Jack und Jointer - Hobelbau *MIT BILD*
Verfasst: Fr 19. Apr 2019, 20:17
Hallo zusammen,
Anfang des Jahres habe ich zum ersten mal einen Hobel gebaut. Als blutiger Anfänger im Hobelbau und fortgeschrittener Anfänger im Holzwerken, habe ich einen sanften Einstieg gewählt und mich für eine laminierte Bauweise entschieden. Die üblichen Hobel im Krenov-Stil sagen mir ästhetisch und haptisch aber nicht so zu. Daher habe ich ausprobiert, ob sich diese Bauweise auch für Hobel im englischen Stil des 18. Jahrhunderts eignet. Um das Ganze weiter zu vereinfachen, habe ich als erstes Projekt einen Jack-Plane gewählt, da hier etwas weniger Präzision (z.B. in Bezug auf das Hobelmaul) notwendig ist. Mit dem Ergebnis bin ich recht zufrieden. Ich habe viele kleine Fehler gemacht und daher ist die Ästhetik nur mittelmäßig geworden. Funktional ist der Hobel aber überraschend gut. Ich habe ihn in den letzten Monaten für alle groben Arbeiten verwendet und er gefällt mir in diesem Bereich besser als die Alternativen, die ich im Regal stehen habe. Insbesondere war ich überrascht, wie feinfühlig sich der Hobel, trotz der einfachen Bauweise mit einem 12mm Rundstab als Cross-Pin, einstellen lässt. Das funktioniert bei meinen gekauften Holzhobeln auch nicht besser.

Von diesem ersten Erfolg motiviert, habe ich vor ein paar Wochen ein zweites Hobel-Projekt begonnen. Passend zum Jack-Plane habe ich mich für einen Jointer bzw. Try-Plane im englischen Stil entschieden.
Am Anfang steht das Hobeleisen. Es bestimmt die Breite des Hobelkörpers. Ich wollte ein altes laminiertes Eisen aus Gussstahl und bin im Auktionshaus fündig geworden. Leider war der Übergangsbereich vom weichen Trägereisen zur harten Schneidlage in einem zweifelhaften Zustand. Auf dem zweiten Bild ist dies als ungleichmäßige schwarze Linie zu erkennen. Daher habe ich das Eisen zunächst bis auf Weiteres weggepackt.


Als Ersatz habe ich erst mal genommen, was noch so rumlag: ein 60mm Eisen von Veritas (2,8mm dick) in Kombination mit einem Juuma-Spanbrecher. Die Kombination gefällt mir nach den ersten Tests recht gut.

Den ersten Teil des Baus habe ich leider nicht dokumentiert, es existieren davon nur zwei Fotos. Zunächst habe ich ein Eiche Kantholz mit Handhobeln dimensionert und im zweiten Schritt gleich die Regeln des Handwerkzeugforums verletzt und die Seitenteile für die Laminierung mit der Bandsäge zugesägt. Anschließend die Seitenteile wieder mit Handhobeln dimensioniert und das Hobelbett (45°) und die Front (60°) gesägt. Das Hobelbett per Blockhobel optimiert um an dieser entscheidenden Stelle möglichst perfekte Planheit und Rechtwinkligkeit herzustellen. Das Ganze dann verleimt und dabei das Hobelmaul zunächst geschlossen gehalten.


Dann blieb der Hobel aus Zeitmangel ein paar Wochen in diesem Zustand liegen. Heute habe ich aber endlich den freien Vormittag genutzt, um das Projekt weitestgehend abzuschließen. Als Erstes habe ich den laminierten Hobelkörper nochmals auf Rechtwinkligkeit, Planheit und Verwindungen geprüft und wo notwendig korrigiert.


Dann den Griff ausgesägt und mit Raspel, Feile und 180er Schleifpapier geformt. Das ist nun der zweite Griff den ich auf diese Art herstelle und ich bin wieder überrascht, wie viel Spaß dieser Teil der Arbeit macht und wie gut die Anpassung auf die eigene Hand per Augenmaß und Greifgefühl funktioniert.


Anschließend habe ich den Schlitz für die Aufnahme des Griffzapfens gestemmt, mit dem Grundhobel auf die richtige Tiefe gebracht und den Griff eingepasst.




Nun den Hobelkörper verputzt und dabei das Hobelmaul geöffnet.

Jetzt zur groben Orientierung ein paar Hilfslinien für die Gestaltung der Zierfasen an den Kanten angebracht.

Die horizontalen Zierfasen gehobelt und die gestoppten vertikalen, mit dem Stecheisen ausgearbeitet. Die Rundungen an Front und Heck mit dem Blockhobel ausgearbeitet.

Und hier ist das vorläufige Ergebnis. Demnächst kommt noch die Oberflächenbehandlung (Leinöl) und das finale Tuning der Eisenbettung. Dann schaue ich mal wie sich der Neue im Vergleich zu seinen Kollegen so macht.


Beste Grüße,
Matthias