Schweifhobel mit Eisen im Eigenbau
Verfasst: Sa 9. Sep 2017, 14:15
Hallo,
ich bin ein großer Fan von Schweifhobeln und habe in der Vergangenheit auch schon welche aus Hock-Bausätzen selbst gebaut. Angestiftet von einer aktuellen Videoserie von Paul Sellers ist dieser Hobel hier samt Eisen entstanden:


Der Aha-Effekt war für mich, dass man tatsächlich mit etwas Grillkohle und Luft reinpusten (ich habe eine Heißluftpistole verwendet) problemlos so ein kleines Eisen härten kann. Für einen ersten Versuch habe ich eine alte Feile weichgeglüht, aber dann habe ich beim Versender für kleines Geld L2-Stahl bestellt, das ist weniger Gefummel und kostet nicht viel. Bei Experten für Messermacher kann man auch O1 bekommen. Abgeschreckt habe ich das Eisen in Erdnussöl und dann im Backofen angelassen.
Die "Hardware":

Die M4-Rändelmuttern aus Messing habe ich zufällig in einem Eisenwarenladen in Hamburg entdeckt. Im Baumarkt gab es nur hässliche aus Stahl. Die Madenschrauben dienen der Tiefeneinstellung, die Bohrungen dafür sind von den Rändelmuttern verdeckt. Die M4-Gewinde dafür habe ich direkt ins Holz geschnitten. Das Holz ist Honduras-Palisander, gefunden bei Cropp Timber in Hamburg (immer eine Reise wert :-). Die Oberfläche habe ich mit Schellack behandelt. Ich finde, das sieht mit dem Palisander super aus, aber vom Griffgefühl her würde ich beim nächsten Mal vielleicht doch lieber Öl nehmen.
Die Bausätze von Hock (und vermutlich auch Veritas, kenne ich aber selbst nicht) sind klasse, keine Frage. Für das Selbermachen des Eisens spricht für mich, dass man die Größe und Form frei wählen kann, dass man keine komischen zölligen Bohrer oder Fräser braucht, und dass nicht die beiden Gewindestangen (sind bei Hock mit Loctite festgeklebt) beim Schärfen im Weg sind. Auch ist beim Hock-Kit (zumindest bei dem kleinen) der Platz an den beiden "Flügeln" des Eisens arg knapp, so dass man kaum Platz für die Madenschrauben zur Einstellung hat.
Was ich auch charmant finde (auch wenn es angesichts der Arbeitszeit nicht so eine Rolle spielt...) ist, dass das Ganze keine 10 Euro gekostet hat. Das Eisen liegt anteilig bei etwa 75 Cent, das Holz vielleicht bei 3 Euro. Das teuerste waren fast die Rändelmuttern und die Madenschrauben, die haben zusammen um 4 Euro gekostet.
Insgesamt bin ich sehr zufrieden. Wie immer fallen mir noch 10 Macken auf, die ich beheben möchte (z. B. die Kratzer in den Rändelmuttern, die Ränder des Eisens). Ich würde das Teil vielleicht auch weniger hoch bauen. Beim nächsten Versuch wird's wieder ein bisschen besser :-).
Viele Grüße
Christoph