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Maschinen neu lagern

Verfasst: Do 3. Mai 2007, 13:26
von Heinrich Werner

Hallo Maschinenexperten, vor Anschaffung von Neugeräten ist mir immer darin gelegen, zu versuchen, die alten Schätzchen zu erhalten, auch wenn dies oft wirtschaftlich wenig sinnvoll ist. Meine Scheer HM 16 z.b. "eiert" inzwischen etwas, d.h. wenn ich eine Stahwelle von 100 cm in die Spannzange einführe, schlackert sie am Ende um ca. 3 mm. Bei meiner Ständerbohrmaschine (Quantum...ich weiß, kein Spitzenprodukt...;-))eiert am Ende der Bohrer inzwischen auch um ca. 1 mm (je nach Bohrerlänge auch mehr). Beide Maschinen sind aber einfach und übersichtlich aufgebaut und die Lager müßten sich wohl mit Durchschittsfertigkeiten tauschen lassen. Frage also an die Experten, was man dabei beachten muß: 1.) Braucht man Abzieher für die Lager oder kann man sie vorsichtig, mit einem Holzhammer ggf., "rauskloppen"? 2.) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lagertausch nichts bringt, weil z.B. auch die Welle etwas krumm geworden ist? 3.) Ist beim Tausch, insbesondere dem Einbau der neuen Lager (sind wohl alles Normateile?) etwas Besonderes zu beachten?

Danke für Eure Tipps!

Heinrich




Re: Maschinen neu lagern

Verfasst: Do 3. Mai 2007, 14:02
von justus

guude,

ein abzieher macht die arbeit einfacher, aber meistens lässt sich die sache auch vorsichtig "rausklopfen".
viel riskierst Du nicht, die lager sind sehr preiswert, ein versuch ist es meist wert. allerdings sollten die kohlen und der kollektor vorher kritisch betrachtet werden.
bei nicht nachzuschmierende kugellagern sollte die wasserdichte ausführung gewählt werden, die kosten kaum mehr als die staubdichten, sind jedoch wesentlich besser gekapselt.

gut holz, justus.




Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Do 3. Mai 2007, 14:03
von Jockel

Hallo Heinrich
1.) Braucht man Abzieher für die Lager oder kann man sie vorsichtig, mit einem Holzhammer ggf., "rauskloppen"?

Das lässt sich leider nicht Pauschal sagen. Es gibt viele Möglichkeiten ein Wälzlager zu befestigen (manche befestigen es auch gar nicht). Bei einer Befestigung mit einer sog. Wellenmutter benötigst du einen speziellen Schlüssel zum Lösen der Mutter. Oftmals sind Wälzlager auf Wellen aufgeschrumpft (Lager werden erhitzt und Welle gekühlt). Bei Lagern die am Innenring eine Umfangslast haben wird der Innenring immer aufgeschrumpft, wenn dies nicht gemacht wird fängt der Innenring auf der Welle an zu "wandern". Bei Punktlasten auf den Innenring wird dieser in der Regel lose verbaut.
Wenn ein defektes Lager auf der Welle so fest sitzt das du es mit einem Abzieher lösen musst solltest du dir auch überlegen wie du das neue Lager auf die Welle bekommst.
Sollte das Lager nur mit dem Innenring festsitzen kannst du es auch herausklopfen, vorsicht das der Welle dabei nichts passiert. Beim Einau kannst du ein Rohr mit Innendurchmesser >Welle nutzen und damit allerdings NUR DEN INNENRING auf die Welle hämmern. Sitzt das Rohr auf dem Außenring auf ruinierst du dir gleich dein neues Lager.


2.) Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Lagertausch nichts bringt, weil z.B. auch die Welle etwas krumm geworden ist?

Das lässt sich sehr leicht feststellen. Wenn du an der Welle "wackelst" und sie Spiel hat ist das Lager hinüber oder ein falsches eingebaut oder die Toleranzen an Welle/Gehäuse stimmen nicht. Wackelt nichts und du hast mit einer messuhr trotzdem einen Ausschlag an der Welle dann ist die Welle krum.


3.) Ist beim Tausch, insbesondere dem Einbau der neuen Lager (sind wohl alles Normateile?) etwas Besonderes zu beachten?

Ja es sind alles Normteile, kein Hersteller baut sein eigenes Wälzlager, dazu hat er u.a. gar nicht das Wissen.
Auf den Lager stehen Bezeichnung z.b. 6006 das ist eine Angabe über Größe und Belastbarkeit des Lagers diese musst du deinem Werkzeughändler mitteilen damit der weiß welches Lager du brauchst.
Einbauhinweise:
Innenring fest auf Welle: Das Lager nur über den Innenring auf die Welle treiben (z.b. Rohr).
Aussenring fest im Gehäuse: Das Lager nur über den Aussenring auf die Welle treiben (z.b. Rohr).

Die Hersteller kochen auch nur mit Wasser also einfach mit gesundem Verstand ans Werk dann ist die Sache meistens recht einfach.




Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Do 3. Mai 2007, 22:44
von Heinrich Werner

Danke erstmal für Eure Tipps. Bei unseren Holzbearbeitungsmaschinen (Oberfräsen, Bohrmaschinen) werden die Lager doch wohl mit dem Innenring festsitzen....oder sehe ich das falsch? Und noch eine Frage: Würde es die Arbeit erleichtern, wenn ich die Maschine (mit Welle) in die Kühltruhe lege und die Lager in den Backofen? Ich meine das ernst...! (---> natürlich nur wenn die bessere Hälfte außer Haus ist).:-)



Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Do 3. Mai 2007, 23:20
von Jockel

Falls die Lager wirklich aufgeschrumpft sein sollten würde das natürlich helfen.
Beim Montieren muss es jedoch sehr schnell gehen (alles schonmal bereitlegen), da der Temperaturunterschied durch den hohen Wärmeleitkoeffzienten von Stahl sehr schnell abgebaut wird.

Falls du Lager nimmst du Abgedichtet sind solltest du dich auf jeden Fall vorher informieren wie stark du das Lager erhitzen darfst. Die Gummilippen der Abdichtung könnten schaden nehmen bei hohem Temperaturen.

Gruß
Jockel



Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Fr 4. Mai 2007, 01:59
von t.ost

Hallo Heinrich

Die Maschine hat 3 Kugellager DIN 625 lt Ersatzteilliste
davon haben Zwei eine Grösse.
Mit dem erwärmen bzw erkalten kannst du
nichts verkehrt machen,ob es funktioniert?

ps die Lager kosten zusammen ca 50€(Originalersatzteil)
Da lohnt es sich schon nach Ersatz Ausschau zu halten.

Viel Erfolg bei der Suche nach einem Dealer und beim Einbau.

Ein wirklicher Hammer die HM16,hab leider nur die
kleinere Schwester davon,die HM14.

Gruss Thomas




Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Fr 4. Mai 2007, 11:40
von Georg

Also 100°C sollten die Lager schon aushalten, denn schließlich werden die Lager im Betrieb ja auch recht warm. Da man moderne Backöfen auf 5°C genau regeln kann, sollte es da keine Schwierigkeiten geben, wenn man z.B. auf 90°C stellt.
Was das Kühlen betrifft: Eine Oberfräse in die Kühltruhe zu stellen dürfte keine Schwierigkeiten bereiten, aber eine Ständebohrmaschine?



Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Fr 4. Mai 2007, 12:58
von Walter Heil

Hallo,

das Verfahren, mit Temperaturunterschieden ein Kugellager auf eine Welle aufzuziehen, habe ich schonmal in den frühen 60ern probiert, und zwar mit der Lötlampe und einem Kältegemisch aus Trockeneis und Aceton. Es funktionierte wunderbar bis zu den letzten 5mm. Dann war Schluss. Kleinlaut ging ich zum Motorradmechaniker (das fragliche Stück war eine Kurbelwelle einer DKW RT175), der nahm das Ding, ein Rohrstück und ein Handfäustel und klopfte das Lager am Innenring mit ein paar Schlägen drauf. Wenn ich daran zurückdenke, freue ich mich, wenn Andere auch sowas probieren wollen...

Nur Mut! und Gruß, Walter



Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Fr 4. Mai 2007, 13:21
von HELLE

Hallo alle zusammen,

wäre es nicht fair, zu sagen, das man beim Eintreiben Messing, zum Schlagen oder als Rohr nehmen soll.

Ich habe für so spezielle Sachen einen 400 gr. Messing-Hammer.
Wurde mal genommen, um Munitionkisten zuzunageln (Funkenflug).

Gruß, Helle



Übrigens: Der Stiel ist deshalb so "kurz", weil ich nicht so "lange" mit ihm arbeite ;^>




Re: Wälzlager einbauen / ausbauen

Verfasst: Fr 4. Mai 2007, 13:29
von Heinrich Werner
[In Antwort auf #33418]
Hallo Walter...an sowas ähnliches kann ich mich auch erinnern: Ein alter BMW 02, bei dem ständig die Excenterschrauben der Ankerplatten (für die Bremsen)festsaßen....nichts half, nur die Schraubenköpfe wurden immer runder...:-( Dann kam der Meister mit einem Schweißgerät, punktgenau und für einige Sekunden das Teil erwärmt ...dann gings wie Butter. Aber solche Meister gibt es nicht mehr, heutezutage würde die halbe Achse getauscht werden denke ich. Ich denke auch nicht, dass bei Scheer (bzw. Fa. Koch) jemand raten würde, bei einer 15 Jahre alten Maschine die Lager zu tauschen. Aber uns macht´s ja Spaß, v.a. mit fachkundiger Hilfe aus dem Forum!
@Georg:Ständerbohrmaschine komplett in die Kühltruhe könnte in der Tat Ärger mit der Regierung geben, aber das Oberteil müßte sich dort diskret versenken lassen....könnte es ja als Schweinehälfte deklarieren...:-)