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Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Mo 15. Feb 2016, 15:39
von Jörg Ed. Hartge

Liebe Kenner historischer Holzarbeiten, nach einem Besuch in Weimar und Besichtigung des Schlosses und anderer sehenswerter alter Gebäude kam mir bei Betrachtung der irre tollen Parkettböden wieder die Frage: Wie hat man im 18. und 19. Jahrhundert eigentlich das Parkett verlegt, resp. verklebt? Bisher habe ich nirgendwo eine Beschreibung gefunden, es wäre schön, wenn jemand dazu was fachkundiges beitragen kann.
Grüße, Jörg



Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Mo 15. Feb 2016, 20:56
von Jörg Hampl

Hallo Jörg,
soweit ich weiß wurde das Parkett früher auf Lagerhölzer schräg in die Nut aufgenagelt. Ich kann noch einen alten Tischler aus dem Heimatdorf meiner Großmutter der ist schon als Jugendlicher noch mit Holzpantoffeln durch den Wald zum Graf nach Sondershausen gelaufen und die haben dort Parkett, in seinen Worten "rinn je kloppt".
Die Lagerhölzer liegen je nach Muster und Verlegeart 20cm - 50 cm auseinander und hatten auf der Bodenseite oftmals eine Unterlage aus Filz. In die bodenseitige Wange der Nut wurden dann die Brettchen genagelt. Intarsien sind dann oftmals aus einer Art dickem Sägefurnier eingelegt wurden. In Trunhallen die mit Parkett belegt werden kann man das heute noch so finden, da wird aber mit Druckluft genagelt ;-). Es gibt insgesamt einen sehr hochwertigen Boden, der im Prinzip auch schwimmend verlegt ist und somit optimal arbeiten kann. Der Boden federt bei jedem Tritt eine paar Millimeter was ein sehr angenehmes Laufgefühl gibt, wenn man in den alten Schlössern gegen das Licht schaut kann man das direkt sehen.
Sicher gab es da auch unzählige Varianten - so habe ich es aber berichtet bekommen.

Bei unserem Hausbau hatte ich ernsthaft nachgedacht unsere Dielen im Wohnzimmer auch so zu verlegen - das Laufgefühl ist wirklich hervorragend. Das Problem ist nur das sich solche Bodenaufbauten schlecht mit FuBo-Heizungen vertragen ich habe dann auch verklebt.

Beste Grüße
Jörg aus Erfurt


Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Di 16. Feb 2016, 06:31
von Andreas Winkler

Hallo Jörg,

wie Dein Namensvetter schon geschrieben hat, wurde Parkett "früher" je nach Dicke des Parkettes und Fußbodenaufbau entweder auf einen sog. Blindboden oder aber auf Lagerhölzer genagelt. Schräg durch die Nutwange, damit man die Befestigung im fertigen Zustand nicht gesehen hat.
Verleimt hat man m.W. sog. Tafelparkett, das waren vom Aufbau her im Prinzip Dreischichtplatten, die dann aber ebenfalls mit dem Untergrund vernagelt wurden. Zu Tafelparkett hat man sehr teure Hölzer oder optisch besondere Bilder (aus Holz natürlich - Intarsien) verarbeitet.
Über eine Verklebung von "altem" Parkett ist mir nichts bekannt. Vielleicht weiß ein Fachmann mehr?

Gruß, Andreas


Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Di 16. Feb 2016, 12:23
von Konrad Holzkopp

Guuden,

gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam das Verkleben in heißen Asphalt,
Bitumen und Steinkohleteer auf. Mit dabei wunderbare chemische Begleitstoffe.

Gut Holz! J.


Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Di 16. Feb 2016, 12:33
von Rolf Richard

gegen Ende des 19. Jahrhunderts kam das Verkleben in heißen Asphalt,
Bitumen und Steinkohleteer auf. Mit dabei wunderbare chemische Begleitstoffe.


Justus,

danke für die Anmerkung! Verkleben mit Asphalt wollte ich auch schon schreiben, hab mich dann irgendwie nicht so ganz getraut!

In den 1950/60er Jahren arbeitete mein Vater auf dem Bau als Polier und zu der Zeit gabs noch genug Kriegsruinen wegzuräumen. So auch das alte Schumann Variete in Frankfurt. Von dort bekamen wir einen ganzen LKW voll rausgerissenem Parkett, das bei uns im Ofen landete. Einseitig waren da oft schwarze Reste dran. Die einzelnen Stücke waren für den Ofen zu lang, mussten mittig durchgehackt werden. Eine Schweinearbeit, das Holz war unglaublich hart bzw. zäh.

Über den Umweltaspekt mag man heutzutage gar nicht nachdenken!

Gruss
Rolf



Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Mi 17. Feb 2016, 08:54
von Jörg Ed. Hartge
[In Antwort auf #143576]
Danke für die hilfreichen Antworten. Also war meine Ausgangsfrage eigentlich falsch, weil nicht geklebt, sondern genagelt wurde. Das bedeutet dann allerdings auch, dass die Riehmchen, oder beim Tafelparkett die Tafeln, mit Nut und Feder versehen waren. Denn man kann ja jedes Teil immer nur an der noch freien Seite Nägeln. Die gegenüberliegende Seite muss sich selbst am vorhergehenden bereits festgenagelten Teil selbst festhalten. Richtig?
Grüße, Jörg


Re: Wie klebt historisches Parkett?

Verfasst: Mi 17. Feb 2016, 10:50
von Konrad Holzkopp

Guuden Jörg Ed,

Richtig, wie bei fast allen unsichtbaren Befestigungen fortlaufender Vertäfelungen, außer bei Verklebungen.

Gut Holz! J.