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Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkstatt

Verfasst: Mo 2. Jan 2012, 17:41
von Dominic Stuermer

Hallo zusammen,

Zunächst wünsche ich euch allen ein frohes neues Jahr 2012 mit vielen Projekten und vor allem ohne Verletzungen und Blessuren.

Hier meine letzte Schnapsidee:
Obwohl meine Werkstatt relativ groß ist, ist mittlerweile keinerlei Platz mehr um noch etwas aufzustellen. Aus diesem Grund musste meine Hobelbank vor ca. anderthalb Jahren ausziehen, da ich einen Platz für meine Drechselbank brauchte. Seit dem Stand sie in einem überdachten Freisitz und wurde nur noch als Ablage genutzt.
Da ich im Moment wieder mehr tischlere, hat mich, obwohl ich sehr viel mit Maschinen arbeite, das Fehlen einer gescheiten Hobelbank doch sehr gestört. Die Werkbank, die ich noch habe ist, da sie sich komplett mit Motoröl vollgesaugt hat, nur noch für Metallschraubereien zu gebrauchen. Außerdem hat sie keine Spannmöglichkeiten.
Nach längerem Nachdenken kam mir der verrückte Einfall die Drechselbank mit der Hobelbank zu verheiraten – die Drobelbank war geboren.
Auf der Rückseite der Bankplatte habe ich zwei neue Leisten angebracht, auf denen sie auf dem Bankbett der Drechselbank aufliegt. Dazu zwei passend gedrehte Stahlronden, die einerseits als Zentrierungen fungieren, mit denen die Platte aber auch auf dem Bankbett verschraubt werden kann.



Die Platte wird, nachdem der Reitstock und die Handauflage von der Drechselbank genommen wurde mit einem Kettenzug, den ich schon früher an dieser Stelle für schwere Rohlinge angebracht habe hochgezogen und auf dem Bankbett abgelegt.





Nun wird die Platte mit einem Klemmstück und einer Schraube vorne und hinten fest auf das Bankbett geschraubt.



Nach dem ersten Aufbauen, habe ich die Platte neu abgehobelt, da sie sich durch die Lagerung im Freien ein wenig verzogen hatte.



Die Platte ist jetzt frisch geölt und ich muss sagen das ganze System funktioniert besser als gedacht. Durch das große Gewicht der Drechselbank ist die Gesamtkonstruktion sehr steif und gerade beim Stemmen sehr ruhig. Im Vergleich zu einer klassischen Hobelbank ist diese Konstruktion mit 95 cm recht hoch. Da ich aber wenig handhoble passt mir diese Arbeitshöhe sehr gut.
Wenn ich wieder drechseln will, wird die Platte vom Bankbett gehoben und hinter der Drechselbank an der Wand verstaut. Der Umbau ist in knapp einer viertel Stunde gemacht und geht, dank Kettenzug, allein.
Ich gebe zu dass das keine alltägliche Lösung ist, aber vielleicht regt es den einen oder anderen zu einer Lösung seiner eigenen Platzprobleme an.

Viele Grüße,
Dominic




Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Mo 2. Jan 2012, 18:35
von Johannes M

Hallo Dominic,

dann hast Du ja jetzt die erste Hobelbank mit FU ;o)
Ist der Überhang nach vorne für´s Stemmen nicht ein bisschen groß?

Es grüßt Johannes




Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 16:24
von Jockel

Hi Dominic,
interessante Lösung, die Bedenken mit dem Stemmen teile ich mit Johannes, die 6Spaxschrauben dürften dann wohl der schwächste Punkt sein.

Du hast doch nicht wirklich die Ebenheit der Platte mit dem Haarlineal kontrolliert oder?

Gruß Jockel



Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 17:32
von D.Felix

Hi Dominik,
eine außergewöhnliche Lösung!
zeige doch bitte Fotos von dem kompl. Gerät.
Wie händelst Du es wenn Du mal drechseln willst?
Jockel, für was glaubst Du liegen die Haarlineale sonst dort?

Grüsse
Felix




Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Di 3. Jan 2012, 18:01
von Dominic Stuermer

Servus,

Der große Überstand ist leider systembedingt, da ich nicht näher an die Wand kam. Ist in sofern doof, als einem die Platte ins Kreuz fällt, wenn man sie abschraubt und nicht vorher an den Kettenzug gehängt hat...
Gestemmt habe ich bis jetzt nur ein paar Zapfenlöcher für ein Regal. Wenn es allerding mal richtig zur Sache geht, stimme ich Jockel zu dass dann die Spaxschrauben eine Schwachstelle sind. Allerdings verbietet mir ja niemand vorne einen oder zwei Balkenstücke unterzukeilen, denn in Längsrichtung wandern schließe ich bei der Bankkonstruktion aus.
Natürlich habe das Haarlineal zum vermessen genommen, allerdings mit ein bisschen anderen Genauigkeitsanforderungen als bei einer Stahlplatte. Das Haarlineal ist wenigstens gerade, was ich von meinen Wasserwaagen nicht immer behaupten kann. Die Bank ist jetzt auf ca. 2 mm über die Breite plan, was für mich vollkommen ausreicht. Für genauere Sachen gehe ich auf den Gusstisch der Kreissäge.
Zum Drechseln wird die Platte mit dem Kran abgehoben und einfach hinter die Drechselbank an die Wand gestellt. Dann den Reitstock wieder drauf und los gehts.
Zu guter Letzt noch ein Bild vom jetzigen Zustand der Bankplatte beim Hochheben nach hinten. Das einzige was ich noch änden muss sind die beiden Steckdosen, die müssen noch ca. 30 cm höher, dann geht es problemlos.






Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Mi 4. Jan 2012, 12:56
von TimoB.

Hallo Dominic,

Respekt vor der Idee und der Umsetzung, wirklich außergewöhnlich.

Als Hobelbank-Vielnutzer wäre es für mich keine Option.
Bei einer solch geschichtsträchtigen Drechselbank hätte ich etwas Skrupel vor der artfremden Verwendung, aber in diesem Punkt spricht mehr der Ästhet in mir.

Gruß
Timo




Re: Die Drobelbank oder Hobelbank in voller Werkst

Verfasst: Do 5. Jan 2012, 12:15
von Dominic Stuermer

Hallo Timo,

Die Veränderungen an der Bank sind reversibel. Man kann sie also wieder auf ein normales Untergestell setzten, wenn man das mal will.
Das originale Gestell hat leider der Wurm geholt. Das war komplett hinüber als ich die Bank vom Vorbesitzer gekauft habe.

Nebenbei:
Die Bank hat noch Holzführungen an der Vorder- und Hinterzange. Hat irgendjemand eine Ahnung wie alt sie sein könnte?
Ganz grob würde ich schätzen, zwanziger oder dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts, das aber nur aus dem hohlen Bauch heraus.

Grüße,
Dominic