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In Antwort auf #144461]
Hallo Michael,
ich habe über die Quer- und Längsschnittzahnungen auch schon öfter nachgedacht. Als ich meine erste japanische Säge hatte, war ich der Ansicht das Tage Frid keinesfalls recht haben kann.
Irgendwann war ich dann unzufrieden, dass ich die japanischen Sägeblätter nicht schärfen konnte. Ich habe dann zwei sehr billige Sägen, die zum Schneiden von Speckstein benutzt worden waren als Testobjekte geschärft. Eine Säge mit Querschnitt- und eine mit Längsschnittzahnung.
(Einfache Fuchsschwänze ca. 6-7 TpI, Plastikgriff)
Obwohl die Sägen alles andere als perfekt geschärft waren und eigentlich kaum mehr als 3-5 gekostet haben dürften konnte ich hervorragend damit sägen.
Mir ist aber aufgefallen, dass die meisten Sägen für mich zu stark geschänkt sind.
Ich habe die Schränkung durch Einspannen in einen Schraubstock (mit untergelegtem Winkelblech auf den Backen) ziemlich stark reduziert. Um das Sägeblatt habe ich ein Stück Papier aus einem Schreibblock gelegt. Die erhalten gebliebene Schränkung entspricht dann ziemlich genau der Papierstärke (Ich weiss nicht mehr genau wo ich das herhabe, ich glaube es ist der Trick eines amerikanischen Sägenherstellers, es funktioniert auf jeden Fall sehr gut, man muss beim Schränken dann auch nicht mehr so genau arbeiten).
Die Schränkung soll wohl nach Lektüre einiger alter Schreinerbücher für eine Absetzsäge, Rückensäge etc. ca. 1/3 der Blattbreite betragen. Bei nassem Holz entsprechend mehr.
Meine Blätter waren um die 0,7 mm stark, die Schränkung so circa 0,2 mm (0,1 mm je Seite). Die beiden Sägen habe ich dann sehr häufig benutzt. Ich konnte kaum einen Unterschied zwischen Quer und Längsschnitt feststellen.
Einen deutlich größeren Unterschied machte der Winkel in dem die Säge angesetzt war.
Ich glaube deshalb, dass der Zahnwinkel der Säge eine fast größere Rolle spielt als die Querschnittbezahnung.
Bei den Gestellsägen ist mir auch aufgefallen, dass einige Blätter sehr "schwer beherrschbar" sind. Die 354 hat aber auch eine relativ große Zahnteilung. Ich hatte eine 352 in Gebrauch bei der ich (gehärtetete) Sägeblätter von Suki oder Obi verwendet habe und das hat recht gut funktioniert. Am schlimmsten war ein Küpper Universalsägeblatt, das aber auch eine starke Schränkung hatte. Die Japansägeblätter erscheinen mir generell "gutmütiger" zu sein.
Bei meinen "normalen" Sägen (Gestellsägen, Fuchsschwanz, Rückensäge, Feinsäge) waren die Sägeblätter im Auslieferungszustand meist zu stark geschränkt und ziemlich stumpf. Ich habe meist mit einer gleichen Anzahl Züge in ein Brett gesägt und die Schnittlänge vor und nach dem Schärfen und "Entschränken" verglichen. Die Länge des Sägeschnitts mit den bearbeiteten Sägen bei gleicher Zugzahl waren fast immer mindestens ein Drittel oft aber auch bis zu fünfmal länger. Ich habe aber auch nie die Nobelmarken verwendet, meist Standardqualität wie Bayer, Ulmia, ECE, aber auch Baumarktsägen wie Suki und Heckenrose.
Ich habe nur einmal eine Veritas Rückensäge in Metten ausprobiert. Die hat in etwa so gut gesägt wie eine eine Kataba. Die Kataba ( ich hatte eine Hattori, auch aus Metten, und noch ein paar Klappsägen aus Berlin) war bei meinen Experimenten nur in Paulownia überlegen. Bei allen anderen Hölzern war ich mit meinen einfachen Sägen mit Längsschnittzahnung meist schneller und das Schnittbild war meist noch akzeptabel.
In den meisten alten deutschen Schreinerbüchern die ich habe, werden eigentlich alle Sägen, bis auf die Schrotsäge und die Schittersäge, auf Längsschnitt gefeilt beschrieben, auch die Absetzsäge, die ja eine klassische Querschnittsäge ist. Der Winkel der Zahnbrust und die Werte für die Schränkung werden aber für die Sägen unterschiedlich angegeben, was ja auch zu meinen eigenen Erfahrungen passt. (Ich glaube Wolfgang Jordan hat auf seiner Homepage einige Angaben zu den Zahnwinkeln und Werten für die Schränkung aus alten Schreinerbüchern gesammelt)
Jetzt bin ich eigentlich der Meinung, dass Tage Frid wohl doch meist recht hat. Von allen Holzbearbeitungsbüchern die ich kenne finde ich seine am anregendsten. Er arbeitet einfach klassisch europäisch bzw. kontinentaleuropäisch. Nur, dass er manchmal Metallhobel verwendet stört mich ein wenig.
Nach sehr langer Vorrede jetzt aber noch eine Überlegung. Bei der Gehrungssäge werden ja prinzipiell nicht nur 90° Winkel geschnitten. Beim 45° Winkel liegt man ja dann, auch wenn man die oben geäusserten Ansichten nicht teilt, generell 50% falsch. Vielleicht ist das auch derr Grund warum es keine bzw. kaum Querschnittblätter für Gehrungsssägen gibt.
Viele Grüße
Paul