Neues Leben eines Schraubendrehers *MIT BILD*
Verfasst: Fr 19. Mai 2017, 22:08
Hallo allerseits
Es wurden hier im Forum schon einige Male Schraubendreher vorgestellt, welche in mir den Wunsch haben aufkeimen lassen, dass ich auch gerne solch einen hätte. Um welche es sich handelt wird man gleich auf den Bildern sehen können.
Ich habe bei jedem Flohmarktbesuch geschaut, ob nicht vielleicht irgendwo solch ein Stück angeboten wird, die Suche verlief jedoch erfolglos.
Dann, wärend eines Besuchs bei den Schwiegereltern, wollte ich etwas in der Wohnung richten und suchte deswegen in der vorhandenen Werkzeugkiste nach passendem Werkzeug. Was sah ich da auf einmal? Genau solch ein Schraubendreher lag dort drin, welchen ich gesuch habe, leider in einem erbärmlichen Zustand, schaut doch selbst:




.
Eines war gleich klar: der wird wieder aufgearbeitet! Hier möchte ich euch zeigen, was ich unternommen habe um daraus wieder ein schönes Stück zu machen. Ich habe zwar einen Schleifbock und eine elektrische Bohrmaschine bei der Wiederherstellung benutzt, doch war der Einsatz sehr begrenzt, sodass der Beitrag doch in dieses Forum passt.
Zuerst habe ich das krumme Ding begradigt, was gar nicht so einfach war. Danach wurde der Grat am hinteren Teil weggefeilt und glatt geschliffen.



.
Danach mussten die alten Griffschalen abgemacht werden, die Nieten (bzw. die Schraube) wurden aufgebohrt. Bei der Gelegenheit konnte ich sehen, welche Niete ursprünglich werwendet wurde.


.
Nach der Reinigung lag der Metallrohling vor mir und ich konnte mich daran machen die Griffschalen Herzustellen. Bei dem Holz fiel die Wahl auf ein Brett, welches ich aus Indien mitgebracht habe. Es war teil einer Einwegpalette und da es sehr hart und homogen war, habe ich mir was rausgesägt, was noch ins Gepäck passte. Ich habe keine Ahnung, welches Holz es ist, aber das Zeug ist ziemlich hart.

.
Ich habe lange überlegt, in welche Richtung ich die Jahresringe haben möchte? Schließlich entschied ich mich für die "verkehrte" Lösung. Aus einem kleinem Klötzchen wurden zwei Teile gesägt, etwas zurecht gehobelt, die Umrisse angezeichnet und die äußere Form grob zurecht gesägt und zum Schluß die Schrägen angehobelt.



.
Die folgende Vorgehensweise war wohl etwas unorthodox. In die angebrachten Löcher habe ich M4 Gewinde geschnitten um mit passenden Schrauben die Halbschalen zu befestigen. Später habe ich gemerkt, dass ich doch nicht beide Schalen auf einmal befestigen musste, da ich doch sowieso nur eine Hälfte bearbeiten konnte (die Seite, wo nicht die Schraubenköpfe waren).

.
Nun lag vor mir, was ich überhaupt nicht mag - Holz feilen und schleifen. Ich versuchte daher das meiste Material durch schneidende Bearbeitung abzutragen.

.
Die Griffschale wurde soweit bearbeitet bis nur noch ganz wenig Material zu entfernen blieb. Die eigentliche Form wurde dabei fast vollständig herausgearbeitet. Dabei kam ich mit der Feile fast schon auf die Schraube, da hatte ich mit der Länge Glück gehabt.

.
Nun wurden die Schrauben von der anderen Seite eingeschraubt und die andere Schale kam auch zu ihrer Form. Diesmal musste ich mit der Feile auch schon die Schrauben bearbeiten, was aber kein Problem darstellte.

.
Lange habe ich überlegt, welche Nieten oder gar Schrauben ich für die Befestigung der Griffschalen nehmen soll? Messingnieten wären wohl recht einfach in der Verarbeitung, aber der Materialmix passte mir nicht. Es hat hier im Forum jemand gezeigt, dass er die Schalen geklebt hat und zwei einfache Metallstifte für zusätzlichen Halt durchgesteckt hat. Es sah sehr gut aus, aber irgendwie hatte ich keine Lust auf Epoxy. Nieten mit normalem Senkkopf kamen nicht in Frage, da sie das das Holz wahrscheinlich spalten würden. Eventuell könnte ich Senkkopfnieten und Scheiben mit gesenkten Löchern verwenden, ich hatte jedoch befürchtet, dass ich damit die Schalen nicht genügend zusammenpressen könnte. Außerdem war mir die Gefahr zu groß, dass ich mir das Holz beim Vernieten zerdeppern würde. Somit kam ich auf eine wilde Idee.
Ich wollte M4 Schrauben mit zylindrischem kopf und Schlitz verwenden, und als Muttern normale Sechskantmuttern, welche ich rund geschliffen habe. Die Muttern bekamen noch einige Nuten mit der Feile verpasst, damit sie nicht im Holz rund drehen. Somit konnte ich die beiden Holzteile richtig zusammenziehen, nachdem die Löcher etwas aufgeweitet wurden und mit einem Holzbohrer leichte Vertiefungen angelegt wurden.




.
Nachdem die Muttern schon um einiges runtergefeilt wurden, habe ich die Schrauben mit einigen Körnerpunkten in den Muttern gesichert.

.
Danach wurde weiter gefeilt, zum Schluß mit Schleifpapier geschliffen und danach mit Danish Oil geölt. Wie man sieht, habe ich die eine Vertiefung für den Schraubenkopf etwas zu tief angesetzt und beim Feilen blieb noch der Schlitz leicht zu erkennen. Nichtsdestotrotz bin ich mit dem Ergebnis sehr zufrieden und die malträtierte Spitze kam auch noch zu einer vernünftigen Form. Da wollte ich nicht allzu viel Material weg nehmen und habe nur soweit geschliffen, bis die Funktion gesichert war.




.
Mir gefällt der Schraubendreher und wenn ich doch noch einen auf einem Flohmarkt sehen sollte, dann wird er mitgenommen und er bekommt eine ähnliche Behandlung.
Für die Vertiefungen für die Schraubenköpfe und Muttern würde ich mir allerdings einen dünneren Bohrer nehmen (6,5mm statt 7,0mm) und diesen als Stufenbohrer anschleifen, damit er Führung in den Löchern bekommt. Damit hätte ich nicht diesen kleinen Spalt zwischen den Köpfen und dem Holz.
Danke fürs Lesen.
Gruß,
Rafael