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Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: So 24. Mai 2009, 20:10
von Martin Essrich

Ein Hallo in die abendliche Runde.

Am Samstag ist nun meine bescheidene Wochenendarbeit der letzen Wochen fertig geworden.
Nachdem seit dem Umzug immer noch Bücherkisten in einer Ecke herumstanden, war es an der Zeit eine Lösung zu finden. Da ich schon 2 Regale mit Rundstäben gebaut hatte, sollte auch dieses Regal wieder im gleichen Design gebaut werden, diesmal allerdings als Eckregal konzipiert. Eine neue Herausforderung für mich und meiner neuen Dewalt Tauchsäge, die sich tapfer durch das Buchenholz 2 x 27mm gearbeitet hat. Um die Bretter immer im rechten Winkel zu schneiden, habe ich diese nämlich über Eck auf einer MDF-Platte, die als Maß für den rechten Winkel diente, zusammengelegt und beide Bretter jeweils mit einem Schnitt mit der Schiene auf Gehrung gesägt. In die Gehrung kamen jeweils 10 Lamellos (2 Reihen á 5).
Die Hälfte der beim Gehrungsschnitt angefallenen Abschnitte wurden in die Ecken wieder eingesetzt, nachdem diese zuvor mit der Oberfräse und Zirkeleinrichtung konkav abgerundet wurden.
Zuvor wurde ein Eckregalbrett als Vorlagee für die Bohrungen der Rundhölzer ausgewählt und vorgebohrt, denn die Bohrungen müssen auf den Milimeter genau sitzen, sonst ist eine Menge Nacharbeit notwendig, um die Rundhölzer durch die jeweils 6 Bohrungen zu fädeln. Die Bohrungen habe ich mit dem japanischen Kreisschneider des Hausherrn auf einer Scheppach Radialbohrmaschine bewältigt.
Für die Bohrungen zur Durchführung der Rundhölzer (42,5mm) hat sich schon bei den beiden anderen Regalen ein Übermaß von ca. 2 - 2,5 mm bewährt. So passte ein Forstnerbohrer aus dem Sonderangebot des Hausherrn für die Topfbohrung des obersten Brettes in 1 3/4 inch, also 44,45 mm, optimal.
Schließlich wurden die Kanten mit dem Abrundfäster bearbeitet.
Die erste Ölung erfolgte mit einem Grundieröl mit Wasseranteil und nach Glattschliff mit 180er Papier die 2. Ölung dann mit Clou Hartöl.
Das Grundieröl würde ich aber nicht nochmal verwenden. Es hinterlässt einen unangenehmen Film der Trocknungsstoffe, die beim Schliff sofort jedes Papier zusetzt.
Die Rundhölzer ( 6 x 2,5m ) wurden mit der Wolfcraft Lochreihenschablone in jeweils voller Länge mit einer Lochreihe versehen und blieben ansonsten unbehandelt.

Ausgangsmaterial: Buche Leimholz, 27mm, keilgezingt, aus dem Baumarkt


Alle Bretter fertig verleimt auf Guidos Frästisch, der noch auf seine Fertigstellung wartet.


Erster Testaufbau...


..und fertig aufgebaut


Ich habe dabei wieder eine Menge gelernt, so manches Mal laut geflucht, blicke nun aber auch mit einer Portion Stolz auf ein schönes weiteres Bücherregal, auch wenn es - im Gegesatz zu den hier häufig vorgestellten Projekten - von bescheidener handwerklicher Kunst zeugt. Ich glaube das Geschick, das eigene Unvermögen (den Begriff "Pfusch" wollte ich vermeiden) kosmetisch gut zu verbergen, entwickelt sich schneller als das handwerkliche... ;-)

Finanzelle Bilanz: Materialkosten ca. 350 Euro, Kosten für weiteres nützliches und als unnütz erkanntes Werkzeug: ca. 550 Euronen. Wünsche entwickelt für noch mehr Werkzeuge für mindestens 800 Euro. Wenn ich nichts mehr zu bauen habe, ist meine Werkstatt ganz bestimmt perfekt eingerichtet :-))

Gruße aus Offenbach

Martin




Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: So 24. Mai 2009, 20:41
von Richard Bernt

Hallo Martin,
ist doch schön geworden, aber teuer. Was hat Dich davon abgehalten, die Bretter selbst herzustellen und nicht im Baummarkt zu kaufen? Ich denke das würde das Regal ncomal so richtig aufwerten,oder?

Viele Grüße

Richard



Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: So 24. Mai 2009, 22:21
von Martin Essrich

Hallo Richard.
Naja, erstens die Zeit, in der das Regal fertig werden sollte. Die Regierung drohte schon mit dem Kauf eines solchen (und das habe ich auch als echte Drohung verstanden :-) ), 2. meine nicht vorhandene Erfahrung im Herstellen von Plattenmaterial und 3. der Platz und die nicht vorhandene Ausrüstung zur Herstellung. Immerhin habe ich 8 x 0,6 laufende Meter verarbeitet.

Findest Du 350 Euro für das Material wirklich teuer ?
Die 15 m Rundholz hätte ich definitiv nicht selbst herstellen können. Das sind eigentlich Handläufe aber in ausgesucht guter Qualität. Sie waren mit knapp 200 Euro am teuersten.

Gruß aus Offenbach

Martin




Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: Mo 25. Mai 2009, 07:07
von Dirk Boehmer
[In Antwort auf #51921]
Hallo Martin,

irgendwie kann ich es nicht so ganz nachvollziehen, dass Beiträge oft mit
einer Portion Scheu geschrieben werden. Hier im Forum richten wir keinen
Wettbewerb aus, wer der beste Holzwerker ist oder wer die beste Arbeit liefert.

Hier darf und soll jeder schreiben. Bilder sind natürlich auch immer gern
gesehen. Ohne diese Beiträge wäre dieses Forum nicht zu dieser wunderschönen
und auch einzigartigen Austauschplattform geworden. Daher meine Bitte, schreibt
einfach, überlegt nicht lange.

Zu Deinem Projekt. Sehr gut gelungen. So über Eck habe ich das bisher noch
nicht gesehen. Aber eine Frage hätte ich noch dazu. Wie verbindest Du die
Stangen mit den Regalböden?

--
Dirk



Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: Mo 25. Mai 2009, 22:26
von Martin Essrich

Hallo Dirk.
Die Regalböden liegen auf Regalbodenträgern (5 mm Metallstifte).
Die Stangen sind hierfür in voller Länge (2,5m) mit der Lochreihenschablone mit Bohrungen versehen worden. So können die Böden ganz normal verstellt werden, wie bei jedem anderen Regal. Nur wurden die Böden nicht eingelegt, sondern nach oben geschoben. An der Wand befestigt wurde ein einziger Regalboden mit 2 Schrauben. Hierfür habe ich an einem Fachboden mit einem kleinen Forstnerbohrer jeweils ein Topfloch an jeder Wandseite in Kantennähe gebohrt und eine kleine Nut vom Loch zur Außenseite des Brettes gefräst (sieht aus wie ein Schlüsselloch). Darin liegen die in der Wand befestigten Schrauben. Steht bombenfest.

Naja, ich schaue schon mit einer gewissen Ehrfurcht auf Eure Projekte. Wenn ich dann noch an die vermeidbaren Fehler denke...

Geärgert hatte ich mich zuvor über den Baumarkt, der die Arbeitsplatten auf Länge geschnitten hat, um sie transportieren zu köönnen. Ich war davon ausgegangen, das man im Zuschnitt die abgerundete Seite (ist ja typisch für Arbeitsplatten) zur Abfallseite erklärt. Dachte ich ! Stattdessen hat er nur eine Platte richtig aufgeschnitten und bei 2 Platten die abgrundete Seite verwendet.
Aber dann bin ich an der Reihe und schneide 2 Bretter mit der schon vorhandenen abgerundeten Seite nach innen zeigend auf Gehrung. Blöd, wenn auch noch eine Ecke eingeleimt werden soll. Das sind die Dinge, die man gerne verschweigt.

Nacharbeiten wegen der abgerundeten Kante


Die Nutzung der Offenbacher Zwingensocke :-))
Diese uralten ungepflegten Zwingen hatte ich mir geliehen und mußten zunächst mit Kriechöl gangbar gemacht werden, um sie überhaupt nutzen zu können. Um das Holz vor evtl. Kontamination mit dem Öl zu schützen, hatte ich einfach alte Socken über die Zwingen gestülpt. Ich musste herzlich lachen, als ich das dann auf den Bildern wieder sah...



Grüße aus Offenbach
Martin




Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: Di 26. Mai 2009, 08:37
von Felix

Hallo Martin,

danke für Deinen Beitrag.
Erkläre doch mal wie Du in die Rundstäbe die Bohrungen mit der Lochreihenschablone hinbekommen hast, mittig, auf einer Linie.

Grüsse

Felix




Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: Di 26. Mai 2009, 09:50
von Dirk Boehmer

Hallo Martin,

das mit den Metallstiften ist natürlich eine super Idee. So bleibt das Regal auch
noch flexibel, toll.

Mit den Fehlern ist das echt so eine Sache. Als Schreiner wäre ich wahrscheinlich schon
verarmt, weil ich immer viel zu lange über ein Projekt brüte, bis ich endlich mal anfange.
Und trotzdem passieren immer wieder die dümmsten Fehler. Ich glaube, bei den meisten
ist das auch nicht anders. Ich habe noch nie ein Projekt so zielsicher durchlaufen, wie
es z.B. oft auf den Videos von Guido Henn zu sehen ist... :-)

--
Dirk




Re: Mein Eckregal auf Rundstäben ist fertig

Verfasst: Di 26. Mai 2009, 10:35
von Martin Essrich

Hallo Felix.

Das war einfach ! Dafür mußte meine alter Black&Decker Workmate herhalten.
Darin wurden die Rundhölzer der Länge nach eingespannt. Weil die Rundhölzer keine gleiche Ebene mit der Workmate bilden, werden neben das Rundholz Zulagen in der Länge der Schablone gepackt, bis die Hlöhe passt. Ich habe dafür eine alte Schrankrückwand aus ca. 4mm Sperrholz in Streifen geschnitten. Darauf kommt - in meinem Fall - die Wolfcraft Schablone. Die hat auf jeder Seite die Mitte der Lochreihe angezeichnet. Die Linie wird per Augenmaß ausgerichtet und los geht es. War die Schablone komplett gebohrt, wurde das Rundholz um die Länge der Schablone vorgerückt, ein Bohrer justierte das letzte Loch der Bohrreihe in der Bohrhülse, andere Seite nach Augenmaß ausrichten und weiter ging es.
Die Regierung hat gebohrt und ich habe die Bohrhülse verschoben. So haben wir in ca. 1 Stunde 15 m Rundholz komplett mit einer durchgehenden Lochreihe versehen. Selbst wenn die Lochreihe nicht hundertprozentig in einer Linie stehen würde, macht das nix, denn nach dem Aufbau werden die Stäbe so verdreht, daß die Lochreihe sowieso nicht mehr sichtbar ist. Aber mit meiner Methode sah die Lochreihe praktisch wie mit dem Lineal gezogen aus. Danach einmal mit Schleifpapier über die Lochreihe - fertig ! Insofern muß ich mal die Wolfcraft Schablone loben, die nun schon beim dritten Regal gute und zuverlässige Dienste geleistet hat. Und preiswert war sie obendrein.

Gruß aus Offenbach

Martin