweit abgefeilt habe,dass am Sechskant keine Fase mehr ist. So geht es. Endzustand: Bild rechts unten.
Nachsatz zu den Problemen:
Nachdem ich den Text für das Forum fertiggemacht hatte, habe ich ihn zuerst an Logosol geschickt. Der freundliche Herr Sigurdson hat es weitergegeben und sich nach Klärung bei mir gemeldet:
Die Kabelänge und die Feststellschraube für den Schlitten sind so beabsichtigt (für die Schraube gabs früher mal eine Bohrung)
Das Problem am Längsanschlag ist bekannt, es gibt inzwischen andere Schrauben (Zuganker), die er mir schicken wollte. Das kann nur M6 (statt M8 wie bei mir eingebaut) sein, ich brauche die nach eigener Problemlösung nicht mehr.
An der Spaltkeilbefestigung ist bisher kein Problem bekannt, aber es wird zukünftig der Schlitz tiefer gemacht. (Meine Vermutung ist: Bei meiner Maschine ist der Umbau auf den unüblichen Spaltkeil von irgendeinem Dödel gemacht worden, solche gibts überall, auch in Schweden. Dass nachträglich umgebaut wurde, ist klar zu sehen).
Also eine erfreuliche, konstruktive Reaktion seitens Logosol.
Zum Abschluss noch ein Bild der Säge, mit Tischverlängerung und -verbreiterung draufgelegt zur Veranschaulichung:
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Bild 4: Tischverlängerung und -verbreiterung
Weitere Fragen dazu beantworte ich gern.
Friedrich