Stuhlbauprojekt: Teil 2 Ergänzungen, mehr Bilder
Verfasst: So 23. Nov 2008, 19:20
Liebe Holzwerker,
es ist schon wieder Sonntag und da ich ein paar Tage geschäftlich unterwegs war, komme ich erst heute Abend dazu, auf Eure zusätzlichen Fragen einzugehen und noch ergänzende Bilder zum Projekt einzustellen. Ich habe mich sehr über das vielfältige Lob gefreut.
Nun also etwas mehr zu den verschiedenen Schablonen. Zunächst habe ich 1:1 Aufrisse auf Sperrholz gezeichnet (daher habe ich bisher auch keine Papierzeichnungen mit Maßen etc, müsste ich aus den Aufrissen rausziehen). Dann habe ich für die Einzelteile Muster aus 12 mm Birkensperrholz gemacht. Die geschwungenen Formen hierfür und die späteren Frässchablonen aus 18 mm Sperrholz habe ich mit biegsamen Kurvenlinealen hergestellt. Die werden aufgeschraubt und man nach dem Grobschnitt an der Bandsäge direkt am Anlaufring die Form fräsen wirklich genial.
Hier die Schablone zum fräsen der Querstücke zwischen den Vorderbeinen, einmal für die Vorderseite und gegenüber an einem anderen Querstück die Rückseite.

Die Vorderbeine habe ich mit dieser verstellbaren Schablone an der Kreissäge geschnitten. Nach dem Zuschnitt wurde dann jeweils noch 1 mm auf der Abrichte weggehobelt.

Die Frässchablone zum fräsen der Unterseite der mittleren Sitzflächenhölzer. Vergleichbar ist die Schablone für die Oberseiten und die Seitenhölzer der Sitzfläche gestaltet. Die formgefrästen Hölzer wurden anschließend mit der Sägeschablone auch konisch geschnitten und wieder auf der Abrichte gefügt.

Hier die Schablone zum fräsen der Rückenlehnenprofile. Ich hatte zunächst eine Fehler gemacht und musste die Schablone an beiden Seiten verlängern. So konnte die Schablone zunächst an den Anlaufring geführt werden, bevor der Fräser ins Holz greift. Bei den Rückenlehnen musste ich je nach Faserverlauf zwischen Rechts- und Linkslauf wechseln und entsprechend den Fräser umdrehen. Vorne und hinten sind die Hölzer jeweils mit einer Holzschraube von unten gesichert. Die verschiebbaren Anschläge sind nach vorne angeschrägt, um kleinere Kontaktflächen zu haben. Gegen unbeabsichtigtes verschieben habe ich unter die Anschläge Sandpapier mit Sekundenkleber aufgeklebt.

Hier die mittleren Rückenlehnenteile nach dem fräsen mit einer Menge an Spänen.

Besondere Vorrichtungen brauchte ich auch immer zum verleimen, da ich alles allein gemacht habe. Hier am Beispiel der Sitzflächen mit schrägen Zulagen, um die Zwingen gerade ansetzen zu können. Hier habe ich auch wieder Sandpapier auf die Zulagen geklebt gegen ein verrutschen.

Das Verleimen der Rückenlehnen war allein auch wieder eine gewisse Herausforderung und erforderte entsprechende Vorbereitungen. Das Verleimen hier auf einer angepassten Unterlage. Die Zulagen sind der unterschiedlichen Holzdicke oben und unten angepasst und werden aufgeklemmt. Die Leimzugabe erfolgte mit einem Leimroller, dann die Holzdübel einschlagen, die Teile zusammen setzen, die Zulagen aufklemmen, vorne und hinten jeweils gerade Zulagen aufspannen und dann die Zwingen ansetzen.

Zulagen und Zwingen reichten zum verleimen von 3 Rückenlehnen. Der Leim der ersten Rückenlehne war dann schon abgebunden, so dass es weiter gehen konnte und an einem Samstag war alles verleimt.

Der Ausschnitt zwischen den Hinterbeinen wird mittels Oberfräse und Kopierring an einer aufgeschraubten dünnen Sperrholzschablone gefräst.

Die Bohrschablone mit Bohrhülsen für die 10er Holzdübel zur Verbindung von Sitzfläche und Rückenlehne.

Analog mit einer zweiten Schablone Bohrung der Dübellöcher zur Verbindung der Sitzflächen mit den Vorderbeinen. Hier ein Test, ob es tatsächlich passt.

Nach dem ersten Schleifen aller Teile (eine am Ende echt nervige Arbeit) folgt das Verleimen der Stühle auf ausgerichteten Böcken. Wieder angepasste Zulagen, die aufgeklemmt werden, um die Zwingen allein ansetzen zu können.

Zum Abschluß ein paar schnell geschossene Bilder mit dem einmal vollständigen Stuhlsatz. Für den Tisch habe ich noch Ansatzplatten zur Verlängerung, die ich aber nicht rauskramen wollte.



Sicherlich lässt sich darüber streiten, ob durch die verschiedenen Holzarten ein zu unruhiges Bild entsteht und ob alles so zusammen passt. Ich bin froh, es so gemacht zu haben und freue mich an der so unterschiedlichen Wirkung der einzelnen Stühle. Das unterschiedliche Restholz ist zudem ein erster Anfang für meine Drechselambitionen, die ich im Winter mal aufnehmen möchte.
Noch ein paar Antworten auf Eure Fragen.
Zeichnungen habe ich derzeit noch nicht aber könnte ich von den Aufrissen wohl abnehmen, wenn es etwas ruhiger ist im Winter.
Die Zeit habe ich bewusst noch nicht abschließend zusammen gezählt, sonst gibt es noch einen gewissen Schock. In der Lehre sagte mein Meister Wo der Bogen anfängt, hört der Verdienst auf und natürlich kostet jeder Schwung Zeit. Ich habe im Januar angefangen und war im August fertig und von daher ganz zufrieden. Freitag nachmittags habe ich jeweils alles wieder aus dem Zwischenlager heraus geholt, mich wieder in die Arbeit eingedacht, Schablonen gebaut und Vorversuche gemacht. Samstags ging es dann früh weiter und ein paar Urlaubstage sind auch noch drin. Das Ganze war aber natürlich auch für mich grenzwertig und hat mich doch auch zwischendurch mal daran zweifeln lassen, ob es wirklich eine so gute Idee war. Andererseits war es eine bewusst gewählte Herausforderung, um zu sehen, was so geht und trotz all der Arbeit hat es unheimlich Spaß gemacht.
Zwischen Sitzfläche und den Vorderbeinen mit Querstück habe ich keine Probleme durch unterschiedliches schwinden feststellen können.
Die Sitzfläche ist nur in Längsrichtung gewölbt, was aber hinsichtlich Sitzkomfort absolut ausreichend und sehr bequem ist.
Das es jetzt auch ein echtes Problem für meinen Lieblingsbaum, die Esche, zu geben scheint, wusste ich bisher nicht. Ich hoffe mal, dass es nicht wie bei den Ulmen endet.
Gruß
Ernst