Guß-Klein-Monster

Das ganze Thema rund um die Holzbearbeitung wird hier diskutiert. Die Grenzen sind hier deutlich weiter gezogen als im Handwerkzeugforum. Wenn Du nicht sicher bist, wo Dein Beitrag hingehört, ist er wahrscheinlich hier am besten aufgehoben.
Heinrich Werner
Beiträge: 570
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Guß-Klein-Monster

Beitrag von Heinrich Werner »


Hallo Leute,
ich habe für wenige Teures ein kleine Bandsäge ergattert, nur ca. 120 cm hoch, aber "bleischwer" , da der Rahmen total aus Guß ist.
Da ich diese alten Dinger sehr reizvoll, gerade zum Restaurieren finde, hab ich "zugeschlagen". Dazu einigen Fragen:

1.) Der Gußrahmen hat sich im Laufe der (geschätzten) 50 -60 Jahre leicht verzogen, der Vorgänger hatte sie zwar gepflegt , aber wohl nie das Band entspannt. Frage jetzt: Gibt es eine Möglichkeit (ggf. unter Hitze), Guß einige mm auf einer Länge von ca. 120 cm zu richten und wie groß ist die Gefahr des Brechens? Klar, dass man das so allgemein nicht sagen kann, aber vielleicht hat jemand Erfahrungen, die mir weiterhelfen können.

2.)Der Guß-Arbeitstisch ist noch plan, die Kanten aber aus dem Winkel und unsauber. Kann man schleifen , Fräsen oder was auch immer an den Kanten. Wer könnte sowas machen? Ein normaler Schlosser oder nur ein großer, metallbearbeitender Betrieb?

3.) Die APA-Führung ist grundsätzlich auch noch o.k., allerdings fehlt eine Hülsenmutter (in die wiederum eine Schraube gehört) mit dem merkwürdigen Gewinde M 17 (nach meiner Messung). Ich denke nicht, dass Hema sowas noch auf Lager hat, hat jemand von Euch eine Idee, wo man Hülsen/Muttern mit einem deartigen Gewinde bekommen kann? Nach tüchtigem Googeln bin ich zu dem Ergebnis gekommen, dass es M 17 als Gewinde eigentlich gar nicht (mehr?) gibt, sondern nur noch für Unterlegscheiben.

Viele Fragen, aber ich bin (fast) sicher, Ihr könnt mir Tipps geben! ;-)

Danke im Voraus

Heinrich


martin

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von martin »


Hallo Heinrich,
ich habe etwas in einem billigen Gußschraubstock über Nacht eingespannt gelassen. Am nächsten Morgen lagen zwei Teile auf der Werkbank. Ich mag das Richten deshalb nicht empfehlen.
Gußeisen läßt sich mechanisch bearbeiten, meiner Erfahrung nach gibt das aber eine ziemliche Staubsauerei. Meine Empfehlung wären hier die Befestigungsschienen von Aigner um eine gerade Kante zu bekommen. Auch für Anschläge aller Art sehr praktisch. Aigner hat wohl keine eigene homepage, aber einige Produkte sind hier zu sehen:
http://www.katalog.plt.at/holzmaschinen/html/66.php
Gruß
martin



Detlef W
Beiträge: 30
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Detlef W »


Hallo Heinrich,
habe bei meinem Onkel einmal gesehen, daß er das Bett von einer Drehbank geschabt hat, um es wieder plan zu bekommen. Wäre evtl. ein Möglichkeit. Kann man selber machen, dauert nur etwas.
Gruß
Detlef



Klaus Kretschmar
Beiträge: 1457
Registriert: Sa 21. Nov 2020, 23:13

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Klaus Kretschmar »

[In Antwort auf #55010]
Hallo Heinrich,

ein Foto des Schmuckstücks würde wahrscheinlich nicht nur mich erfreuen ... und meine Neugier stillen :-).

Viele Grüsse
Klaus


Martin Höche
Beiträge: 371
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:17

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Martin Höche »

[In Antwort auf #55010]
Hallo und guten Abend

Ein Bild wäre sicher recht hilfreich.Als bekennender Gussianer möchte ich Dir jedoch davon abraten irgendwelche Versuche zu unternehmen,den Gusskörper zu richten.Du mußt versuchen die vorhandenen Einstellmöglichkeiten zu nutzen,um einen halbwegs vernünftigen Bandlauf hinzubekommen.Die Tischkanten sind bei diesen alten Geräten meist nicht so wie man sich das heute vorstellt.Wichtig ist daß sie Oberfläche plan ist.Man kann die Kanten natürlich mit einer Metallfräse oder einer Drehbank mit Fräsvorrichtung,die Kanten Planfräsen.Allerdings muß der Verstellweg des Supports der vollen Länge des Tisches entsprechen.Spätestens an diesem Kriterium sind bei mir schon einige Vorhaben gescheitert.

Gruß
Martin Höche



Bernt Steinmetz
Beiträge: 56
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Bernt Steinmetz »

[In Antwort auf #55010]
Guß richten ist mir bisher nicht bekannt. Ich täte mich das nicht trauen. Wenn ich nicht weiß, was das genau für ein Guß ist, sowieso nicht. Und für einen Maschinentisch nimmt man wohl keine hochduktile Sorte...

Aber:
Gebrochenen Guß kann man gut vor Ort flicken lassen. Da wird aber nicht geschweisst dann, sondern eher Keile eingeschlagen, die in der Draufsicht8-förmig sind . Die Engstelle der 8 auf den Riß - die Bäuche der 8 in je eine Bohrung in den Teilen.

Maschinentisch "außenrum" fräsen macht jeder vernünftige Werkzeug/Maschinenbau mit entsprechend großer Fräse. Sollte kein großes Problem geben!
Wenn eine Kante

Pedder
Beiträge: 5800
Registriert: So 8. Dez 2019, 14:41
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hast Du das Zeichen für "kleiner" verwendet?

Beitrag von Pedder »


das würde das abrupte Ende Deines Beitrages erklären, Bernt.

Liebe Grüße
Pedder


Jörg Katzer
Beiträge: 228
Registriert: Di 10. Nov 2020, 19:58

Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Jörg Katzer »

[In Antwort auf #55010]
Hallo Heinrich

1.) Guss reagiert beim Richten äußerst empfindlich auf Zug. Die Ursache liegt in seiner Struktur. Der hohe Kohlenstoffanteil liegt nicht in vollständig gelöster Form, wie bei Stahl, vor. Er ist teilweise, als Graphit, zwischen den Kristalliten eingelagert und sorgt so für die guten Dämfungseigenschaften bei Schwingungen und die hohe Druckstabilität. Bei Beanspruchung auf Zug stellt er aber quasi eine Sollbruchstelle dar.
Die Behandlung mit Wärme ist auch nicht unkritisch. Ab einer bestimmten Temperatur wird das Gefüge verändert. Grundsätzlich gilt: Guss schnell abgekühlt ergibt ein sehr feinkörniges Gefüge mit guten mechanischen Eigenschaften. Guss langsam abgekühlt (z.B. bei dicken Wandstärken) ergibt größere Kristalle mit verminderten mechanischen Eigenschaften. So vermindert sich die Bruchdehnung, oder anders ausgedrückt, es bricht leichter. Rückt man dem Guss mit Wärme zu Leibe, setzt eine Umkörnung des Gefüges ein. Je nach Abkühlgeschwindigkeit verändern sich seine Eigenschaften. Wobei das nicht heißt, dass Abschrecken ein gutes Mittel wäre.
Lebe einfach mit dem Verzug und nutze die Einstellmöglichkeiten.

2.) Die Oberfläche des Tisches kann gefräst, oder besser gehobelt werden. Eine Schlosserei kann das sicherlich nicht. Schau besser nach einem Anbieter mit spanender Bearbeitung (Lohnfertiger Frästeile, Werkzeugbau(teuer)...). Die Frage ist nur ob es wirklich notwendig ist.

3.) M17 gibt es. Es ist so ziemlich jedes metrische Gewinde denkbar. Alle Werte sind durch Formeln festgelegt. In unserer Firma verwenden wir z.B. M3,5. Die metrischen Gewinde haben eine sogenannte Vorzugsreihe. In dieser finden sich die bekanntesten Gewindenenngrößen, wie M5, M12... . Da fast immer die Größen der Vorzugsreihe Verwendung finden, denkt man immer es gibt nichts anderes.
Kannst Du das Gegenstück der Schraube ausbauen? Dann könnte ich Dir eventuell eine Schraube drehen. Ich brauche halt nur ein Gegenstück zum einpassen, da ich in dieser Größe keine Prüfnormalien zur Verfügung habe.

hoffe es hilft und einen schönen Abend
jörg



Heinrich Werner
Beiträge: 570
Registriert: Sa 28. Jul 2012, 21:16
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Re: Guß-Klein-Monster

Beitrag von Heinrich Werner »


Hallo Leute,

danke erst einmal für Eure Antworten, insbesondere auch an Jörg, der perfekt den wissenschaftlichen Hintergrund meines Anliegens vermittelt hat. So dient das Holzwerker-Forum auch dazu, das Allgemeinwissen zu erweitern! Ich kann Dir, Jörg, gern das Gegenstück schicken, das wäre wirklich ein tolle Lösung, wenn Du das für mich erledigen könntest. Auf den beigefügten Bildern ist auch das Gegenstück zu erkennen (Pfeil rechts), die fehlende Hülse habe ich (nach langer Suche) tatsächlich durch eine ganz schmale Mutter ersetzen können (Pfeil links). Es könnte eine Mutter für einen Einbauschalter gewesen sein...jedenfalls sieht sie so aus.

Ich möchte das Maschinchen so wenig wie möglich "verfremden", insofern werde ich wohl versuchen, die Laufräder auf schonende Weise wieder parallel auszurichten und die Ränder des Tisches zu begradigen.

Ansonsten freue ich mich natürlich über jeden weiteren Beitrag, auch zu den Bildern, die ich auf Anregung von Klaus heute abend noch schnell gefertigt habe, denn auch ich bin über jedes Foto hier begeistert, das die Wortbeiträge schön illustriert...nur schaut bitte nicht in das Gerümpel im Hintergrund ;-)

Zum Hersteller "Cronos" habe ich nichts gefunden, selbst aus den unendlichen Weiten des www ergab sich nichts Sinnvolles. Ich meine jedoch , irgendwann ´mal etwas über den Markennamen gehört/gelesen zu haben...in irgendwelchen Büchern, oder doch im "Großen Kauhaus"...? Meiner Erinnerung nach führen die Spuren nach Frankreich oder in die Schweiz.

Gruß

Heinrich









Rafael
Beiträge: 848
Registriert: Do 6. Jul 2017, 18:43

Doch kein Guß?

Beitrag von Rafael »


Hallo Heinrich,

bist Du dir sicher, was den Werkstoff angeht? So wie ich es sehe, ist es eine geschweisste Konstruktion, und das obere Rad ist ein Gußteil (das untere vermutlich auch).
Am Tisch sehe ich nichts, was ich als "bearbeitungswürdig" ansehen würde.
Die ganze Maschine scheint mir in Eigenarbeit aus Teilen einer Bandsäge und einigen Normteilen entstanden zu sein.
An der Biegung des Hauptrohres kann man auch die Spuren des Biegens sehen, und gegossene Rohre biegen macht wohl keiner?

Gruß,
Rafael



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