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Besorgen von Holz
Verfasst: Do 11. Mär 2004, 13:55
von Walter Heil
Hallo zusammen,
im Forum gibt es ein paar Leute, die ihr Holz wenigstens teilweise dadurch besorgen, dass sie ganze Stämme kaufen und diese zu Bretter/Bohlen sägen lassen. Ich mache dies auch seit vielen Jahren, weil der Wunsch, mal was aus heimischen und wirklich schönen Obsthölzern zu schreinern, schnell an den Preisen im Holzhandel scheitert. Hier meine Erfahrungen. Vorweg: ich wohne in Süddeutschland auf dem Lande in einem Einfamilienhaus; in der Stadt sind die Möglichkeiten eher bescheiden. Man braucht leider etwas Platz zum Lagern. In unserer Gegend sind gottseidank Streuobstwiesen noch keine Mangelware und da gibt es immer wieder Leute, denen ein Baum im Weg ist und den sie unbedingt weghaben wollen. Viele von diesen Leuten haben nicht mehr im Sinn mit dem Holz, als es in den Ofen zu schieben. So sind sie relativ einfach davon zu überzeugen, dass sie sich mit dem Preis für ein, zwei Ster Buchenholz von dem Baumstamm trennen. Obstbäume sind oft so gezogen, dass nach einem astfreien Stamm von 1-3m mehrere Äste sich verzweigen. Da bilden sich gerne Wassertaschen, die von dort ausgehend zu Faulstellen im Stamm führen. Einen Stamm sollte man auch erst kaufen, wenn er liegt. da sieht man wenigstens, ob die Schnittstellen in Ordnung sind. Ganz sicher ist man erst, wenn er aufgesägt ist. Trotzdem kann es sich sehr lohnen, den Stamm vor dem Sägen gründlich zu untersuchen, denn überwucherte Äste (manchmal sogar Stacheldraht) führen zu verminderter Qualität und Spechtshöhlen, besonders wenn sie mit Beton ausgefüllt sind, tragen zu allgemeiner Freude bei. Übrigens auch Granatsplitter, wenn sie denn beim Sägen gefunden werden. Am Rindenverlauf ist , besonders oft bei Birnenbäumen, Drehwuchs zu erkennen. Da sollte man die Finger weglassen, es sei denn, man will statt eines Möbels ein Hygrometer bauen. Nussbäume wachsen in unserer Gegend sehr schnell. Ich habe schon einen Nussbaum mit knapp 35cm Durchmesser gesehen, der war grade mal 32 Jahre alt und völlig ohne Kernholz. Neben den Ostwiesen als Holzlieferant ist auch der Wald zu beachten, denn Wildkirsche (Vogelkirsche) ist ein sehr schönes Holz. Der Stamm ist (in meiner Gegend) heller als das der Süßkirsche, länger, oft über 5m, aber von Anbeginn nicht völlig astfrei. Wenn's geht einen möglichst dicken Stamm nehmen, dann sind die Äste im unteren Stammteil ganz nah am Herz und herznahes Holz schmeist man eh weg. Ein Besuch beim Förster macht einiges möglich. Esche und Ahorn sind ja auch nicht schlecht und, wer's mag, auch Eiche. Ein PKW-Anhänger und jemand, der einen Traktor mit Hydraulikdeichsel zum Aufladen hat, ist natürlich sehr von Vorteil. Ein zunehmendes Problem ist das Verschwinden der Kleinsäger, die großen Sägewerke machen meist keinen Lohnschnitt. Ab und zu findet sich jemand mit einer mobilen Blockbandsäge, das ist das beste, denn der kann jedes Brett mit anderen Maßen sägen. Nach dem Sägen schnell aufhölzeln, sonst kommt der Pilz und sorgt für Verfärbungen des Holzes.
Es ist mir klar, dass leider nicht jeder Holzwurm sich so sein Holz besorgen kann, aber vielleicht ist's eine Anregung für den einen oder anderen.
Gruß, Walter
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Do 11. Mär 2004, 17:24
von Dietrich
Hallo Walter,
auch über dem Weißwurst-Äquator (Main) gibt es Streuobstwiesen, im Vordertaunus sogar sehr viele. Das Problem ist, man erfährt oft zu spät wenn ein Baum fallen soll, dann findet man oft nur noch Stammstücke, wenn es dann ein 65x180cm Kirschbaum ist ärgert man sich.
Jedoch gelang uns die Sondierung von mehreren Kirschbaumstämmen, einem Nuß und einer 4m langen und 55cm Durchmesser messenden Birne, von, wie uns der Sägewerksbetreiber versicherte, außergewöhnlich guter Qualität. Letzter liegt jetzt 4 Jahre in 40mm Bohlen:-)
Gruß Dietrich
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Do 11. Mär 2004, 17:49
von Volker Hansen
Hallo Dietrich, sabbersabber..... herzlichst Volker
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 16:55
von Dieter Macher
Hallo Walter, hallo Dietrich....
Hier bei mir im Großraum Erlg/Nbrg verhält es sich ähnlich. Es gibt zwar hier auch in den ländlichen Gegenden überdurchschnittlich viele Streuobstwiesen,( fränkische Schweiz ) allerdings werden keine Flugblattaktionen gestartet, wenn hier und da Obstbäume größerer Dimensionen gefällt werden. Auch ich hatte vor einem und vor zwei Jahren Glück und konnte mir äußerst günstig zwei große Zwetschgenstämme, einen starken Birnenstamm und vier Kirschenstämme "sichern". Zwei etwas schwächere Apfelstämme gingen als Beilage auch noch mit.
Die Krönung jedoch war ein halbweg vernünftiger Mirabellenstamm am Anfang des Jahres.
Ich denke, wenn man mit halbwegs offenen Augen und Ohren durch´s Land geht findet man immer wieder Möglichkeiten an " gute Obstler" ran zu kommen.
Noch ein Tipp für alle "Städter": "Pflegt" eure Beziehungen zum Grünflächenamt bzw. zu den Arbeitern, welche in euren Stadtparks usw. die Grünpflege durchführen. Oftmals bekommt man für ein kleines Trinkgeld auch schon verwertbares " Sonderholz", welches beim Holzhändler/Sägewerker sehr teuer wäre, oder erst gar nicht zu bekommen ist, wie z.B. Platane - Blut-Pflaume usw.
Hier stellt sich allerdings mir die Frage, in wie weit es mit der Weiter-Verwertung von "Friedhofsholz" steht. Ich persönlich habe da große Skrupel, und rühre solches Holz aus Pietätsgründen nicht an. Selbst wenn´s sich´s z.B.um nen´schönen Nußbaum handelt.
Wie sieht eure Meinung zu dem Thema " Friedhofsholz" aus?
(Also Holz, welches von Friedhofsbäumen stammt )
Gruß Dieter M.
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 18:01
von Stefan Wagner
Wie sieht eure Meinung zu dem Thema "Friedhofsholz" aus?
Bedenken im negativen Sinne habe ich keine. Friedvoller gewachsenes Holz kann es ja fast nicht mehr geben.
Gefühlsmäßig würde ich dem wohl Rechung tragen wollen und solches Holz, wenn ich es denn wüßte, wohl eher für "gehobenere" Zwecke einsetzen.
Grüße
Stefan
Re: Besorgen von Holz/ Friedhofsholz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 18:04
von Dieter Macher
Hallo Stefan,
Kannst du mir ein Beispiel für solch einen "gehobenen Zweck" nennen?
Dieter M.
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 18:04
von Walter Heil
[
In Antwort auf #2252]
Hallo Dieter,
das letzte zuerst: ich nehme an, dass es sich nicht um Grabbepflanzungen handelt, sondern um "Parkbäume", die im Friedhofsgelände stehen, um im Sommer Schatten zu spenden und den Friedhof zu verschönern. Wenn da, aus welchen Gründen auch immer, welche gefällt werden, hätte ich da keine Probleme mit. Ich habe vor einigen Jahren mal eine gebrauchte Motorsäge gekauft und beim Verkaufsgespräch stellte es sich heraus, dass diese einem jungen Förster von ca. 35 Jahren gehörte, der Selbstmord begangen hatte. Hätte ich die Säge nicht kaufen sollen?
Was mich noch interessieren würde: gibt es keine Wildkirschen in Euren Wäldern? Was ist mit Esche, Ahorn? Nach meiner Erfahrung sind Förster durchaus kooperativ.
Gruß, Walter
Re: Besorgen von Holz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 18:21
von Dieter Macher
Hallo Walter,
Wildkirsche ist bei uns eher seltener zu finden - Esche und Ahorn bekomme ich problemlos trocken,in bester Qualität & in der von mir gewünschten Abmessung von einem befreundeten Cellobauer aus dem Nachbarort.So habe ich z.B. vor ca. acht Monaten einige schöne Bretter "geflammter Esche" von ihm bekommen.
Ich habe zwar immer ein Auge auf gute Obstler, ( Kirsche reicht aber mittlerweilen.......) bin aber zusätzlich auf der Jagd nach ausgefallenen Garten-Zierhölzer, auch in Baumform wie z.B. den Thujabaum ( thuja orientalis usw...)Bei den reinen Ziergewächsen habe ich zufällig einmal ein Stück Feuerdorn bekommen und vorgedreht, eine echte Augenweide. Optisch kaum von diversen Palisanderarten zu unterscheiden.
Ich möchte jetzt keine Diskussion über eine Top-Tenliste der Obsthölzer
" lostreten " - aber für mich persönlich spielt die Zwetschge und die Mirabelle ganz oben mit. Pfirsichbäume sollen ja zuweilen bei uns auch wachsen - habe ich aber noch nie stehen sehen. Pfirsichholz kenne ich nur als Muster aus meiner Sammlung - ein kleines Stück Ast.Desweiteren würde mich z.B. auch der Pistazienbaum & der Orangenbaum interessieren, wächst aber bei uns nicht.
Aufstockungswert ist auch noch mein Vorrat an Eberesche - dies stellt allerdings kein Problem dar - ebenso wenig wie Holunder - bei Flieder siehts schon wieder ganz anders aus.
Sicherlich meine ich die "Parkbäume", welche auf den Friedhöfen ( oftmals bedenklich nahe an Gräbern ) stehen.
Die Motorsäge von dem Förster hätte ich auch gekauft - er wird sich ja wohl kaum mit dem Ding das Leben genommen haben - und wenn doch - na und?!
Gruss Dieter M.
Re: Besorgen von Holz/ Friedhofsholz
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 18:59
von Stefan Wagner
[
In Antwort auf #2255]
Hallo Dieter,
ein Beispiel wären die Notenständer fürs Gemeindehaus, die Berthold Cremer auf deiner Homepage vorstellt. Das fände ich für "Holz vom Gottesacker" eine angemessene Verwendung. Vielleicht mag Christof Hartge als berufener Fachmann auch noch etwas dazu sagen.
Aber wie ich jetzt etwas weiter unten im Thread gelesen habe, hast Du die Frage wohl unter einem ganz anderen Aspekt, nämlich einem biologisch/chemischen, gemeint.
In erster Überlegung würde ich das als unbedenklich einstufen. Der in Gräbern ablaufende biologische Prozess ist grundsätzlich im Wald in gleicher Form vorhanden. Und selbst die Mengen an Schwermetallen und Pestiziden, die ein Mensch im Laufe seines Lebens aufnimmt, ist in ihrer Summe toxikologisch wohl eher unbedenklich. (Das mag jetzt alles etwas makaber klingen, ist aber bei einer sachlichen Auseinandersetzung mit der Frage leider nicht zu umgehen.)
Grüße
Stefan
Re:Friedhofsholz/ Holz vom Gottesacker
Verfasst: Fr 12. Mär 2004, 19:13
von Dieter Macher
Guten Abend Stefan,
Ich lag also mit meiner ( hier nicht nieder geschriebenen )Vermutung schon richtig, das Du bei der Bezeichnung " gehobenen Verwendungszweck" eine Anwendung bzw. Verwendung solchen Holzes im kirchlich - religiösen Bereich gemeint hast.Was den biologischen/chemischen Aspekt betrifft, lag ich auch nicht verkehrt. Ich versuche mich mal so vorsichtig wie möglich auszudrücken:
bei der Verwesung der menschlichen Überreste zersetzten wir uns ja alle mal früher oder später auch in Mineralstoffe,Flüssigkeit und sonstige Bestandteile.
Diese Substanzen weden doch auch von Bäumen über das Wurzelwerk wieder aufgenommen, oder etwa nicht? Liegt es da nicht nahe anzunehmen - vorausgesetzt, ich baue mir z.B. aus dem Nußbaumholz eines solchen in Grabesnähe gestandenen Baumes eine Truhe oder ähnliches - ich mir, wenn auch in umgewandelter Form - mit dem Holz auch etliches an Restsubstanzen längst Verstorbener Mitmenschen ins Schlafzimmer stelle? Das das Holz nicht mehr riecht ( nach Verwesung o. ä. ) ist schon klar, aber schließlich "zog" der Baum ja mal seine zum Wachstum notwendigen Stoffe aus dem Erdreich des Friedhofs ?!
Oder entbehren diese von mir hier angesprochenen Umstände jeder biologischen Grundlage und sind eher moralischer & ethischer Natur?
Gruss Dieter M.