Ulmia Aufsatzzange
Verfasst: So 9. Jul 2017, 16:04
Hallo Zusammen,
heute möchte ich meinen neuesten Zugang vorstellen, vor allem auch deshalb, weil ich bisher nirgends im Internet dieses Teil finden konnte.
Ich habe vor einigen Wochen meiner Oma erzählt, dass ich an einer Hobelbank baue (ja, immernoch...). "Da habe ich vielleicht was für dich", hat sie gesagt, "so eine Art Schraubstock, der liegt im Gartenschuppen".
Gefunden habe ich dann eine Aufsatzzange von Ulmia, leider nicht im besten Zustand. Im Gegensatz zu den hier schon öfter gezeigten "Moxxon-Vise"-Aufsatzzangen hat sie eine Hinter- und keine Vorderzange. Meine Oma hat das Teil aus dem Haus ihres Großvaters gerettet, es hat also schon einige Jahre auf dem Buckel. Laut der Seite von Wolfgang Jordan wurde das angebrachte Ulmia-Logo zwischen 1927 und 1952 verwendet. Wann oder wie lange die Zange gebaut wurde, kann ich also momentan nur in diesem 25-Jahres-Rahmen abschätzen, ich muss nochmal nachhaken, ob ich an genauere Infos komme.
Ich habe mich der Aufsatzzange mal angenommen und sie wieder ein bisschen hergerichtet. Davor und danach habe ich einige Bilder gemacht, die euch gerne zeigen möchte:
Die ersten Bilder zeigen den Ursprungszustand.
So habe ich das Teil erhalten:

Leider wurde nicht zimperlich mit der Zange umgegangen, scheinbar wurde sie zuletzt als Werkstückauflage bei Lackierarbeiten verwendet. Die Oberfläche hat einige tiefe Kratzer und Macken...

An manchen Stellen gab es auch Risse...

...und an der Rückseite hatte sich eine Leiste gelöst und verzogen (vermutlich war die Lagerung im Schuppen nicht so sehr optimal).

Ich habe die Zange soweit es gut ging zerlegt, die Risse wieder verleimt und alle Oberflächen mit Hobel und Ziehklinge auf Vordermann gebracht. Die verzogene Leiste habe ich mit Schraubzwingen fixiert, wieder festgeleimt und mit drei Dübeln gesichert:

Die Holzspindel (Buchsbaum?) hat nach der Reinigung eine Behandlung mit Wachs bekommen und läuft wieder ordentlich. Die Metallführungen und die Bankhaken habe ich für ein paar Stunden in einem mit Essigessenz getränkten Tuch eingewickelt und anschließend mit Wurzelbürste und Messingdrahtbürste abgeschrubbt. Den fehlenden Zangenschlüssel habe ich noch nicht ersetzt, vielleicht mach ich das mal bei Gelegenheit... im Moment brauche ich ihn nicht, der Griff lässt sich auch so gut handhaben. Als Oberflächenbehandlung habe ich mich für Leinölfirnis entschieden.
Ich weiß noch nicht genau, wofür ich die Zange nach Fertigstellung meiner Hobelbank verwenden werde, aber zum Weggeben ist sie mir auf jeden Fall zu schade. Eine Verwendung als Aufsatzzange für die Hobelbank ist vermutlich nicht sehr sinnvoll, denn die soll ja mal eine eigene Hinterzange bekommen. Außerdem ist die Aufsatzzange nur ca 5cm hoch, man bringt also das Werkstück auch nicht viel näher zu den Augen. Als mobile Werkbank ist sie vielleicht sinnvoller zu nutzen. An den zwei unten angebrachten Flacheisen kann man sie mittels Schraubzwingen ans Ende eines beliebigen Tisches spannen und hat dann eine Hobelmöglichkeit, zumindest für Werkstücke bis etwa 70cm Länge.
Natürlich sieht man der Aufsatzzange auch jetzt noch an, dass sie schon manches erlebt hat, aber das ist mir auch recht so. Wenn ein so altes Werkzeug wieder wie neu aussähe, hätte es meiner Meinung nach deutlich weniger Charakter.
Beste Grüße,
Matthias
P.S.:
Zum Abschluss noch ein paar Vorher-Nachher-Bilder.
Nach dem Zerlegung / nach dem Wiederzusammenbau:

Das Ulmia-Logo. Leider bin ich beim Bearbeiten der Schürze einmal mit der Ziehklinge abgerutscht und habe einen Kratzer "auf dem Domplatz" hinterlassen...

Die Mini-Bankhaken. Wie erwähnt, etwa 5 Stunden im Essigtuch und dann mit warmem Wasser abgeschrubbt.

Die Zangenmechanik vor und nach der Reinigung:
