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Schabhobel konkav

Verfasst: So 26. Jun 2016, 17:01
von Horst Entenmann

Hallo zusammen,

Ich würde gerne mal wissen wie denn so die Erfahrungen mit konkaven Schabhobeln sind.
Ich habe bisher nur gerade oder konvexe Schabhobel oder vergleichbare Werkzeuge im Einsatz, also welche mit denen man ebene Flächen bearbeiten kann oder Flächen aushöhlen.
Nachdem ich öfter mal Besen- und Hammerstiele und ähnliche Sachen bearbeite, tauchte der Wunsch auf mir einen konkaven Schabhobel anzuschaffen um solche gerundeten Oberflächen etwas glatter hin zu bekommen ohne noch schleifen zu müssen.
Ich besitze den Veritas-Flachwinkel-Schabhobel und bin auch recht zufrieden damit, die Oberfläche wird damit aber nicht so glatt wie ich die gerne hätte.

Der konkave Schabhobel von Veritas macht zunächst mal keinen schlechten Eindruck, daneben gibt es aber auch noch die "Chair devils" und den "Stuhlmacher-Ziehklingenschaber".
Ich denke daß der konkave Schabhobel mehr und schneller abträgt, das wäre mir aber nicht so wichtig, die Frage ist eher ob der bei kleineren Durchmessern wirklich eine bessere Oberfläche macht als ein gerader.
Bei den Stuhlteufeln gefällt mir daß es da auch kleinere Radien gibt aber ob man das braucht, da fehlt mir jede Erfahrung.
Die Stuhlmacher sind eine günstige Alternative, da man nur das Eisen wechselt, zur Not könnte man auch ein Eisen zurecht schleifen.

Was wäre denn eure Empfehlung?

Gruß Horst


Re: Schabhobel konkav

Verfasst: So 26. Jun 2016, 21:37
von Paul Reichert

Hallo Horst,

ich hatte einen konkaven Schabhobel leider noch nie in der Hand. Ich habe immer als letzten Schritt nach dem Schabhobel (Kunz Nr. 51 oder 64 und noch 63 bei Griffen mit konkavem Querschnitt) eine sehr dünne Ziehklingen (ungefähr 0,35mm) verwendet. Durch Biegen haben die sich sehr gut an die Rundung angepasst. Besonders bei konisch geformten Werkstücken und konkaven Stielen fand ich das sehr praktisch. Je nach Faserrichtung musste ich aber manchmal noch nachschleifen. Ich hatte mir mal überlegt ob ich eine Ziehklinge konkav bearbeiten soll bin aber nie wirklich dazu gekommen. Ich denke, dass mann dann auch mehrere Radien bräuchte und die Methode mit der einfachen Ziehklinge universeller einsetzbar ist. Ich hatte eher kleine Werkzeuggriffe zu bearbeiten, da wäre ein normaler Schabhobel auch zu groß gewesen. Mit der Ziehklingenmethode habe ich etliche Werkzeugstiele hergestellt und es ging eigentlich recht schnell.

Viele Grüße

Paul


Re: Schabhobel konkav

Verfasst: So 26. Jun 2016, 22:40
von MaxS

Hallo Horst,

vielleicht würde meine Empfehlung anders ausfallen, wenn ich einen der von die angesprochenen Veritas-Hobel hätte; leider (?) habe ich nur einige sehr alte Schabhobel, die schon in einer Wagnerei ihren Dienst getan haben. Die Einstellung der Messer ist eher fummelig.

Im Lauf der Jahre und der Herstellung vieler Hammer-, Axt- und weiterer Gerätestiele haben die Schabhobel aber insgesamt bei mir nur eine Randstellung 'erworben'. Konkave Schabhobel sind überhaupt nicht dabei, weil ich mit denen nicht klarkomme und das Gefühl habe, dass deren runde Schneide gerade bei den meiner Meinung und Erfahrung nach idealerweise ganz und gar nicht kreisrunden Querschnitten an allen Axt-, Hammer-, Hauenstielen, usw. bei der Bearbeitung nur stört. Auch wenn ich die grobe Kontur mit der Bandsäge ausschneide und dann z.T. eine Fase an den Rohling anfräse (zum groben Materialabtrag), bleibt die restliche Arbeit doch reine Handarbeit.
Unersetzliche Werkzeuge dabei (für mich) sind Zugmesser zum Formen und Ziehklingen zum versäubern und feinen Anpassen der Stiele an die Hände. Ein ganz normaler Doppelhobel vereinfacht das feinere Formen und Putzen des Materials an eher geraden Abschnitten; bei Konturen erfüllt diesen Zweck bei mir der Schabhobel.mit gerader Schneide und Sohle. Eine kräftig geführte Ziehklinge mit deutlichem Grat ist da aber nicht langsamer. Gute Dienste leisten bei mir besonders an Kuhfüßen auch ein Speerhobel sowie Raspel und Feile. Ich verarbeite für diesen Zweck inzwischen fast ausschließlich gespaltene, astreine Esche - aber das wird bei dir vermutlich ähnlich sein.

Was ich dir also konkret empfehlen würde: Überleg dir nochmal, ob dir so ein Werkzeug (für diesen Zweck, also zum relativ freien Formen) wirklich etwas bringt. Kleine "Mängel" in der Rundheit bzw. Gleichmäßigkeit des Querschnitts, die sich durch die Verwendung gerader Schneiden automatisch ergeben, wurden bisher immer von den Verwendern, mich eingeschlossen, als eher angenehm beurteilt.

Viele Grüße
Max



Re: Schabhobel konkav

Verfasst: Mo 27. Jun 2016, 17:03
von Konrad Holzkopp

Guuden,

Als Azubi durfte ich meterweise Handläufe mittels gebogenen Ziehklingen und Schwanenhalsklingen putzen.
Geht ganz gut, nur ist das Schärfen der geformten Klingen eine nicht ganz banale Angelegenheit.
http://www.kirschen.de/de/Spezial_Ziehklingen_p21.html

g.H.! J.


Re: Schabhobel konkav

Verfasst: Mi 29. Jun 2016, 13:27
von Pedder
[In Antwort auf #144390]
Hallo Horst,

ich habe keinen konkaven Schweifhobel* auch keinen konkaven Ziehklingenhobel á la Chair Devil.
Aber in dem Überraschungspaket von Heribert lag auch ein Profilhobel für konvexe Rundungen mit
entsprechend konkavem Eisen. Da ich am Wochenende noch seo eine Superspezialaufgabe bekam,
schnell für das Schultheaterstück meines Sohns eine Bank reparieren, habe ich mir den schnell
geschärft und damit die zu ersetzenden Leisten abgerundet.

Immer, wenn die Faser wechselt gab es furchtbare Ausrisse. Bei einem runden Stuhlbein wird das i
mmer irgendwo passieren, oder?

Liebe Grüße
Pedder

*Ich finde die Bezeichnung Schabhobel irreführend, obwohl wenigestens ein Hersteller sie auch verwendet.
Die Hobel schaben nicht, sondern schneiden ganz normal. Das wäre noch nicht schlimm, aber da es auch
ähnlich geformte Hobel gibt, die schaben, kommt es leicht zu Unklarheiten. Deshalb finde ich es besser,
hier den Begriff Schweifhobel zu verwenden.



Re: Schweifhobel konkav

Verfasst: Mi 29. Jun 2016, 18:03
von Horst Entenmann

Hallo Pedder,

Wenn man einen Holzstiel oder ein Stuhlbein in die Richtung bearbeitet in der es sich verjüngt, sollte es eigentlich gehen.
Es kommt dazu daß man einen Schweifhobel meist recht problemlos genau so gut ziehen wie drücken kann. Dann muß man nicht gegen die Faser arbeiten. Aber das sagt sich natürlich jetzt auch recht einfach, ich kenne das Problem von meinen Schiffshobeln ganz so einfach ist es dann doch nicht.

Was Schweif- kontra Schab- angeht , so stimme ich dir da schon zu. Ich kann aber auch mit Bezeichnungen leben die nicht unbedingt logisch sind, solange sie verstanden werden (Schraubenzieher contra Schraubendreher).

Meine Bedenken gehen vor allem dahin, daß ein konkaver Schweifhobel mit einem deutlich größeren Radius als das Werkstück, wahrscheinlich keinen spürbaren Vorteil gegenüber einem geraden Schweifhobel hat. Oder vielleicht doch?
Wäre schön gewesen wenn dazu jemand etwas hätte sagen können. Kann aber auch noch kommen.
Ich will mir natürlich nicht unzählige Schweifhobel mit verschiedenen Radien anschaffen, nur um für jeden Radius den passenden da zu haben und dann auch noch feststellen daß die Oberflächenqualität sich kaum verbessert hat..........

Das Schärfen hat auch schon jemand angesprochen und das ist auch noch ein Punkt der mir ein bißchen Sorgen macht. Der tollste Hobel ist nicht mehr toll wenn man sich beim Schärfen die Finger abbricht.

Es verblüfft mich etwas daß die Beteiligung hier doch eher sparsam ist, ich hatte eigentlich mit etwas mehr Resonanz zu so einem traditionellen Handwerkzeug gerechnet. Vielleicht bin ich ja im falschen Forum?

Gruß Horst




Re: Schweifhobel konkav

Verfasst: Mi 29. Jun 2016, 18:56
von Pedder

Hallo Horst,

bei der Hobelrichtung bin ich mir nicht sicher. Mag theoretisch richtig sein. Ob man das praktisch immer so hinbekommt?

Das Schärfen fand ich überraschend einfach: Grob mit einer feinen Diamantfeile aus einem günstigen 8er Set von Dieter
und weiter mit einem passenden Besenstiel, mit Schleifpapier und später mit Leder umwicket. Dabei habe ich das Eisen
im Schraubstock eingespannt. Schärft sich leichter als eine Säge.
(Im Gegensatz zur Säge sollte man hier aber auf dem Rückweg das Holz anheben.)

Wenn Du auf deutsch kommunizieren willst, ist das hier das richtige Forum. Manchmal ist Geduld nötig.
Aber auch auf den englischpsprachigen Foren, die ich verfolge, sind diese Hobel nicht häufig Thema.
Wahrscheinlich wird das meiste Runde doch gedrechselt.

Ich würde mir Ziehlingen zurechtschneiden. Weil die Radien nie 100% passen werden.

Liebe Grüße
Pedder


Re: Schweifhobel konkav

Verfasst: Sa 2. Jul 2016, 13:50
von Tobias Kreitel

Hallo Horst,

ich hatte mal so einen konkaven Schweifhobel von Kunz. Mir war von der Verarbeitungsqualität her klar worauf ich mich einlasse. Bis ich das schlecht geputze Rohgussteil mittels Feilen benutzbar gemacht hatte, das Eisen abgerichtet und die konkave Schneide scharf war, verging einige Zeit.

Ich habe schon einige Axtstiele, lange Stiele für Gartenwerkzeuge und Spindeln für Windsor-Stühle gemacht. Zuvor hatte ich hauptsächlich das Ziehmesser und alte englische Schweifhobel aus Holz mit flachem Schnittwinkel verwendet. Nach und nach kamen einige Metallschweifhobel (Nr. 63, 64, 151) hinzu und nachdem ich den Dreh beim Herrichten raushatte gefielen mir diese Werkzeuge immer besser. Also kaufte ich den konkaven Kunz mit der gleichen Absicht wie du.

Um es kurz zu machen: ich habe ihn schnell wieder abgeben. Warum? Nicht weil er nicht funktioniert, sondern weil ich keinen Vorteil aus diesem Hobel ziehen konnte. Das liegt aber an meiner Vorgehensweise beim Fertigen eines Stiels oder eines Stuhlteils; Ich spalte die Rohlinge entlang des Faserverlaufs aus dem Stammstück, richte unter genauer Beachtung des Faserverlaufs eine Fläche und dann ein rechtwinklinge Kante ab und forme dann die Kontur. das Werkstück bleibt so lange es geht im Querschnitt rechteckig oder quadratisch, dann breche ich die Kanten zum Achteck und bin oftmals fertig oder ich verrunde die verbleibenden Facetten zum Kreis oder Oval. Das gelingt mir mit einem einfachen Schweifhobel (d. h. mit gerader Klinge) genauso gut und schnell wie mit dem Kunz. Ich verwende unterschiedlich große und verschieden fein eingestellte Schweifhobel um eine gute Oberfläche zu erzeugen. Auch schäue ich mich nicht für das letzte Finish (z. B. um die Kanten eines achteckigen Hammerstieles zu brechen) Schleifpapier zu verwenden.

Ich würde - falls du mit der so erzielten Oberfläche noch nicht zufrieden bist - auf einen Ziehklingenschabhobel oder noch einfacher auf eine handgeführte Ziehklinge zurückgreifen. Vorteil der einfachen Ziehklinge: man kann die benötigten Radien leicht selbst anfeilen ohne jeweils einen Hobelkörper für jeden Radius zu benötigen.

Mein Senf dazu.

Schöne Grüße,

Tobias


Re: Schweifhobel konkav

Verfasst: So 3. Jul 2016, 13:47
von Horst Entenmann

Hallo Tobias,

Danke, das hilft mir jetzt weiter.
Ich hatte das schon befürchtet daß sich gegenüber einem fein eingestellten flachen Schweifhobel gar kein so großer Vorteil ergibt,
was auch irgendwie logisch ist, denn wenn der Radius nicht passt sind die Verhältnisse ja kaum anders.
Mit Ziehklingen sind meine Erfahrungen nicht so toll, aber zugegebenermaßen auch nicht sehr umfangreich, ich werde es wohl erstmal damit versuchen.