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Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: Fr 30. Jan 2009, 23:43
von Roy Latsch
Hallo zusammen,
ich habe mir vor über einem Jahr eine alte Hobelbank gekauft, um sie in Stand zu setzen. Der Beitrag von Guido Henn in der Holzwerken hatte mich dazu inspiriert. Es ist zwar viel Zeit ins Land gegangen, aber mittlerweile habe ich die Arbeitsplatte wie im Artikel beschrieben abgefräst, die vordere Schmalkante mit Handkreissäge und Führungsschiene rechtwinklig abgesägt und bin jetzt an der Feinmontage der Hinterzange.
So langsam mache ich mir Gedanken, wie ich die Holzoberfläche behandeln soll. Nachdem ich mich etwas mit dem Thema auseinandergesetzt habe, habe ich beschlossen, mich in diesem Punkt nicht an Guido's Beschreibung zu halten. Ich habe viel in alten und neuen Forumsbeiträgen herumgelesen und denke, dass ich Leinölfirnis verwenden werde. Wahrscheinlich werde ich den ersten Anstrich mit Halböl machen, wie es einige auch hier schon empfohlen haben.
Und jetzt mal eine blöde Frage: Normalerweise behandelt man die Werkstücksoberflächen ja beidseitig, um ein verziehen zu vermeiden - macht man das bei der Hobelbank etwa auch? Die Bankplatte hat ca. 80mm Dicke - kann sich da tatsächlich etwas verziehen? Ich habe kein Problem damit, auch die Unterseite zu behandeln, aber macht das auch Sinn? Ich habe auf der Suche nach einer Antwort hierzu in beiden Forumsteile gestöbert und den Eindruck gewonnen, dass das niemand gemacht hat. Es wurde aber auch nie direkt erwähnt.
Eine andere Sache fällt mir noch ein. Die Hobelbank hat eine Beilade. Das hintere Querholz, welches den Abschluss der Lade bildet, ist in die Seitenteile eingezinkt (Fingerzinken). Es war nicht verleimt. Ist das normal so? Es war zur Demontage natürlich genau richtig und wenn ich später nochmal an die Bank ran muss, wäre es natürlich wiederum gut, wenn ich die Verbindung unverleimt lasse. Aber ist das bei anderen Bänken auch so?
Danke für Eure Hinweise und viele Grüsse
Roy
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: Sa 31. Jan 2009, 00:09
von Rolf Richard
Hallo Roy,
es ist sicher sinnvoll, beide Seiten mit der gleichen Anzahl Anstriche zu versehen. Die Dicke der Platte schützt in keiner Weise vorm Verziehen. Grössere Stärke macht lediglich die wirkenden Kräfte noch grösser.
Hölzer, die quer zueinander verlaufen, sollten nie verleimt werden. (unterschiedliche Längenausdehnung)
Gruss
Rolf
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: Sa 31. Jan 2009, 01:10
von Klaus Kretschmar
Hallo Roy,
ich kann Rolf nur beipflichten. Es ist kein nennenswerter Mehraufwand, beide Seiten zu ölen. Du bist dann auf der sicheren Seite, dass die Platte die Luftfeuchtigkeit von beiden Seiten gleich aufnimmt (oder abgibt).
Bei meiner Bank ist die Leiste hinter der Beilade verleimt. Ich denke, dass das auch so gehört. Aber wenn du dir Vorteile davon erwartest, wenn sie nicht verleimt ist, glaube ich nicht, dass das schadet.
Viele Grüsse
Klaus
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: Sa 31. Jan 2009, 09:59
von Guido Henn
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In Antwort auf #49670]
Hallo Roy,
ich würde dir auch empfehlen die Unterseite genauso oft und mit den gleichen Mitteln zu behandeln wie die Oberseite, um den Verzug möglichst gering zu halten.
Vielleicht noch ein paar Infos zu meiner Oberflächenbehandlung, die im Artikel leider aus Platzgründen und (soweit ich mich erinnere) ohne direkte Nennung der eingesetzten Produkte, relativ kurz ausfiel:
Die Hobelbank wurde ebenfalls mit einem offenporigen Anstrichmittel auf Öl-Harz-Basis behandelt und ist damit in etwa vergleichbar mit einer Behandlung mit Leinöl oder Halböl. Der Grund für den Einsatz des fertigen Produkts anstelle eines (selbst gemischten) Halböls war in erster Linie der angenehme Geruch und die extrem gute strapazierfähige Oberfläche des Fertigprodukts. Der meist sehr penetrante Leinölgeruch, gepaart mit oftmals extrem langen Trocknungszeiten, haben mir als Verarbeiter des öfteren buchstäblich "Kopfschmerzen" bereitet, was allerdings auch bei sehr vielen anderen kommerziellen Produkten bei mir der Fall ist. Nach langer Suche bin auf die Produkte der Fa. Beeck gestoßen, die ein ökologisches Anstrichsortiment unter dem Namen Aglaia vertreibt. Infos zu den Produkten mit Volldeklaration aller Inhaltsstoffe findet man unter folgender Internetadresse:
http://www.beeck.de/wir/erklag_fr.htmlDiese Produkte riechen nicht nur sehr angenehm, sondern man erzielt damit auch eine optisch ansprechende und gleichzeitig strapazierfähige Oberfläche. Vorausgesetzt man hält sich genau an die Vorgaben des Herstellers. Der empfiehlt nämlich zunächst die Holzfläche mit einem Holzgrund zu behandeln. Dieser Holzgrund ist sehr dünnflüssig und zieht dadurch tief ins Holz ein. Auf dieser Basis kann dann die eigentliche Schutzschicht in Form eines dickflüssigen Harzölsiegels mit einem Pinsel aufgetragen werden. Da dieses Öl recht dickflüssig ist, sollte es mit ca. 5 - 10% Balsamlackverdünner der gleichen Firma verdünnt werden. Die Mischung wird dann mit einem Flachpinsel dünn und gleichmäßig in Maserrichtung auf die Oberfläche gestrichen. Nach dem kompletten Durchtrocknen der Oberfläche (24 - 36 Stunden) wird die gesamte Fläche nochmals mit 400er Schleifpapier geglättet und eine zweite Schicht Harzölsiegel aufgetragen. Der so entstandene Oberflächenfilm ist laut Hersteller abriebfest, wasserabweisend und beständig gegen haushaltsübliche Flüssigkeiten. Daher ist dieses Produkt auch ideal für die Oberflächenbehandlung von Küchenarbeitsplatten.
Also ich bin von den Anstrichmitteln sehr angetan und kann den angenehmen Geruch und die strapazierfähige Oberfläche nur bestätigen. Das nur zur Info, weil es im Artikel so deutlich nicht möglich war.
Viel Erfolg mit deiner Hobelbank und schöne Grüße
Guido
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 07:18
von Dirk D
Hallo Guido,
hast Du eigene Erfahrungen mit Küchenarbeitsplatten und der von Dir empfohlenen Oberflächenbehandlung?
Ich bin schon seit langer Zeit auf der Suche, nach ökologischen Produkten für die Oberflächenbehandlung, die nicht von Spülmittel angegriffen werden. Bis her beschädigt das Spülmittel (gezüchtet um Öle und Fett zu lösen) alle Öl oder Wachshaltigen Oberflächen.
Gruß, Dirk
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 11:17
von Guido Henn
Hallo Dirk,
leider habe ich bisher nur Erfahrungen mit Schreibtischplatten, einigen Möbeln und halt mit der Hobelbank. Ich selbst arbeite auf einer Ahorn (Massivholz) Schreibtischplatte, die ich auf die gleiche Art behandelt habe, wie die Hobelbank. Ergebnis: sehr schöne glatte seidenmatte Oberfläche mit einem für Öl erstaunlich festen Oberflächenfilm, sehr gute Lichtbestädigkeit bzw. Nachdunkeln, Vergilben etc. hält sich in Grenzen, sehr strapazierfähig, selbst dort wo die Tastatur steht und oft die Hand im Holzbereich aufliegt sind keine Verfärbungen sichtbar.
Bei Küchenarbeitsplatten habe ich bisher - wenn möglich - auf Granit oder eine kommerzielle mit hochwertiger Kunststoffbeschichtung zurück gegriffen. Darunter war auch eine Massivholzplatte, die ich aber mit einem DD-Lack (PUR-Lack) versiegelt habe, das lag aber auch an dem Kunden, der keine Lust auf späteres Nachölen bzw. Pflegen der Oberfläche hatte - das muss man dann halt akzeptieren. Ich persönlich sehe aber schon die Möglichkeit mit diesen Produkten auch im Küchenbereich sehr strapazierfähige Oberflächen zu erzielen. Wenn du es aber genau wissen willst, würde ich bei Aglaia bzw. Beeck anrufen und mich von einem Außendienstler beraten lassen. Das habe ich am Anfang auch gemacht und war überrascht wie kompetent die Leute dort sind. Einen Versuch ist es allemal wert.
Viel Erfolg und schöne Grüße
Guido
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 12:30
von Roy Latsch
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In Antwort auf #49675]
Hallo Rolf, Klaus und Guido,
danke für Eure Einschätzung. Ich werde die Unterseite der Bankplatte also auch genauso behandeln, wie die Oberfläche.
Ich denke, das gleiche gilt dann für alle Teile der Bank, also natürlich das Gestell und die Einzelteile der Zangen. Diese sind mit Eisenspindeln und Holzführungen konstruiert, deren Spiel ich gerade versuche einzustellen. Es sollte doch keine Probleme geben, wenn ich die Gleitflächen auch mit Öl behandle, oder?
Die Beilade werde ich wohl erst mal unverleimt lassen. Das ist einfacher und wenn es Probleme bezüglich der Stabilität geben sollte, kann ich es später ja noch relativ unproblematisch nachholen. Der Boden der Beilade ist genagelt und fixiert so das hintere Querholz.
@ Guido
Danke für die ausführlichen Zusatzinformationen. Ich wollte schon gerne Deinen Ratschlägen aus dem Beitrag folgen. Ich habe früher schon nach den Produkten gegoogelt und auch die technischen Spezifikationen gefunden. Allerdings bin ich, was Oberflächenbehandlung betrifft nicht so der Fuchs. Ich habe bisher lediglich mit (Klar-)Lack oder Leinölfirnis gearbeitet. Daher sind mir Begriffe wie Harzölsiegel nicht geläufig. Zudem wusste ich nicht recht, wo ich die Aglaia-Produkte hier in Winterthur (CH) beziehen kann. Deshalb dachte ich mir: nimm Leinölfirnis, die hast Du im Keller und gut iss.
Der Einwand mit dem Geruch ist allerdings sehr gut. Ich finde den anfänglichen Geruch von Leinölfirnis auch nicht sonderlich toll. Ich wohne in einer Mietwohnung und möchte wenn möglich meine Mitbewohner nicht unnötig mit unangenehmen Gerüchen aus dem Keller belästigen. Ich werde also nochmal schauen, ob ich hier in der Stadt zu Aglaia fündig werde. Man soll ja auch mal 'was neues ausprobieren.
Lieber Guido, eine Frage habe ich noch zur Abfrästechnik. Das Ausrichten der Richtscheite hat mir bei der Aufarbeitung die grössten Schwierigkeiten bereitet. Mein Kellerboden ist schön im Wasser. Daher dachte ich: Richtlatten rangezwungen, ins Wasser gebracht und los mit der Oberfräse. Als ich die Latten entsprechend ausgerichtet hatte, sah ich, dass ich so an manchen Stellen sehr wenig und an anderen überproportional viel Material abgenommen hätte. Die vordere Kante der Bankplatte war als Referenz (Rechtwinkligkeit) auch nicht wirklich zu verwenden, da ich sie mit der Rauhbank versucht habe abzurichten und mir nicht sicher war, ob ich die ursprüngliche Ebene wieder getroffen hatte. Ich habe also versucht mit meinen Richtlatten die höchsten und tiefsten Punkte der Bankplatte zu finden, habe dann die gesammte Platte erstmal ausgerichtet (an manchen Stellen leicht unterfüttert), dann die Richtlatten angebracht und gefräst. Nachdem die Oberfäche plan war, habe ich dann mit gemieteter Handkreissäge und langer Führungsschiene die vordere Schmalseite rechtwinklich zugeschnitten. Wie hast Du das gemacht?
Viele Grüsse aus der Schweiz
Roy
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 15:34
von martin
Hallo Roy,
Leinöl wurde auch gerne als Korrosionsschutz auf Metall verwendet, ich fürchte nur, das es dann mit dem Gleiten vorbei ist. Ich würde Metallführungen mit Teflonspray behandeln
Gruß
martin
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 16:13
von Roy Latsch
Hallo Martin,
da habe ich mich vielleicht missverständlich ausgedrückt. Auf die Metallteile mache ich natürlich kein Leinölfirnis. Ich meinte die hölzernen Gleitflächen.
Gruss Roy
Re: Hobelbankplatte ölen - auch die Unterseite?
Verfasst: So 1. Feb 2009, 19:34
von Guido Henn
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In Antwort auf #49691]
Hallo Roy,
ich habe ja zuerst die Schmalseite mit der Rauhbank rechtwinklig zur ursprünglichen Plattenfläche nachgehobelt. Das war für den Anfang auch völlig ausreichend, da ich damit eine gute Anlagefläche für den vorderen Richtscheit hatte. Trotzdem musste ich später nachdem ich die Fläche mit der Oberfräse "abgerichtet" hatte noch hier und da etwas nachhobeln. Allerdings habe ich mich da auch nur verstärkt um den Bereich der Vorderzange gekümmert, denn hier sollte es wirklich 100%ig rechtwinklig sein, der Rest ist nicht ganz so wichtig. Zum anderen habe ich nochmals alles mit 18er Leimholz Buche verkleidet, auch die vordere Schmalseite.
Mit dem Ausrichten der beiden Richtscheite muss man sich dann etwas Zeit lassen und wie du schon richtig bemerkt hast, muss man natürlich zunächst die Position der Bankplatte als Maß annehmen. Ich besitze eine digitale Wasserwaage mit einer sehr genauen Anzeige, so dass ich zunächst die Wasserwaage längs auf die Bankplatte gelegt und den Wert notiert habe und dann quer dazu (am besten steht die Bank dann auch gleich dort wo sie später auch stehen soll). Das mit der Wasserwaage habe ich natürlich an mehreren Stellen wiederholt und bei mir war es so, dass es bis auf geringe Abweichungen (vor allem zur Bankplattenmitte hin) fast immer hinkam. Dann habe ich zunächst den vorderen Richtscheit im Bereich der Zangen angebracht und nach dem notierten Wert der Wasserwaage ausgerichtet. Dann den hinteren Richtscheit grob festgezwingt und an einem Ende zunächst einmal mit dem quer ermittelten Wert eingestellt. Das Ganze dann auch am anderen Ende noch mal quer mit der Wasserwaage überprüft und mit leichten Hammerschlägen (mit Zulage) gegen den Richtscheit justiert. Wie gesagt, das ist schon etwas Fummelei - aber es geht.
Zum Schluss habe ich noch mal von weitem über beide Richtscheite mit dem Auge "gefluchtet" und mit der Wasserwaage und dem Zollstock noch mal die Abstände zur Bankplatte überprüft. Auch bei mir waren da zur Mitte hin ca. 7-8 mm Unterschied, aber die Hobelbank war auch wirklich schon ziemlich mitgenommen. Aber genau hier liegt ja auch der Vorteil der Oberfräsenmethode. Denn wenn man sich genügend Zeit beim Ausrichten lässt, ist die Bankplatte später wirklich 100%ig plan eben und dass mit wirklich recht geringem Aufwand, verglichen mit dem Einsatz der Rauhbank über eine 2 m lange Hobelbank. Ich war selbst damals überrascht wie gut das funktioniert und auch relativ schnell ( ca. 1 Stunde mit einem 20er Nutfräser). Allerdings war der Fräser nach dieser Aktion nicht mehr zu gebrauchen, denn selbst mit dem Metallsuchgerät war es nicht möglich alle Nägel und Schrauben in der Platte zu finden. Und da reicht schon eine, um den Fräser zu "ärgern".
Aber alles in allem war dieses Projekt eines der schönsten, denn es ist schon beeindruckend was man aus einer uralten Hobelbank so alles machen kann. Leider auch mit einem kleinen Nachteil: die Hobelbank sieht so schön aus, dass man sie am liebsten nur anschauen, aber nicht drauf arbeiten will, denn dann könnten ja wieder Macken reinkommen ;-)
Schöne Grüße in die Schweiz
Guido