Spannsägeblatt schärfen *MIT BILD*

Hier werden Holzprojekte diskutiert, die vorwiegend mit Handwerkzeugen und nicht mit Maschinen realisiert werden. Hier ist auch ein Platz für traditionelle Oberflächenbehandlung von Holz. Ebenso geht es hier um klassische Handwerkzeuge zur Holzbearbeiteng, deren Bedeutung, Pflege und Gebrauch.
Michael Meyer
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Spannsägeblatt schärfen *MIT BILD*

Beitrag von Michael Meyer »


Jetzt habe ich angefangen, mein erstes Sägeblatt zu schärfen und werde vielleicht auch Schritt für Schritt um Hinweise bitten, weil ich das Blatt nicht zerstören möchte (es ist, weil nicht gehärtet, auch nicht ersetzbar, weil ungehärtete Sägeblätter für Spannsägen in dieser Länge - Lochabstand 630mm - m.W. nicht hergestellt werden).
Hier mein Schärfplatz:

Ich habe als erstes das Blatt mit der Flachfeile gefeilt, bis es oben gerade war und alle Zähne zumindest etwas gefeilt wurden. Ich vermute dass es schon oft geschärft wurde, weil es ziemlich konkav war. In der Mitte war es ca. 2-3mm tiefer als an den Enden. Nach dem Feilen ist es jetzt gerade, aber von den Zähnen ist nicht mehr allzu viel geblieben.

So, was kommt als nächstes? Ich würde mal vermuten, dass ich eine Linie für den neuen Zahngrund anreissen soll, dann Striche für jeden Zahn (-grund) markieren?

Danke für einen kurzen Hinweis und Grüße,
Michael

Pedder
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Pedder »


Hallo Michael,

nach dem Eindruck von den Bildern hast Du sehr großzügig gefügt.
Du wirst es beim Formen der Zähne merken.

Jeder Strich mit der Flachfeile bedeutet 1-2 Striche Pro Zahnlücke. Man soll dort also sehr zurückhaltend sein.

Ich würde mir an deiner Stelle jetzt erstmal die Bereiche kennzeichnen, die nicht schneiden. Dort kannst Du übern oder sie weglassen beim Feilen.

Eine untere Linie für den Zahngrund brauchst Du nicht. Du musst jetzt alle Zahnlücken so feilen, dass die Zähne identisch sind und am Ende auf einer Höhe landen.

Willst Du crosscut feilen oder trditionell ohne Fleam?

In ersterem Fall würde ich jetzt alle Zähne so feilen, dass die Köpfe annähernd quadratisch sind, in letzerem so, dass nur eine Linie sichtbar bleibt. Dann schränken.

Liebe Grüße
Pedder

Micha P
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Micha P »


Hallo Michael,

zunächst musst dur dir klarmachen, ob es ein LS- oder QS-Blatt werden soll, denn beide Varianten verlangen ein anderes Herangehen.
Ich denke auf Friedrichs Schärfanleitung zu verweisen, hieße Eulen nach Athen tragen.

Aber insgesamt mußt du nicht befürchten, daß du das Blatt ramponierst, wenn ein Zahn mal nicht die absolute Geometrie hat.

Meine Erfahrung ist die, daß das es mit jedem Mal besser wird.

Also Toi, toi , toi und frisch ans Werk.

LG Michael


Michael Meyer
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Michael Meyer »

[In Antwort auf #144443]
Hallo Pedder und Micha,

danke für die Hinweise, ich mache am Wochenende weiter. Das Sägeblatt gehört zu meiner Gehrungssäge, ist also für Querschnitte. Jetzt lese ich fleißig die Anleitung von Friedrich.

LG
Michael

Paul Reichert
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Paul Reichert »


Hallo Michael,

ich denke es wäre einfacher das Sägeblatt erstmal "normal" also im hier üblichen Sprachgebrauch als "rip-saw" zu schärfen. Ich habe noch nie eine Gehrungssäge mit Querschnittzahnung gesehen. Ich habe im Laufe meines Lebens 11 Gehrungssägen gekauft, davon 6 von Ulmia und keine hatte ein Querschnittblatt, auch keines der Ersatzblätter die dabei waren oder die ich gekauft habe. Du kannst es mit der Längsschnittbezahnung ja mal ausprobieren und wenn Du nicht zufrieden bist einfach umfeilen.

Viele Grüße

Paul



Michael Meyer
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Paul,

gut dass Du das ansprichst, weil es mir auch schon eine Weile im Kopf herumgeistert. Das habe ich auch an den Sägeblättern für Gehrungssägen gesehen; die neuen von Ulmia, die ich habe, sind ja so (sie sind aber auch gehärtet, ich kann diese neuen also nicht umfeilen). Verstehen tue ich das aber nicht, weil eine Gehrungssäge ja nur für Querschnitte ist. Wo ist da die Logik?

Ich habe ein Buch von Tage Frid, in dem er erklärt, dass er als Handsäge am liebsten eine Gestellsäge benutzt (er ist damit aufgewachsen). Der Vorteil ist ja klar, ein dünnes Blatt, das nicht knickt. Er schreibt auch - und das ist hier relevant - dass er die Sägeblätter mit Querschnittsverzahnung auf Längsschnitt umfeilt, und diese sowohl für Längs- als auch Querschnitte nimmt, und dass die Längsschnittverzahnung für Querschnitte viel besser wäre. Also seiner Meinung nach nur Längsschnittzahnung.

Moderne japanische Handsägen wiederum haben alle - auch wenn sie für Längsschnitte ausgewiesen sind - "Fleam", und sind damit also eher alle mit Querschnittsverzahnung versehen. Ich stelle eher nur fest, dass der Hauptunterschied in den Japansägen für Längsschnitte eine größere Zahnweite ist. Funktionieren tun sie sehr gut (auch bei Längsschnitten, wenn nur die Zahnweite nicht zu klein ist).

Die westliche Theorie zu den Gründen für die Längs- und die Querverzahnung kenne ich, aber die scheint nicht ganz richtig zu sein, wenn ich Tage Frids Ansichten (bzw. Erfahrungen) und die japanische Umsetzung bedenke.

Nun auch zur Praxis: ich habe ein neues Ulmia-Blatt in meiner Ulmia 354, mit 10 TPI. Es sägt eigentlich sehr rau, hakt ziemlich und ist so gesehen recht unbefriedigend. Ich habe die Schränkung an einem zweiten neuen Blatt mit einem Schleifstein reduziert, und es hakt etwas weniger (aber neigt dann ein bißchen zum Klemmen). In meiner Ulmia 353 habe ich ein Japan-Sägeblatt, das ein viel besseres Schnittbild liefert, und das auch kaum hakt. Leider gibt es für die 354 kein Japan-Blatt.

Mein Fazit: mir scheint eine Querschnittsverzahnung für eine Gehrungssäge viel sinnvoller zu sein.

LG
Michael

Paul Reichert
Beiträge: 49
Registriert: Do 19. Jan 2017, 22:48

Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Paul Reichert »

[In Antwort auf #144461]
Hallo Michael,

ich habe über die Quer- und Längsschnittzahnungen auch schon öfter nachgedacht. Als ich meine erste japanische Säge hatte, war ich der Ansicht das Tage Frid keinesfalls recht haben kann.

Irgendwann war ich dann unzufrieden, dass ich die japanischen Sägeblätter nicht schärfen konnte. Ich habe dann zwei sehr billige Sägen, die zum Schneiden von Speckstein benutzt worden waren als Testobjekte geschärft. Eine Säge mit Querschnitt- und eine mit Längsschnittzahnung.
(Einfache Fuchsschwänze ca. 6-7 TpI, Plastikgriff)
Obwohl die Sägen alles andere als perfekt geschärft waren und eigentlich kaum mehr als 3-5€ gekostet haben dürften konnte ich hervorragend damit sägen.

Mir ist aber aufgefallen, dass die meisten Sägen für mich zu stark geschänkt sind.
Ich habe die Schränkung durch Einspannen in einen Schraubstock (mit untergelegtem Winkelblech auf den Backen) ziemlich stark reduziert. Um das Sägeblatt habe ich ein Stück Papier aus einem Schreibblock gelegt. Die erhalten gebliebene Schränkung entspricht dann ziemlich genau der Papierstärke (Ich weiss nicht mehr genau wo ich das herhabe, ich glaube es ist der Trick eines amerikanischen Sägenherstellers, es funktioniert auf jeden Fall sehr gut, man muss beim Schränken dann auch nicht mehr so genau arbeiten).
Die Schränkung soll wohl nach Lektüre einiger alter Schreinerbücher für eine Absetzsäge, Rückensäge etc. ca. 1/3 der Blattbreite betragen. Bei nassem Holz entsprechend mehr.
Meine Blätter waren um die 0,7 mm stark, die Schränkung so circa 0,2 mm (0,1 mm je Seite). Die beiden Sägen habe ich dann sehr häufig benutzt. Ich konnte kaum einen Unterschied zwischen Quer und Längsschnitt feststellen.
Einen deutlich größeren Unterschied machte der Winkel in dem die Säge angesetzt war.

Ich glaube deshalb, dass der Zahnwinkel der Säge eine fast größere Rolle spielt als die Querschnittbezahnung.

Bei den Gestellsägen ist mir auch aufgefallen, dass einige Blätter sehr "schwer beherrschbar" sind. Die 354 hat aber auch eine relativ große Zahnteilung. Ich hatte eine 352 in Gebrauch bei der ich (gehärtetete) Sägeblätter von Suki oder Obi verwendet habe und das hat recht gut funktioniert. Am schlimmsten war ein Küpper Universalsägeblatt, das aber auch eine starke Schränkung hatte. Die Japansägeblätter erscheinen mir generell "gutmütiger" zu sein.

Bei meinen "normalen" Sägen (Gestellsägen, Fuchsschwanz, Rückensäge, Feinsäge) waren die Sägeblätter im Auslieferungszustand meist zu stark geschränkt und ziemlich stumpf. Ich habe meist mit einer gleichen Anzahl Züge in ein Brett gesägt und die Schnittlänge vor und nach dem Schärfen und "Entschränken" verglichen. Die Länge des Sägeschnitts mit den bearbeiteten Sägen bei gleicher Zugzahl waren fast immer mindestens ein Drittel oft aber auch bis zu fünfmal länger. Ich habe aber auch nie die Nobelmarken verwendet, meist Standardqualität wie Bayer, Ulmia, ECE, aber auch Baumarktsägen wie Suki und Heckenrose.

Ich habe nur einmal eine Veritas Rückensäge in Metten ausprobiert. Die hat in etwa so gut gesägt wie eine eine Kataba. Die Kataba ( ich hatte eine Hattori, auch aus Metten, und noch ein paar Klappsägen aus Berlin) war bei meinen Experimenten nur in Paulownia überlegen. Bei allen anderen Hölzern war ich mit meinen einfachen Sägen mit Längsschnittzahnung meist schneller und das Schnittbild war meist noch akzeptabel.

In den meisten alten deutschen Schreinerbüchern die ich habe, werden eigentlich alle Sägen, bis auf die Schrotsäge und die Schittersäge, auf Längsschnitt gefeilt beschrieben, auch die Absetzsäge, die ja eine klassische Querschnittsäge ist. Der Winkel der Zahnbrust und die Werte für die Schränkung werden aber für die Sägen unterschiedlich angegeben, was ja auch zu meinen eigenen Erfahrungen passt. (Ich glaube Wolfgang Jordan hat auf seiner Homepage einige Angaben zu den Zahnwinkeln und Werten für die Schränkung aus alten Schreinerbüchern gesammelt)

Jetzt bin ich eigentlich der Meinung, dass Tage Frid wohl doch meist recht hat. Von allen Holzbearbeitungsbüchern die ich kenne finde ich seine am anregendsten. Er arbeitet einfach klassisch europäisch bzw. kontinentaleuropäisch. Nur, dass er manchmal Metallhobel verwendet stört mich ein wenig.

Nach sehr langer Vorrede jetzt aber noch eine Überlegung. Bei der Gehrungssäge werden ja prinzipiell nicht nur 90° Winkel geschnitten. Beim 45° Winkel liegt man ja dann, auch wenn man die oben geäusserten Ansichten nicht teilt, generell 50% falsch. Vielleicht ist das auch derr Grund warum es keine bzw. kaum Querschnittblätter für Gehrungsssägen gibt.

Viele Grüße

Paul

Horst Entenmann
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Horst Entenmann »


Hallo Michael,

Du darfst dabei nicht vergessen, daß nicht jeder nur ausschließlich Holz sägt auf der Gehrungssäge.
Wenn man Metalle oder Kunststoffe sägt, dann gibt es so etwas wie Längs- oder Querschnitt nicht.
Das gibt es nur bei faserigen Werkstoffen wie eben Holz.
Daher wird man sich wohl auf den kleinsten gemeinsamen Nenner geeinigt haben.

Gruß Horst



Pedder
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Pedder »

[In Antwort auf #144453]
Hallo Paul,

Sägen ohne Fleam (Schrägung) zu feilen, entspricht der Kontinantaleuropäishcen Tradiition.
Längsschnittbzehanungen unterschieden sich vo Absetzbezahnungen nur in der Zahnweite und im Rake
(auf Stoß, Schwach auf Stoß, stark auf Stoß) und vor allem in der Zahnweite. Der trifft die Bezeichnung
Längsschnittbezahnung die Ulmiabezahnung eigentlich nicht. Gemeint ist die schon als Absetzbezahnung.

Auch diese Bezahnungen sägen sehr genau im Absetzschnitt. Nur ist der Schnitt nicht so sauber und so
weich für den Säger.Dafür sollte in der Tehorie die Zahnspitze unempfindlicher sein.

Liebe Grüße
Pedder

Michael Meyer
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Re: Spannsägeblatt schärfen

Beitrag von Michael Meyer »


Hallo Paul,

besten Dank für Deine sehr ausführlichen Hinweise, sie helfen mir wirklich weiter, die Zusammenhänge zu verstehen - das ist es, was ich gerade versuche. Ich würde gern für die 354 andere Sägeblätter kaufen, aber für Holz gibt es nur das eine mit 10 TPI, was ja doch ziemlich grob ist, zumindest die Schnittfläche, und was am meisten stört, es hakt ungemein. Ich habe noch ein altes (ungehärtetes) Blatt für die 354 und will es dann mal so schärfen, dass ich eine saubere Schnittfläche bekomme und das es nicht hakt. Damit ich es nicht versaue, versuche ich an anderen Objekten etwas Erfahrung zu sammeln :-)

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der Zahnwinkel eine entscheidende Rolle spielt, gerade beim Verhaken. Mit den Hinweisen von Dir, Pedder und Horst bin ich jedenfalls ein Stückchen weiter, besten Dank dafür an alle.

LG
Michael

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