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Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 15:27
von Dirk Baltzer

Ein kurze Frage ans Forum,

ich habe ein Sammelsurium an Stemmeisen, mit denen ich Zapfenlöcher aller Art stemme. Das hat sich im Laufe der Zeit so einiges angesammelt. Das Stemmen gelingt auch einigermaßen. Jetzt gibt es die speziellen Lochbeitel bei Dieter von Veritas - zwar nur in inch, aber das wäre mir egal.
Sollte man da mal umstellen, bzw. hat jemand Erfahrung mit Lochbeiteln im Unterschied zu den normalen Stemmeisen?

Viele Grüße
Dirk


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 19:38
von Micha P

Hallo Dirk,

Lochbeitel sind deutlich robuster als Stemmeisen. Vorteil durch die tiefe Klinge - es ergibt sich eine bessere Führung insbesondere in schwierigen Hölzern. Nachteil, sie dringen schwerer ins Holz ein, aber durch die größere Materialstärke kann man auch kräftiger zuschlagen. Ich habe 3 Locheisen, setze sie aber deutlich weniger als normale Stechbeitel ein. Mein Fazit - sie sind für mich kein "must have".

LG Micha


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 19:52
von Volker Hennemann

Hallo Dirk,

der wesentliche Unterschied der Lochbeitel zu herkömmlichen Stemmeisen ist, dass man mit ihnen auch Hebeln kann.
Stemmeisen biegen sich durch.
Wenn man oft Zapfenlöcher stemmt sind Lochbeitel interessant.
Ob die von Veritas nun begehrenswerter sind als die japanischen (Mukoumachi Nomi) muss jeder für sich entscheiden.
Da Lochbeitel in der Regel deutlich seltener zum Einsatz kommen als normale Stemmeisen, würde ich den stolzen Mehrpreis der Veritas nicht akzeptieren.
Aber manchmal verliebt man sich halt spontan in ein Werkzeug......... und das kann ich nachvollziehen. Dann ist das Geld besser angelegt als zur Zeit auf der Bank. ;-)

Gruß
Volker


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 22:44
von Michael Krämer
[In Antwort auf #152386]
Hallo Dirk,

ich habe mir einen Lochbeitel gekauft weil es eben hiess man solle mit einem normalen Stemmeisen nicht hebeln. Ich habe es beim Stemmen der 12cm tiefen Zapfenlöcher für meine Werkbank verwendet. Allerdings kein Veritas, ist ein Narex.

Ich bin von dem Beitel nicht sehr überzeugt. Er mag zwar schon in gewisser Weise robuster sein, aber er ist auch schwerer ins Holz zu treiben sobald man nicht mehr nur an der Oberfläche ist, wie hier auch schon erwähnt wurde. Es mag durchaus auch an meiner unausgereiften Technik liegen, aber wenn ich im Loch in der Horizontalen versuche Material herauszunehmen empfand ich das mit einem ganz normalen Stemmeisen deutlich einfacher. Paul Sellers, bei dem ich mir den Werkbankbau abgeschaut habe, scheint übrigens nicht bewusst zu sein dass man mit normalen Stemmeisen nicht heben soll, er macht das einfach und es scheint nichts zu verbiegen oder zu brechen ;-)

VG, Michel


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 23:40
von Friedrich Kollenrott
[In Antwort auf #152386]
Hallo Dirk,

bei mir hängt seit ungefähr 15 Jahren ein Satz (gute) Lochbeitel an der Wand. Ich habe sie anfangs gelegentlich benutzt, weil ich meinte das müsste so sein. Seit mindestens 10 Jahren nicht mehr, Zapfenlochstemmen und Ähnliches mache ich seitdem mit Standardeisen. Die sind handlicher und ich sehe keinen Nachteil.

Grüße, Friedrich


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Fr 29. Nov 2019, 23:47
von Uwe.Adler
[In Antwort auf #152386]
Hallo Dirk,

Der Lochbeitel hat mich mit der Zeit überzeugt. Ich habe unterschiedliche Hersteller im Bestand und seinerzeit mit denen von MHG angefangen. Es ist eine Frage der Technik. Am Anfang mit dem Eisen und der Schneide die Faser trennen um in die Tiefe zu kommen, dabei ca 1-2mm zum Rist stehen lassen. Dann das Eisen um 180° drehen und mit der Fase die Holzfaser zu stauchen und somit zu trennen. Jeweils ca 3-5mm weiter vorne die nächsten Treibschläge vornehmen. Die Schneide trennt die Faser mit einem Schnitt und die Fase staucht das Holz und schert es ab. Vorsicht bei den Enden der Zapfenlöcher, dort das Werkzeug wieder drehen und 1-2mm vor dem Rist den Beitel ansetzen und mit der Fase schneiden und wieder mit gedrehtem Werkzeug zurückarbeiten. Die Millimeter zum Schluß verputzen. Im Zapfenloch kann man auch rustikalter vorgehen, da das Werkzeug stabiler als ein Schreinerbeitel ist. Wichtig ist, dass das Werkzeug immer parallel zu den Außenlinien arbeitet und scharf ist..

Meine Erfahrung ist mittlerweile, dass ich mit gutem Werkzeug arbeite und wenn ich die Technik beherrsche möchte ich das ein oder andere besondere Werkzeug. Daher rate ich erst einmal mit normalem Werkzeug die Technik und die Fähigkeiten trainieren.

Herzliche Grüße

Uwe


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: Sa 30. Nov 2019, 01:14
von Thilo_S
[In Antwort auf #152386]
Probiere die Lochbeitel von MHG aus.
Die Kosten nicht die Welt, also kein großer Verlust wenn Du feststellst, dass sie es nicht bringen (etwas nacharbeiten muss man sie schon).
Ich verwende günstige Stanley-Stemmeisen (thru-tang, d.h..durchgehend von der Klinge bis zum Knauf - übrigens wie ich feststellte "Sheffield Made"), die sind Recht robust. Damit kann man auch Mal hebeln. Kein Problem. Standfestigkeit der Klingen so Lala, aber gute Schärfe erreichbar.
In teurere Lochbeitel würde ich nur investieren, wenn das regelmäßig ansteht. Die MHG sind ganz schöne Klopper (groß). Das Handling ist gefühlt 2x zu Stemmeisen. Arbeiten kann man damit eigentlich nur effektiver, wenn es rustikal zugeht.
Ich sage es Mal so: Bist Du eher im feinen Möbelbau unterwegs, dann lass Lochbeitel links liegen. Befinden sich Deine Werkstücke in der Zimmerer-Dimension, oder am Übergang dazu... dann rate ich zu Lochbeiteln.




Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: So 1. Dez 2019, 11:13
von Friedrich Kollenrott

Hallo Thilo,

dass Lochbeitel eigentlich für "schwerere" Arbeiten zu bevorzugen wären und darum so kräftig dimensioniert sind, ist schon klar. Aber: Dafür sind sie doch zu schmal! Meine dicken Lochbeitel haben 6 bis 16mm Breite. Sowas macht kein Zimmermann, bei dem haben Zapfenlöcher so etwa 30 bis 40 mm. Mir bleibt es ein Rätsel, wofür diese Monstereisen eigentlich gedacht sind.

Vielleicht kann hier jemand dazu was wirklich Erhellendes dazu sagen.

Grüße, Friedrich
.


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: So 1. Dez 2019, 11:40
von Bert Wallraff

z.B. Schloßkästenlöcher bei Zimmertüren.

Grüße Bert


Re: Zapfenlöcher stemmen

Verfasst: So 1. Dez 2019, 12:53
von Andreas Ranogajec

Hallo Friedrich und alle anderen,...
eine richtig erhellende Antwort wird es wohl kaum, da eher simpel und schon angesprochen. Lochbeitel dienen primär der Ausarbeitung von
tieferen Löchern, wie bei Stollenverbindungen (Tisch), (durch-)gestemmten Rahmenvervindungen (Türen, Fenster, allg. Bautischlerei)etc. Die hohe
Biegebelastung und die gute Führung durch die Flanken (Dicke der Klinge) sind wohl die einzigen Vorteile gegenüber dem Stechbeitel. Durch das
verstärkte Aufkommen von Fräsmaschinen, die in einem Arbeitsgang Rahmeneckverbindungen oder Gestellverbindungen herstellen können, sind
Lochbeitel als Stemmwerkzeuge wohl eher in die 2./3. Reihie gerückt, wie ich mir vorstellen kann. Ein Nachteil ist natürlich auch das Schärfen.
Meines Erachtens nach ist der Lochbeitel auch nicht so leicht zu handhaben, weil beim Einschlagen die Schneide stärker in Richtung der Spiegel-
fläche vordringt (einseitig wirkender Keil). Beitel ohne seitliche Fase finde ich generell cooler und uriger. Ich kann mir auch vorstellen, dass die
Stemmeisen, die wir heute kennen eher spät aufkammen, vll sogar erst durch die industrielle Revolution und die Notwendigkeit der differenzierteren
Eisen -und Stahlbearbeitung. Frühe Beitel haben wohl vereinfacht gesagt die Form eines handgeschmiedeten Vierkantstahls gehabt. Aber das wissen
die Metallfreaks im Forum besser als ich!
Einen schönen Sonntag allen noch....
Andreas