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guten Abend allerseits
heute gibts mal kein selbstgebautes Werkzeug (Hobel oder Säge), sondern meinen neuen Werkstatt-Hocker. Der sollte zwar schon vor 2-3 Wochen fertig sein, aber zum Jahresende wollen komischerweise alle Kunden noch ganz schnell ihre Schränke, und dann kam noch unser 20 jähriges Jubiläum der Firma unter neuer "Bewirtschaftung" dazu.
Aber jetzt isser fertich, und hier die Geschichte:
Wir haben vor 3 Jahren einen alten Holzschuppen mit Boden und Wänden versehen und in die Werkstatt integriert, quasi eine Erweiterung durch Umbau. In dieser Ecke habe ich mir erlaubt für "spezielle Nutzung" die Inneneinrichtung etwas mitzugestalten, da steht jetzt zB die Drechselbank, viele Bohrer und Spezialwerkzeuge, ein zweiter Schraubstock, div. Kleinteile wie Schrauben, Gewindebuchsen u.a. und seit kurzem auch mein Holzlager (die kleineren Teile). Zum Sitzen habe ich mir imnmer ein Holz-Klapptritt geholt, der war aber immer zu hoch, zu unbequem und zu weit weg. Da der Boder sehr uneben geworden ist, kam nur ein Dreibein in Frage, und unter der Arbeitsfläche sind Schränke, sodas ich eher etwas breitbeinig sitze, deshalb die Idee zur Form:

Holz war im Restelager schnell gefunden; Whitewood (bei den Amis als Yellow Poplar bekannt) und Mahagoni.

Alles brav von Hand winklig und auf Dicke gehobelt und ausgemittelt verleimt. Dann habe ich nach viel gutem Zureden (ich rede manchmal mit mir selbst) auch noch die 120°-Schrägen von Hand gesägt und die Leimfugen dicht gehobelt; so ein innerer Schweinehund kann ganz schön gemein sein, wenn die Tischkreissäge nur 3 Schritte entfernt steht....

PS das Bild ist von VOR dem Hobeln!
Zum verleimen habe ich mir aus Fichtenleisten Zulagen mit Spannflächen für die Zwingen gebastelt, als kleine Hilfe habe ich zur Mitte hin jeweils einen Lamello eingefräst, dazu später mehr.


Fortsetzung folgt......

2. Teil:
Um das Bohren für die Beine zu erleichtern und aus optischen Gründen (damit die Kante schlanker wird) habe ich 3 Flächen mit ca. 10° angehobelt, die habe ich dann an der Bohrmaschine als Auflage nach unten genommen, damit ist der Wikel der Beine gleich richtig.


Und jetzt die Beine: nur rund war mir irgendwie zu langweilig, darum habe ich die Form der Sitzfläche übernommen, aber nicht so stark verrundet: den oberen und unteren Durchmesser habe ich grob nach Messschieber geschruppt, danach einen flachen Bogen relativ frei nach Augenmaß gedrechselt und bis 240 Korn geschliffen.

Das Ganze 3x und dann ab auf die Hobelbank. Dort dann je drei Flächen so angehobelt, das noch ein deutlicher Streifen der gedrechselten Rundung stehen blieb, dabei half ein gerade erstandener 60°-Anschagwinkel sehr für eine gleichmäßige Optik. Kleine aber sehr interessante Nebenbemerkung: Da ich 2 Mahagoniesorten gemischt habe (hätte sonst nicht gereicht) habe ich SEHR deutliche Unterschiede in der Bearbeitbarkeit festgestell. Währen die eine Sorte (die dunklere - vermutlich Khaya) trotz scharfem Eisen sehr zum krümeln neigt und nur sehr faserige Späne herauskamen, war die hellere Sorte sehr angenehm zu hobeln, super glatte Flächen und schöne feine Späne. Sollte ich mal ein größeres Projekt mit diesem Holz planen, werde ich auf jeden Fall versuchen, die zweite Sorte zu bekommen.


Und so sah die Rohform nicht verleimt dann aus. man erkennt sehr deutlich den angeschnittenen Lamello im Griffloch. Die Idee dazu ist mir erst nach dem Verleimen der Sitzfläche gekommen, aber da war es schon zu spät. Für das Griffloch habe ich 3 große Löcher gebohrt, den Rest "tangential" weggestemmt und dann mit der Oberfräse verrundet.
Die Sitzfläche habe ich mit dem Einhandhobel unten weiter angeschrägt, dann mit dem Schabhobel grob verrundet, dann aber doch noch mit Schleifpapier nachgearbeitet (schlechte Angewohnheit ;-) )
Für das verleimen der Füße habe ich eine kleine Spannhilfe gebaut, damit die Zwinge gerade drückt und nicht abrutscht.

Dann noch den Überstand kappen, alles schleifen und die Füße unten anschrägen und anfasen, anschließend schon 1x geölt, wird am Wochenende noch wiederholt, aber soweit ist er benutzbar:
.
Meinem Hintern gefällt er, und auch die Schräge der Beine ist ziemlich gut gelungen, die Kippelneigung ist sehr gering (ich hatte Hilfe von unserem Lehrling, der hatte mal einen mit 6° gebaut und sagte mir das wäre viel zu wenig).
Eigenlich hatte ich noch vor, die Sitzfläche vor der Montage der Beine auf die Drechselbank zu spannen und die Sitzfläche etwas auszuhöhlen, aber irgendwie hatte ich dann gar keine Lust mehr, ist aber auch so bequem genug.
Genug geschrieben, Bettchen ruft. Gute Nacht
ToFi

Ausgesprochen schönes Teil.
Wie sehen denn Deine sonstigen Möbel aus, wenn Du so etwas in die Werkstatt stellst ;-).
Wirklich sehr schön.

Danke für die Blumen.
Aber wozu Zuhause schöne Möbel??, da bin ich doch kaum.......
My Werkstatt is my Castle! ;-)
ToFi

[In Antwort auf #152520]
Hallo Torger.

dein Hocker ist wirklich sehr, sehr schön geworden. Eich echtes Schmuckstück.
Wenn die Beine fest in der Sitzplatte sitzen, kann ein dreibeiniger Hocker nicht kippeln. Das geht nicht.
Ich hatte bei meinem Hocker die Beine noch auf einem Drittel verstrebt, weil ich meinen Verbindungen nicht wirklich getraut habe.

Aber alles in allem bin ich froh, dass ich ihn habe. Ein überaus nützliches Werkstattaccesoire. Ich wünsche dir viele schöne Werkstattstunden auf deinem wunderschönen Hocker.

LG Micha

Hallo Micha und auch dir vielen Dank und schöne Tage
das Kippeln bezieht sich auf die Steilheit der Beine, wenn sie zu senkrecht stehen, ist die Grundfläche zu klein.
Dann kippelt zwar nicht der Hocker, aber der Benutzer bei der Gewichtsverlagerung.
ToFi