Adirondack, Douglasie und Holzbau (Achtung lang)
Verfasst: Fr 27. Okt 2006, 12:32
Hallo,
vor einiger Zeit stellte ich hier einige fragen zum Terrassenbau und zu Douglasie im
Vergleich zu Lärche. Nach all diesen Fragen wollte ich auch praktische Versuche mit
Douglasie machen. Ich wollte eigentlich eine Bank bauen, es ist dann aber doch ein sog.
"Adirondack Chair" geworden.
Meine Erfahrungen, die ich dabei mit Douglasie, einer Gestellsäge und dem Hozlbau gemacht
habe möchte ich euch in diesem Bericht schildern. Vielleicht kann das Eine oder Andere
hilfreich sein.
Am Anfang stand eine 6,5 Meter lange Douglasie Bohle, 55mm Stark. Beim Holzhändler wurde sie
schon mal in für mich gut zu transportierende Portionen zu ca. 2,20m Getrennt. Meine Mafell
KSP55 hatte mit dem Zerlegen der Rohware keinerlei Probleme. Das Aushobeln auf der Metabo
ADH 1626 ging sehr gut, bis sie sich wegen Überhitzung abschaltete. dies hatte folgende
Gründe: Die Messer waren schon sehr stumpf, (aber für das Douglasie wollte ich halt keine
frischen Messer verwenden) Der Motor war zugespänt und die Zustellung war dann doch zu
stark. Nach kurzer Abkühlung und Reinigung hat sie aber den Rest problemlos geschafft.
Nachdem alles gehobelt war, wurden die ersten Teile mit der Kappsäge abgelängt. Soweit alles
kein Problem. Dann ging es zum ersten mal ans Fräsen. Dabei zeigte sich dann, dass man für
Douglasie sehr scharfe Werkzeuge braucht. Ich habe mit der Oberfräse (Mafell LO50E) und
einem 16mm Wendeplattenfräser und Kopierring mit Schablone die Form der unteren Hölzer für
die Sitzfläche gefräst. Beim Fräsen quer zur Faser keinerlei Probleme, beim Fräsen genau im
Faserverlauf auch völlig Problemlos. Allerdings beim Fräsen schräg gegen die Faser sehr
problematisch, man darf nicht zu viel auf einmal wegnehmen, der Schneiddruck muss sehr
gerign bleiben. Wenn man dies aber berücksichtigt, lässt sich Douglasie gut fräsen. Aber
dennoch kann es zu Ausrissen kommen, auch wenn man sehr acht gibt.
Den kompletten Stuhlbau möchte ich hier nicht dokumentieren, nur einige Schritte, die mir
wichtig erscheinen. So auch das Stemmen und Sägen von Hand. Beim Stemmen der Zapfenlöcher
für das Gestell merkte ich schnell, dass die Stemmeisen sehr schnell abstumpfen, wenn
Hirnholz bearbeitet wird. Das kenne ich so extrem von anderen Holzarten nicht. Der
Abziehstein lag dann immer griffbereit und zwischendurch wurde immer wieder abgezogen.
Dennoch waren die gestemmten Zapfenlöcher nicht ganz sauber. Nachdem ich dann den
verwendeten Stemmeisen einen flacheren Winkel angeschliffen hatte wurde es besser. Beim
Schneiden der Zapfen stellte sich sehr schnell heraus, das eine Japansäge mit feiner Zahnung
(von Dick) nicht das richtige (wer hätte das gedacht :-) ) ist. Eine gröbere Säge von
Stanley, die ich mir mal gekauft habe taugt einfach nichts, war somit auch schnell aus dem
Rennen. Die Gestellsäge, die ich bestellt habe, wurde aber dann geliefert und was soll ich
sagen: Damit ging es am besten.
Für die Armlehne und die Verbindung mit dem Querstück habe ich mir eine
schwalbenschwanzförmige Überblattung ausgesucht. Zunächst versuchte ich diese komplett von
Hand zu machen, schwenkte dann aber auf die Oberfräse um. Da diese Überblattung sehr breit
wurde (15cm) erschien es mir mit der Maschine einfacher eine plane Fläche zu bekommen. Da
diese Eckverbindung nach dem Verleimen auch noch teilweise schräg angeschnitten werden
sollte, ist eine sehr genau gearbeitete Verbindung, auch an den Stellen, die man zunächst
nicht sieht sehr wichtig, da die beim verleimen nicht sichtbaren stellen der Verbindung ja
später sichtbar werden können, wenn die endgültige Form angeschnitten wird. Diese Verbindung
als solches stellte sich als Optimal heraus. Sie bietet einen sehr guten Formschluss, große
Leimfläche und sieht zudem noch gut aus.
Die Rundungen im Inneren der Armlehne und für die Rückenlehne habe ich mit der Oberfräse und dem Fräszirkel gemacht. Die kleineren Rundungen wurden mit der Stichsäge nach Anriss geschnitten und mit einem fest gespannten Bandschleifer verschliffen.
Die Leisten für die Sitzfläche habe ich mit Edelstahlschrauben angeschraubt. Die Leisten sind im vorderen Teil mit unterschiedlichen Radien (5mm und 10mm) abgerundet, damit sie einen besseren Übergang zueinander bekommen.
Leider hat das Holz für die Rückenlehne nicht mehr ausgereicht. 55mm wären auchein wenig zu dick gewesen. Also habe ich noch einige Reste einheimischer Lärche dafür genommen. Wenn ich mal wieder Douglasie am Lager habe mache ich diese Teile neu Dazu fehlt mir aber im Moment die Zeit. Ich habe versucht so wenig Schrauben wie möglich zu verwenden. Zum verleimen habe ich PU Leim genommen. Hier solte man unbedingt auf sehr dünne Leimfugen achten, da PU im freien gelblich wird und somit die Leimfugen sichtbar werden.
Eine Oberflächenbehandlung werde ich vorerst noch nicht durchführen, da die nach allem, was ich bisher gelesen habe nicht notwendig zu sein scheint.
Alles in Allem habe ich bei diesem Stuhl sehr viel gelernt, was ich beim Terassenbau anwenden werde. Sowohl Konstruktiv, als auch im Bezug auf die Verarbeitung von Douglasie, das nicht ganz einfach ist. Die schwalbenschwanzförmige Überblattung ist eine tolle Verbindung, die an der Terrasse sicherlich Verwendung findet (Am unteren Rahmen). Am Ende hat mich persönlich die Douglasie gegenüber der sibirischen und auch er einheimischen Lärche voll überzeugt,trotz ihrer Nachteile bei der Verarbeitung.
Bevor nun die Bilder kommen, möchte ich aber noch ein wenig Selbstkritik üben und die Punkte aufzählen, die mir selbst nicht gefallen:
1.Die Schraubenlöcher sind zu tief versenkt. Dies hat sich durch mehrmaliges ab und anschrauben noch verschlimmert.
2.Das Holz für die Rückenlehne ist nicht so schön.
3. An der Ecke der Rückenlehne/ Armlehne habe ich beim Fräsen einen Eingewachsenen Ast erwischt, der dann ausgebrochen ist.
4. Durch Anreißen auf der Falschen Seite, ist ein Ast in die Fläche der Armlehne geraten, der eigentlich nach unten kommen sollte.
5. Die Form der Rückenlehne hat mich noch nicht ganz überzeugt.
Aber so schlimm kann das alles nicht sein, denn meine Frau möchte jetzt gleich noch zwei haben. Einen für die spätere Terrasse und einen fürs Wohnzimmer, den aber etwas feiner gearbeitet, aus Buche und mit Polstern.
Hier dann noch die Bilder
Das Rohmaterial

Die Eckverindung in Natura

Die Eckverbindung schematisch

Der fertige Stuhl von vorne...

... und von der Seite

Am Schluss habe ich noch zwei Buchempfehlungen zum Thema Holzbau:
Holzbauteile richtig geschützt. Langlebige Holzbauten durch konstruktiven Holzschutz von Bernhard Leiße ISBN: 3871813567
Sowie:
Das Holzbau-Buch (1909) von Adolf Opderbecke ISBN: 3878707193
Gruß
Heiko