Seite 1 von 1

Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Fr 17. Okt 2025, 23:14
von Tom Priet
Hallo zusammen,

mit welcher Holzverbindung verlängert man einen (Decken-)balken, der von oben belastet und auf dem Mauerwerk aufliegt (evtl. zusätzlich verschraut), am besten?

Nach schneller Recherche habe ich folgende Verbindungen gefunden, die sich eignen:
- Storchenschnabel (mit zusätzlichen Zapfen)
- Schräges Hakenblatt (mit zusätzlicher Verschraubung)

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 00:32
von MaxS
Hallo Tom,

ich habe in solchen Fällen (Balken liegt durchgehend auf der Mauer auf) schon mehrfach ein gerades Blatt von Zimmerern ausgeführt gesehen, das dann mit einigen Holzbauschrauben ("Tellerkopfspax") zusätzlich gesichert wurde. Das scheint zu funktionieren, auch wenn es nur mit der Motorsäge geschnitten wird, was in der Praxis wohl nicht selten vorkommt.

Bitte beschreibe die Situation noch genauer (evtl. mit Fotos), vielleicht habe ich die Anwendung ja auch nicht richtig verstanden. Ggf. ist ja auch Platz, um die Verbindungsstelle beidseitig zu verstärken etc.

Gruß
Max

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 14:26
von Bernd Grunwald
Hallo Tom,

Deckenbalken liegen oft nur am Anfang und am Ende auf einer Wand (bzw. Mauer) auf. Zwischen den beiden Auflagern werden sie auf Biegung beansprucht. Wenn das bei dir auch der Fall ist, kannst du die beiden Verbindungen vergessen. Sie sind gut für die Verlängerung von Stützen und Pfosten usw. geeignet, aber nicht für Biegebalken. Sie können nämlich so gut wie keine Biegemomente aufnehmen.

Anders sieht es aus, wenn der Deckenbalken auf seiner ganzen Länge auf einer Mauer aufliegt. In diesem Fall wird er nicht auf Biegung beansprucht, und eine einfache Blattverbindung - wie Max es bereits vorgeschlagen hat - wäre vollkommen ausreichend. Aus statischer Sicht könnte man hier sogar ohne Holzverbindung verlängern (wenn keine Quer- oder Normalkräfte übertragen werden müssen).

Wichtig ist in jedem Fall, dass die gewählte Verbindung die an der Verbindungsstelle vorliegenden Schnittkräfte etc. sicher übertragen kann.

Gruß
Bernd

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 19:55
von Tom Priet
Hallo ihr zwei und danke für die Antworten!

Hier eine schematische Skizze:
IMG_5997.jpeg
IMG_5997.jpeg (3.73 MiB) 202 mal betrachtet
Dass der Storchenschnabel evtl. nichts ist, verstehe ich - mit dem Hakenblatt werden zumindest auch Pfettenbalken verlängert- kann natürlich trotzdem sein, dass es für meinen Anwendungsfall zu schwach ist.

Jetzt ist die Frage: wie geht es trotzdem? :D

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Sa 18. Okt 2025, 22:31
von Heinz Kremers
Hallo,

weiter geht es trotzdem mit Eisen, evtl auch mit Holz.

Rechts und links ein Flacheisen anschrauben, je nach Belastung auch Bretter. Aber da sollte ein Statiker was zu sagen/rechnen.

Gruß
Heinz

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: So 19. Okt 2025, 00:42
von Stefan Krieger
Moin,

grundsätzlich hat Bernd natürlich vollkommen Recht, dass das schräge Hakenblatt nur Kräfte in Längsrichtung übertragen kann. Aber durch zusätzliche Verschraubung (einfach mit einigen Bolzen und dicken U-Scheiben, oder auch mit den genannten Tellerkopfspax oder ...) entsteht meines Erachtens durchaus eine Verbindung, die auch Biegemomente übertragen kann. Und Tom weist ja selbst schon daraufhin, dass das schräge Hakenblatt bspw. bei Pfetten durchaus verwendet wird.

Schöne Grüße
Stefan

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: So 19. Okt 2025, 15:09
von Konrad Holzkopp
Guuden,

die zwei Balken durch einen durchgängigen ersetzen, alles andere wäre fahrlässig.
Oder einen Pfosten unter eine geeignete Verbindung.

Gut Holz!
Justus

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: So 19. Okt 2025, 15:20
von Bernd Grunwald
Hallo Tom,

danke für die Skizze. Es handelt sich hier um den Normalfall: Balken auf zwei Stützen. Es ist ein klassischer Biegebalken. In der Mitte (zwischen den beiden Auflagern) ist das Biegemoment am Größten. Genau dort liegt aber die Schwachstelle: der Balkenstoß. Die beiden von dir vorgeschlagenen Verbindungen kannst du vergessen (die dürfen liegend nämlich nur im Momentennullpunkt eingebaut werden, aber nicht an der Stelle, wo das Biegemoment am Größten ist). Ich würde dir raten, die beiden kurzen Balken gegen einen neuen, entsprechend langen Balken auszutauschen.

Mit zwei Flacheisen an der Seite (Vorschlag von Heinz) ist es auch nicht getan. Wenn überhaupt eine Verbindung an dieser Stelle, dann sollten die Flacheisen nicht an der Seite, sondern eins oben drauf und eins von unten angeordnet werden. Das Biegemoment an dieser Stelle muss in ein Kräftepaar umgerechnet werden, und für die Zugkraft (unten), sowie für die Druckkraft (oben) muss nachgewiesen werden, das die Flacheisen (es können stattdessen auch Bretter sein) mitsamt zugehöriger Verschraubung im Balken hinreichend tragfähig sind. Wenn du nicht weißt, wie man sowas berechnet, dann rate ich dir, die Finger davon zu lassen und - wie oben bereits gesagt - den Balken nicht zu verlängern, sondern komplett auszutauschen. Das ist allemal billiger als einen Statiker mit der Dimensionierung der Balkenverbindung zu beauftragen.

Wenn du es trotzdem ohne Berechnung machen willst, dann nur mit einer anschließenden Belastungsprobe. Dabei kann es allerdings passieren, dass deine Konstruktion versagt. Wenn sie unter der vorgeschriebenen Nutzlast hält und sich nicht stärker durchbiegt als der durchgehende Nachbarbalken unter der selben Last, hast du alles richtig gemacht und kannst weiter bauen.

Gruß
Bernd

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: So 19. Okt 2025, 15:21
von Bernd Grunwald
Danke, Justus. Das ist auch meine Meinung.

Gruß
Bernd

Re: Längsverbindung eines Deckenbalkens

Verfasst: Mo 20. Okt 2025, 16:30
von Fabi
Moin zusammen :-)

Es gibt durchaus Möglichkeiten einen Balken zu verlängern. Manch eine kommt einem durchgehenden Balken auch statisch ziemlich nahe.
Balken verlängern ist recht üblich - entweder, weil es kein Vollholz in der benötigten Länge gibt, oder, weil es (bei Renovierung, Restaurierung oder Sanierung) schlicht nicht möglich ist, einen Balken in voller Länge an seinen Platz zu bringen.

Soll es 'schön' werden würde ich an das schon angesprochene Hackenblatt denken - dann allerdings die asiatische Wariante, bei der die Verbindung nicht flach, sondern hochkant ausgearbeitet wird. Eine solche Verbindung kann durchaus auch auf Last beansprucht werden.
(die asiatische, weil sie bei Last von Oben stabiler ist, als die Europäische. Sie hat aber den Nachteil, dass der Keil von oben / unten eingeschlagen werden muss, was nicht immer (z.B. bei einer blockwand) möglich ist.

Ist die Optik nicht so wichtig käme mir ein selbstgebauter 'Leimbinder' in den Sinn. Einfach mehrere Lagen Bretter zu einem Balken zusammenfügen. Auch hier würde ich die Bretter der Stabilität halber hochkant verbauen und darauf achten, dass die Stösse immer schön versetzt sind. Statt zu schrauben würde ich hier eher nageln. Und wenn es die Möglichkeit (Hobel) gibt, dann kann so etwas auch zusätzlich geleimt werden. Ein solches Gebilde kommt einem durchgehenden Balken aus statischer Sicht sehr nahe. Wenn er sogar noch geleimt ist, dann würde ich ihn einem Balken als überlegen einstufen.

Es kommt drauf an, was oben auf diesem Balken sitzen soll. Ein Kindergarten oder ein Schwimmbad? Dann würde ich einen Statiker mit ins Boot holen. Ein Speicher oder ein Schlafzimmer bei mir zuhause? Da würde ich auf bürokratische Verkomplizierungen verzichten und mich auf eher pragmatische Einschätzungen verlassen - z.B. den fertigen Balken auf zwei Böcke stellen und mal darauf stehen/springen/herumtrampeln - das empfinde ich viel aussagekräftiger als irgendwelche Zahlen.

Einen konstruktiven Abend in die Runde,
Fabien