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In Antwort auf #155436]
Hallo Andreas (und alle anderen :)
"Der Borkenkäfer"
Er hat in Deutschland schon für viele Schlagzeilen gesorgt
Dabei gibt es "den Borkenkäfer" nicht. Es gibt eine Unterfamilie der Rüsselkäfer, die Borkenkäfer. Allein in Europa leben meines Wissens 200 bis 300 verschiedene Arten. Manche von ihnen (z.B. der Buchdrucker), haben hier und da grossen wirtschaftlichen Schaden angerichtet. Allerdings wohl nur dort, wo der Mensch nicht angepasste Baumarten (an)gepflanzt hat. War dies nun Schaden oder Hilfe und Anstoss unsere Forstwirtschaft neu zu überdenken..?? Fakt ist, das "der Borkenkäfer" regelmäßig als "Horror" instrumentalisiert wurde/wird. Dies hat aber weniger mit Wald, Holz oder Werken zu tun, sodern eher mit Politik und soll deswegen in diesem Forum nicht besprochen werden. Wer aber Interesse an diesen sehr interessanten Insekten hat, es gibt spannende Berichte z.B. vom Bayrischen Wald dazu. Dort ist es zu Diskussionen gekommen, in denen er auch als "Teufel" instrumentalisiert wurde, die irgendwie schon eher nach Religion gerochen haben, nein auch dies kein Thema für dieses Forum :)
Alles wovon in diesem Beitrag geredet wurde hat mit der Familie der Borkenkäfer oder dem Buchdrucker nichts zu tun. Borkenkäfer leben wie der Name schon sagt von der Borke, meist vom Kambium. Für das Holz selbst interessieren sie sich im Allgemeinen nicht, sie können es nicht für ihren Stoffwechsel verwerten.
Wenn Holz trocken ist, oder geschält, dann gibt es auch keinen Borkenkäfer mehr.
Die verwelkten Blätter der Rosskastanie zeugen von einem Befall der Rosskastanienminiermotte. Auch dieser "Horror" ist kein Horror an sich, sondern eine einfache Insektenart, die bei sich zuhause, wie jede andere Art auch sich ihres Lebens erfreut und dabei ihre ökologische Funktion erfüllt. Zum "Horror" wurde sie alleine vom Menschen gemacht: Es ist eine invasive, also importierte Art, wenn ich mich richtig erinnere aus Fernost. Sie befällt in ganz Europa Rosskastanien (sie frisst sich in die Blätter) und hat schon hier und da zu grossflächigem Sterben geführt. Interessant ist hierbei, dass auch die Rosskastanie selbst in Mittel-Europa nicht heimisch ist. Ursprünglich wuchs sie auf dem Balkan.
Welches Insekt die Löcher in den Stamm gefressen hat weiss ich nicht. Sie konnten dies aber erst tun, als der Baum schon verletzt und schwach war. Dabei erfüllen auch sie eine sehr wichtige Funktion: Sie zersetzten totes Holz. Nur mit ihrer Hilfe können im Wald Nährstoffe wieder zu Humus und so wieder für das Wachstum einer neuen Generation sorgen. Ein interessantes Bild würde entstehen, wenn wir uns einen Wald ohne sie vorstellen. Viel Brennholz hätte ich jedenfalls zur Verfügung ;-)
Hoffentlich hast Du noch nicht alles Holz verbrannt, denn wie schon erwähnt wurde, gibt es ganz einfache Tricks mit den Insekten um zu gehen. Hitze ist dabei wirkvoller als Kälte, denn alle ausserhalb der immer warmen Regionen lebenden Arten müssen auch irgendwie durch den Winter kommen. Ich arbeite gerne sehr gerne mit Holz auf welchem die Frassgänge zu sehen sind. Ich empfinde sie als sehr dekorativ - ist aber Geschmacksache.
Hoffe, dieser Beitrag kommt weder zu politisch, noch religiös an. Es war einfach ein Thema, das mich während meines Forst - Studiums unglaublich fasziniert hat. Und gerne teile ich die ein oder andere Erkenntnis und die Begeisterung für die Insektenwelt und den Wald. Es hat zwar nicht direkt mit Holzwerken zu tun, doch ergeben sich viele Probleme und Fragestellungen, wenn man sich mit den Wurzeln des Themas, die in unserem Fall im Waldboden liegen beschäftigt.
Ganz liebe Grüsse von hier, und keine Panik vor "dem Borkenkäfer" wünscht,
Fabien